Haematococcus und Rädertiere

Begonnen von plaenerdd, November 23, 2014, 21:40:29 NACHMITTAGS

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plaenerdd

Hallo liebe Tümpelwassergucker,
es ist das perfekte Biotop und doch war es bei meinem Sonntagsspaziergang eine große Überraschung in einer Pfütze auf einem Betonblock unterhalb eines Wehres mitten in meinem "Hausfluss" Vereinigte Weißeritz in Dresden die typische rote Farbe der Blutregenalge zu finden, die ich bisher nur aus einer zugeschickten Probe kannte, aber noch nie selber in freier Wildbahn gefunden hatte.

Der Fluss führt z.Z. nur sehr wenig Wasser, aber der Betonklotz wird auch nur bei Hochwasser überflutet, liegt prächtig den ganzen Tag in der Sonne und wird gelegentlich mal nass geregnet. Also wirklich ideal für Haematococcus


Zu Hause eine Probe unter die Linse: Bingo!
.

Was aber auch auf den ersten Blick auffiel waren zahlreiche Rädertiere, die sich offenbar an diesen Algen gütlich tun, denn ihr Mageninhalt war genauso rot:


Hier noch ein Einzeltier mit Ei:


Ich war sehr überrascht, dass die Algen und Rädertiere noch derart aktiv waren, da es ja schon mehrere Nächte nahe 0 Grad war.

Beste Grüße
Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph

Heiko

Hallo Gerd,

ich ,,kultiviere" die Biester quasi ganzjährig, seit unsere Agrargenossenschaft Brauerei-Trester in riesigen Folie-Schläuchen lagert und deren Inhalt dann sukzessive verfüttert.
Die Folie – außen weiß, innen schwarz – landet nach Gebrauch im Abfall-Container und erfährt (mit Duldung der Genossenschaft) eine Nachnutzung durch ,,wenig wohlbetuchte" Anwohner, die beispielsweise ihr Brennholz damit abdecken.
Dellen, in denen sich Regenwasser sammelt, eignen sich offenbar als Lebensraum.

Viele Grüße,
Heiko

limno

Hallo Gerd und Heiko!
Ja, Haematococcus und bdelloide Rotatorien in einer mit Regenwasser gefüllten Kuhle, das konnte ich dieses Jahr recht häufig beobachten. Der Magen der Tiere ist dann leuchtend blutrot gefärbt. Leider sind sie unter dem Mikroskop nicht so leicht zu betrachten oder zu fotografieren, da sie nicht lange  stillhalten. Aber ich hoffe, dass mir das mit einem Objektträgeraquarium dann besser gelingen wird, und ich die Tiere dann lebendig bestimmen kann.
@Gerd:Mir scheint als ob, die Art auf Deinen Fotos dieselbe wäre, die auch ich häufig beobachten kann. Philodina spec?
Gut Licht wünscht
Heinrich
So blickt man klar, wie selten nur,
Ins innre Walten der Natur.

Klaus Henkel

Zitat von: plaenerdd in November 23, 2014, 21:40:29 NACHMITTAGS

es ist das perfekte Biotop und doch war es bei meinem Sonntagsspaziergang eine große Überraschung in einer Pfütze auf einem Betonblock unterhalb eines Wehres mitten in meinem "Hausfluss" Vereinigte Weißeritz in Dresden die typische rote Farbe der Blutregenalge zu finden, die ich bisher nur aus einer zugeschickten Probe kannte, aber noch nie selber in freier Wildbahn gefunden hatte.

Der Fluss führt z.Z. nur sehr wenig Wasser, aber der Betonklotz wird auch nur bei Hochwasser überflutet, liegt prächtig den ganzen Tag in der Sonne und wird gelegentlich mal nass geregnet. Also wirklich ideal für Haematococcus

Was aber auch auf den ersten Blick auffiel waren zahlreiche Rädertiere, die sich offenbar an diesen Algen gütlich tun, denn ihr Mageninhalt war genauso rot:

Ich war sehr überrascht, dass die Algen und Rädertiere noch derart aktiv waren, da es ja schon mehrere Nächte nahe 0 Grad war.

Beste Grüße
Gerd

Guten Tag Gerd!

In Steinmulden bzw. Pfostenlöchern von Burgen auf Buntsandstein, in denen sich Regenwasser sammelt, aber auch auf Granitgestein sind sehr oft miteinander vergesellschaftet:

- Haematococcus pluvialis Die Blutregenalge
- Stephanosphaera pluvialis COHN
- Philodina roseola

Dort überstehen alle drei Arten zeitweises Austrocknen und Hitzt gut.

Die biologisch und von aufregend schöner Gestalt und Bewegung interessanteste Art ist die Steph., die im Gegensatz zu den beiden erstgenannten aber kein basisches Wasser verträgt, das sich meist bildet, wenn Regenwasser über kalk- und zementhaltiges Gestein läuft, z. B. bei Bauwerken.

Steph.-Fundorte gibt es auch im Elbsandsteingebirge. Wo diese Art vorkommt, sind so gut wie stets auch die beiden anderen dabei - umgekehrt aber nicht.

Ich habe eine kleine Literatursammlung mit Auszügen zur Steph.

Grüße!
KH