Flieder Stängel und Blattstiel

Begonnen von Klaus Herrmann, Juni 29, 2009, 20:58:00 NACHMITTAGS

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

Klaus Herrmann

Hallo Zusammen!

da der junge Stängel natürlich Blätter trug hat es sich angeboten auch noch einen Blattstiel zu schneiden. Ich zeige mal beides zusammen in Etzold blau (klassisch FCA) und Etzold grün.
Das ist der Ansatz, den ich gerade vorrätig habe (siehe "Biete"). Lässt sich wunderbar schneiden. Habe die Stängel nur in Styrodur eingeklemmt und die freien Enden geschnitten, also ohne was drum herum zum Abstützen. Kann noch ein Bild zeigen wenn gewünscht!

Interessant ist, dass der Umriss des Stängels sehr dem der Forsythie ähnelt, den ich hier schon gezeigt hatte und im "Mark" sind auch wieder Kristalle, die als Kristallsand um die Präparate verteilt sind. Ich vermute mal auch hier Ca-Oxalat.








eine angedeutete Lentizelle:



Sklerenchym kräftig verholzt:



Xylem(?)



Und nun noch Blattstiel in beiden Färbungen






Eigentlich kann man den Vignettierungsrand mit PS entfernen, aber das muss mein Sohn machen. :-[

Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


Vorstellung: hier klicken

Manfred Rath

Guten Abend Klaus,

Deine Bilder kann ich leider aufgrund mangelnden Wissens nicht kommentieren,möchte aber meine Bewunderung ausdrücken und hoffen,irgendwann nur annähernd solch perfekte Fotos machen zu können...aber der Weg dorthin ist noch lang und steinig.
Servus aus (dem überschwemmten) Österreich,Manfred Rath
Ich lebe in der Region "Steirisches Vulkanland" - bin aber kein Vulkanier sondern waschechter Steirer.

Klaus Herrmann

Danke Manfred

für die Blumen aus Österreich!

Eigentlich ist das was ich hier zeige kein Kunstwerk. Schnitte mit ordenlichem Werkzeug sind schnell gemacht:



Das Färben geht im Dutzend schneller; dann sucht man die schönsten Schnitte aus und deckt sie ein. Ich färbe blau und grün nebeneinander in der Tüpfelplatte und verarbeite die Schnitte bis sie in Isopropaol liegen im gleichen Tüpfelplatten-Näpfchen. Hier liegen Stängel- und Blattstiel-Schnitte in AFE zum fixieren. (War noch ein Spur Fuchsin drin, deshalb ist das Fixiermittel rosa)



Ich habe zwar schon eine gute optische Ausrüstung, aber die kleine Canon Digiknipse ist ja wirklich nichts besonderes. Dann spiele ich immer etwas mit Kontrastierung und Belichtung und zum Schluss wird 70% der Bilder weggeworfen - wie mit den Urlaubsbildern!  ;D

Man muss nicht mal färben: hier ein frischer noch nicht fixierter Schnitt in Wasser im polarisierten Licht:



Gute Nacht!

Klaus
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


Vorstellung: hier klicken

Klaus Herrmann

Hallo speziell für Ludger:

das erste Bild wirkt etwas stumpf-matt mit starken Kontrasten. Das wurde mit Kondensorapertur 0,32 gemacht, um homogene Ausleuchtung der großen Fläche zu erzielen.

Dagegen die beiden unteren mit dem gleichen Objektiv PlanNeo 5x aber Kondensorapertur 0,9 (deshalb die Vignettierung - die "man" mit PS wegzaubern kann). Hier leuchten die Farben deutlich stärker.

Stichen wäre die Alternative ist mir aber zu aufwändig, da lass ich lieber meinen Sohn arbeiten!
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


Vorstellung: hier klicken

Detlef Kramer

Hallo,

ich habe ja noch eine Bringschuld. Hier also nochmals eines von Klaus' Bildern mit Beschriftungen. Die Zellen über dem Phellogen werden als "Phellem = Kork" bezeichnet. Demnach besteht auch die Lentizelle aus solchen Korkzellen, die sich aber voneinander lösen, was zu der Luftdurchlässigkeit führt. Die Funktion dieser "Korkwarzen" soll ja darin liegen, dem äußeren Sprossgewebe den Gasaustausch zu ermöglichen.

Das Xylem ist hier, wie in meinem Galium, in einem geschlossenen Ring angeordnet, unterbrochen durch viele Strahlen, die aus lebenden Zellen bestehen (daher blau), die physiologisch die Verbindung zwischen Xylem und Phloem darstellen.


Herzliche Grüße

Detlef
Dr. Detlef Kramer, gerne per DU

Vorstellung: Hier klicken

Günter

Hallo Klaus und Detlef,

tolle Bilder und hilfreiche Erläuterungen zu den Gewebeschichten.
Ich studiere in letzter Zeit gerne ein wenig im Strasburger, und so ist die Beschriftung der Schnitte für mich eine wundervolle Ergänzung.

Eine Frage noch:
Was befindet sich zwischen Phelloderm (soll ja nur eine dünne Schicht sein) und Sklerenchym ? Rindenparenchym ? (Wird im Strasburger in einer Zeichnung zum Zweig des schwarzen Holunders genannt.)

Vielen Dank und Grüße
Günter
über mich   
Folge denen, die die Wahrheit suchen.
zweifle an denen, die sie gefunden haben.

Detlef Kramer

Hallo Günter,

ja, das stimmt. Es ist ein primäres Gewebe, das Rinden-Parenchym.

Herzliche Grüße

Detlef
Dr. Detlef Kramer, gerne per DU

Vorstellung: Hier klicken

Günter

über mich   
Folge denen, die die Wahrheit suchen.
zweifle an denen, die sie gefunden haben.

Klaus Herrmann

Hallo Detlef,

herzlichen Dank für die Erläuterung. Dadurch gewinnen die Präparate erst richtig. So schön sie sind, die reine Ästhetik ist dann doch zu wenig, für den Anspruch, den wir hier haben.

Das Ploem zieht sich demnach als uniformes ununterbrochenes Band (3-dimensional natürlich: Schlauch)  um das "Mark"-Gewebe.

Während das Xylem darüber liegt, auch als ununterbrochenes Band, aber mit deutlicher Verdickung auf den kurzen Seiten der "Trabrennbahn" .

Hat das eigentlich einen erkennbaren Grund?
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


Vorstellung: hier klicken

Detlef Kramer

Lieber Klaus,

da stimmt etwas nicht in Deiner Frage: Schau Dir nochmals das von mir beschriftete Foto an. Das Xylem, unterbrochen durch die Strahlen, bildet einen geschlossenen Ring um das Mark. Darauf folgt, nach außen, das Kambium, nur wenige Zellen dick, und darauf das Phloem (alles blau), was wiederum durch einen (roten) Sklerenchymring umgeben ist. Dieser wird mit zunehmendem Dickenwachstum aber durch die Bildung von Parenchymzellen unterbrochen, wodurch die "Inseln" entstehen.

Also merken wir uns (jetzt bin ich ganz Schulmeister): bei allen höheren Pflanzen sitzen in Spross und Wurzel das Xylem immer innen und das Phloem außen. Da sich aus dem Spross die Blätter entwickeln, befindet sich bei ihnen zwangsweise das Xylem oben und das Phloem unten.

Das Xylem, vor allem die Tracheen, ist sekundär stark verdickt und sklerifiziert, daher rot gefärbt (Fuchsin färbt Lignin), denn es muss ja den Unterdruck durch den Transpirationsstrom aushalten.

Das Phloem bleibt dünnwandig, ohne Lignifizierung, daher blau gefärbt. Die Siebröhren, also die Elemente, die den Zucker und anderes entgegen dem Transpirationsstrom transportieren, sind immer als etwas größere Zellen erkennbar, denen die Gelleitzellen als kleine "Kappen" aufsitzen. Und dazwischen sind auch hier, wie im Xylem, die radiär verlängerten Strahlzellen erkennbar, die Xylem und Phloem physiologisch verbinden und lebende Protoplasten enthalten. Das werde ich später nochmals an einem anderen Beispiel erläutern.

Wir kommen hier schnell in eine funktionelle Betrachtungsweise, bei der die Struktur nicht als solche betrachtet wird. Das ist etwas, was mir stets sehr am Herzen gelegen hat und was ich velleicht hier ein wenig deutlicher erklären sollte.

Es gibt vieles zu tun, packen wir es an!

Herzliche Grüße und Gute Nacht,

Detlef   
Dr. Detlef Kramer, gerne per DU

Vorstellung: Hier klicken