Trachelomonas sp. - Was geschieht hier?

Begonnen von Monsti, November 25, 2014, 22:16:40 NACHMITTAGS

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Monsti

Hallo zusammen,

diesen Trachelomonas-Kandiaten finde ich in großen Mengen in einer Zwischenmoor-Probe:



Öfters beobachte ich dies:





Wer kann mir bitte erklären, was genau hier geschieht? Man könnte ja vermuten, dass ein Flagellat die Zyste verlässt. Andererseits wirkt das putzmuntere Exemplar auf Bild 1 ganz und gar nicht wie eine Zyste. Ich bin ratlos ...

Herzliche Grüße und Gute Nacht
Angie

JB

Hallo Angie,

Das Gehaeuse der Zelle ist wahrscheinlich durch den Druck von Deckglas oder Objektiv zerbrochen ...
http://www.photomacrography1.net/forum/viewtopic.php?t=1846&highlight=trachelomonas

Beste Gruesse,

Jon

Monsti

Lieber Jon,

dies war meine erste Idee, doch sah ich dies am Anfang meiner Beobachtungen. Da war die Wasserschicht noch so dick, dass sich Rädertiere in alle Richtungen bewegen konnten. In der Probe sehe ich sehr viele solcher aufgebrochenen Zellen. Es muss noch eine andere Erklärung geben.

Herzliche Grüße
Angie

Ernst Hippe

Liebe Angie,
Zitat aus Fott, Algenkunde: " Die Trachelomonaden vermehren sich wie üblich durch eine Protoplastenteilung in 2 Stücke, wobei ein oder manchmal vielleicht beide Tochterindividuen das Muttergehäuse verlassen und ein neues Gehäuse ausbilden. Palmelloide Stadien wurden noch nicht beobachtet."
Gruß Ernst Hippe
Vorstellung:Hier klicken

Monsti

Lieber Ernst,

hab' vielen Dank fürs Nachschlagen! Das erklärt auch, warum die Gehäuse der Trachelomonaden so unterschiedlich ausgeprägt sind. Nun habe ich wieder etwas gelernt.  :)

Herzliche Grüße
Angie

Bernd

Hallo Angie,

Auf dem ersten Foto ist natürlich keine Zyste zu sehen, sondern ein "putzmunterer" Trachelomonas in seinem Gehäuse (Lorica) mit seiner deutlich mehr als körperlangen Geißel.

Nach der Zellteilung verläßt normalerweise eine der beiden Tochterzellen das Gehäuse - und zwar durch die Pore, aus der sonst die Geißel heraussragt. Das habe ich leider noch nicht selbst gesehen, muß aber bei dem Porendurchmesser definitiv eine Herausforderung sein. Auf deinem zweiten Foto sieht das Gehäuse aus, als sei es zerbrochen. Auch auf dem dritten Foto würde ich auf ein zerbrochenes Gehäuse tipppen.

Viele Grüße,
Bernd

Monsti

Hallo Bernd,

der Druck des Deckglases kann aber nicht die Ursache sein, denn heute sah ich mir einen Tropfen ohne Deckglas an, um das gleiche zu beobachten. In der Probe liegen außerdem viele Schalen herum, die wie aufgebrochen wirken. Auch hier kann kein Deckglas die Ursache sein.

Nun wieder rätselnde Grüße
Angie

Monsti

#7
Hallo zusammen,

wäre es denn nicht möglich, dass die Trachelomonaden z.T. aus ihren Hüllen krabbeln müssen, um sich teilen zu können? In der Probe finde ich viele Exemplare, deren Hüllen zwar erkennbar, aber (noch?) nicht typisch ausgeprägt sind. Werde mich gleich mal ans Mikroskop setzen und schauen, ob ich Individuen in der Teilung finde ...

Herzliche Grüße
Angie

Monsti

Liebes Forum,

nach langer Suche wurde ich tatsächlich fündig. Zuerst sah ich zwei Individuen, die sich außerhalb der Lorica teilten:





Eine Teilung innerhalb der Hülle fand ich aber ebenfalls:



Es ist also beides möglich. Auch fand ich wieder einige Individuen, die gerade aus ihrer Lorica krochen. In keinem Fall sah das Bruchmuster so aus, als wäre die Lorica aufgrund des Deckglasdrucks gesprengt worden. Auch die Öffnungen, die auf den beiden Eingangsfotos zu sehen sind, sprechen dagegen. Michael Plewka zeigt auf seiner Site hingegen eine Lorica, die klar durch massiven Druck gesprengt wurde --> http://www.plingfactory.de/Science/Atlas/Kennkarten%20Algen/Euglenophycea/source/Trachelomonas%20verrucosa.html

Als nächstes will ich per feuchter Kammer untersuchen, inwieweit das Verlassen der Hülle mit einer unmittelbar bevorstehenden Zellteilung zusammenhängt.

Hoffentlich langweile ich Euch nicht ...  ;)

Herzliche Grüße
Angie

Bernhard Lebeda

Zitat von: Monsti in November 27, 2014, 19:43:01 NACHMITTAGS

Hoffentlich langweile ich Euch nicht ...  ;)


...natürlich NICHT!!

Wo ich doch auch einst zur Fraktion der gesprengten Ketten gehörte

http://www.mikroskopie.de/mikforum/read.php?2,50337,50421#msg-50421

nach dem Motto: Freiheit für die Trachis  ;D

Eine sehr spannende Doku mit schönen Bildern zeigst Du hier!

Viele Mikrogrüße

Bernhard
Ich bevorzuge das "DU"

Vorstellung

Monsti

Danke, Bernhard!

Leider ist mein erster Versuch in der Feuchten Kammer fehlgeschlagen. Trotz relativ dicker Wasserschicht und dicht schließendem Behältnis (gute alte Tupper Ware) waren schon am 2. Tag alle drei Präparate eingetrocknet.  :o  >:(

Liebe Frustgrüße
Angie

Bernhard Kaiser

Hallo Angie,

feuchte Kammer:
nimm eine Petrischale, fülle ca 0,5cm H2O dem. in den Deckel,  platziere eine etwas erhöhte Unterlage (z.B. Flaschenverschluß) in die Mitte des Deckels und lege den OT mit Objekt auf diese Unterlage. Zum Abschluß den Schalenboden darüberstülpen. Wasser gelegentlich nachfüllen.

Freundliche Grüße
Bernhard Kaiser

Monsti

Lieber Bernhard,

das ist meine feuchte Kammer --> http://moor-impressionen.de.tl/Die-Feuchte-Kammer.htm

Da mache ich doch nichts falsch, oder?

Herzliche Grüße
Angie

Bernhard Kaiser

#13
Liebe Angie,

Du schriebst:  waren schon am 2. Tag alle drei Präparate eingetrocknet.

in einer wasserdampfgesättigten Atmosphäre (geschlossener Raum) können die Präparate nicht eintrocknen.

Einfach mal ausprobieren.

Liebe Grüße
Bernhard Kaiser

reblaus

Hallo Angie -

B.K. hat's schon gesagt: Der Deckel der verwendeten Petrischale muss als Boden verwendet werden und der Boden als Deckel. Dadurch taucht der "Deckel"rand in die Wasserschicht und innen drin ist wirklich 100% rel. LF. Wasser kann dann nur aus der schmalen Rinne zwischen den Schalenrändern verdunsten und dort notfalls mit einer Pipette ergänzt werden.

Das Problem sind die geringfügigen Temperaturunterschiede und die Luftzirkulation im System. Unten ist die Luft etwas wärmer. Wenn sie nun zu 100% gesättigt nach oben steigt, kühlt sie dort ab, wird dadurch übersättigt und etwas von ihrem Wasser kondensiert am Deckel des Gefäßes, wodurch die Luft noch etwas mehr abkühlt und wieder nach unten sinkt. Weil sie dort aber etwas gewärmt wird, ist sie nicht mehr zu 100% gesättigt und kann wieder etwas Wasser aufnehmen.
In deinem System siehst du das am deutlichsten an den kleinen Schälchen, die korrekt mit dem Rand im Wasser stehen.

Viele Grüße

Rolf