? Struktur ? Libellenaugen ?

Begonnen von rekuwi, Juni 16, 2009, 22:32:51 NACHMITTAGS

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rekuwi

Liebe Mikroskopiker/innen,

in einer Tümpelprobe fand ich diese regelmäßige "Struktur":



Ich habe keine Ahnung was das sein könnte. Hautteil? Ausgeschlüpftes Eigelege? Pflanzenteil?
Wer hat eine Idee?

Liebe Grüße
Regi

Rieser

Hallo
Auf dem Bild würde ich eine Grünalgen aus den Familien wie Gloeocystis ampla bzw Schizochlamydella; (Pediastrum etwa kawraiskyl ! ) oder (Coleochaete) erkennen. Aber mit nur einem Bild ist es schwer!  ???
Akademisches Nachtschattengewächs

rekuwi

Hallo "Rieser",

die anderen Bilder davon sind auch nicht erhellender!

Aber gerade im Moment habe ich eine Anregung bei "le Naturiste" gefunden. Kam auf diese Seite durch einen Hinweis von Peter Voigt zu französichen Mikroskopen. Stöberte bißchen auf der Seite herum und fand Bilder der Libelle Aeshna cyanea. Eines war dabei das die Augen zeigte, in recht großer Vergrößerung. Und das erinnerte mich sehr an meine unbekannte "Struktur".

Also nun meine Frage an Insektenspezialisten: sind das die zerfallenden Augen einer Großlibelle?

Liebe Grüße
Regi

Michael Plewka

hallo Regi,
meine Vermutung zu dem Bild war zunächst, dass es sich dabei um die Haut von einer Insektenlarve handeln könnte. Für irgendwelche Algen spricht m.E. gar nichts.  Die Vermutung "Auge" kommt m.E. ganz gut hin. Aber eben nicht, wie die Formulierung "zerfallende Augen" nahelegt, von einem gestorbenen Insekt, sondern eher von einem, das sich ganz normal gehäutet hat. Ich weiß allerdings nicht, welcher Teil des Auges bei der Häutung ersetzt wird. Weiterhin würde mich interessieren, ob die Anzahl der Ommatidien im Laufe der Larvenentwicklung zunimmt oder von Beginn an die endgültige Anzahl vorhanden ist und die Zellen lediglich größer werden .
beste Grüße Michael

Klaus Herrmann

Hallo,

hier der Link zu den besagten Bildern:

http://www.lenaturaliste.net/forum/viewtopic.php?f=82&t=186&p=511&hilit=Aeshna+cyanea.#p511


ich bin mir aber ziemlich unsicher, ob das was miteinander zu tun hat!

Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


Vorstellung: hier klicken

rekuwi

#5
Lieber Klaus,

danke für den Link, da können alle sehen was ich meine.
Die sechseckige Struktur könnte durchaus ein Insektenauge (äußere Hülle?) sein. Wenn wir nicht mal eine ganze leere Haut samt Augen finden werden wir die Frage nicht endgültig klären können.

Lieber Michael, ob sich die Augenzahl bei der Häutung erhöht konnte ich im Internet nicht herausfinden. Habe ein Buch über Libellen, da werde ich mal nachlesen ob was darüber bekannt ist.

Liebe Grüße
Regi

Habe inzwischen in meinem Libellenbuch nachgelesen. Leider steht dort auch nur das die Augen anfangs kleiner sind. Ob sich die Anzahl während der Häutugen erhöht ist nicht erwähnt.

bewie

#6
Hallo,

ich habe in meinem Teich den abgelegten Anzug einer großen Libellenlarve gefunden. Hier zunächst einmal der Kopf in der Übersicht:



Dann habe ich ein Stück aus der Augenhülle herausgeschnitten:



Sieht etwas anders aus als Regis Fundstück. Allerdings ist die Hülle noch nicht allzu stark vergammelt, auch wenn man schon Pilzhyphen und Bakterien darauf erkennen kann.

Als drittes Bild noch ein Ausschnitt aus einem mittleren Panzerring der Libellenlarvenhülle:



Das Segment ist nicht ganz flach gedrückt, so man hier nur einen schmalen Streifen hat, in dem die eigentliche Substanz des Ringes scharf abgebildet ist. in den anderen Bereichen erkennt man, was es mit den Flecken auf sich hat: Es sind kurze Stummelspitzen, die deutlich aus dem Panzerring herausragen. Ähnliche regelmäßig angeordnete Strukturen gibt es auf sehr vielen Insektenteilen, manchmal auch wabenartig segmentiert, so dass ich vermute, Regis Fund ist nicht unbedingt ein Libellenaugen, sondern eher irgend ein anderes vergammeltes Insektenteil. Möglicherweise ja aus dem Panzer einer Libellenlarve, die Größenordnung der Strukturen käme jedenfalls ganz gut hin.

Schöne Grüße
Bernd

PS: Die Angabe zu der Bildpixel-Dimension stimmt auf dem letzten Bild leider nicht ganz, weil es nachträglich verkleinert wurde. Der Maßstabsbalken ist aber in Ordnung.

rekuwi

Lieber Bernd,

danke für Deine Detektivarbeit!
So ist schon klar, Libellenaugen scheiden aus, es wird ein Hautstück sein, von welchem Insekt auch immer, aber so sind wir der Lösung doch recht nahe gekommen.
Ich habe in meiner Vitrine auch eine ausgeschlüpfte Haut einer Plattbauchlibelle liegen, kam noch nicht dazu diese zu "bearbeiten", auch wollte ich sie nicht einweichen um evtl. Übereinstimmungen dadurch feststellen zu können. So war Dein Fund sehr hilfreich.

Liebe Grüße
Regi

Jürgen H.

In der Diskussion ergab sich die Frage, ob sich bei der Libelle die Zahl der Ommatidien ihres Komplexauges während der Entwicklung vermehrt. Dazu ein Zitat aus Weber, Lehrbuch der Entomologie, Stuttgart 1933, S. 328:

"Bei den Heterometabolen, die ihre Komplexaugen, allerdings mit geringer Ommatidienzahl, bereits während der Embryogenese bilden, ist die Entwicklung grundsätzlich ähnlich; die Ommatidienzahl steigert sich von Häutung zu Häutung, doch bleiben öfters (z.B. Odonaten ) die neu gebildeten Ommatidien  zunächst noch funktionsunfähig."

Da sind die Odonaten also sogar ausdrücklich erwähnt  :)

Ich habe vor kurzem einige Stadien meines Haustieres, der Rhododendronzikade, eingebettet und bin u.a. gespannt darauf, wie sich das Auge bei ihr entwickelt. Schon vom äußeren Anschein wird es mit der Zeit größer. Sehfähig ist in jedem Fall bereits das Jungtier, das sofort, wenn es Bewegungen in seiner Umgebung wahrnimmt, unter das Blatt läuft.

Mikrogrüße

Jürgen Harst