Wimperntierchen aus dem Main

Begonnen von RainerTeubner, Februar 23, 2015, 18:13:55 NACHMITTAGS

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RainerTeubner

Hallo,

am Sonntag habe ich eine Planktonprobe aus dem Main genommen, heut regt sich so langsam das Leben.

Neben einigen Rädertierleichen, einem traurigen Rest einer Micrasterias, einigen Diatomeen und zwei Flaschentierchen befand sich in der Probe ein recht großes Wimperntierchen:



Das Tierchen war etwa 0,3 mm bis 0,4 mm lang und ist auf dem Photo etwa zur Hälfte zu sehen.

Was hab ich da vor der Linse gehabt?

Mit freundlichen Grüße

Rainer
Mikroskop: Carl Zeiss Standard Universal
Bildbearbeitung: Gimp, Helicon focus und picolay
Kamera: Canon EOS 5D II

limno

Hallo Rainer,
sehr wahrscheinlich Stentor roeselii das Graue Trompetentierchen. Merkmale:0,5 - 1mm lang, Makronucleus bandförmig. Streble/Krauter S 266f., 10. Auflage
Schöne Mikrogrüße
Heinrich
So blickt man klar, wie selten nur,
Ins innre Walten der Natur.

RainerTeubner

Hallo Heinrich,

vielen Dank für Deine Bestimmung.

Mit freundlichen Grüßen

Rainer
Mikroskop: Carl Zeiss Standard Universal
Bildbearbeitung: Gimp, Helicon focus und picolay
Kamera: Canon EOS 5D II

Bernd

Hallo Rainer,

Stentor ist schon mal richtig. Aber ist/war der Kern tatsächlich "ungegliedert bandförmig" = S. roeseli? Mir scheint der Kern eher "rosenkranzförmig" zu sein, besonders neben dem Dreckklumpen. Dann ist es S. muelleri.

Viele Grüße
Bernd

limno

#4
Hallo Rainer und Bernd,
@Bernd: Hier möchte ich Dir widersprechen, auch wenn Du von uns beiden der Erfahrerne bist. Traditionelle Rosenkränze kenne ich; hier aber ist beim Großkern(von wenigen schwächeren Einbuchtungen abgesehen)keine abzählbare "Perlenreihe" erkennbar. Im "FOISSNER"(blaue Ordner) ist in Band II auf S.365 eine Zeichnung  von S. muelleri aus dem KAHL  abgebildet, die meine Auffassung stützt.FOISSNER gibt das auch unter "Verwechslungsmöglichkeiten", S.364 an. Zu S. roeselii schreibt FOISSNER in seiner Differentialdiagnose S.374, Punkt 3: " Ein strickförmiger Makronucleus, der vom Mund bis zum Hinterende reicht; bei kontrahierten Individuen mehrfach gewunden und an den Knickstellen mehr oder weniger deutlich eingeschnürt ist (Vorsicht, Makronucleus erscheint dann leicht rosenkranzförmig wie bei S. muelleri)" Ausserdem ist das Exemplar deutlich zu klein. Trotzdem vielen Dank! :D
Gut Licht wünscht
Heinrch
So blickt man klar, wie selten nur,
Ins innre Walten der Natur.

RainerTeubner

Hallo,

vielen Dank an Alle, die sich mit der näheren Bestimmung des Tierchens befaßt haben.

Ich hab meine Photos noch einmal unter dem Gesichtspunkt durchgesehen, ob auf einem der Kern so getroffen ist, daß er deutlicher zu erkennen ist. Ein Bild ist zwar scharf, zeigt aber lediglich die Oberfläche, vom Körperinneren des Tiers ist leider nichts zu sehen.

Ich vermute, die Frage wir unentschieden bleiben müssen.

Viele Grüße

Rainer
Mikroskop: Carl Zeiss Standard Universal
Bildbearbeitung: Gimp, Helicon focus und picolay
Kamera: Canon EOS 5D II

limno

Hallo Rainer!
Erneut muss ich widersprechen! Du siehst bei Deiner gelungenen Aufnahme den Wald vor lauter Bäumen nicht! ;D Denn das Tierchen ist noch etwas kontrahiert; deshalb war ja auch Deine Größenangabe "zu kurz".
Zitatbei kontrahierten Individuen mehrfach gewunden und an den Knickstellen mehr oder weniger deutlich eingeschnürt ist
hatte ich ,FOISSNER zitierend, geschrieben. Bei Deinem Exemplar ist der Großkern U-förmig und beginnt oben im Bild in der Nähe des Mundfeldes mit einem "nickenden Knubbel" verhältnismässig dicht an der Zelloberfläche. Die  "Biegung des U" findet hinter der Rundung des Zellkörpers statt und ist auf Deinem Bild nicht mehr drauf. Danach steigt der andere "Schenkel des U" bis fast an das Peristomfeld. Gell, jetzt siehst Du's auch, da gibt's kein Vertun. Es ist ohne Zweifel ist Stentor roeselii!
Herzlichste Grüße
Heinrich
So blickt man klar, wie selten nur,
Ins innre Walten der Natur.

RainerTeubner

Hallo Heinrich,

es stimmt, ich habe beobachten können, daß der Zellkern U-förmig gebogen ist, leider habe ich kein Photo davon.

Hier nun zwei Photos eines weiteren Stentor roeselii aus einem anderen Präparat aus der gleichen Probe. Da kann man - mit etwas gutem Willen - den Kern als Band erkennen.



oder hier:



Das Trompetentierchen saß einige Zeit auf einem Dreckklumpen festgeklebt und strudelte so vor sich hin. Es wurde dann plötzlich gestört, vermutlich von einem Artgenossen, so genau konnte ich es nicht sehen und löste sich mit seinem Fuß ab. Das ging ziemlich schnell, daher habe ich auch nur noch die Reste der Bewegung und die hinterhergezogene Schleimspur photographieren können:



und einen Moment später, schon teilweise kontrahiert:



Im kontrahierten Zustand beträgt der Durchmesser des Tieres, über die kurze Seite gemessen, ca. 50 Mikrometer.

Viel Spaß beim Betrachten!

Rainer

Mikroskop: Carl Zeiss Standard Universal
Bildbearbeitung: Gimp, Helicon focus und picolay
Kamera: Canon EOS 5D II

Monsti

Hallo Rainer,

m.E. zeigt Dein Tier eindeutig Stentor roeselii. Stentor muelleri hat einen perlenkettenartigen Nukleus, den ich bei Deinem Viech nicht erkennen kann. Hier uralte und deshalb nicht besonders gute Aufnahmen von mir beider Arten:



Stentor muelleri



Stentor roeselii

Herzliche Grüße
Angie