Die ersten Mikroskopierversuche + Bilder - Luft nach oben

Begonnen von kaktux, Oktober 25, 2015, 15:02:14 NACHMITTAGS

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kaktux

Gestern habe ich endlich das mit viel Hilfe des Forums in Betrieb genommen Mikroskop genutzt um ein paar Bilder zu machen. Mein "erstes Mal" quasi.
Zugegeben erste stimmt nicht ganz - im Studium gab es auch vorgesetzte Proben und voreingestellte Mikroskope - aber ich hab festgestellt, daß ist doch schon sehr lange her und ich habe es anders in Erinnerung - jedenfalls ist das Ergebnis - sagen wir mal - verbesserungsfähig. Wobei es durch die Okulare auch ein wenig besser war, als ich es auf den Bildern finde.


Also:
Ich bin ein Pflanzenfan - insbesonders Arzneipflanzen haben es mir angetan - ich habe davon nicht nur in diversen Blumentöpfen welche stehen - sondern lese auch gerne über aus der Natur gewonnene pflanzliche Arzneistoffe.
Was ich machen möchte, ist deren Teile (Blatt, Zwiebel, Rhizom etc.) nach Charakteristika zu durchforsten - also so etwas wie Stomatatyp, Leitgewebetyp, Form und Dicke der Zellen bzw. Zellschichten oder Anhänge/Haare.
Deswegen habe ich mir auch Färbemittel geholt, die nach Arzneibuch genutzt werden - d.h. bisher erstmal Chloralhydrat und Glycerin.


Als erste Testobjekt habe ich eine Narzisse genommen - bisher Blattquerschnitt und Rhizom. Den Rest der Pflanze schaue ich mir auch noch an (wenn ich sie schon aus der Erde hole - also Epidermis und Zwiebel, vielleicht Jungtriebe, die seitlich ein paar Vorhanden sind)


Meine Ausrüstung und Herangehensweise:
1. Schneiden mit Rasierklinge (aus der Drogerie, Ein Ende mit Malerband abkelebt). Ich habe teilweise versucht das ganze zwischen Holundermarkt zu legen und dann auf dem Tisch dünn zu schneiden - aber insbesonders beim Rhizom kamen da meist zerrissene Stückchen raus.
2. Übertragen auf Objektträger
3. Mit Pipette ( ich habe eine 1ml Eppendorf da) ein paar Tropfen Wasser oder Färbemittel (Chloralhydrat oder Glycerin) drauf
4. Deckggläschen mit Lanzettförmiger und Spitzer Präpariernadel darüber.
5. ggf. noch ein paar Tropfen Flüssigkeit unter das Glas dazu, damit es vollständig gefüllt ist
6. aufs Mikroskop, im Okular einen Bereich gesucht und dann über den Bildschirm, den Bereich der mich interessiert versucht scharf zu stellen.

Ausrüstung ist ein Axioskop 20 (Achrostigmat 10x + 40x), Canon Eos 650d adaptiert mit einer CZ-Ringschwalbe (wie hier im Link zu sehen)  die ich hier über das Forum bekommen habe . Die Aufnahmen habe ich dann über den Bildschirm mit Canon Eos Utility gemacht.

Vor den Bildern habe ich noch nach der Anleitung "Mikroskopie von Anfang an versucht zu köhlern.

Die Bilder die dabei rausgekommen sind - naja.  ;D Da trau ich mich fast nicht sie hier im Forum zu zeigen.
Aber ich will ja lernen.


Selber habe ich auch ein paar doofe/banale Fragen, auf die ich  noch keine Antwort finden konnte bzw. Punkte die mir aufgefallen sind.

- beim Köhlern sollte die Frontlinse des Kondensors hochgeklappt werden. Danach wurde sie nicht mehr runtergeklappt - ist also die ganze Zeit direkt unter dem Objektträger. Laut Anleitung vom Axioskop bringt sie aber nur etwas bei 5x Linsen. Das hat mich etwas irritiert, über die Funktion der Linse. Wird sie im Normalfall genutzt oder nicht?
- Ich habe soweit ich das sehen kann recht viele Luftblasen. Da fehlt mir wohl noch Trick 17 um das zu vermeiden. Wie gesagt habe ich für das Deckglas 2 Präpariernadeln genommen und versucht gleichmäßig abzusenken.
Zugegeben ist mir auf den Bildern auch nicht immer eindeutig ersichtlich (besonders mit der 40x Linse), ob sich da eine kleine Luftbase eingeschlichen hat, oder nicht.
- Helligkeit: mit dem Auge habe ich den Regler auf 2-3 maximal. Schalte ich auf den Monitor um, ist das sehr dunkel - und für die Bilder habe ich auf ca. 5 hochregeln müßen.
- Flüssigkeitsmenge auf dem Objektträger - gibt es da eine Faustregel? Ich habe immer zwischen zuviel = es verteilt sich über den halben Träger - und zuwenig = die Probe ist kaum bedeckt, wenn ich das Gläschen aufsetzt geschwankt.
- Aufnahmemodus: ich habe erstmal die Kamera auf AV gestellt, da ich noch nicht viel Erfahrung mit Fotografie habe - und dies in ein paar Beiträgen empfohlen wurde. -
- Einstellungen der Canon Eos Utility Software: da war 16:9 als Bildformat vorgegeben - mich würde interessieren, welche Einstellungen ihr da wählt.
Für das Forum habe ich die Bilder verkleinert - orginalgröße war 5182x2912

Die mir wichtigste Frage ist allerdings: in den Bildern sieht man am Rand einen schwarzen Schatten. Im Videomodus auf dem Bildschirm war dieser allerdings nicht zu sehen. Ich bin ein wenig überfragt, woher der dann kommen kann - das Problem würde ich aber gerne lösen.

Also wenn euch beim Betrachten Tipps einfallen, was ich besser machen kann (außer vielleicht: alles ;D), Kritik ist gern gesehen.

Die Bilder sind größtenteils in Wasser, die aufgehellten in Chloralhydrat, Glycerin habe ich zwar auch probiert - aber da das zum Stärkenachweis sein soll, ist nicht wirklich ein Unterschied zu sehen.

Aufnahmen vom Blattquerschnitt:


http://www.tiger.pf-control.de/bilder/2015_10/IMG_0011_1.jpg







Aufnahmen vom Rhizom:




Spaß hat das Mikroskopieren es gemacht - aber wie der Titel schon sagt: da scheint noch viel Luft nach oben zu sein. Als Optimist sage ich: ich bin halt bodenständig - da ist es normal, daß nach oben viel Luft ist :D

Matthias


A. Büschlen

Hallo Kaktux,

So wie ich deiner Schilderung entnehmen kann, machst du Frischpräparate in Wasser. Damit du Routine beim Deckglasauflegen erarbeiten kannst gehst du wie folgt vor:
Nimm einen sauberen Objektträger (OT) gib mit der Pipette einen möglichst kleinen Tropfen Wasser darauf und lege das Deckglas (DG) mit Daumen und Zeigefinger auf. Das Wasser zwischen OT und DG soll im optimalen Fall eine möglichst dünne Schicht betragen dies kann erreicht werden, in dem du mit einem saugfähigen Stück Papier ( WC-Papier, Papiertaschentuch, etc.etc.) das hervorquellende Wasser am DG Rand abgesaugst . Einfach üben, üben...

Gruss Arnold


Schwerpunkt z.Z.:
- Laub- und Lebermoose.
- Ascomyceten als Bryoparasiten.
- Nikon Optiphot I mit HF, DIC.
- Nikon Microphot mit HF, Pol.
- Zeiss Standard Universal mit HF, Ph, Pol.
- Wild M3Z mit Ergotubus.
- Nikon SMZ-U Zoom 1:10 mit ED Plan Apo 1x.

A. Büschlen

Hallo Kaktux,

zum "köhlern" gibt es hier http://www.mikroskopie.de/kurse/koehlerpraxis.htm eine gute Anleitung.

Wenn du das 5er Objektiv benutzen willst, musst du die Frontlinse herunter klappen.

Gruss Arnold
Schwerpunkt z.Z.:
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- Ascomyceten als Bryoparasiten.
- Nikon Optiphot I mit HF, DIC.
- Nikon Microphot mit HF, Pol.
- Zeiss Standard Universal mit HF, Ph, Pol.
- Wild M3Z mit Ergotubus.
- Nikon SMZ-U Zoom 1:10 mit ED Plan Apo 1x.

Klaus Herrmann

Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


Vorstellung: hier klicken

kaktux

Die Bilder aus dem Link sind wohl die selbe Quelle, wie die Zeiss Broschüre, die ich genommen habe (die Dame auf den Bildern ist die selbe). Ich werde das nochmal durchgehen und schauen, ob ich etwas übersehen habe - danke dir Arnold.
Dann habe ich das mit der Frontlinse doch zuerst richtig verstanden.

Könnte der schwarze Rand am unteren Teil mit falschem Köhlern zusammenhängen? Ich finde es wie gesagt seltsam, daß er auf dem größeren Bildschirmausschnitt, den die Canon Utility Software zur Verfügung stellt nicht zu sehen war - dann aber auf dem damit gemachten Foto.

gruß
Matthias

Klaus Herrmann

Hallo Matthias,

wenn ich mich an meine ersten Gehversuche erinnere, sah es auch nicht besser aus! Das zum Trost! Um die Fehler von der Präparateseite zu eliminieren könntest du erst mal ein professionelles Präparat verwenden.
Dann sollte es aber deutlich besser werden! An der Adaption kann es nicht liegen. ;) :D ;)

Den "Schatten" kenne ich. Wenn die Verschlusszeit kleiner 1/1000tel ist, dann habe ich den mit der EOS 600 ebenfalls. Dann längere Verschlusszeit wählen.

Gegen Luft im Frischpräparat - besonders, wenn etwas dick geraten - hilft hochprozentiges Ethanol. Zur Schnittdicke: üben, üben, üben und den SHK-Einmalklingenhalter mit Leica-Einmalklingen verwenden!
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


Vorstellung: hier klicken

Bernhard Kaiser

hallo Matthias,

richtige Bezeichnung:

Linse = Objektiv.

mit freundlichen Grüßen
Bernhard Kaiser

the_playstation

Hallo Matthias.
Ansich sind die Objekte schon nicht schlecht abgelichtet. Allerdings sind die Bilder recht dunkel und sehr bräunlich. Beim Schatten hat Dir Klaus ja schon sehr gute Tipps gegeben. Eventuell solltest Du die Lichtquelle heller drehen, einen Blaufilter verwenden oder gleich eine LED verwenden.

Beste Grüße Jorrit.
Die Realität wird bestimmt durch den Betrachter.

ortholux

Zitat von: the_playstation in Oktober 26, 2015, 15:07:12 NACHMITTAGS
....Allerdings sind die Bilder recht dunkel und sehr bräunlich.......Eventuell solltest Du die Lichtquelle heller drehen, einen Blaufilter verwenden oder gleich eine LED verwenden.

Das Hellerdrehen der Lichtquelle wird nicht viel nützen. Genausowenig eine LED. Das Problem liegt bei der Belichtungsmessung.

"AV" heißt Blendenvorwahl bei Zeitautomatik. Eine Blende kann man zwar nicht vorwählen, wenn kein Objektiv an der Kamera angeschlossen ist. Dennoch ist die Zeitautomatik aktiv. Somit ist das nicht verkehrt.
ABER: eine Kamera weiß ja nicht, was fotografiert werden soll. Also nimmt sie einen durchschnittlichen Bildinhalt an, und das heißt mittleres Grau. Ist nun aber viel Weiß im Bild, dann belichtet die Automatik trotzdem so, als wäre es mittleres Grau. Also zu dunkel.

Hier muß man Korrekturwerte eingeben. Irgendwo gibt es an der Kamera einen +/- Knopf. Hier mal +2 Blenden zugeben (und dann empirisch weitermachen). Dann sollten die Bilder nur noch einen leichten Gelbstich haben. Idealerweise aber korrigiert das der Weißabgleich. Wenn nicht - dann einen Blaufilter verwenden.

Viel Erfolg
Wolfgang