Botanik: Amerikanische Gleditschie (Gleditsia triacanthos) *

Begonnen von Hans-Jürgen Koch, August 20, 2015, 09:53:07 VORMITTAG

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Hans-Jürgen Koch

Liebe Pflanzenfreunde,

diese in den gemäßigten und subtropischen Regionen Nord- und Südamerikas sowie in Teilen Afrikas und Asiens vorkommende Gattung besteht aus etwa 14 Arten sommergrüner, weit ausladender, normalerweise dorniger Bäume. Sie werden wegen ihres attraktiven Laubwerks und nicht zuletzt als Schattenspender gezogen.

Aufgrund dieses etwas bizarren Wuchses ist es ein ausgezeichneter Parkbaum mit einer Breite von bis zu circa 7 Meter. Junge Zweige sind goldfarben, verfärben sich jedoch grünbraun. Der Baum besitzt ein tiefgehendes Wurzelsystem mit vielen Verzweigungen und verträgt gut harten Boden. Der Wind hat einen starken Einfluss auf die Kronenbildung.

Bild 01

Author: Kevmin

Die Rinde ist dunkelgraubraun, relativ glatt, bei älteren Exemplaren sieht man lange, flache Längsrisse.

Die Amerikanische Gleditschie ist in den östlichen und Zentralen Teilen der USA beheimatet. Der Laubbaum ist völlig winterhart und wird bis zu 30 Meter hoch, er hat offene, etwas trichterförmige Krone und einen dornigen Stamm. Die Blätter sind dunkelgrün und doppelt gefiedert. Im Herbst und im Winter hängen zahlreiche gedrehte, schwarze, bis zu 50 cm lange und 4 cm breite Hülsen von den Ästen. Später, wenn sie ausgetrocknet sind, kann man sie prima als Rasseln benutzen. Sie sind gewunden wie eine Schlange und in ihr drin stecken braune, flache, harte, linsenförmige Samen mit einer harten Schale. Die Hülsen werden gern vom Vieh gefressen, was auch zur Ausbreitung der Art beiträgt.
Die  Hülsen verbleiben bis ins Frühjahr in den Hülsen, die bis dahin am Baum hängen bleiben. Ihre gerösteten Samen lieferten den amerikanischen Siedlern in Notzeiten einen Kaffeeersatz. Aus dem Fruchtbrei brauten sie ein bierartiges Getränk.

Die Samen sind in einer matschigen Flüssigkeit eingebettet, die ist süß und wurde von den Indianern sogar als Süßmittel verwendet.

Bild 02

Author: Kevmin

Die Amerikanische Gleditschie wurde nach Herrn Gleditsch, einem Direktor des Berliner Botanischen Gartens benannt. Der Heinrich-von-Kleist-Park, der erste Botanische Garten Berlins wirkt bei der Namensgebung mit. Johann Gottlieb Gleditsch wurde am 5. Februar 1714 in Leipzig geboren und starb am 5. Oktober 1786 in Berlin. Seit 1746 war Johann Gottlieb Gleditsch Prof. und Direktor des Botanischen Gartens in Berlin.
Schade, dass es in der Gleditschstraße  in Berlin-Schöneberg fast nur Platanen gibt.

Typisch für die Gleditschie (Gleditsia triacanthos) sind lange (bis 30cm) braunroten Stacheln  am Stamm und an den Ästen die seltsamerweise meist in einer Dreier-Kombination vorkommen.  Für den Garten gibt's aber auch welche ohne Dornen.
Es wird behauptet, die Gleditschie würde sich damit gegen Tiere wehren, die sich für die Früchte interessieren.
Der Name "triacanthos (=dreidornig) kommt von den drei Einzeldornen, die anfangs an Stamm und Ästen wachsen, die sich aber später weiter verzweigen. Die Pflanze ist seit dem Tertiär bekannt.

Systematik:
Ordnung: Schmetterlingsblütenartige (Fabales)
Familie: Hülsenfrüchtler (Fabaceae)
Unterfamilie: Johannisbrotgewächse (Caesalpinioideae)
Tribus: Caesalpinieae
Gattung: Gleditschien (Gleditsia)
Art: Amerikanische Gleditschie
Wissenschaftlicher Name: Gleditsia triacanthos
Alternative Bezeichnungen: Lederhülsenbaum, Falscher Christusdorn oder Dreidornige Gleditschie
Englischer Name: honey locust

Die lederähnliche Schotenfrucht gab dem Gewächs auch den Namen (Dreidorniger) Lederhülsenbaum.
Das mit dem Christusdorn kann übrigens nicht stimmen, weil der Baum zu Christus Zeit noch gar nicht bekannt war in seiner Gegend.

Bild 03


Ein bis 20 cm lang, meist doppelt gefiedert (an jungen Trieben) oder einfach gefiedert (an älteren Trieben). 8 bis 30 Fiederblättchen pro Blatt. Teilblättchen 1,5 - 4 cm lang, Oberseite gelbgrün bis dunkelgrün, leicht gesägter Blättchenrand im Bereich der Spitze. Fiedern verfärben sich im Herbst gelb und fallen ab.

Gleditsia triacanthos hat Fiederlaub mit Blättchen, die sich zur Nacht zusammenfalten (,,Schlafstellung") und tagsüber ausbreiten.
Die Blüten der  Amerikanischen Gleditschie sind klein und unscheinbar, gelbgrün, zu mehreren in schmalen, 5 - 7 cm langen in hängenden Trauben. männlichen Blüten, 5 - 6 mm groß, Staubblätter ragen deutlich aus dem Blütenbecher hervor. weiblichen Blüten, unauffällig, in lockeren Trauben.

Teil 1  Spross, Querschnitt, 25 µm


Bild 04 Vergrößerung, ungefärbter Schnitt, Amerikanische Gleditschie (Gleditsia triacanthos)


Bild 05 Xylem, Vergrößerung, ungefärbter Schnitt, Amerikanische Gleditschie (Gleditsia triacanthos)


Bild 06 Abschlussgewebe,  ungefärbter Schnitt, Amerikanische Gleditschie (Gleditsia triacanthos)


3A-Färbung nach Wacker (Acridinrot-Acriflavin-Astrablau)

Arbeitsablauf :

1. Schnitte  liegen in 30 % Ethanol.
2. Aqua dest. 3x wechseln je 1 Minute.
3. Vorfärbung Acridinrotlösung  5 Min.
4. 1x auswaschen mit Aqua dest. .
5. Acriflavinlösung (differenzieren bis gerade keine Farbwolken mehr abgehen - Lupenkontrolle) ca.    15 Sekunden !!!.
6. 2 x auswaschen mit Aqua dest.
7. Nachfärbung Astrablaulösung  1 Minuten, 30 Sekunden.
Bei der Nachfärbung mit Astrablau eine Mischung aus Astrablau und Acriflavin im Verhältnis  4 : 1 verwendet (blau + gelb = grün).
8. Auswaschen mit Aqua dest. bis keine Farbstoffreste auf dem Objektträger verbleiben.
9. Entwässern mit 2x gewechseltem Isopropylalkohol ( 99,9 % ).
10. Als letzte Stufe vor dem Eindecken Xylol einsetzen.
11. Einschluss in Entellan

Ergebnis :

Zellwände blaugrün bis grün, verholzte Zellwände leuchtend rot, Zellwände der äußeren Hypodermis orangerot, Cuticula gelb, Zellwände der innenliegenden Hypodermis tiefrot.
Fotos: Nikon D5000

Bild 07 Übersicht, Amerikanische Gleditschie (Gleditsia triacanthos)


Bild 08 Übersicht, Negativ mit dunklem Hintergrund, Amerikanische Gleditschie (Gleditsia triacanthos)


Bild 09  Vergrößerung aus der Übersicht mit Beschriftung, Amerikanische Gleditschie (Gleditsia triacanthos)

EP = zerdrückte Epidermis, PHG = Phellogen, PHD = Phellodern, RP = Rindenparenchym, SK = Sklerenchym, PH = Phloem, XY = Xylem, T =  Trachee, K = Kambium, MP = Markparenchym, SXY = sekundäres Xylem, St = Strahl

Die Peridermentwicklung  kann in der zweiten und dritten primären Rindenschicht eingeleitet werden, dieses ist bei der Amerikanische Gleditschie (Gleditsia triacanthos) und der  Gewöhnlichen Robinie (Robinia pseudocacia) der Fall.

Bild 10 Vergrößerung, Amerikanische Gleditschie (Gleditsia triacanthos)


Bild 11 Kambiumbildung, Vergrößerung, Amerikanische Gleditschie (Gleditsia triacanthos)


Bild 12 Xylem, Amerikanische Gleditschie (Gleditsia triacanthos)


Bild 13  Auflicht – Fluoreszenzaufnahme, Amerikanische Gleditschie (Gleditsia triacanthos)

Fluoreszenzaufnahmen mit Anregungswellenlänge RoyalBlue mit 455 nm, 3 Watt LED, Sperrfilter LP 520, Erregerfilter BP 436/10

Bild 14 Auflicht – Fluoreszenzaufnahme, Amerikanische Gleditschie (Gleditsia triacanthos)

Fluoreszenzaufnahmen mit Anregungswellenlänge RoyalBlue mit 455 nm, 3 Watt LED, Sperrfilter LP 520, Erregerfilter BP 436/10

Bild 15 Auflicht – Fluoreszenzaufnahme, Amerikanische Gleditschie (Gleditsia triacanthos)

Fluoreszenzaufnahmen mit Anregungswellenlänge RoyalBlue mit 455 nm, 3 Watt LED, Sperrfilter LP 520, Erregerfilter BP 436/10

Bild 16  Auflicht – Fluoreszenzaufnahme, Amerikanische Gleditschie (Gleditsia triacanthos)

Fluoreszenzaufnahmen mit Anregungswellenlänge RoyalBlue mit 455 nm, 3 Watt LED, Sperrfilter LP 520, Erregerfilter BP 436/10

Bild 17  Auflicht – Fluoreszenzaufnahme, Amerikanische Gleditschie (Gleditsia triacanthos)

Fluoreszenzaufnahmen mit Anregungswellenlänge RoyalBlue mit 455 nm, 3 Watt LED, Sperrfilter LP 520, Erregerfilter BP 436/10

Bild 18  Auflicht – Fluoreszenzaufnahme, Amerikanische Gleditschie (Gleditsia triacanthos)

Fluoreszenzaufnahmen mit Anregungswellenlänge RoyalBlue mit 455 nm, 3 Watt LED, Sperrfilter LP 520, Erregerfilter BP 436/10

Teil 2  Blattstiel, Querschnitt, 25 µm

W3Asim – eine Simultanfärbung
mit den Farben Acridinrot, Acriflavin, Astrablau


Arbeitsablauf :

Fixiermittel auswaschen in 70% Ethanol, 5 Minuten.
50% Ethanol, 3 Minuten.
30% Ethanol, 3 Minuten.
Wasser entmin., 3x wechseln je 1 Minute.
Färben: Farbgemisch 1:5 mit Wasser verdünnen, während des Färbevorgangs auf ca. 60° C erwärmen. EWZ: 5 Minuten.
In Wasser auswaschen, mind. 2x wechseln, je 1 Minute.
In 100% Isopropylalokohol sorfältig entwässern, 2x wechseln
1.Stufe = 30 Sekunden,
2.Stufe = 3 Minuten,
3.Stufe = 5 Minuten.
Einschließen in Euparal.

Bild 19 Übersicht, Amerikanische Gleditschie (Gleditsia triacanthos)


Bild 20 Übersicht, Amerikanische Gleditschie (Gleditsia triacanthos)


Bild 21 Vergrößerung aus der Übersicht mit Beschriftung, Amerikanische Gleditschie (Gleditsia triacanthos)

CU = Cuticula, EP = Epidermis, RP = Rindenparenchym, PH = Phloem, SK = Sklerenchym,  XY = Xylem, K = Kambium

Bild 22  Auflicht – Fluoreszenzaufnahme, Amerikanische Gleditschie (Gleditsia triacanthos)

Fluoreszenzaufnahmen mit Anregungswellenlänge RoyalBlue mit 455 nm, 3 Watt LED, Sperrfilter LP 520, Erregerfilter BP 436/10

Bild 23, Auflicht – Fluoreszenzaufnahme, Amerikanische Gleditschie (Gleditsia triacanthos)

Fluoreszenzaufnahmen mit Anregungswellenlänge RoyalBlue mit 455 nm, 3 Watt LED, Sperrfilter LP 520, Erregerfilter BP 436/10

Bild 24, Auflicht – Fluoreszenzaufnahme, Amerikanische Gleditschie (Gleditsia triacanthos)

Fluoreszenzaufnahmen mit Anregungswellenlänge RoyalBlue mit 455 nm, 3 Watt LED, Sperrfilter LP 520, Erregerfilter BP 436/10


Quellenangaben und verwendete Literatur :

Wikipedia; Freie Enzyklopädie
Helmut Genaust ,, Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen" ISBN: 978-3-86820-149-9
P.Schütt, H.J. Schuck, B. Stimm  ,,Lexikon der Baum- und Straucharten, ISBN: 978-3-86620-123-9
Peter A. Schmidt ,,Taschenlexikon der Gehölze", ISBN: 978-3-494-01448-7
,,The Woodbook", ISBN: 978-3-8365-5
Spohn ,,Kosmos- Baumführer Europa", ISBN: 978-3-440-11741-5
Andreas Roloff, Andreas Bärtels: Flora der Gehölze. Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2008, ISBN 978-3-8001-5614-6, S. 161–162.

Mit freundlichem Gruß
Hans-Jürgen
Plants are the true rulers - Pflanzen sind die wahren Herrscher.

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Jan Kros

Lieber Hans-Juergen
schon wieder einen schoenen Beitrag
auch diese habe ich aufgehoben
herzlichen Gruss
Jan

Hans-Jürgen Koch

Hallo Jan,

danke.

Einen lieben Gruß in die Niederlande.

Hans-Jürgen
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Rawfoto

Hallo Hans-Juergen

Wieder toll geworden, danke ...

Liebe Gruesse

Gerhard
Gerhard
http://www.naturfoto-zimmert.at

Rückmeldung sind willkommen, ich bin jederzeit an Weiterentwicklung interessiert, Vorschläge zur Verbesserungen und Varianten meiner eingestellten Bilder sind daher keinerlei Problem für mich ...

Fahrenheit

Lieber Hans-Jürgen,

da ist Dir wieder ein interessanter Beitrag gelungen, den ich natürlich in die Botanik-Liste aufgenommen habe.

Herzlich eGrüße
Jörg
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Arbeitsmikroskop: Leica DMLS
Zum Mitnehmen: Leitz SM
Für draussen: Leitz HM

Hans-Jürgen Koch

Hallo Gerhard und Jörg,

danke für Eure Feedback zur Amerikanischen Gleditschie.

Gruß aus dem Norden

Hans-Jürgen
Plants are the true rulers - Pflanzen sind die wahren Herrscher.

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