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Coffein & Theobromin

Begonnen von Heiko, März 01, 2015, 22:10:38 NACHMITTAGS

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Heiko

Hallo Ole,

ja, Coffein ist hexagonal – jein, nicht schwarz, aber in jeder Lage isotrop:



Beim Theobromin gab es sicher eine Verdrehung. Ich erinnere mich, länger gefriemelt zu haben, ehe das Interferenzbild einigermaßen klar zu erkennen war.

Viele Grüße,
Heiko

Miner

Hallo Heiko,
du meinst, die Coffein-Kristalle sind in jeder Stellung so weiß wie auf dem letzten Foto?
Ole

Heiko

Ja, Ole,

aber der Eindruck täuscht insofern, als die Beleuchtungsstärke für das Foto erhöht wurde. Im Vergleich zu den an anderer Stelle auch vorhandenen nadelförmigen Kristallen sind diese Sechsecke dunkler. Ich denke, die Doppelbrechung der Substanz ist ziemlich hoch.

Viele Grüße,
Heiko


Nachtrag

Nach zwei Tagen im ,,Siliconbad" sind einige Theobromin-Rhomben deutlich ,,angefressen":



Miner

Hallo Heiko,
dann sind sie zwar nicht weiß, aber doch heller als der schwarze Hintergrund. Und dass in jeder Stellung des Tisches. Wo man doch erwarten würde, dass man entlang der optischen Achse schaut.
Werden die Kristalle schwarz, wenn du mal den Analysator verdrehst?
Viele Grüße
Ole

olaf.med

Lieber Heiko, lieber Ole,

Natürlich sind Kristalle entlang der optischen Achse isotrop, also schwarz zwischen gekreuzten Polarisatoren. Das gilt aber ausschließlich für ganz niedrige Aperturen. Heikos Winzlinge sind aber sicher mit starker Vergrößerung und daher mit hoher Apertur entstanden, daher sind sie hell in dieser Stellung, aber ohne Wechsel der Intensität beim Drehen. Sie sollten ein perfektes einachsiges Interferenzbild zeigen.

Nun zum Theobromin und zur Verdeutlichung von Oles Frage: Heiko, wie liegt das Achsenbild bezüglich der Kristallmorphologie? Fall 1 würde bedeuten, dass die Kristalle rhombisch oder zumindest pseudorhombisch sind. Fall 2 wäre ein eindeutiges Indiz für niedrigere Symmetrie, also monoklin oder triklin.

Fall 1:



Fall 2:



Herzliche Grüße,

Olaf
Gerne per Du!

Vorstellung: http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=4757.0

... und hier der Link zu meinen Beschreibungen historischer mineralogischer Apparaturen:
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=34049.0

Heiko

#20
Lieber Olaf und Ole,

Vorsicht, das tut jetzt weh – ist bei der Qualität überhaupt eine Aussage möglich?





Viele Grüße,
Heiko


Ergänzung

Bei diesem Exemplar ist die Lagebeziehung eindeutiger:



Miner

Hallo Heiko,
was soll da weh tun? Ich finde alles super. Die drei Fotos deuten doch an, dass die Achsenebene zumindest ungefähr parallel zur kurzen Diagonalen der Rhombe ist. Jetzt müsste man die Winkeldifferenz ganz genau messen, was aber vermutlich schwierig wird, wenn die Achsenbilder so verschwommen sind.
Züchte doch mal größere Kristalle, dann ist immer alles einfacher! :-p
Schönen Abend
Ole

micromax

Lieber Olaf,

könntest Du das bitte nochmals erklären:

ZitatNatürlich sind Kristalle entlang der optischen Achse isotrop, also schwarz zwischen gekreuzten Polarisatoren. Das gilt aber ausschließlich für ganz niedrige Aperturen. Heikos Winzlinge sind aber sicher mit starker Vergrößerung und daher mit hoher Apertur entstanden, daher sind sie hell in dieser Stellung, aber ohne Wechsel der Intensität beim Drehen. Sie sollten ein perfektes einachsiges Interferenzbild zeigen

Das kann ich leider nicht verstehen. Warum sind Achsenbilder bei hohen Vergrößerungen und somit meist bei hohen Aperturen nicht mehr isotrop sondern hell?

Danke für Deine, mit Sicherheit einleuchtende, Erklärung und viele Grüße
Thomas

olaf.med

Lieber Thomas,

ZitatDanke für Deine, mit Sicherheit einleuchtende, Erklärung

na, hoffen wir das Beste: Doppelbrechende Kristalle sind nur genau in Richtung der optischen Achsen isotrop. Wenn wir also einen solchen Kristall mit Licht der Apertur 0 in Richtung der optischen Achse durchstrahlen ist er zwischen gekreuzten Polarisatoren komplett schwarz. Schon bei kleinen Winkeländerungen des durchstrahlenden Lichts tritt Doppelbrechung auf, die mit steigendem Winkel zur Richtung der optischen Achse stärker wird. Bei der Betrachtung eines genau senkrecht zur optischen Achse geschnitten doppelbrechenden Kristalls mit einem hochaperturigen Objektiv gilt also nur für den Zentralstrahl, der  parallel zur optischen Achse verläuft, Isotropie.  Im konoskopischen Bild ist dies der schwarze Punkt in der Bildmitte. Alle anderen Strahlen verlaufen unter einem bestimmten Winkel zur optischen Achse und erleiden daher Doppelbrechung. Im konoskopischen Bild sind dies  die Isochromaten, im orthoskopischen Bild äußert es sich durch Aufhellung des Kristalls.

Wenn dies noch nicht verständlich genug ist nehme ich gerne noch einen weiteren Anlauf...

Herzliche Grüße,

Olaf
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Heiko

Lieber Ole, lieber Olaf,

nun lasst mich nicht in meiner Unwissenheit zurück:

- was ,,bringt" die Kenntnis des Winkels?
- diskreditiert der momentane Befund nicht schon das monokline System?

???

Viele Grüße,
Heiko

olaf.med

Lieber Heiko,

das ist nicht ganz so einfach ohne ein Modell zu erklären und zu verstehen. Es gibt ein paar Raumrichtungen, in denen ein monokliner Kristall wie ein rhombischer aussieht, also auch eine symmetrische Lage des Achsenbilds zur Kristallmorphologie zeigt. Einen solchen Fall müßte man für Dein Theobromin zunächst ausschließen, damit man eine monokline Symmetrie aus der Optik postulieren kann.

Herzliche Grüße,

Olaf
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micromax

Lieber Olaf,

dachte mir doch, dass Du da eine einleuchtende Erklärung finden wirst. Vielen Dank, jetzt ist es mir auch klar geworden.

Viele Grüße
Thomas