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Linsenkleber

Begonnen von Buchhalter, Mai 30, 2009, 01:25:49 VORMITTAG

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Buchhalter

Hallo Interessensgemeinde,

ich habe vor, ins "Eingemachte" der Objektive vorzudringen. Also die Teile zu zerlegen, reinigen und nachher zusammenbauen, aber so, das sie nachher jedenfalls besser als vorher sind.

Meine erste Frage:
- welchen Kleber für die Linsengruppen nehme ich am besten, ist immer noch Kanadabalsam aktuell oder gibts da schon sinnvolle Alternativen?

Der Kleber sollte relativ einfach und kostengünstig zu erwerben sein, ohne Spezialgeräte zu verarbeiten und dennoch längerfristig gesehen gut haltbar sein.

Ich sag schon mal vielen Dank an alle, die zu diesem Thema beitragen

Gerhard
schön, ist es auf der Welt zu sein, sagt die Biene zu dem Stachelschwein .... lalala

derda

Hallo Gerhard,

ich habe ehrlich gesagt über deinen Beitrag etwas schmunzeln müssen. Wenn ein Objektiv so verschmutzt ist, daß man es gar nicht mehr durch Reinigung der front- bzw. rückseitigen Linsenflächen gereinigt bekommt, dann hat man eh nichts mehr zu verlieren und kann es zerlegen. Ich hatte mal ein Objektiv bekommen, dass man wohl komplett in eine Reinigungsflüssigkeit gelegt hatte => das war so ein Fall.
Bei der Zerlegung eines solchen Objektives braucht man aber immer noch keinen Linsenkleber. Die Linsen sind gefasst, können ganz normal gereinigt werden. Man sollte beim Zerlegen fleißig Fotos zur Dokumentation machen, dann hat man später auch keine Probleme beim Zusammenbauen. Bei niedrigaperturigen Objektiven ist das ganze meist unkompliziert. Hochaperturige Objektive oder sogar Immersionsobjektive sind äußerst sensibel, was die koaxiale Ausrichtung der Linsenpakete zueinander betrifft. Da kann man etliche Stunden hineininvestieren und muss dabei nicht zwingend zu einem guten Bild kommen. Oft sind auch noch Distanzringe zwischen den Linsengruppen verbaut => nicht durcheinanderbringen.

Neuverkleben??? Ein delaminiertes Okular hatte ich mal mit Kanadabalsam geklebt. Es lebt noch und funktioniert.

Viel Erfolg!!!

Erik

Klaus Henkel

Hallo alle Linsenkleber!

Es ist klar, daß man solche Manipulationen an Feinoptik ausführen und dann danach mit dem guten Stück glücklich sein kann, aber doch wohl immer, weil man die diffizile Arbeit geschafft hat, aber nicht, weil man dann ein Qualitätsobjektiv besitzt.

Der Balsam oder das Kunstharz, mit dem Linsenoberflächen miteinander verkittet sind,wird von den Optikfirmen, die höchstwertige Foto- oder Mikroobjektive herstellen, sehr sorgfältig ausgesucht und angewandt. So gut wie immer werden sein Brechungsindex und seine Dispersionseigenschaften auf die Lichteinfallswinkel und Brechungsindices der verwendeten Glassorten abgestimmt. Bei der Korrektion von Fotoobjektiven und Mikroskopobjektiven und -okularen benützt man oft auch den Linsenbalsam als zusätzliches Korrektionsmittel für die Eliminierung von Farbfehlern. Die Eigenschaften der Klebestoffe sind wohlgehütetes Betriebsgeheimnis.

Wenn man Mikroskopobjektive verschiedenener Hersteller miteinander vergleicht, dann fällt immer wieder auf, daß die häufigsten Minderleistungen bei Objektiven durch Zentrierfehler zustande kommen. Auch Firmen, die mit zu den größten Herstellern gehören, versagen da. Ganz untadelig stehen die Firmen aus Oberkochen und Wetzlar, Göttingen und Jena seit vielen Jahrzehnten unangefochten an der Spitze. Kein Amateur kann jemals eine solche Zentriergenauigkeit erreichen, wie sie für eine einwandfreie Abbildung erforderlich ist. Da passen selbst chin. und ind. Hersteller.

Klebrige Grüße!
KH

Jürg Braun

Wie ist dann die Qualität wenn die Chin nach Oberkochen und die Portugiesen nach Wetzlar liefern? Können sie es dann eben doch oder eben doch nicht?

Gruss in die Runde

Jürg

Werner Jülich

Jetzt bin ich aber neugierig. Welches Mikroskopobjektiv aus chin. Fertigung wird denn nach Oberkochem geliefert und warum dann nicht nach Göttingen?
Werner Jülich

Klaus Henkel

Zitat von: Werner Jülich in Mai 31, 2009, 11:22:34 VORMITTAG
Jetzt bin ich aber neugierig. Welches Mikroskopobjektiv aus chin. Fertigung wird denn nach Oberkochem geliefert und warum dann nicht nach Göttingen?
Werner Jülich

Aber lieber Herr Jülich!
Nun seien Sie doch mal nicht so streng mit einem Junior-Member! Da kann man doch noch nicht so viel erwarten.

Besten Gruß
KH

Werner Jülich

Obwohl nicht direkt angesprochen, darf ich trotzdem eine Antwort geben?
Wer Zeit und Lust hat, kann sich die Produktionsbedingungen und die dahinter verborgene Philosophie mit eigenen Augen anschaun. Danach bleibt dann nur die Frage nach den Zielgruppen, die es zu bedienen gilt.
Solange es eine hinreichend große Zielgruppe für einfachere Qualitäten gibt, wird sich kein Massenhersteller die Finger an Spitzenqualität verbrennen, denn der Markt wäre erst einmal nicht bereit, die für Qualität erforderlichen Preise zu zahlen.
Leica, Nikon, Olympus und Zeiss haben den guten Ruf, der überhaupt erst die Möglichkeit bietet, hoch- und höchstpreisige Optiken erfolgreich an den Markt zu bringen.
Alle anderen Hersteller finden ihr Auskommen in einem anderen Qualitätssegment. Im Idealfall werden die qualitativen Einschränkungen von ihren Kunden überhaupt nicht registriert.
Werner Jülich

Eckhard F. H.

Hallo Jun. & Sen.,
Gerhard fragte an wegen eines Linsenklebers. So richtig, wie manchmal hier, konnte niemand helfen. Also, wenn er jetzt Eriks Rat befolgt und Kanadabalsam verwendet, hat er zumindest Hoffnung, die bekanntlich Leben ist und danach eine unschätzbare Erfahrung, die auch was wert ist. Eigentlich ist doch bei uns allen der Weg das Ziel. Also Gerhard, nur zu, do it.

Buchhalter

Danke Herr Nowack,
für die aufmunternden Worte. Und Dank den verschiedenen Meinungen und Ratschlägen, auch den sarkastischen. Ich hab mich mittlerweile auch über mich amüsieren müssen.

Bisher habe ich ein 4-fach u. ein 10-fach Achromaten von Hertel & Reuss zerlegt, gereinigt und sorgfältig wieder zusammen gebaut. Bei beiden Objektiven war das Bild vorher etwas flau.
Nach der Reinigung war das Bild eindeutig besser. Verklebungen waren in beiden Fällen nicht vorhanden. Die Linsen haben sich beim Zusammensetzen sehr gut selber zentriert.
In direktem Vergleich zu baugleichen intakten Objektiven konnte ich keine Unterschiede mehr in der Brillanz und Schärfe feststellen. Ursache war vermutlich ein Belag auf den Linsen.

Perfekt justierte Spitzenoptiken, wie sie es nach der Fertigung waren, sind es sicherlich nicht mehr, aber es macht wieder Freude, die Objektive einzuschwenken und das Bild zu betrachten.
Beide "Versuchsobjekte" waren natürlich recht einfach, da wenige Bauteile und große Linsen.

Mein nächstes "Objekt" soll ein 40-fach werden. Und da habe ich schon sehr meine Bedenken, ob ich das hinkriege. Ich werde berichten.

Woher bekomme ich Kleinstgebinde an Kanadabalsam, geeignetem Kunstharz o. Linsenbalsam?

Liebe Grüße an Alle

Gerhard
schön, ist es auf der Welt zu sein, sagt die Biene zu dem Stachelschwein .... lalala

Klaus Henkel

Zitat von: Buchhalter in Juni 01, 2009, 14:16:04 NACHMITTAGS
Woher bekomme ich Kleinstgebinde an Kanadabalsam, geeignetem Kunstharz o. Linsenbalsam?

Sehr einfach: Sie rufen den Techn. Service des Obj.herstellers an, erklären die Situation und erbitten einen "Fingerhut voll" oder noch weniger von dem, was Sie brauchen. Als Konkurrenten wird man Sie nicht fürchten, denn die alten Objektive werden vom Service nicht mehr repariert. Es kann höchstens sein, daß man von Ihnen verlangt, das Firmenlogo unkenntlich zu machen, damit auf einem unfachmännisch zusammengesetzten Obj. nicht Zeiss oder Leitz zu lesen ist.
KH

Frank D.

Hallo Gerhard,

wie Herr Nowack bereits richtig bemerkte (... Gerhard fragte an wegen eines Linsenklebers. So richtig, wie manchmal hier, konnte niemand helfen ...)
werde ich mich nicht auch noch in die Riege der "für alles zu haben, zu nichts zu gebrauchen-Riege"  :D einfügen
und verweise auf ein ähnliches Thema im Forum:

http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=1841.0

Vielleicht können Dir ja die Herren Alfons Renz und Wilfried Nisch zum Thema "Linsenfusion" weiterhelfen.

Jedenfalls lobe ich Deine Vorgehensweise, die Dich in Sachen Erfahrung garantiert einen Schritt weiter bringt.

Und, .... liebes Forum,
manchmal habe ich den Eindruck es ist schlimmer sich mit einem defekten Mikroskopteil zu beschäftigen, als ein ganzes Mikroskop im Keller verrotten zu lassen!
( denn gerade DIE werden von einigen Bastlern, mit nun hoffentlich tatkräftiger Unterstützung des Forums, in einen brauchbaren Zustand versetzt )

wie immer von mir .....
ist ein bisschen Spass im Ernst ... und, damit ich keinem auf den Henkel gese, ...
jede Ähnlichkeit mit lebenden oder verstorbenen oder sonstwie existierenden Personen oder Persönlichkeiten wäre rein zufällig !

Ich wünsche Euch allen an diesem bedeutungsvollen Tage,
"Frohe Pfingsten"
Frank

Eckhard F. H.

Hallo Gerhard,
verkittete Linsen erhalten logischerweise erst nach der Zentrierung/Verkittung den Außendurchesser-Schliff. Somit sind sie, zusammen im passenden Fassung sitzend, immer richtig zentriert. Wichtig ist, das wurde schon erwähnt, die Demontage zu dokumentieren. Ich mußte auch mal eine Herstellerfirma anschreiben, weil ich die Richtung einer Linsenwölbung vergessen hatte. Zum Glück existierte diese Firma noch. Solche Sachen sind ärgerlich, weil vermeidbar.
Gruß - Eckhard

Eckhard F. H.

Kleine Anmerkung noch: Möglicherweise ist bei verkitteten Linsengruppen die Winkelpositionen der Einzellinsen von Bedeutung. Deshalb vor Demontage Strich (etwas lösungsmittelresistent) am Umfang.

Peter V.

#13
Hallo,

habe gerade im Mikroskopie-Treff einen zu diesem Thema passenden Beitrag gesehen:

http://www.mikroskopie-treff.de/viewtopic.php?t=953

Herzliche Grüße
Peter

Dieses Post wurde CO2-neutral erstellt und ist vegan. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.

liftboy

Hallo Frank,

ganz meine Meinung!
Wenn das Teil doch nicht mehr so funktioniert wie es soll, dann kann man daran doch nur lernen!!
Für mich habe ich jetzt eine halbe Feinmechanikerlehre hinter mir und weiß, wo ich bei einem festsitzenden Teil mit dem Hammer hinhauen darf, ohne etwas kaputt zu machen.
Das macht doch auch ein bischen stolz, oder..
Ich denke, von den alten Teilen geht auch ein ganz besonderer Reiz aus.
Gruß
Wolfgang
http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=785.msg3654#msg3654
LOMO-Service
Das Erstaunen bleibt unverändert- nur unser Mut wächst, das Erstaunliche zu verstehen.
Niels Bohr