Geeignetes Schülermikroskop gesucht

Anja-TLS · Dezember 03, 2014, 18:30:25 NACHMITTAGS

Hallo, ich bin durch meine Suche im Netz auf dieses Forum gestoßen und erhoffe mir hier einen Rat. Mein Sohn (erst 9 Jahre alt) interessiert sich sehr für die Mikroskopie, daher würden wir ihm gerne eines zu Weihnachten schenken.

Eine absolut preisgünstige Variante wäre das Bresser Mikroskop - 5116200 - Biolux NV 20x-1280x, da man nicht mit Sicherheit sagen kann, ob das Interesse in diesem Alter von Dauer ist, oder das Bresser Mikroskop Erudit MO oder DLX.

Allerdings möchte ich, dass er auch wirklich Spass hat und ich es auch hin und wieder benutzen kann, daher sollte es schon etwas "anständiges" sein. Vielleicht ist aber auch eher ein Gebrauchtes besser geeignet, da nicht viel teurer aber besser in der Qualität.

Könnte mir jemand etwas geeignetes empfehlen?

Vielen Dank!

Florian Stellmacher · Dezember 03, 2014, 19:51:58 NACHMITTAGS

Hallo Anja,

bei einem Neunjährigen würde ich für ein Stereomikroskop plädieren, das in der Regel keinen höheren Präparationsaufwand der Objekte erfordert und das Untersuchungsmaterial eher "so wie man es gewohnt ist" zeigt - seitenrichtig und mäßig stark vergrößert. Entsprechende Billigmikroskope, die durchaus funktionieren, bekommt man ab 50 € auf Ebay.

Ein "normales" aufrechtes zusammengestztes Durchlichtmikroskop kann sicherlich auch einen Neunjährigen erfreuen, erfordert aber, dass man mikroskopieren lernt. Mal eben etwas darunterlegen, funktiniert in den seltensten Fällen. Die technischen Angaben der von Dir angeführten Wunderheiler (1280x

) würde ich ins Reich der Satire verbannen; ja, man kann etwas damit sehen, aber nein, die Dinger taugen definitiv nichts. Ein LOMO (gibt es auch ab ca. 50 €) ist erheblich besser aber eben auch schwerer zu bedienen. En Neunjähriger wird wohl wenig Lust haben, sich da mit einem entsprechenden Buch einzufuchsen. Aber Du kennst ihn natürlich besser als ich!

Beste Grüße,
Florian

Anja-TLS · Dezember 03, 2014, 20:19:37 NACHMITTAGS

Vielen Dank Florian für Deine Antwort. Mein Sohn kann sich schon in ein Thema festbeissen, wenn es ihn interessiert :-) Es sollte doch eher ein Durchlichtmikroskop sein. Er durfte mal bei EMBL eines ausprobieren, aber das ist definitiv nicht unsere Preisklasse, da Profigeräte.

Ich werde mal nach einem LOMO suchen, hoffe die Gebrauchsanweisung gibt es nicht nur auf russisch :-)

Piper · Dezember 03, 2014, 23:07:20 NACHMITTAGS

Hallo Anja,

sicherlich gibt es viele Herangehensweisen. Mein Sohn hatte sich im Kindesalter ein Mikroskop gewünscht und ist damals mit einem Leitz HM-Lux 3 gestartet, mit Schiebern für Dunkelfeld und Phasenkontrast.
Auch diese Geräte gibt es immer mal wieder in der "Bucht"; und die Schieber kann man nachgebaut erwerben, ebenfalls in der Bucht.
Er wollte die "Lebewelt im Wassertropfen" untersuchen, und für seine ersten Schritte war dieses Kursmikroskop (mit einführender väterlicher Anleitung) gut geeignet, auch handlich und übersichtlich zu bedienen.
Ein Stereomikroskop kam später dazu, aber es hat dem konventionellen Lichtmikroskop nie den Rang abgelaufen, wobei natürlich zu berücksichtigen ist, dass jedes Kind anders an die Sache herangeht und auch nicht jedes Kind dieselben Dinge vergrößert betrachten will.

Sicherlich dürfte aber zutreffend sein, und das geht ja auch aus der Empfehlung von Florian hervor, dass man mit einem gut erhaltenen Gebrauchtgerät eines etablierten Markenherstellers qualitativ besser bedient sein dürfte, als mit einem neuen "China-Produkt".

Liebe Grüße

Jörg

treinisch · Dezember 03, 2014, 23:23:27 NACHMITTAGS

Hallo,

ich würde gern, ergänzend zum bereits gesagten, hinzufügen, dass sich ein marktgerecht erworbenes gebrauchtes Gerät der großen Marken auch relativ gut wieder liquidieren lässt, in sofern ist das Risiko, dass der Sohn sich nicht so dauerhaft für die Mikroskopie erwärmen kann, zumindest in finanzieller Hinsicht etwas gedämpft.

Während man vermutlich bei einem Bresser 80 % des Kaufpreises beim Auspacken verliert.

Vlg
Timm

Carsten Wieczorrek · Dezember 04, 2014, 00:20:32 VORMITTAG

Hallo,

da sage ich auch mal etwas dazu, sowohl aus eigener Erfahrung, als auch als jemand, der mal versucht hat (Schulprojekt) anderen das Mikroskopieren "beizubringen" (ich war Schüler, die Anderen 'Schüler' waren Referendare

). Man vergleicht immer (und zu recht) das beobachtete Ergebnis mit dem, was man in Büchern und dem Internet sehen kann. Gut, das sind Profi-Aufnahmen, aber wenn mein Bild im Kopf einfach nur flau, unscharf, mit Farbschleier, s.. (nein, ich schreib das Wort jetzt nicht), und nicht annähernd so aussieht wie die Lehrbuchabbildungen, dann macht das Ganze sehr schnell keinen Spaß. Wenn ich die Details, auf die ein Lehrbuch/Artikel hinweist, nicht sehen oder erkennen kann, brauche ich auch kein eignes Miksokop.

Auch wenn ein 9-jähriger ein "sehr gutes" Mikroskop vermutlich nicht sofort perfekt bedienen kann, er kann "sehr gute" Bilder sehen. Ob es dann für die Zukunft Spaß macht, liegt nicht am Mikroskop. Und wenn es Spaß macht, macht auch das Lernen der Bedienung solch eines kompkexen Gerätes Spaß.

Meine Empfehlung: ein günstiges gebrauchtes Markengerät (wie weiter oben beschrieben, kann man das ja mit wenig Verlust wieder verkaufen), am besten, mit Ratschlägen hier aus dem Forum.
Eine schlechte Abbildung verhindert, das überhaupt Spaß aufkommen kann.

Gute Nacht

Carsten

jochen53 · Dezember 04, 2014, 07:49:34 VORMITTAG

Hallo,
beim Laborbedarfshändler Carl Roth (www.carlroth.com) gibt es ein "Monokulares Biologie-Mikroskop Modell SFC-100FL" Art. Nr. KP 98.1 für 139,- € + MwSt. 3 achromat. DIN Objektive 4x, 10x, 40x, Okular 10x WFx18 mit kritischer Halogenbeleuchtung.
Ich habe mal aus einem ähnlichen Mikroskop mit totalem Fallschaden (Flohmarkt, 5 €) den Objektivsatz ausgebaut, die sind verglichen mit meinen 70er Jahre Zeiss Planachromaten gar nicht mal soo schlecht.
Es gibt als reine "Schüler"mikroskope noch viel einfachere, kleinere und vermutlich auch preisgünstigere Mikroskope, die sind aber auf Dauer noch weniger "nachhaltig". Da würde ich mal einen Biologielehrer fragen, der hat sicher Kataloge, wo man sowas bekommt.

the_playstation · Dezember 04, 2014, 07:58:11 VORMITTAG

Hallo.
Auch Ich würde zu einem gebrauchten Markengerät tendieren. Allerdings muß man da eventuell noch etwas nachträglich investieren. Z.B. in eine verbesserte Beleuchtungsquelle oder in die Wartung/Aufarbeitung/Putzen (Ersetzen des Schmierfettes).

Vorteil eines "Chinakrachers":
Funktioniert 100% direkt aus der Box.
Oft ist eine moderne LED Beleuchtung verbaut.

Nachteile:
Optik in der Regel schwächer/schlechter als eine saubere der großen Marken.
Fehlende Ausbaubarkeit
Geldverlust beim Wiederverkauf.
Der wichtigste Punkt/Nachteil:
Schlechtere Mechanik. Die Mechanik ist wegen der Plastikteile sehr oft sehr unsauber, hat Spiel und der eingestellte Wert verändert sich, wenn man z.B. den Kreuztisch anfäßt, ... Durch die ungenaue, nicht dauerhafte Fokusierung ist die Bedienung unangenehmer. Die Mechanik ist auch nicht so haltbar.

In der Summe überwiegen die Nachteile. Daher sollte man sich mit dem Kauf eines gebrauchten, soliden Gerätes anfreunden. und eventuell die Beleuchtung modifizieren.

Zusätzlich, und fast noch wichtiger!!!, ist ein gutes Einsteigerbuch mit Tips für Präperate, ...
Z.B. das hier:
Das große Kosmos-Buch der Mikroskopie Gebundene Ausgabe von Bruno P. Kremer

Ohne Einsteigerbuch als Hilfe oder eine Mikroskopiegruppe ist der Einstieg schwer und unter Umständen nicht erfolgreich.
Erst durch Tips und Anleitungen, wie man z.B. selbst eigene Präperate herstellt macht Mikroskopieren richtig Spaß.
Z.B. wie man Planktonproben sammelt.

Liebe Grüße Jorrit.

Fahrenheit · Dezember 04, 2014, 08:39:25 VORMITTAG

Liebe Anja,

zu den Tipps der Kollegen oben, die ich teile, möchte ich noch ergänzen:
neben einem vernünftigen Mikroskop und einem guten Buch braucht es bei den Präparationen auch noch eine Anleitung - die durch Euch, die Eltern.

Wenn Ihr dann Fragen zur Bedienung oder zu Präparationen habt, helfen wir Euch gerne weiter.

Herzliche Grüße
Jörg

liftboy · Dezember 04, 2014, 10:40:24 VORMITTAG

Hallo Anja,

vorab eine Frage: In welcher Gegend bist Du / seid Ihr ansässig?
Im Großraum Kassel hättet Ihr die Gelegenheit, bei mir verschiedene Geräte auszuprobieren.
Alternativ könnte ich Euch vorab ein Leihgerät zum Testen schicken.
Es wäre ein Lomo Durchlichtmikroskop mit Scheibenfeintrieb (leicht einzustellen) und monokularem Einblick.
Die Beleuchtung erfolgt über Spiegel, ich könnte aber eine einfache LED Leuchte dazugeben, welche mit einer 9V Batterie betrieben wird.
Auf Euch käme dann erstmal nur die Sicherheitsleistung von 60€ plus Versand zu. Der Kaufpreis für ein solches Gerät läge bei 50€ plus Versand.
Auf Grund meiner Erfahrungen mit Kursen für Kinder und Jugendliche muß ich sagen, daß man am Alter nichts festmachen kann. Ich hatte Kinder im Vorschulalter, die mit Eifer und Ausdauer bei der Sache waren, und Jugendliche im Alter von 12 bis 14 Jahren die sich gelangweilt hatten. Die Lomo Geräte haben sich in den Kursen wegen ihrer Robustheit und Ausbaufähigkeit bewährt.

Grüße
Wolfgang

Anja-TLS · Dezember 04, 2014, 12:30:03 NACHMITTAGS

Vielen Dank für Euer Interesse...! Ich muss sagen, ein Bresser zu kaufen halte ich immer weniger für sinnvoll :-) Am Anfang wird es sowieso so sein, dass wir alles zusammen untersuchen werden, also bekommt er jede Menge Hilfe. Da ist es doch schnell frustrierend wenn die Qualität nicht stimmt. ... und ich möchte ja auch meinen Spass dabei haben! Vom Bauchgefühl her würde ich jetzt aber eher nicht zu einem LOMO tendieren sondern eher zu einem Zeiss oder Leitz. Dafür würde ich auch gerne etwas mehr ausgeben.

Ihr habt Recht es werden am Anfang eher Wassertropfen etc untersucht, erst später kompliziertere Analysen.
Ich habe im Netz gelesen, dass man ein Zeiss Junior eher nicht aufrüsten kann, ist es daher eher ungeeignet? Oder fängt man damit an und wenn es nicht mehr den Ansprüchen entspricht, verkauft man es wieder? Da es im Netz ziemliche Preisspannen gibt, wo liegen die Zeiss Junior oder Standard sowie das Leitz HM Lux 3 preislich so? Wo kann man am Besten so ein Gerät kaufen? Ebay stand hier ist eher etwas für Profis ... wir leben zur Zeit in Heidelberg.
VG
Anja

the_playstation · Dezember 04, 2014, 12:51:58 NACHMITTAGS

Hallo Anja.
Einiges kann man auch improvisieren. Z.B. Polfilter aus billiger Polfilterfolie oder verschiedene Kontrastverfahren mit einfachen Blenden. Ich finde wichtig, daß die Mechanik zuverlässig und präziese ohne Spiel, ... arbeitet und die Optik (Okular/Objektiv/Kondensor) brauchbar ist. Ein Kreuztisch sollte Pflicht sein.

Ob nun Zeiss (West + Ost), Olympus, Nikon, Leitz oder Lomo ist nicht so wichtig. Alle bauen sehr gute Mikroskope.
Auch Steinhoff und Will/Hund.

Und nicht das Zubehör vergessen:
Buch, Objektträger, Deckgläser, Pipette, Pinzette.

Liebe Grüße Jorrit.

Creep · Dezember 04, 2014, 15:05:37 NACHMITTAGS

Hallo Anja,

Zitat von: Anja-TLS in Dezember 04, 2014, 12:30:03 NACHMITTAGS
Vom Bauchgefühl her würde ich jetzt aber eher nicht zu einem LOMO tendieren sondern eher zu einem Zeiss oder Leitz. Dafür würde ich auch gerne etwas mehr ausgeben.

genauso ging es mir auch, als ich mich vor wenigen Monaten hier anmeldete. Ich hatte mein altes Schühlermikroskop nach 30 Jahren wieder ausgegraben, das Interesse wiederentdeckt und wollte mir etwas Ordentliches kaufen - wußte nur nicht genau was. Da bot mir liftboy auch ein Lomo zum Testen an. Zu dem Zeitpunkt war ich schon kurz davor, mir ein gebrauchtes Zeiss für ~500€ zu kaufen. Ein Blick durch das Leihgerät überzeugte mich davon, daß das für mich zum Einstieg genau das richtige war!

Inzwischen habe ich es durch einen Bino/Trino-Tubus ergänzt und noch einige Zeiss-Jena Okulare und Objektive billig dazugekauft. Das reicht für die nächsten Jahre. Wenn Dich das Aussehen nicht stört, ist es ein tolles und sehr solides Einsteigermikroskop. Vor allem kannst Du Dir bei Liftboy sicher sein, daß das Gerät perfekt justiert und gewartet ist - bei EBay bekommst Du irgendetwas von jemandem, der sich im Zweifelsfall überhaupt nicht mit Mikroskopen auskennt.

Ich wohne in Bensheim, falls Du Dir mal ein Lomo aus der Nähe ansehen willst.

Gruß
René

wilfried48 · Dezember 04, 2014, 18:03:28 NACHMITTAGS

Zitat von: Anja-TLS in Dezember 04, 2014, 12:30:03 NACHMITTAGS
....
Ich habe im Netz gelesen, dass man ein Zeiss Junior eher nicht aufrüsten kann, ist es daher eher ungeeignet?
....

Hallo Anja,
wer schreibt denn sowas ?

Oben drauf passen alle Ausbauteile, die auch auf das normale graue Standard passen also Trinotuben, Photowechsler, Pol Zwischentuben, Optovare etc.
Nur bei den Objekttischen und Kondensoren ist man nicht kompatibel zu den anderen Standards, aber es gibt genauso verschiedene Tische z.B. Pol Drehtisch etc. und
Kondensoren Hellfeld,Dunkelfeld,Phasenkontrast und als besondere Schmankerl passen hier auch noch der berühmte Leitz Heinekondensor und der DIC Kondensor von PZO.
Nur bei der Köhlerbeleuchtung hat man bestimmte Einschränkungen, aber mit einer guten LED Adaption ist die Beleuchtung auch absolut für lichtschluckende Verfahren wie Phako, Pol und DIC geeignet.
Das Köhlersche Beleuchtungprinzip und hier vor allem die Leuchtfeldblende wird heutzutage, wo man schöne LEDs und gut entspiegelte Optiken hat, meistens überschätzt.
Köhler hatte bei seiner Erfindung noch spiegelnde Linsenoberflächen und lichtschwache Gaslampen im Einsatz.
Wichtig ist ist die volle Ausleuchtung der Objektivapertur und das macht eine ordentlich adaptierte LED ja immer.

Also ich denke, dass die Ausbaubarkeit eines Zeiss Junior selbst gegen ein ordentliches Chinamikroskop (solche gibt es ja auch) ein Argument ist.

viele Grüsse
Wilfried

the_playstation · Dezember 05, 2014, 07:22:03 VORMITTAG

Hallo Wilfried.
Wenn es einen "Like"-Button geben würde, würde Ich Ihn bei deinem Beitrag sofort drücken. Das Junior ist klasse und sehr gut aufrüstbar. Außerdem sehr solide (z.B. die Triebknöpfe aus Metall). Ich besitze Eines mit Binotubus. Man kann es auch prima mit senkrechtem Monotubus und Fotoapparat nutzen. Es ist, wie das KF2 auch sehr kompakt und daher prima, um es z.B. zu Mikrotreffen mitzunehmen.

Liebe Grüße Jorrit.