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Buntes Rädertier

Begonnen von Michael Plewka, Juni 13, 2009, 07:59:22 VORMITTAG

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Michael Plewka

Liebes Forum,

Nach meinem letzten Beitrag über bunte Ciliaten nun passend hierzu ein buntes Rädertier: in einer Planktonprobe fand ich zum ersten (und einzigen) Mal Gastropus stylifer, das kitschigste Rädertier, welches ich bisher gesehen habe (ist aber Geschmacksache):




Der Fuß ist nach meinen Beobachtungen beim schwimmen eingezogen und tritt erst beim Festlegen unter Deckglasdruck zutage:



In einer weiteren Planktonprobe von gestern vom Sorpesee fand sich  G. stylifer wesentlich häufiger. Allerdings waren die Viecher nach 6 Std. Transport schon alle gestorben...


weitere Fotos:  http://www.plingfactory.de/Science/Atlas/KennkartenTiere/Rotifers/source/Gastropus%20stylifer.html

ein schönes Wochenende wünscht Michael Plewka


Ernst Hippe

Hallo Herr Plewka,

das ist das erste Mal, daß ich G.s. so rosa sehe! Es würde mich interessieren, ob auch andere diese Beobachtung gemacht haben, ob die Färbung z.B. von der Nahrung oder Umweltfaktoren abhängt.
Sehr schöne Aufnahmen!
Gruß Ernst Hippe
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Michael Plewka

hallo Herr Hippe,
Ihr  Petrischalen-Trick zum Durchmustern der Proben hat sehr gut funktioniert: ich habe noch einige lebendige G.s. -Exemplare in der Sorpesse-Probe gefunden. Auch hier zeigt sich dieselbe Farbgebung wie die Glörtalsperren-Probe, wenn auch nicht so intensiv (wobei der Unterschied  auch mit einer leichten Tonwertkorrektur erklärbar ist).  Ich wollte bei dem hier gezeigten Exemplar den Fuß sehen und habe gewartet, bis das Wasser fast verdunstet war. Es zeigte sich jedoch kein Fuß. Ich vermute daher, dass dieses Exemplar ein Männchen ist (die laut KOSTE auch den gleichen Lorika-Aufbau haben, aber eben nur ein Fußrudiment):



Sehr schön zu sehen ist das Pharyngealrohr (Ph),  mit dem die Nahrung (Phytoflagellaten, in diesem Fall waren Dinobryon, aber auch Ceratium dominierend) ausgesaugt wird, sowie Teile des Kauers (Rami und Fulcrum):





Zur Farbe: Auch Gastropus hyptopus ernährt sich von Phyoflagellaten (Peridinium), was für mich keinen ernährungsphysiologisch großen Unterschied zu G.s. (mit Ceratium)bedeutet. Allerdings unterscheiden sich die Arten im Lebensraum (G.s.: Pelagial; G.h.:Phytal), von daher erscheint mir die Farbgebung eher artspezifisch zu sein. (G.h. ist farblos und eher gelblich/bräunlich durch die aufgenommene Nahrung). Auffällig war noch, wie schnell die rosa Farbe nach dem Quetschen des Tieres verblasste. Möglicherweise ist das lediglich ein Wegdiffundieren der Farbe, kann aber auch mit beispielsweise pH-Wertänderungen zu tun haben.

beste Grüße Michael Plewka

Ernst Hippe

Danke, Herr Plewka,
für die ausführliche Dokumentation. Koste gibt ja für G.stylifer an "Körperflüssigkeit rosa". Ich habe bisher wahrscheinlich nicht auf die Unterschiede zu G.hyptopus geachtet, muß ich beim nächsten Mal nachholen!
Gruß Ernst Hippe
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