Schneekristall-Genuss-Mikroskopie

Begonnen von plaenerdd, Dezember 28, 2014, 13:22:19 NACHMITTAGS

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plaenerdd

Hallo,
es ist mal wieder ideales Wetter, um Schneeflocken zu mikroskopieren: -8 Grad Celsius und ganz, ganz leichter Schneefall. Da kommen jede Menge idealer Einzelflocken herunter.
Folgende Vorbereitungen sind zu treffen:
1. Objektträger und Billigmikroskop (in diesem Fall ein altes LOMO-Biolam) mit nur einem Übersichtsobjektiv und ohne Okular, dafür aber natürlich mit einer Tubusabdeckung (Filmdose aus analog-fotografischen Zeiten) mindestens 1 Stunde kaltstellen. Ich habs in die Garage gestellt.
2. Das Okular kommt in eine saubere Plastetüte und ab in die warme Hosentasche, damit es später nicht beschlägt, wenn man durchguckt.
3. schwarzes Papier auslegen und beschweren
4. Klapptisch, Stuhl aufstellen
5. schöne Schneeflocken auf Objektträger kippen oder mit feinem Pinsel übertragen. Wenn es genügend flockt, kann man auch mehrere OT direkt beschneien lassen.
6. Je nach Gusto im Hellfeld oder mit Auflicht betrachten. Ich habe für das Auflicht eine Jansjö-LED-Lampe benutzt. Die Lampe sollte "kaltes" Licht liefern (LED!) Vorsicht ist mit dem eigenen Atem geboten, der nicht in Richtung OT gehen sollte.
Und hier zwei Bilder:


Leider fällt das alte einfache 3x Übersichtsobjektiv von Zeiss Jena zum Rand hin doch stark ab, aber das gute 3,2 Semiplan wollte ich nicht der Kälte aussetzten.

Für Nachahmer sei noch einmal ausdrücklich darauf hingewiesen, dass man kostbare Optiken, besonders Apochromate nicht unbedingt dem Frost aussetzten sollte, um das Risiko von Delaminationen zu begrenzen, die durch Spannungsunterschiede besonders bei heftigem Temperaturwechsel ausgelöst werden können. Nach der Arbeit im Kalten muss das Mikroskop mit möglichst wenig Luft in eine Plastetüte verpackt langsam wieder aklimatisiert werden, damit es nicht unnötig beschlägt.

Wenn man das gut vor- und nachbereitet und man eine warme Jacke und ein gutes Kissen sein Eigen nennt, kann das Betrachten von Schneeflocken als pure Genuss-Mikroskopie betrachtet werden. Interessant ist auch, dass zumindest bei diesem Wetter, die Schneefocken ohne zu schmelzen nach ca. 1/4 Stunde trotzdem verschwunden sind (Sublimation?).

Mit frostigen Grüßen
Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph

Herbert Dietrich

Hallo Gerd,

immer wieder schön, die perfekten Schneekristalle zu betrachten.
Das entschädigt fürs Schneeschippen.
Danke fürs Zeigen und für die Anregung.

Herzliche Grüße
Herbert

plaenerdd

#2
Hallo Herbert,
wenn man den Schnee schippen muss, kommt aber entschieden zu viel von dem weißen Zeug runter. Das geht nur wirklich gut, wenn es nur so leicht zuckert... Wenn die dicken Flocken fallen, sind da immer sehr viele zusammengepappt unterwegs, keine schönen Einzelflocken. Der Schnee muss auch wirklich ganz frisch sein. Schon nach einer Stunde sind die Flocken meist vollkommen verkrüppelt. Hängt sicher von den meterologischen Gesamtbedingungen ab, aber meist sind sie leider sehr schnell hinüber, selbst bei strengem Frost.
Beste Grüße
Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph

Schrodt

Hallo Gerd,

die Mikrofotos von den Schneekristallen sind Dir wirklich gut gelungen. Vielen Dank fürs Zeigen.

Herzliche Grüße aus dem noch nicht so kalten Sauerland.

Jürgen aus Hemer

Dr. Jekyll

Hallo Gerd,

Das sind wirklich sehr schöne Bilder.
Ich wollte auch schon immer mal Schneeflocken unters Mikroskop legen und bestaunen. Leider habe ich noch nicht
Die Gelegenheit dazu gefunden. Deine Tipps werden mir, wenn es  irgendwann soweit ist, weiter helfen. Danke dafür.

Beste Grüße
Harald
Beste Grüße
Harald

steffenclauss

Hallo Gerd,

danke für deine schönen Bilder und wertvollen Hinweise! Ich werde mich dank Deiner Initiative die restlichen Feiertage daran auch probieren - das Mik steht schon kalt ;)

viele Grüße
Steffen

plaenerdd

#6
Hallo Steffen,
da wünsche ich viel Glück! Du wohnst ja noch ein paar Meter weiter oben als ich in DD und schneien soll es ja auch gelegentlich in den nächsten Tagen.
Grüße
Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph

Guy Marson

Hallo Gerd,

Immer wieder toll zu sehen. Und so entstehen sie .. :

http://leschskosmos.zdf.de/

bei etwa 2/3 kommt die Erklärung.

´nen guten Rutsch!

Guy

Peter V.

Hallo,

schade, dass wir diesen Genuß im Ruhrgebiet kaum nachvollziehen können. Wenn es denn mal kurzzeitig schneit (wie vor ein paar Tagen), was selten genug vorkommt, ist man nicht vorbereitet, zudem ist es meist extremer Patsch-Schnee mit dicken, matschigen Flockenkonglomeraten.  :-\

Herzliche Grüße
Peter
Dieses Post wurde CO2-neutral erstellt und ist vegan. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.

liftboy

Hallo Peter,

aber wenigstens ist kein Kohlestaub mehr dabei :-)

Guten Rutsch
Wolfgang
http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=785.msg3654#msg3654
LOMO-Service
Das Erstaunen bleibt unverändert- nur unser Mut wächst, das Erstaunliche zu verstehen.
Niels Bohr

Alfons Renz

Hallo Gerd,

Neben dieser eher heroischen Methode der Gesamtexposition von Mikroskop und Beobachter bei arktischen Temperaturen (=> schöne Kristalle bilden sich m.W. nur bei sehr fein rieselndem Pulverschnee unter -5 °C) gibt es auch eine sehr einfache Methode für Stubenhocker:

Wenn die Bedingungen stimmen - wenige kleine Flocken bei unter -5 °C - bestreicht man einen Objektträger (=> am besten gleich eine ganze Reihe) mit einer ziemlich flüssigen Mischung von Einbettmittel und Xylol und legt diese auf die (eiskalte!) Fensterbank. Nach ein paar Minuten haben sich die frisch gefallenen Flocken in der noch weichen Einbettmasse verewigt. Man kann dann die Abdrücke der Kristalle in aller Ruhe im Durchlicht und Dunkelfeld beobachten.



Einziger Nachteil der Methode: Die schönsten Kristalle liegen leider "immer" ganz unpassend am Rand! Und die frischen Kristalle auf Gerd's Bildern sehen schöner und plastischer aus als die Abdrucke. Dafür sind Letztere als Dauerpräparate lange haltbar.

Viel Erfolg und einen Guten Rutsch ins's Neue Jahr!

Alfons


wilfried48

Lieber Alfons,

also damit kann ich mich leider nicht anfreunden.

Die Originale leuchten und funkeln eben wie echte Kristalle und die Kopien wie "billiges" Plastik.

Hier gilt halt auch mal als Mikroskopiker das Los der Astronomen ,ohne den A... abfrieren kein gutes "Seeing".

Ich konnte mich allerdings auch noch nicht dazu durchringen, eines meiner Schätzchen kaltzustellen.

viele Grüsse und einen guten Rutsch !

Wilfried
vorzugsweise per Du

Hobbymikroskope:
Zeiss Axiophot,  AL/DL/Ph/DIC/Epi-Fl
Zeiss Axiovert 35, DL/Ph/DIC/Epi-Fl
Zeiss Universal Pol,  AL/DL
Zeiss Stemi 2000 C
Nikon Labo-/Optiphot mit CF ELWD Objektiven

Sammlung Zeiss Mikroskope
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=107.0

Heiko

Hallo Alfons,

verzeih' bitte mein dreistes Tun, aber ich kann Wilfrieds Plastik-Theorie nicht unwidersprochen hinnehmen – pures Bleikristall, sieht man doch:



:)

Schöne Kristalle, auch im nächsten Jahr wünscht
Heiko

plaenerdd

Hallo liebe Schneefreunde,
ich finde die "Plastikmethode" schon auch ansprechend, besonders in Hinblick auf die Dauerpräparate. Muss ich bei nächster Gelegenheit mal ausprobieren. Im Moment geht bei mir In Dresden allerdings der Schnee gerade in Regen über...

Aber: Wäre das Thema nicht inzwische ein Verschieben in die Methodenbibliothek wert? Vielleicht unter "Kristallisation" - die Rubrik ist noch leer, was ich gar nicht so recht verstehen kann.

Beste Grüße
Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph