Objektive mit Deckglaskorrektur/ Arbeitsabstand?

Begonnen von JB, Januar 11, 2015, 01:10:20 VORMITTAG

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JB

Hallo Forum,

Ich wuesste gern, wie sich bei Objektiven mit Deckglaskorrektur der Arbeitsabstand veraendert.

Also z.B. ein Objektiv Apo 40/0,95, mit einem Einstellbereich von 0,10 bis 0,20 mm (Zeiss Jena, Lomo).

Fuer dieses Objektiv gibt Zeiss nur einen freien Arbeitsabstand (fAA) an, 0,12 mm (bezogen auf 0,17 mm Deckglasdicke), aber Lomo gibt einen Bereich an, fAA 0,12 bis 0,22 mm.

Wie kommt man nun auf den fAA des Lomo-Objektivs bei 0,17 mm Deckglas? Nach Herrn Henkels Daten hier: http://www.mikroskopie.de/mikforum/read.php?1,7877,7935 wird der fAA groesser (bei richtiger Einstellung) je dicker das Deckglas ist. Beim Lomo waere der fAA bei 0,17 mm also etwa 0,19 mm?

Ist das so in etwa richtig und gilt das allgemein fuer Objektiven mit Deckglaskorrektur? Die Uebersicht bei Herrn Henkel ist die einzige die ich kenne. Manche Hersteller (Lomo, Nikon) geben so einen fAA-Bereich an; andere (Zeiss, Leitz) immer nur einen fAA, vermutlich bezogen auf 0,17 mm Deckglas.

Beste Gruesse, Jon

l'œil armé

Moin,

eine gewisse Änderung ergibt sich, schon daran fühlbar, dass man bei den allermeisten Objektiven parallel zur Betätigung des Korrekturringes die Scharfeinstellung nachführen muss. Es existieren aber auch Konstruktionen, wie z.B. bei den alten Apochromaten 40 & 63fach, bei denen die Drehung des Korrekturrings auch die Verlagerung der Schärfeebene kompensiert. In wieweit andere Hersteller das bis heute übernommen haben, weiß ich nicht. ZEISS -Objektive müssen jedenfalls nach wie vor von Hand nachgeführt werden und der eine Olympus-Apo 40/0,95 auf den ich Zugriff habe, verlangt das auch. Auf aktuelle Leica-Linsen habe ich bei hohen Aperturen nur auf Immersionsobjektive Zugriff und da entfällt die Korrektur meist. Allerdings denke ich nicht, dass Leica von diesem praktischen Kombinationsmechanismus abgegangen ist. Warum sollten sie?

Freundliche Grüße

Wolfgang
"Du" fänd' ich absolut in Ordnung

das schönste: Zeiss Lumipan
das liebste: Leitz Ortholux/Panphot
das beste: Zeiss Axiomat

Ich bin übrigens keineswegs mit meinem Umfang an Intelligenz zufrieden; ich bin lediglich froh, mit meiner Dummheit so weit gekommen zu sein.

JB

Hallo Wolfgang,

Ja, das entspricht auch meinen Beobachtungen. Die alten Leitz Apos mit "Fokusierkompensation" sind schon recht einmalig.

Zitat von: l'œil armé in Januar 11, 2015, 12:44:13 NACHMITTAGS
Auf aktuelle Leica-Linsen habe ich bei hohen Aperturen nur auf Immersionsobjektive Zugriff und da entfällt die Korrektur meist. Allerdings denke ich nicht, dass Leica von diesem praktischen Kombinationsmechanismus abgegangen ist. Warum sollten sie?

Das ist ganz lustig. Bei Michel (Die Mikrophotographie. 1962) wird dieser Mechanismus als uebermaessig komplex und unnoetig beschrieben - da war bei Zeiss wohl der blanke Neid  ;D

Aber zurueck zur Frage - wie gesagt, da habe ich noch keine Antwort gefunden. Denn am Praeparat ist das Deckglas ja immer von einer bestimmten Dicke. Wenn man dann an der Korrektur dreht, mag sich ja etwas aendern. Aber wie ist wohl der Arbeitsabstand wenn das Deckglas tatsaechlich verschiedene Dicken hat? Also z.B. fuer das Lomo 40/0,95

d = 0.10 mm        fAA = ?
d = 0.17 mm        fAA = ?
d = 0.20 mm        fAA = ?

Wird der Arbeitabstand bei dickerem Deckglas groesser oder kleiner??

Beste Gruesse, Jon

Lupus

Hallo,

ich denke, die Änderung des Arbeitsabstandes in Abhängigkeit von der Deckglasdicke kann man nicht allgemein angeben. Das hängt von der Konstruktion des Deckglas-Korrekturgliedes innerhalb des Objektives ab. Ich hatte mich einmal mit den Objektiv-Patenten diverser Hersteller beschäftigt, da gibt es verschiedene Methoden wie die Deckglasdicke durch verschiebbare Linsengruppen kompensiert wird, und folglich ändert sich auch der Arbeitsabstand unterschiedlich.

Hubert

JB

Hallo Hubert,

Danke fuer die Ausfuehrungen. Kann man denn zumindest fuer die alten Zeiss-Objektive (um 1900) eine allgemeine Aussage treffen? Um diese geht es mir hauptsaechlich.

Beste Gruesse, Jon

l'œil armé

#5
Oh, bitte entschuldige, Jon. Das war dann wohl ein Missverständnis meinerseits. Ich hatte Deine Frage so verstanden, dass Du wissen möchtest ob überhaupt eine Änderung des AA bei unterschiedlicher Deckglas-Stärke stattfindet. Ein genaues Maß für Änderung kann ich leider nicht angeben.

Freundliche Grüße

Wolfgang
"Du" fänd' ich absolut in Ordnung

das schönste: Zeiss Lumipan
das liebste: Leitz Ortholux/Panphot
das beste: Zeiss Axiomat

Ich bin übrigens keineswegs mit meinem Umfang an Intelligenz zufrieden; ich bin lediglich froh, mit meiner Dummheit so weit gekommen zu sein.

Lupus

Hallo Jon,

dazu kann ich leider nichts sagen, ich hatte mich nur mit dem inneren Aufbau modernerer Objektive beschäftigt. Bei diesen Objektiven war aber das Verhalten umgekehrt als bei dem im Link zitierten Neofluar 63/1.20 W, also ein geringerer Arbeitsabstand bei größerer Deckglasdicke (es ging mir aber nur Trockenobjektive). Z.B. ein Zeiss 40/0.6 mit großem Arbeitsabstand 3...2 mm bei Deckglasdicke 0...2 mm. Aber solche Konstruktionen sind sicherlich wesentlich komplexer aufgebaut als sehr alte Objektive und können vermutlich auch ein anderes Verhalten haben. Im einfachsten Fall wird nur eine Linsengruppe gegenüber der anderen bewegt um die spärische Aberration des Deckglases zu kompensieren, es können aber z.B. auch 4 getrennte Linsengruppen sein, bei denen sich die vierte gegenläufig mit der zweiten verschiebt, um u.a. den dabei entstehenden Astigmatismus zu korrigieren.

Hubert

peter-h

#7
Hallo,

hier von Zeiss West 2 Beispiele.


Gruß
Peter

JB

Hallo Hubert und Peter,

Vielen Dank fuer Ihre Ausfuehrungen. Das war sehr hilfreich; die Angaben zum Plan-Neofluar 63/0,90 sind besonders nuetzlich.

Beste Gruesse, Jon