Stereomikroskop mit guter Leistung ab 100-150fach

Begonnen von anne, Januar 04, 2016, 12:44:07 NACHMITTAGS

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anne

Hallo Forum,

ich suche ein bezahlbares Stereomikroskop mit einer guten Leistung auch noch im Bereich 200100-150fach oder etwas drüber.
Im Augenblick arbeite ich mit dem PZO Stereomikroskop  (Abbe Prinzip mit Walze zum Vergrößerungswechsel) 25 er Okularen und einer Vorsatzlinse.
Das Bild ist einfach nicht wirklich zufriedenstellend, es ist anstrengend damit zu arbeiten.

Nun ist dies ein Gebiet in dem mir komplett die Fachkenntnis fehlt sowie ein wirklicher Vergleich.
Kann mir hier jemand ein Stereomikroskop empfehlen evtl. sogar eines anbieten?

lg
anne

the_playstation

Hallo Anne.
Das ist meines Wissens eine unlösbare Aufgabe. Normale, bezahlbare Stereomikroskope schaffen so bis ca. 50x (bei guter Bildqualität). Für eine qualitativ gute 100x Vergrößerung muß man schon etwas mehr ausgeben. Bei 200x wird die Luft bei Stereomikroskopen extrem dünn. Wenn (es Sie gibt), dann sind Sie wahrscheinlich sehr teuer.

Liebe Grüße Jorrit.
Die Realität wird bestimmt durch den Betrachter.

Klaus Herrmann

Hallo Anne,

mit 25er Okularen und 2x Vorsatzlinse kommst du natürlich in diesen Bereich, aber das hast du schon gemerkt: das ist dann nicht berauschend. Bei meinem SZX 12 komme ich mit dem selten genutzten Plan 1,5x Objektiv (ich verwende fast ausschließlich das Planapo 1,0x) auf 135fach. Mit dem 2x Objektiv, das ich nicht besitze käme ich auf 180fach. Okulare 12,5 oder 16x habe ich noch nicht ausprobiert. Der 3D-Effekt wird dann eben auch geringer.

Bei den preiswerteren Stemis hat man keine Wechselobjektive, sondern nur Vorsatzlinsen und das ist eben nicht so toll. In der Preisklasse 20.000.- aufwärts gibt es dann schon ordentliche Qualität, die den Vergrößerungsbereich erschließen, aber das verstehst du sicher nicht unter "bezahlbar"

Ich kenne deinen Anwendungsfall nicht, der diese hohe Stemivergrößerung fordert, aber zum Diatomeenlegen braucht man keine 200x
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


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Florian Stellmacher

Hallo Anne,

nimm doch mal bei Deinem normalen aufrechten Mikroskop im Durchlicht-Hellfeld den Kondensor raus und verwende dann das 20er-Objektiv. Toll ist das sicher nicht. Und ein Stereomikroskop hat zwei Objektive, die in spitzem Winkel zueinander stehen, und keinen Kondensor. Auch die Schärfentiefe ist bei 200-facher Vergrößerung so gering, dass der räumliche Eindruck kaum noch einer ist. Selbst aktuelle Hochleistungsstemis, zumindest die, die ich ausprobieren konnte, lösen diese Probleme nicht wirklich gut. Da zoomt man sich genüsslich elektrisch in die Probe hinein und denkt dann bei ca. 80x, dass man jetzt doch lieber ein richtige Mikroskop nehmen würde.  ;)

Herzliche Grüße,
Florian
Vorwiegende Arbeitsmikroskope:
Zeiss Axioskop 2
Olympus BHS (DL, Pol, Multidiskussionseinrichtung)
Zeiss Axiophot (DIK und AL-Fluoreszenz)
Zeiss Axiovert (Fluoreszenz)
Wild M400 Fotomakroskop (DL, DF, AL, Pol)

anne

Hallo,

dann korrigiere ich mal noch nach unten, eine Vergrößerung zwischen 100fach und 150fach in guter Qualität.
Das ist das was ich eigentlich gerne hätte und im Augenblick nicht zufrieden bin. Die 200fach ist wohl utopisch.

@Florian:Beim normalen Durchlichmikroskop bekomme ich zwar schon die Auflösung mit dem 20er Objektiv, das Problem ist der Arbeitsabstand.

@ Klaus: nööö 20.000€ wollte ich nicht ausgeben. Ich kenne Präparatoren die legen Diatomeen mit dem 63 Planapo, bzw. sortieren diese damit aus um nur Exemplare zu legen die bis ins kleinste Detail in Ordnung sind. Aber Du hast sicherlich schon so viele Präparate gelegt, dass Du aus Erfahrung sprichst  ;)

lg
anne

the_playstation

Hallo Anne.
Wie wäre es mit einem normalen Mikroskop + spezielle Objektive mit großem Arbeitsabstand? Ich glaube, daß würde Dir von der Bildqualität besser gefallen.

Liebe Grüße Jorrit.
Die Realität wird bestimmt durch den Betrachter.

Mikroman

Hallo Anne,

das einzige bezahlbare (ältere) Instrument, was mir einfällt, ist das Leitz Großfeldmikroskop TS:

[/URL]

Mit dem 10er Objektiv und dem 10er Okular erreichst Du 100fache Vergrößerung, mit dem 16er Okular entsprechend mehr. Die optische Qualität ist aus meiner Sicht recht gut - der Arbeitsabstand mit 30mm sollte brauchbar sein. Kostenpunkt zwischen 200 und 500 €.

Auf Quoka findest Du (http://www.quoka.de/alle-rubriken/kleinanzeigen.html) derzeit 3 Modelle allerdings ohne 10er Objektiv.

Gruß
Peter
Zu sehr auf sich selbst zu beharren,
ist ein unvernünftiges Vergeuden der Weltsubstanz (Juarroz, 9. Vertikale Poesie,1)

Klaus Herrmann

ZitatAber Du hast sicherlich schon so viele Präparate gelegt, dass Du aus Erfahrung sprichst  Zwinkernd

Nein liebe Anne, aber ich kenne einen der wirklich sehr gute Präparate legt und weiß, dass er mit dem zu meinem vergleichbaren Stemi von Leica arbeitet und ich kenne die Literatur, die du sicher auch kennst, und da ist nie die Rede von Stemis mit 200x  ;)

Wie man allerdings unter einem Planapo 63 Diatomeen handelt ist mir schleierhaft bei einem AA von 0,09
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


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TPL

Zitat von: Mikroman in Januar 04, 2016, 15:50:07 NACHMITTAGS(...) Mit dem 10er Objektiv und dem 10er Okular erreichst Du 100fache Vergrößerung, mit dem 16er Okular entsprechend mehr. (...)

Hallo Anne,

auch ich hätte, wie Peter, die älteren Leitz-Stereomikroskope empfohlen, da sie für überschaubare Preise sehr ordentliche Qualität bieten. Ich selbst benutze gerne ein noch älteres, schwarzes Leitz-Stereomikroskop. Dazu gibt es zwar auch ein 12x-Objektiv und 18x-Okulare, aber diese Kombination ist nur ein Notbehelf.

Den grundsätzlichen, vom Modell weitgehend unabhängigen Haken an der Sache erkennst Du in der Tabelle, die Peter dankenswerterweise einkopiert hat: das dort genannte 10x-Objektiv hat eine num. Apertur von nur o,10. Mit einem 10x-Okular ist man also so eben noch im Bereich der förderlichen Vergößerung und mit einem 16x-Okular bereits deutlich im Bereich der leeren Vergrößerung! Solche Kombinationen bringen eigentlich nur eine größere Bildwiedergabe für's Zählen und Messen. Die Auflösung (und die Helligkeit) sind dabei... naja: steigerungsfähig ;).

Viel Erfolg
Thomas


anne

#9
Hallo Peter und Thomas,

genau das sind die Ratschläge die ich eigentlich gesucht habe!
Vielen Dank dafür!!!!!

@ Klaus: Nicht alles steht in der Literatur, da gerade die Präparatoren von Diatomeenpräparaten sehr oft Ihre kleinen Geheimnisse nicht preisgeben. Ich kenn zwar auch nur wenige Präparatoren, aber jeder arbeitet etwas anders - und alle machen gute Präparate. Viele Wege führen nach Rom.
Wie man mit dem Planapo 63 bei AA 0.09 Diatomeen aussortiert - ist mein spezielles Klausrätsel. Da kommst Du aber sicher drauf.

lg
anne

anne

Hallo Forum,

weitere Frage:

Kennt jemand das Nikon SMZ 660 bzw. die Baureihe SMZ 645-660?

Und hat jemand ein Wild M5 und kann mir hierzu evtl. was sagen bzgl. der Eignung im Bereich Vergrößerung 100fach?

lg
anne

Klaus Herrmann

ZitatWie man mit dem Planapo 63 bei AA 0.09 Diatomeen aussortiert - ist mein spezielles Klausrätsel. Da kommst Du aber sicher drauf.

Ist ja einfach, da hätt ich gleich drauf kommen können: Schwimmaufbereitung in Immersionsöl, aber lieb, dass du ein spezifisches Rätsel für mich gemacht hast! :D
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


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Walter P.

#12
Hallo Anne!

Leider steht in den Prospekten immer nur etwas von Vergrößerung, Arbeitsabstand und Objektfeldgröße. Der eigentlich wichtige Wert, die numerische Apertur, ist meist nicht zu finden.

Wie die Kollegen bereits ausgeführt haben sind Vergrößerungen über 150x nur mit kaum erschwinglichen Objektiven (2x oder 2,5 x Apochromaten) erzielbar. Wenn dir ein Stereoeffekt wichtig ist, so ist dieser bei einer Vergrößerung von 100x praktisch nicht mehr vorhanden.

Ich hatte, als ich mir mein Wild Heerbrugg M3Z gekauft hatte bei Leica Mikrosystems angerufen und sehr freundlich Auskunft erhalten.

Anbei die Tabelle über die numerische Apertur die mir für dieses Stereomikroskop übermittelt wurde.
 
  Objektiv          Vergrößerung max.         Vergrößerung min.
Achromat 1x                  0,075                          0,0277
Achromat 2x                  0,150                          0,0554

Die maximale Vergrößerung beschreibt die Zoomstellung 40 und die kleinste Vergrößerung die Zommstellung 6,3.
Wie man aus den Werten ableiten kann beträgt die maximale förderliche Vergrößerung 150x. Diese wäre mit dem 2x Achromaten, der Zoomstellung 40 und einem 16x Okular (Vergrößerung 128x) oder den 20x Okularen (Vergrößerung 160x) realisierbar.

Für ein Wild M3Z mit 2x Objektiv und 16x oder 20x Okular dürfte der Preis etwa bei 1000-1500 Euro liegen.
Wenn das in deinem Budget liegt, so kann ich Dir gerne den Händler nennen (per PN) bei dem ich gekauft habe.

Wenn du keinen Wert auf eine Zoomfunktion legst, sondern ein 5 stufiger Vergrößerungswechsler ausreicht wäre auch ein Wild M3B eine Option (etwas billiger).  

Mit einem Wild M3C (hat auch einen 5 stufigen Vergrößerungswechsler mit offenbar korrigierten Linsen) und einem 1,5x oder 2x Apochromaten sind auch noch höhere Auflösungen (bis ca. 200x) möglich, allerdings sind diese Objektive äußerst selten und kosten dann deutlich über 1000 Euro (das Objektiv alleine).

Schönen Gruß
Walter

Anmerkung:
Wenn es Dir nur um den Abstand beim Betrachten geht, dann solltest Du doch an "LD" (Lange Distanz) Objektive denken.
Ob das billig oder teuer kommt hängt vom Mikroskop ab, das Du besitzt.
Für CZJ gibt es immer wieder in der Bucht günstige Angebote für 8x oder 16 x Plan oder Planapos (160 oder unendlich) mit einem Arbeitsabstand von ca. 2 cm.



anne

Lieber Walter,

vielen Dank für die ausführliche Antwort.
Das hat mir sehr viel weiter geholfen.

lg
anne

Klaus Herrmann

Hallo Walter,

kleine Bestätigung von mir: wenn, dann nicht das Zoom, sondern das C mit der Schaltwalze, das ist das Beste. Ich habe alle drei vergleichend testen dürfen und konnte die Empfehlung des Händlers eindeutig nachvollziehen.
Wenn man dann aber noch den Fototubus dazu nimmt wirds schon nicht mehr preiswert, ganz abgesehen vom 2x Plan-Objektiv. Aber so weit waren wir ja schon ganz am Anfang: wirklich gute Qualität für ein paar Hunnis gibt es nicht.
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


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