Das etwas andere Mikroskop - das Leitz'sche Aufbereitungsmikroskop von 1922

Begonnen von ortholux, Oktober 01, 2015, 00:18:30 VORMITTAG

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ortholux

Liebe Kollegen,

nachdem ich hier https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=23986 ein paar Prismenlupen gezeigt habe, sollte diese hier als Ergänzung nicht fehlen.



Dokumentiert ist sie in meiner Leitz-Literatur nicht - dafür im "Stach" (Kohlenpetrografisches Praktikum, 1928). Allerdings zitiert Erich Stach Hans Schneiderhöhn, der dieses Gerät schon 1922 in seiner "Anleitung zur mikroskopischen Bestimmung und Untersuchungen von Erzen und Aufbereitungsprodukten besonders im auffallenden Licht" beschrieben hat.

Wenn also Erich Stach schon abschreibt, und dies die einzige Quelle ist, die dieses Mikroskop beschreibt, kann ich auch nicht mehr tun - als abschreiben.

Viel Vergnügen!













Hinten am Fuß befindet sich ein Kästchen, das mit einer Klappe verschlossen ist. Löst man die Rändelschraube, kann man mit dem gegenüberliegenden Stift die Okularmikrometer herausdrücken, wodurch sich die Klappe öffnet.







Die Glasscheibe mit Raster ist vorhanden, leider fehlt bei meinem Gerät das Gefäß zur Aufnahme dieser Scheibe.







Und zu guter Letzt:






Grundsätzlich drängt sich mir die Frage auf, warum all diese Aufbereitungsmikroskope (bis in die 50er Jahre) die aufwendige Verstellmechanik des Tubus' haben. Ein großer Kreuztisch hätte es doch auch getan? Vielleicht weiß es jemand.

Viele Grüße
Wolfgang

Rene

Wow... Nice one Wolfgang, sehr schön!

As a kind of Werkzeugmikroskop it is probably easier, or quicker to find the right spot back, compared to a Kreutztisch. Just a guess.

Best wishes,
René

beamish

Hallo Wolfgang,

dacht ich mir schon, daß du das an Land ziehst, als ich es sah... ;-)

Den Schneiderhöhn 1922 (mit Abbildung des Instruments etc. gibt es übrigens hier (ab S. 6): https://ia902307.us.archive.org/20/items/anleitungzurmik00berggoog/anleitungzurmik00berggoog.pdf

Herzlich
Martin
Zeiss RA mit Trinotubus 0/100
No-Name China-Stereomikroskop mit Trinotubus
beide mit Canon EOS 500D

Thomas M

Lieber Wolfgang,

Glückwunsch zu dem seltenen Fang, der bei Dir in guten Händen ist.

Und vielen Dank, dass Du uns mit Fotos und Recherchefund teilhaben läßt. Bei der Dokumentationslage ist das sicherlich ebenfalls ein Kandidat für unser "Archiv".

Herzliche Grüße
Thomas

ortholux

Rene,
ich denke, daß die die systematische Durchmusterung der Probe und die Analyse der statistischen Verteilung verschiedener Komponenenten der Hintergrund für diese Konstruktion ist. Auch wenn ich es mir nicht erklären kann.

Martin,
ich hätte es mir denken können, daß Du den Link findest. Ich habe heute auch recherchiert, aber nur einen Ausschnitt gefunden. Dann bin ich den anderen - und mir lieberen - Weg gegangen und habe über ZVAB das Buch gekauft.

Thomas,
danke für das Vertrauen, daß Du das Mikroskop bei mir in guten Händen siehst. Man weiß ja nie, ob die Katze, oder das Kind, oder....ein plötzliches Interesse in seinem eigenen Sinn entwickelt.

Viele Grüße
Wolfgang

TPL

ZitatGrundsätzlich drängt sich mir die Frage auf, warum all diese Aufbereitungsmikroskope (bis in die 50er Jahre) die aufwendige Verstellmechanik des Tubus' haben. Ein großer Kreuztisch hätte es doch auch getan? Vielleicht weiß es jemand.

Hallo Wolfgang,

Aufbereitungsproben werden oftmals als Suspension aus der Flotation oder anderen Anreicherungsprozessen genommen. Daher auch der hohe Rand der originalen Probenschalen. Bewegt man solch eine Suspension (statt des Tubus') ist im Gesichtsfeld für Minuten Chaos und die Statistik dahin ;).

Tolle Bilder, die ich leider beinahe sechs Jahre lang übersehen habe.

Viele Grüße aus dem Land, wo dieses Mikroskop konzipiert wurde (Hans Schneiderhöhn, Tsumeb-Mine),
Thomas

ortholux

Es lebt!!

Mensch Thomas, schön von Dir zu hören. Internttechnisch seid Ihr dort ,,unten" ohnehin viel weiter als wir in Ramsauer-Dobrind-Scheuer-Digitaldeutschland.

Ich freue mich sehr über die schlüssige Aufklärung. Das war echt ein Mysterium für mich.

Danke und liebe Grüße in den Süden
Wolfgang

reblaus

Hallo -

gerade sitze ich inmitten meiner Zeiss-Mikroskope und werde altersbedingt daran erinnert, dass ich einen großen Teil meiner "bedeutenden" wissenschaftlichen Erkenntnisse mit Produkten der Konkurrenz (z.B. Leitz) erarbeitet habe. Deshalb möchte ich den Vorschlag von P. Voigt (2015 - anderer thread ) nochmals aufgreifen, dass vielleicht jemand, der einen besseren Überblich hat (z.B. Wolfgang) hierzu eine Zusammenfassung der Links erstellt.
(Nachdem DE aus der Europameisterschaft ausgeschieden ist, sind ja 90 oder sogar 120 min dafür übrig  ;D )

Viele Grüße

Rolf

TPL

Lieber Wolfgang,

zumindest in den Städten ist die Situation internet-technisch ähnlich gut wie die Versorgung mit heimatlichen Spezialitäten (Wurst-, Back- und Teigwaren): eben habe ich frische (!) Weißwürste besorgt 8)

Die "Logik" hinter der ungewöhnlichen Mechanik der Aufbereitungsmikroskope ist ähnlich wie die der ersten Kombinationen für Mikromanipulatoren, bei denen Leitz meiner Erinnerung nach ein für damalige Verhältnisse eher rückständiges Stativ mit Tubus-Fokussierung (statt Tisch-Fokussierung) einsetzte: der Tisch darf sich nicht bewegen!

Herzliche Grüße in den Norden,
Thomas