Erste Dauerpräparate, aber wie?

Begonnen von Kahless, Juni 10, 2009, 18:23:19 NACHMITTAGS

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Kahless

Hallo!

Ich habe leider noch nicht all zu viel mikroskopische Erfahrung. Dennoch möchte ich versuchen, Dauerpräparate anzufertigen. (Irgendwann muss man ja damit einmal anfangen  ;) )

Ich habe von einem Kollegen aus einem Chemielabor ein paar Substanzen erhalten und möchte es gerne damit versuchen. Könnt ihr mir sagen, ob ich noch etwas brauche bzw. ob man so vorgehen kann, wie ich es mir gedacht habe.
Habt ihr darüber hinaus Vorschläge, welche Objekte sich für die ersten Dauerpräparate besonders gut eignen? Ich dachte an Pflanzenschnitte aus Stengel, Blatt und Wurzeln. (Mir geht es jetzt erst mal darum, die Technik zu erlernen - besonders schöne oder ausgefallene Objekte kommen dann später.)

So wollte ich vorgehen:
1. Fixieren mit AE-Gemisch - Ethanol + Essigsäure (habe ich beides vom Kollegen bekommen)
2. Entwässern mit Alkoholreihe - 30%igem Ethanol, 50%igem E., 70%igem, 96%igem, dann Isopropanol und dann zwei mal Xylol. (Ethanol, Isopropanol und Xylol habe ich bekommen)
3. Einschließen - Hier habe ich sehr alten Canadabalsam bekommen (Ist der noch gut, wenn er sehr zäh und dunkelbraun ist?) Außerdem habe ich von meinem Kollegen Conloc UV-Kleber 665 und Araldite-Harz 2020/A und 2020/B ( https://www.huntsmanservice.com/WebFolder/ui/browse.do?pFileName=/opt/TDS/Huntsman%20Advanced%20Materials/German/Long/Aral-2020%20_D_.pdf ) bekommen. Er mikroskopiert selbst nicht, meinte aber er hätte gehört, dass manche Leute diese Stoffe für Dauerpräparate verwenden.
Ist da etwas dabei, dass ich sinnvoll verwenden kann?
Wenn nein, was nehme ich am besten zum Einschließen und wo bekomme ich es?

Kennt darüber hinaus jemand eine einfache Färbemethode für solche Schnitte, die man einem Anfänger empfehlen kann?

Danke für eure Hilfe und viele Grüße, Kahless
 

Detlef Kramer

Hallo Herr Kahless (?),

ich möchte Ihre Frage nicht hochnäsig abtun, deshalb die konkreten Antworten am Anfang:

1. und 2. sind in Ordnung. Die Entwässerung hängt vom Einschlussmittel ab. Das Canadabalsam lässt sich mit Xylol auf die gewünschte Konsistenz verdünnen. Allerdings ist Xylol giftig. Also Vorsicht!

Von den Epoxidharzen rate ich ab; die müssen chemisch gehärtet werden und das ist eigentlich ziemlich unüblich und zu Hause auch eigentlich nicht machbar.

Färbung: in dem Fall Etzold. Und da komme ich zum zweiten Teil meiner Antwort:

Gehen Sie mal zwei oder drei Wochen in dem Forum zurück, eine spannende Tour, und Sie werden eine Fülle von Antworten zu diesem Thema finden. Und dann versuchen Sie den Gerlach: "Botanische Mikrotechnik" antiquarisch zu erwerben. Oder "das große Buch der Mikroskopie" von Bruno Kremer. Da steht alles drin. Und dann sollten Sie mit den speziellen Fragen hierher zurück kommen.

Sie sollten prüfen: gibt es in Ihrer Nähe eine mikroskopische Vereinigung oder AG?

Und erklären Sie sich bitte mit Ihrem wahren Namen - Pseudonyme sind hier nicht sonderlich beliebt - wir pflegen eine sehr persönlichen Umgangsform.

Beste Grüße

Detlef Kramer
Dr. Detlef Kramer, gerne per DU

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Kahless

#2
Hallo Herr Kramer,

vielen Dank für ihre rasche Antwort

Kahless ist richtig! Vorname Mario.

Ich habe bereits lange im Forum gelesen (sicher mehr als nur zwei oder drei Wochen zurück). Ich habe dabei viele interessante Informationen gefunden. Auch die Suche habe ich bemüht - aber die von mir gestellten Fragen blieben dennoch offen.

Zu den Epoxidharzen: Wie müssen solche Harze gehärtet werden? Man sagte mir bei dem Araldite-Harz genüge der Härter, der dabei ist und beim UV Kleber eben die UV Lampe. Was wäre zum Härten darüber hinaus noch zu tun? Das diese Harze unüblich sind ist mir bewusst - aber sie stehen mir eben in großer Menge zur Verfügung und ich wollte mich daher erkundigen ob es Erfahrungen dazu gibt.
Welche Einschlussmedien sind sonst möglich? Leider habe ich in Österreich trotz intensiven Versuchen weder Malinol noch etwas ähnliches gefunden. Hier heißt es immer: "Kein Verkauf an Privatpersonen"!

Für die Etzoldfärbung bräuchte ich leider basisches Fuchsin und Safranin - beides habe ich bereits gesucht, aber beide Substanzen sind aus rechtlichen Gründen in Österreich für Privatpersonen nicht zu bekommen!


Das große Buch der Mikroskopie besitze ich bereits (auch wenn ich darin nicht alles verstehe). Botanische Mikrotechnik werde ich versuchen zu bekommen.

Leider gibt es in ganz Österreich nur eine einzige mikroskopische Vereinigung. Diese befindet sich in Wien und ist damit für mich praktisch nicht erreichbar. Und auch an der Universität gibt es keinerlei lichtmikroskopische Kurse oder Ähnliches.

Mit freundlichen Grüßen, Mario Kahless

Bernhard Lebeda

Hallo Mario

dann bestell doch hier:

http://www.biologie-bedarf.de/category/15/

http://www.biologie-bedarf.de/category/11/

http://www.biologie-bedarf.de/category/6/


Herr Thorns liefert sicher ausnahmsweise auch mal nach Österreich  ;)


Das mit den Klebern hat Dein Kollege sicher missvestanden. Man verwendet sie in der mineralogischen Dünnschliffmikroskopie um die Schliffe auf zu kleben. Aber auch hier und schon gar nicht in der Botanik wird damit eingeschlossen, das hab ich noch nie gehört. Vergiss es lieber Du klebst Dir nur die Finger zusammen!!

Und nun guten Start

wünscht

Bernhard
Ich bevorzuge das "DU"

Vorstellung

Klaus Herrmann

Hallo Mario,

also Araldit und Epoxikleber sind für die Herstellung von Dauerpräparaten nicht geeignet. Mit Araldit kann man Gesteinsdünnschliffe aufkleben.

Canadabalsam ist schon mal gut, das ist in der Anwendung wie Malinol. Etwas einfacher ist Euparal, weil man dann den Schritt mit Xylol nicht benötigt. Man kann direkt aus dem Isopropanol eindecken.

Schöne Anleitungen gibt es im Mikroskopierkurs von Günther Zahrt von den Berliner Mikroskopikern.
Hier dem Einführungskurs Mikroskopie runterladen :

http://www.berliner-mikroskopische-gesellschaft.de/html/download.html

Da sind so viele Anregungen und Tipps drin, dass Du erst mal beschäftigt sein dürftest!

Na und wegen Fuchsin und Safranin sollte man auch in Österreich nicht ins Gefängnis kommen  ;)
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


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Kahless

Hallo!

Vielen Dank für die netten und erklärenden Antworten.

Ich weiß ja, warum ich hier frage und mich nicht auf einen Kollegen aus dem Chemie-Labor verlasse. Ich werde es über den von Bernhard genannten Shop versuchen und auf Versuche mit Araldit und Epoxikleber verzichten.

Ins Gefängnis kommt man sicher nicht, aber ich habe bis jetzt einfach niemanden gefunden, der bereit war mir die Substanzen zu verkaufen und alle verwiesen auf die Regelung, dass kein Verkauf an Privatpersonen möglich ist.


Viele Grüße, Mario

Peter V.

Hallo!

Na ja, ein paar Tropfen Etzold würden hier schon einer von nach Österreich bekommen, sollte es dort tatsächlich überhaupt nicht erhältlich sein.

Herzliche Grüße
Peter
Dieses Post wurde CO2-neutral erstellt und ist vegan. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.

Detlef Kramer

Hallo Herr Kahless,

die Epoxidharze (Araldit, Epon, Epicote), die in der Elektronenmikroskopie verwendet werden, sind durchaus als Einschlussmittel zu verwenden, wenn auch nicht üblich. Ich weiß leider nichts zu den Brechungsindizes. Vorteil: sie zeigen keinerlei Schwund, da sie chemisch polymerisieren. Aber: ungefährlich sind sie nicht. Die beim Aushärten frei werdenden Dämpfe (das Aushärten erfolgt bei 60 °C innerhalb 24 h) stehen im Verdacht krebserregend zu sein.

Etzold und das ungefährliche Äquivalent zu Malinol, Includal CB erhalten Sie problemlos bei ChemLab in Brixen im Thale (www.chemlab.at). Zum Einschluss in Includal CB ist kein Xylol erforderlich, es geht direkt aus dem Isopropanol.

Beste Grüße

Detlef Kramer
Dr. Detlef Kramer, gerne per DU

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Klaus Herrmann

Hallo Detlef,

ZitatHallo Herr Kahless,

die Epoxidharze (Araldit, Epon, Epicote), die in der Elektronenmikroskopie verwendet werden, sind durchaus als Einschlussmittel zu verwenden, wenn auch nicht üblich.

als Einbettungsmittel und zum Aufkleben ja, aber zu Eindecken habe ich die noch nirgends gesehen. Es wird wohl auch kaum einer ein kurzlebiges 2-Komponentenharz zum Eindecken von Präparaten nehmen.

Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


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Detlef Kramer

Lieber Klaus,

genau lesen: Einbettungsharze (Epoxidharze) für die Elekronenmikroskopie. Klar, wir verwenden sie zum Einbetten für die Ultramikrotomie. Aber, da sie glasklar sind und ohne Wärmezufuhr nicht fest werden, sind sie auch als Einschlussmittel zu verwenden. Aber, aus den genannten Gründen rate ich davon ab.

Herzlichen Gruß

Detlef
Dr. Detlef Kramer, gerne per DU

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Kahless

Vielen Dank für die vielen Antworten!

Ich habe mittlerweile alles gefunden, was ich brauche.

Was das Epoxidharz angeht:
ZitatIch weiß leider nichts zu den Brechungsindizes

Farbe: Wasserklar
Dichte: 1,1
Viskosität: 150 mPas
Gebrauchsdauer bei 25°C: ca. 50min
Brechnungsindex: 1,553

Danke und viele Grüße, Mario