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Goldalgen - Chrysopyxis

Begonnen von Bernd, März 29, 2015, 15:56:26 NACHMITTAGS

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Bernd

Liebe Planktonfreunde,

ich habe letzte Woche die Goldalge Chrysopyxis bipes gefunden, über die es, wie über alle Chrysopyxis-Arten, nur wenig Literatur zu geben scheint. Martin Kreutz hat früher schon im Forum Chrysopyxis inaequalis vorgestellt (https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=5493.msg37264#msg37264).

Die Erstbeschreibung von Chrysopyxis bipes erfolgte 1878 durch Stein (Stein, F. von (1878). Der Organismus der Flagellaten. In: Der Organismus der Infusionsthiere nach eigenen Forschungen in systematischer Reihenfolge bearbeitet. III. Abtheilung. 1. Hälfte. Verlag von Wilhelm Engelmann, Leipzig). Hier Steins Zeichnungen:



Beim Vergleich mit den folgenden Fotos erkennt man, wie präzise Stein beobachtet und gezeichnet hat.

Die Bestimmung als Chrysopyxis bipes erfolgte nach Pascher, A. & Lemmermann, E. (1913) Flagellatae II: Chrysomonadinae, Cryptomonadinae, Eugleninae, Chloromonadinae und gefärbte Flagellaten unsicherer Stellung. Die Süßwasser-Flora Deutschlands, Österreichs und der Schweiz,  Heft 2, S. 28-30, Gustav Fischer, Jena. Hier ist auch die Biologie kurz beschrieben: "Gehäuse mit zwei Schenkeln quer auf verschiedenen Algen (meist Zygnemales) reitend. Die beiden Schenkel durch einen um die Alge herumgelegten Gallertfaden verbunden. Gehäuse vorn zur Mündung verengt....Protoplast mit einer Geißel, die bei einzelnen Arten zu einem gestielten, verzweigten, aus der Gehäusemündung vorgestreckten Rhizopodialsystem reduziert wird. Chromatophoren einer oder zwei, deutlich. Kontraktile Vakuolen 1 - 2. Vermehrung durch Längsteilung des Protoplasten, worauf der eine Teil in Form eines eingeißeligen Schwärmers das Gehäuse verläßt, sich (meist gleich in der Nähe) auf einem Algenfaden niederläßt und nun unter Nachziehen eines Gallertfadens den Algenfaden umkreist, bis er schließlich dadurch, daß er an seinen Ausgangspunkt zurückkehrt, an einem geschlossenen Ring hängt. Nun erfolgt die Bildung der Gehäuse, so daß die beiden Gehäuseschenkel durch den Gallertfaden verbunden werden. Dabei ist auch bei den betreffenden Arten die Ausbildung des Rhizopodiensystems erfolgt. Cysten kugelig, neben dem Gehäuse liegend."

Hier meine Fotos von Chrysopyxis bipes



Auf dem zweiten Foto erkennt man sehr schön den Unterschied zwischen dickwandigen (= alten) und hyalinen (= neuen) Gehäusen.



Auf dem nächsten Foto wurde auf die Gallertfäden fokussiert, mit denen die Gehäuse am Algenfaden befestigt sind.



Hie liegt der Fokus auf der Gehäuseöffnung:



Im Gehäuse oben links sind die beiden durch Zellteilung gebildeten Tochterzellen zu sehen.



Die Cyste liegt vor der Gehäuseöffnung. Im Gehäuse kann man die bei der Cystenbildung zurückgebliebene Zellwand der Goldalge erkennen.



Viele Grüße
Bernd

Martin Kreutz

Hallo Bernd,

eine super Dokumentation! Durch Deinen Beitrag habe ich jetzt auch endlich gelernt, wie der Faden um die Alge gelegt wird. Das war mir bisher immer schleierhaft.

Grüße

Martin

piu58

Schöne Bilder. Wie sie alle in Reih' und Glied an der Alge hängen. Auch die verschiedenen Fokuslagen und der Vergleich mit der Zeichnung: Alles sehr instruktiv und auch ein sehr schöner Fund. Danke.
Bleibt dran, am Okular.
--
Uwe

Eckhard

Hallo Bernd,

Vielen Dank für die schöne Dokumentation. Leider fehlt mir die dritte Abteilung des Stein. Die Zeichnungen in den ersten beiden Abteilungen (Ciliaten) sind nämlich spektakulär gut!

Herzliche Grüsse,
Eckhard
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