Tipp gesucht für Präparat-Herstellung

Begonnen von Ulf Roth, März 29, 2015, 15:45:44 NACHMITTAGS

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Ulf Roth

Hallo,

beim Umräumen in der Wohnung fand sich irgendein grösseres totes Insekt. Wohl wissend, dass so ein Getier eher was für ein Stereomikroskop ist, wollte ich das Insekt mal unter das Mikroskop legen. In der kleinsten Vergrößerung mit einer Mischung aus Durchlicht und seitlichem Auflicht müsste doch irgendwas zu sehen sein. Glücklicherweise fiel das Getier von selber auseinander, was mir nicht unrecht war. Wahrscheinlich lag das tote Tier schon längerer Zeit.

Mit einem Bein wollte ich beginnen:



Also das Bein auf einen Glasträger, leider habe ich das Bein (wohl durch Ausatmen) laufend weggeblasen.
Also ein Glasträger mit einer eingeschliffenen Mulde genommen und ein Deckglas drauf:



Dann mal ein Foto mit der DigiCam direkt durchs Okular gemacht.
Geht zwar nicht richtig, aber man sieht zumindest einen Ausschnitt:



Nun zu meiner Frage. Da es doch einiges zu sehen gibt, möchte ich gerne ein Dauerpräparat herstellen. Nur wie anstellen, denn das Bein ist ziemlich dick. In dem Glas mit der Mulde drin liegt es eigentlich rel. gut, nur kann man das Deckglas leicht eindrücken, weil sich darunter ja ein Hohlraum befindet. Problematisch auch, wenn man das 20er oder 40er Objektiv einschwenkt. Das Bein liegt ziemlich tief, es besteht die Gefahr, dass man mit dem Objektiv das Deckglas eindrückt.

Sollte man das Deckglas ringsrum verschliessen (luftdicht), oder z.B. nur an den Ecken fixieren?
Eingiessen wird bei den feinen Härchen wohl eher nicht sonderlich gut werden.
Also wie am Besten vorgehen?

Bei der Gelegenheit:
- Wie entnehme ich eines diese extrem dünnen Deckgläser vom Stapel?
- Muss man die Deckgäser irgendwie putzen?
- Gibt es spezielle Pinzetten oder anderes Werkzeug für die Deckgläser?

Ulf

plaenerdd

Hallo Ulf,
so große Teile zum Dauerpräparat zu verarbeiten ist sicher schwer, dazu möchte ich mich nicht äußern, aber zu Deinen anderen Fragen:
Zitat- Gibt es spezielle Pinzetten oder anderes Werkzeug für die Deckgläser?
Die gibt es. sehen so aus:, aber ich arbeite nicht damit und ich verstehe den Link nur als Abbildung, nicht als Kaufempfehlung. Ich lege immer von Hand auf oder mache es bei etwas zäheren Einschlussmitteln oft auch umgekehrt: Ich lege das DG auf einen umgekehrten Eierbecher, tropfe das Einschlussmedium auf und bringe das Objekt ein (manchmal ist es auch zuerst auf dem DG und der Tropfen kommt nur drüber) und dann führe ich den Objetträger vorsichtig von oben an die Rundung des Tropfens. Wenn sich beide berühren wird das DG mit hochgesaugt.

Zitat- Muss man die Deckgäser irgendwie putzen?
Normalerweise nicht, wenn man gute neue benutzt. Für manche Anwendungen ist es aber sicherer, sie nochmals zu entfetten. Das macht man dann mit Alkohol oder ISO. Ich reinige DG und OT in Wasser+Spüli+Spiritus, wenn ich sie für Standartanwendungen mehrmals benutzen will, wobei die Protozoologen sagen: "Niemals Spiritus! Das Vergellungsmittel killt unsere Lieblinge."

Zitat- Wie entnehme ich eines diese extrem dünnen Deckgläser vom Stapel?
Meine Deckglasdosen sind so aufgebaut, dass ich seitlich an den Stapel greifen kann. Ich versuche natürlich nur eines mit Daumen und Zeigefinger zu entnehmen, was aber nicht immer gelingt. Ich greife dann mit der anderen Hand, ebenfalls mit Daumen und Zeigefinger an diesen Ministapel und ziehe das oberste DG ab, ähnlich, als wollte ich einen Stapel Karten zum Mischen auseinanderziehen. Ist reine Übungssache!

Beste Grüße
Gerd


Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph

JB

Hallo Ulf,

Das ist das Bein einer Motte.

Wenn es wirklich ein Dauerpraeparat werden soll, dann sollte es trocken (in Luft) eingeschlossen werden. Dazu kann man sich Objekttraeger aus Karton anfertigen http://www.thefossilforum.com/uploads/monthly_02_2008/post-8-1203528934.jpg oder kaufen, oder wenn es ein Objekttraeger aus Glas sein soll, dann wird zum Schutz des Objektes ein Ring aufgeklebt http://www.microscopy-uk.org.uk/mag/indexmag.html?http://www.microscopy-uk.org.uk/mag/artmar02/jmcwells.html , notfalls reicht sogar ein Dichtungsring http://www.microscopy-uk.org.uk/mag/indexmag.html?http://www.microscopy-uk.org.uk/mag/artoct09/wd-microaquaria2.html

Beste Gruesse, Jon

Ulf Roth

Hallo an alle,

beim Deckgläser putzen müsste ich mal jemandem über die Schulter schauen, die brechen ja schon vom Anschauen auseinander. Meine Deckgläser sehen wohl nur unsauber aus, weil 100 Stück aufeinander liegen. Vorerst mache ich da mal nichts. Vielen Dank für den Tipp, das Präparat umgekehrt herzustellen. Was verwendet man üblicherweise für ein Einschlussmittel? Wie lange dauert die Aushärtung?

Also eine Motte. Übrigens "stauben" die Flügel etwas. Wenn man sich dann den Staub etwas genauer anschaut, dann finden sich eine Menge winzige Federn mit gezacktem Ende. Diese Federn werden mein erstes Präparat werden. Das Bein werde ich wie empfohlen trocken in Luft einschliessen.

Ulf

Herbert Dietrich

Hallo Ulf,

diese Federn sind Schmetterlings-Schuppen, da kannst Du ein Dauerpräparat einfach herstellen in dem Du an jede Ecke das Deckglases ein Tröpfchen Nagellack gibst.
Du kannst natürlich auch in einem Eindeckmittel einschließen.
Die Schmetterlings-Schuppen wurden früher auch als Testobjekte für die Qualität eines Mikroskop-Objektives benutzt.

Herzliche Grüße
Herbert

plaenerdd

Hallo Ulf,
ZitatWas verwendet man üblicherweise für ein Einschlussmittel? Wie lange dauert die Aushärtung?

Das kommt ganz darauf an, was man einschließen will. Das Einschlussmittel für Alles gibt es nicht. Man muss jedenfalls immer vom Objekt ausgehen und wissen, was man denn sehen will. Wenn ich mich z.B. für die Oberflächenstruktur von Haaren interessiere, brauche ich ein Einschlussmittel mit deutlich größerem oder deutlich kleinerem Brechungsindex als das Haar. Will ich aber in das Haar hineinsehen, nehme ich am besten ein Einschlussmittel mit ähnlichem Brechungsindex. Ein weites Feld ist auch die Verträglichkeit von Einschlussmitteln mit Färbungen und die Frage, ob ich das Objekt wasserfrei bekomme oder nicht.

In diesem Einführungskurs in die Mikroskopie für Einsteiger findest Du auf Seite 91 eine kleine Übersicht, die verschiedene Einschlussmittel mit ihrem jeweiligen Brechungsindex aufführt. Ich finde diesen Einführungskurs eine sehr gelungene Sache, auch wenn er sicher nur als Begleitmaterial gedacht war und vieles gezeigt oder näher erklärt werden muss. Aber hier habe ich z.B. auch die "Überkopfmethode" entdeckt.

Ansonsten kann ich Einsteigern (und Fortgeschrittenen) auch die Linkliste für Dowenlods empfehlen, um solche Basisinformationen zu gewinnen, wie das passende Einschlussmittel zum jeweiligen Objekt.

Beste Grüße
Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph

Ulf Roth

Hallo Herbert,

Zitat von: Herbert Dietrich in März 31, 2015, 08:56:24 VORMITTAGdiese Federn sind Schmetterlings-Schuppen, da kannst Du ein Dauerpräparat einfach herstellen in dem Du an jede Ecke das Deckglases ein Tröpfchen Nagellack gibst.
Du kannst natürlich auch in einem Eindeckmittel einschließen.

Also ich habe bereits einen Flügel trocken unter ein Deckglas gelegt und das Deckglas nur am Rand mit transparentem 2k-Harz (restelastisch) benetzt, so dass das Ganze luftdicht wird. Trotzdem ist mir etwas Harz unter das Deckglas gelaufen. Dort wo das Harz die Flügel erreicht und benetzt hat, sind die Federn transparent geworden, man sieht also nichts mehr. Wäre das bei einem Eindeckmittel ebenso ?

Hallo Gerd, vielen Dank für die beiden Links. Dass es Einschlussmittel mit unterscheidlichem Brechungsindex gibt, war mir neu. Ebenso, dass ein Brechungsindex überhaupt eine Rolle spielt. Ich bleibe bis auf weiteres mal besser bei meinem Harz und trocken eingelegten Objekten.

Wie heissen denn eigentlich diese Objektträger, wo eine Linse eingeschliffen ist ?

Ulf

Herbert Dietrich

Hallo Ulf,

zu Deinen Fragen.
Eindeckmittel: nein
Welche Eindeckmittel verwendest Du? ein gutes Einschlußmittel durchdringt das Objekt und läßt dadurch auch feine Einzelheiten im Innern sehen (leider nicht immer)
Was hast Du da auf dem Objektträger? ich dachte ein Mottenbein, jetzt sprichst Du von Flügel und Federn?! Trocken-Präparate sind manchmal sinnvoll, in der Regel aber nicht.

Objektträger: Hohlschliffobjektträger
Lässt sich mit Installateur-Ringen improvisieren, ist meist besser, das durch den Hohlschliff oft optische Verzerrung.

österliche Grüße
Herbert

Ulf Roth

Zitat von: Herbert Dietrich in April 04, 2015, 19:56:21 NACHMITTAGSWelche Eindeckmittel verwendest Du?

Hallo Herbert,

bisher keine, ich stehe noch ganz am Anfang. Ich habe nur eine Packung Objektträger und eine Packung Deckgläser Nr. 1. Ein Objektträger mit eingeschliffener Linse fand sich auch noch. Ist alles noch recht übersichtlich ...

> ich dachte ein Mottenbein, jetzt sprichst Du von Flügel und Federn?!
Den Flügel habe unter ein Deckglas gelegt und den Rand des Deckglases mit wenig Harz fixiert.
Bei dieser Arbeit ist der "Staub" entstanden, der sich dann als Federn entpuppte.

Das Bein habe ich bisher nur in die Mulde des Hohlschliffobjektträgers gelegt und mit einem Deckglas abgedeckt, damit ich es nicht laufend wegblase.

Ulf

Herbert Dietrich

#9
Hallo Ulf,

Trockenpräparate sind eine Möglichkeit um schnell zu einer Präparate-Sammlung zu kommen.
Allerdings eignen sich nur bestimmt Objekte dafür: Federn, Schuppen von Schmetterlingsflügeln,
Insekten-Kleinteile: Flügel, Beine. Auch Pollen und besonders Moose.

Schneide Dir aus Doppelklebeband in Deckglasgröße Teile aus und klebe sie auf einen Objektträger nun
kannst Du innen nochmals mit dem Cuttermesser ein kleines Quadrat ausschneiden und entfernen.
Dahinein kommt das Objekt und wenn Du die Schutzfolie um den Rand abgezogen hast, legst Du das Deckglas auf.
Eventuell etwas andrücken - Beschriften - fertig.
Bei Moosen ist keine Umrandung nötig, da wird das kleine Moosteilchen auf den Objektträger platziert, ein Tropfen Wasser
zugegeben, Deckglas drauf und mikroskopiert. Sobald das Wasser verdunstet ist, an den vier Deckglasecken ein kleines
Tröpfchen Nagellack, trocknen lassen. Beim wiederholten Untersuchen einen Tropfen dest.Wasser an die Deckglaskante
geben, zieht unters Deckglas und die Moospflanze sieht wieder frisch aus.

Bei booklooker gibt es z.Zt.günstig:  Gerlach, Mikroskopieren ganz einfach und
                                                  Stehli, Mikroskopie für Jedermann

Herzliche Grüße
Herbert

Bernhard Kaiser

Hallo Herr Roth,

ZitatSollte man das Deckglas ringsrum verschliessen (luftdicht), oder z.B. nur an den Ecken fixieren?

nur an den Ecken mit je 1 Tropfen Nagellack fixieren.

geht auch bei Moosen, Pilzsporen, Flechten. Hierbei allerdings bei neuerlichem Betrachten 1 Tropfen dest. Wasser an den Deckglasrand setzen. Dieser wird kapillar unter das Deckglas gesogen. Anschließend wieder eintrocknen lassen. Geht immer wieder.

Freundliche Grüße
Bernhard Kaiser