Botanik: In die Binsen gegangen *

Begonnen von rekuwi, Juni 09, 2009, 18:16:32 NACHMITTAGS

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rekuwi

Liebe Mikroskopiker/innen,

um es gleich vorneweg zu sagen: wer als Anfänger Lust auf Frust hat sollte es wie ich mit der Binse versuchen!

Ich glaubte in meiner Naivität, dies sei ein geeignetes Objekt um gute Schnitte hinzubekommen - der Halm ist ja recht derb. Aber das ist auch der Nachteil. Soll ein Schnitt hinreichend dünn sein wird das Mark nicht miterfaßt, dies ist so locker im Stengel verteilt, daß es kaum sichtbar wird. Ich habe also jede Menge unbrauchbarer Schnitte gefärbt und fotografiert und war schon nahe dran es aufzugeben.

Heute holte ich im Wald einen frischen Stengel und versuchte es noch einmal. Das Mark beachtete ich nicht, der Rand sollte hinreichend dünn werden. Diese Schnittchen färbte ich dann mit neuem Ethold FCA (hat mir freundlicherweise Jörg Weiß zugesandt) und habe die dann in Glyzerin gelegt und so fotografiert. Hier der Randbereich:



Hier noch das Mark aus einem anderen Foto, etwas herausvergrößert. Leider ist das Mark sehr anfällig für Luftblasen, unter jedem Kreuzungspunkt des sternförmigen Aerenchyms liegt eine:



Liebe Grüße
Regi

sirdul

Hallo Regi,

das gleiche Problem hatte ich am Wochenende mit einer Akelei: außen hart, innen zu weich, das Mark zerriss. Es waren allerdings frische, nicht fixierte Stengel und ich denke, dass mit fixierten Material das Mark verfestigt werden kann. Ich werde dies einmal in zwei Wochen ausprobieren.
Eine Frage zu dem Markbild. Wurde der Schnitt differenziert ? Meines Wissens nach müsste das Mark blau gefärbt sein, da es nicht verholzt ist.

mfg

Ludger Benning

rekuwi

Hallo Ludger Benning,

das Mark war bei jedem Schnitt rosa, also doch schon verholzt. Jedenfalls bei den Binsen die ich mikroskopierte. Bei dem hier gezeigten Bild habe ich versäumt nach dem Färben zu differenzieren, eigentlich ist das bei Etzold FCA nicht notwendig, doch dieser Schnitt war total überfärbt. Ich werde nochmal einen Schnitt nur mit Mark versuchen und wenn es besser gelingt hier zeigen.

Liebe Grüße
Regi

Hugo Halfmann

Guten Abend allerseits,

ich habe Ende letzten Jahres (November) Binsen mikroskopiert, aber ohne sie zu färben. Die Schnitte gingen problemlos. Hat das evtl. etwas mit dem Alter der Pflanze zu tun ? ???
Viele Grüße aus dem Bergischen Land

Hugo Halfmann

rekuwi

Hallo Hugo Halfmann,

das ist gut möglich. Ich hatte zwischendurch eine Binse in "Arbeit" die völlig ungeeignet war, die war zu schlapp, da hatte es noch nicht geregnet und egal wie dick der Schnitt war, das Mark entzog sich. Der Stengel muß ganz fest sein. Hatte es mit einem hier schon etwas eingetrockneten versucht, doch da zeigte sich der Rand beim Färben schon als verholzt, war also rot geworden.

Grüßle
Regi

Klaus Herrmann

Hallo Regi,

ist doch ein schöner Schnitt und eine schöne Bilderserie!

Ich habe vor ein paar Jahren die Binse mit Schülern geschnitten und sie als außerordentlich leicht zu schneiden empfunden. Alle haben einen ordentlichen Schnitt gemacht. Es kam uns auf das Festigungsgewebe im Mark an. Wir haben die berühmten - leicht hinkenden - Vergleiche Durchmesser zu Höhe gemacht und sie mit dem Stuttgarter Fernsehturm verglichen.
Deshalb waren die Schnitte etwas dicker.

Man muss junge Sprosse nehmen!

Bei uns war das Festigungsgewebe auch eher rötlich. Vielleicht doch schon ein wenig lignifiziert?
Kein super Bild aber ein Beleg:

Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


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Detlef Kramer

Lieber Klaus,
ZitatVielleicht doch schon ein wenig lignifiziert?

Ja, natürlich sind die rot gefärbten Gewebe/Zellen lignifiziert. Die Monocotylen haben ja kein sekundäres Dickenwachstum, daher muss die Festigung nach dem Muster "Stahlbeton" zügig vor sich gehen. Man beachte das Wedeln im Wind, z.B. beim Schilf.

Herzliche Grüße

Detlef

Dr. Detlef Kramer, gerne per DU

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Fahrenheit

Hallo Regi,

auch wenn das Mark zerfasert ist: am Rand ist Dein Schnitt sehr schön geworden. Da die Chloroplasten erhalten sind ergibt deren Grün einen schönen Kontrast zur Etzold FCA Färbung.

Allerdings vermute ich da auch Dein Problem: der Schnitt dürfte einfacher sein (und das Mark etwas stabiler), wenn Du vor dem Schneiden z.B. mit AFE fixierst.

Immer schön weiter schnibbeln - das wird!

Schöne Grüße
Jörg
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Arbeitsmikroskop: Leica DMLS
Zum Mitnehmen: Leitz SM
Für draussen: Leitz HM

Thomas Böder

Ich bin immer wieder schwer beeindruckt, was die Natur so für Formen zaubern kann!
Das Innere erinnert stark an "Supermag". :)

Grüße, Thomas.
Hauptmikroskope: Leitz Panphot, Ortholux, Technival 2
Kleinmikroskope: Leitz, Reichert, ROW, Lomo

Klaus Herrmann

Hallo Regi, Hallo Jörg,

ich hab noch ein Bild gefunden mit dem lignifizierten Versteifungsgewebe. Ist ja richtige Leichtbauweise!

Übrigens unser Material war damals Frischmaterial. Wichtig ist wie immer: absolut scharfe Klingen!


Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


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rekuwi

Lieber Klaus Herrmann und (erspare mir jetzt jeden aufzuführen!),

danke für die lieben Anmerkungen.

Nun, so einen dunkelrandigen dicken Schnitt hätte ich auch zeigen können, den fand ich doch nicht schön genug. Vom Fixieren in AFE werde ich die Finger lassen, F steht für Formol, das tue ich mir nicht an. Selbst das Etzold FCA kann ich nur bei geöffneter Tür verwenden, auch das reizt mich etwas zum Husten.

Hier noch ein Zupfpräparat vom Mark, etwas schöner als das obige Bild mit den vielen Luftblasen.



Mich begeistert auch diese Sternenstruktur, die Natur ist doch die größte Zauberin!

Liebe Grüße
Regi