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Unbekannte Alge(n)

Begonnen von Michael Plewka, Mai 27, 2009, 21:05:45 NACHMITTAGS

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Michael Plewka

liebes Forum,

schon im März fand ich auf den Eichenbohlen eines Hochbeetes an unserer Schule  kurz nach der Schneeschmelze diese Flechte, die ich für Cladonia coniocraea halte:



Zwischen den Thalli (nicht an den Thalli selbst) befand sich ein gallertartiges Material, das folgende kugeligen Zellen enthielt, (Zellen ca. 10µ) die von einer Gallerhülle, die teils aus mehreren Schichten besteht umhüllt waren.




Weiterhin gab es diese länglichen Zellen, in denen scheinbar plattenförmige Chloroplasten zu sehen sind (Länge ca 80µ)




Ich vermute, dass der "Faden", der sich vertikal durch das Bild schlängelt, eine Pilzhyphe ist

sowie diese wesentlich größeren Zellen/ Objekte:



ob die Zellen durch den vorherigen Frost verändert worden sind, kann ich genauso wenig  beurteilen wie die Frage, ob es sich vielleicht doch um Photosymbionten von der Flechte handelt.
Weiteres Material konnte ich nicht untersuchen, da das Hochbeet in einer Nacht-und Nebelaktion von der Stadt abgerissen wurde  und durch ein "schönes neues" Beet ersetzt werden soll...
Für Hinweise wäre ich sehr dankbar
beste Grüße Michael Plewka







***

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Michael Plewka

hallo Mike,
auch ich verwende den "Wirth" zur Flechtenbestimmung . Ist ein sehr hilfreiches Werk. Weitere (Macro-) Fotos zu C. coniocraea gibt es noch hier: http://www.plingfactory.de/Science/Atlas/KennkartenFlechten/source/Cladonia%20coniocraea.html.
Ich werde mir mal bei Gelegenheit zumindest eine andere Cladonia schnappen und mir die Algen anschauen...

Hinweis: in ähnliche Weise gelayoutet und ähnlich preislich gestaltet gibt es ja auch "Die Moose Baden-Württembergs" (hat mir ebenfalls schon viel geholfen), aber das kennen  die meisten in diesem Forum bestimmt...
In diesem Zusammenhang,  quasi "Off-topic", aber doch für das Forum relevant ist die Frage: Wie sieht es eigentlich mit dem Urheberrecht aus, wenn jemand unter "Büchertipps" das Bild eines der empfohlenen  Werke einstellt? Kann es da Probleme geben?

Zu den Algen habe ich aus höchst kompetenter Quelle zunächst mal folgende Vermutungen bekommen:
Bild 2: Gloeocystis sp.
Bild 3: Mesotaenium sp.
Bild 4: Trentepohlia umbrina
aber wie gesagt: erst einmal Vermutungen
schönes Pfingswochende wünscht Michael Plewka


***

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Ralf

Hallo,

nachdem Mike mir mit meinen Bildern zum Thema schon zuvor gekommen ist, bleibt mir nur noch zu sagen, dass diese grünlichen Gallerten, die man mitunter zwischen Flechten, Moosen, Heidekraut oder auch auf fauligen Baumstämmen findet, immer dankenswerte Untersuchungsobjekte sind. Neben den hier gezeigten Algen habe ich schon Anabaena, die höchst interessante Blaualge Scytonema, verschiedene Schalenamöben und sogar Bärtierchen gefunden. Es ist gerade die richtige Jahreszeit, besonders nach 2 Regentagen..........


Michael Plewka

hallo in die Runde,

ich bedanke mich zunächst mal für die Bemühungen, Licht ins Dunkel zu bringen. Prof Lenzenweger hat Mesotaenium (wahrscheinlich macrococcum) bestätigt. Die Diagnose für die Art in Bild 2 (Asterococcus superbus ) überzeugt mich nicht wirklich. Zu groß sind die Unterschiede, legt man wesentliche Merkmale (nach dem Wassertropfen) zugrunde:
Größe (ca. 3mal so groß);  Lebensraum (Torfmoore; planktisch); und der charakteristische Chloroplast, den man im PM3 beispielhaft sehen kann, sprechen m.E. dagegen.
Mike, der letzte angegebene link zeigt zwar eine Grünalge, die mit  "Gloeocystis vesiculosa" bestimmt worden war, deren richtige Bestimmung schon damals angezweifelt wurde.


Damals zitierte Herr Wagner:

ZitatHier der Originaltext aus dem Huber-Pestalozzi, Band 7:

"10. Gattung Gloeocystis NÄGELI 1849 [Syn.: Palmogloea Kürz. 1843 p.p.)
Kolonien mikroskopisch bis makroskopisch, ± grün, gallertig, formlos, mit unregelmäßig zerstreuten Zellen oder Zellcngruppen, die mit eigenen konzentrisch geschichteten, meist farblosen Gallerthüllen umgeben sind. Zellen ellipsoidisch, oval oder fast kugelig, manchmal leicht asymmetrisch. Chloroplast wandständig, mit einem Pyrenoid. Zellwand glatt. - Vermehrung durch 2-8—(16) Autosporen, die gegeneinander leicht verschoben sind, aber in der Mutterzelle ± in eine Richtung liegen. Die Tochterzellen bleiben in gemeinsamer Gallerte und bilden später eigene geschichtete Hüllen. - Leitart: Gloeocystis vesiculosa NÄG. 1849. Nur eine gut beschriebene und nomcnklalorisch klare Art bekannt, wahrscheinlich aber noch weitere vorhanden.
Ich halte mittlerweile zumindest Teile dieser Charakterisierung ebenfalls für die hier vorligende Art zutreffend.
Ich habe nochmal zwei Ausschnitte in Originalauflösung herauskopiert, um zu zeigen, dass die Chloroplasten eindeutig nicht zu Asterococcus passen:




und




Möglicherweise gibt der Pfeil im 1.Bild eine Kontraktile Vakuole an, im 2. Bild evtl. ein Pyrenoid
Ebenfalls hier sind einige Fotos von Gloeocystis zu sehen:
http://www.keweenawalgae.mtu.edu/ALGAL_PAGES/chlorophyceae.htm

Asterococcus halte ich für zweifelhaft.



beste Grüße Michael Plewka

Lenzenweger

Guten Tag Herr Plewka,
die Alge auf Bild 4 halte ich für ein Taxon der artenreichen Gattung Tetracystis (Chlorococcaceae, siehe dazu: H.ETTL & G.GÄRTNER (1995): Syllabus der Boden-,Luft- und Flechtenalgen).  Fast bei allen diesen Algen ist ohne eindeutig bestimmtes Vergleichsmaterial, ohne spezielle Fachliteratur und bei fehlender Erfahrung eine eindeutige Artbestimmung so gut wie unmöglich, ja man muß schon froh sein, die Gattung halbwegs sicher eruieren zu können, alles andere sind reine Spekulationen.
Freundliche Grüße
Rupert Lenzwenweger

Michael Plewka

hallo Herr Lenzenweger,
Tetracystis ist zwar in meiner überaus spärlichen Algenliteratur (im Kosmos-Algenführer) erwähnt, jedoch nicht bebildert dargestellt. Insofern wäre ich niemals auf diese Gattung gekommen. Umso hilfreicher ist Ihr Hinweis! Deshalb recht herzlichen Dank für diesen Tipp, insbesonderer mit ("amtlicher") Lieteraturangabe! Leider scheint dieses Buch mittlerweile vergriffen zu sein: schade....
beste Grüße Michael Plewka

Lenzenweger

Lieber Herr Plewka,
da ich den Co-Autor des Buches, Georg Gärtner, persönlich sehr gut kenne, könnte ich ihn, Ihr Einverständnis vorausgesetzt, ja fragen, ob er noch Restbestände dieses ausgezeichnet bebilderten und umfangreichen Spezialbuches zur Verfügung hat.
Mit freundlichen Grüßen
Rupert Lenzenweger