Verwendung von Immersionsobjektiven an Invers-Mikroskopen

Begonnen von TPL, Juli 10, 2009, 11:18:31 VORMITTAG

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

TPL

Liebe Invertierte (nicht introvertierte),
seit einigen Monaten habe ich mit der Hilfe eines Bekannten ein uraltes Zeiss-Winkel "Planktonmikroskop" aufgemöbelt, das jetzt nicht bloß wieder läuft, sondern auch noch gut aussieht ;D.
Anfangs habe ich durch den Objekträger (OT) beobachtet, aber da ich nur ein einziges starkes Objektiv mit genügend langem Arbeitsabstand (AA) habe (ein Nikon 40er Plan) war die maximale Vergrößerung begrenzt.

Inzwischen habe ich gute Erfahrungen mit einer genial konstruierten, ca. 4mm flachen Plankton-Kammer gemacht, die mir eben dieser Bekannte aus Plexiglas gefräst hat: an der Basis ist eine flache, runde Vertiefung, in der (von unten her!) ein rundes Deckglas (0,17 mm Dicke!) randlich mit Hahnenfett befestigt wird. Darauf wird die Wasserprobe getropft und von oben her mit einem zweiten runden Deckglas lose abgedeckt. Das obere Deckglas sorgt für eine plane Oberfläche dh. es verhindert die ungewollte Entstehung eines Meniskus (= Linse). Mit dieser Vorrichtung wird erreicht, das "stinknormale" Durchlicht-Objektive mit normaler Deckglas-Korrektur (0,17 mm) und geringem AA eingesetzt werrden können. Ich bekomme z.B. mit einem Neofluar 63/0,90 Korr Ph3 gute Bilder ohne dass ich die Korrektur ernsthaft nutzen muss.

Angeregt durch die aktuelle Diskussion zur Fehlerbehebung an einem Invers-Mikroskop habe ich nun probiert, auch einmal ein 100er mit Öl-Immersion einzusetzen. Das funktioniert auch ganz leidlich, aber danach hängt ein Tröpfchen Öl am unteren Deckglas. Beim Wechsel zu einem 40er oder 63er würde dieser Tropfen unweigerlich diese Trockenobjektive benetzen.

Leider kann man die Plankton-Kammer in diesem Moment natürlich nicht zum Reinigen aus dem Objektführer nehmen, denn damit verliert man den Bildausschnitt unwiederbringlich. Ich habe bereits mit Ohrenstäbchen versucht, das Öl abzuwischen und mit Benzin nachzureinigen, aber damit eine Menge Schlieren erzeugt, die das Bild mit den schwächeren Objektiven versauen.

Was tun nun die Praktiker in so einer Lage? Gibt es eine praktische Reinigungsmöglichkeit oder muss ich mich damit abfinden, dass nach der Benutzung von Immersionsöl erst einmal Schluss ist mit der Probe?

Schöne Grüße, Thomas

PS: mir ist klar, dass es eine Menge schöner Objekte für mein Planktonmikroskop gibt, bei denen die hier angesprochene starke Vergößerung überhaupt nicht nötig ist. Auf meinem letzten "Fischzug" hatte ich jedoch einige kleine Diatomeen und Dinoflagellaten, bei denen das 40er nicht ausreichte.

beamish

Hallo Thomas,

wie Herr Bollmann schon sagte, ist das Problem am "normalen" Mikroskop dasselbe. Ich mache mir deshalb für meine Präparate einen "Schlachtplan": ich durchmustere die Probe bei geringer Vergrößerung und notiere mir die Koordinaten interessanter Stellen (Kreuztischskala). Die suche ich dann mit den höher vergrößernden Objektiven auf, 100er zum Schluß. Mit etwas Glück und Übung finden man die Stellen schon wieder.

Viele Grüße,
Martin
Zeiss RA mit Trinotubus 0/100
No-Name China-Stereomikroskop mit Trinotubus
beide mit Canon EOS 500D

Rene

Hi Thomas, we're using sedimentation chambers, see here http://www.koemanenbijkerk.nl/?id=72 They have a glued coverglass on the bottom and a coverglass on top.
We start of with 60x oil lenses for flagellates and such, and finish with 20x. The more luxuary scopes are fitted with both 60 and 20 oil lenses. Otherwise we clean the bottom with a tissue with some sputum, ethanol or Benzin, whatever you like best. Generally you can find back the organism you want to see from 20 to 60x or vice versa.

From amateur standpoint I would recommend water immersion lenses! The condenser NA is the limiting factor, 0.5 is minimally needed for an objective with NA>1. If possible, use a normal condenser like the Abbe, immerse in the specimen chamber like a plastic Petridish. Drill a hole in the plastic dish and glue a coverglass on the bottom. Nothing more to wish for.

Rene

TPL

#3
Herzlichen Dank schon jetzt für die ganzen Antworten! Haartelijk bedankt, René!
Es geht also beides:
- diszipliniertes Festlegen einzelner Positionen (über die Objektführer-Nonien) mit dem 40er-Objektiv, die danach mit dem Immersions-100er "abgearbeitet" werden und
- Wechsel zwischen mittleren und starken Objektiven, wenn diese alle immergiert werden können (Öl oder Wasser).

Meine ollen Wasser-Immersionsobjektive habe ich nun gerade erst verkauft :-[, aber ich werde es einmal mit dem Zeiss-Winkel 40/0,85 Oel versuchen. Am Wochenende kann ich auch einmal die schwachen Öl-Epiplane (25:1, 16:1) ausprobieren.

Zur Kondensor-Apertur: ich habe bisher einen CZ-Phako-Kondensor IIZ (NA=0,9) oder das Pendant für das Standard Junior (NA=0,6) verwendet. Kondensor-Immersion ist bei beiden nicht vorgesehen und würde wohl auch nichts bringen. Trotzdem danke für den Tipp, René: Ich werde mal schauen, ob ich einen umgebauten Heine*-Kondensor mit Immersionskappe zu diesem Zweck verwenden kann.

Schönen Gruß/m.v.g., Thomas

*PS: richtig, August, es ist der Heine-Kondensor von Leitz. Der Kondensor erlaubt einen stufenlosen Wechsel von Ringförmiger zu Dunkelfeld-Beleuchtung. Mit geeigneten Phako-Objektiven bekommt man zusätzlich auch noch Phasenkontrast. Dadurch dass die Weite des Lichtringes mit dem Heine-Kondensor stufenlos geregelt werden kann, lässt er sich fast beliebig mit Objektiven anderer Hersteller kombinieren. Ein sehr interessantes Gerät. Zum Aufbau kann ich erst in den nächsten Tagen Bilder posten...

Rene

Glad I could have been of assistance, Thomas, good luck.

Herr Bollmann, the LOMO series waterimmersions are still available for little money, and they work quite well on my Oly inverted. Some tissue wrapped around the objective just in case would be a good precaution.
On our scopes we have 0.55NA condensers. That gives good results with our 60/1.4 lenses and live or lugol-preserved material. Brightfield only of course, but phase-contrast junkies might be amazed how much can be discerned in brightfield. We do not use 100x except for diatom work. Too much empty magnification, the 60x is a lot better in that respect. Our quality assurance is the visualization of the structure of F rhomboides in brightfield (Klaus Kemp slide) with the 60x and 0.55 NA condenser. If you search for me in this forum or the USA photomicrography forum, most images are made with this outfit.

Good weekend, Rene.

K. Koch

Hallo,
ich nehme auch Ölimmersionsobjektive am inversen Mikroskop. Herr Immel hat z.B. zwei im Angebot, solche verwende ich erfolgreich:
Leitz 25/0,75 Oel 170/- Fluoreszenz, Abgleichlänge 45mm
Leitz Achromat 10/0,45 Oel 170/- Abgleichlänge 45mm

Dafür habe ich einige Petrischalen mit Deckgläsern im Boden hergestellt. Dabei sind größere Deckgläser besser als kleinere. :)
Bei http://www.wenzel.de/ ist es mir nach mehrmonatigen Bemühungen gelungen, runde Deckgläser mit Durchmesser 50mm bekommen. Vielleicht gibt es noch andere Anbieter? Es handelt sich um "Menzel-Deckgläser".
In diese Petrischalen kann man ein Tropfen der Probe geben, ein anderes Deckglaus drauflegen, und mikroskopieren. Hinterher wegen des hohen Preises wieder abwaschen.  :o
Wenn man am Rand der Petrischale ein feuchtes Tuch einlegt und die Petrischale mit dem Deckel (ohne Nocken) verschließt, hat man sogar eine feuchte Kammer.

Durch die Verwendung von Öl ab dem 10er Objektiv tritt das Problem mit dem Reinigen zwischendurch dann nicht mehr auf.

Viele Grüße
K. Koch