Der alte alte Zeiss DIK und die Tümpel der RU-Bochum

Begonnen von Ralf Feller, Januar 23, 2016, 22:30:07 NACHMITTAGS

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

Ralf Feller

Liebe Kollegen,
vor ziemlich genau zwei Jahren habe ich von Jochen (ImperatorRex) einen
wunderbar erhaltenen, d.h. nicht delaminierten alten alten Zeiss DIK bekommen.
Lieber Jochen, danke noch mal dafür, ich habe bisher viel Spaß an dem System
gehabt. Leider bin ich was den theoretischen Background anlangt kein guter
Tümpler, ich sollte viel mehr nachlesen, aber es fehlt die Zeit. Ich bitte daher
auch um Nachsicht und Korrektur bei Bestimmungsfehlern. Deshalb ist es bei
der Ausrüstung auch bei dem kleinen Zeiss Standardstativ ohne Blitz, dafür aber
mit der sehr hellen zweistufigen Hillerschen LED und der alten Coolpix 990 geblieben.
Trotzdem möchte ich hier einige Resultate vorstellen, die vielleicht einen Eindruck
von den Vor- und Nachteilen dieses alten Systems vermitteln.

Der DIK besteht aus einem Polfilter über dem Lichtaustritt, dem alten INKO-Kondensor
mit den Prismen I bis IIII und dem Zwischentubus mit dem Schieber III mit eingebautem
Analysator. Spezielle Objektive oder Stühlchen und Schieberchen werden nicht gebraucht.
Die Prismen sind auf Appertur gerechnet und ich verwnde:
Prisma I: Plan Achromat 16
Prisma II: Plan Achromat 40, und auch Leitz NPL Fluotar 50/1,0 Öl
Prisma III: Leitz Planachromat 100/1,25 Öl und auch
Leitz NPL Fluotar 50/1,0 Öl


Die Proben stammen aus den Tümpeln des Botanischen Gartens der
Ruhr-Universität Bochum. Die Tümpelproben wurden etwa 4 Wochen
bei Raumtemperatur belassen um eine reichliche Entwicklung der
Organismen zu ermöglichen.

Euplotes mit Focus auf Cirren und Zellkörper




Paramecium spec. total (40x Objektiv) und Focus auf die Zellmembran (100x Objektiv)



Vorticella und Kolonie mit Teilungsformen



Ein Bauchhärling



Eine Amöbe und zwei kleine Flagllaten




Algen



Ich würde mich sehr über Kommentare zur genaueren Bestimmung freuen.

Gruß aus Mülheim-Ruhr, Ralf

the_playstation

Hallo Ralf.
Dier ersten drei DIK-Aufnahmen sind klasse! Sehr gelungen. :)

Liebe Grüße Jorrit.
Die Realität wird bestimmt durch den Betrachter.

Ole Riemann

Hallo Ralf,

sehr schöne und interessante Aufnahmen. Ich kenne nur die beiden neueren Zeiss-Lösungen (TL 160mm mit "Stühlchen" und separaten Schiebern u. "unendlich") und interessiere mich daher sehr auch für die Erfahrungen mit der ersten Variante. Besonders gut sind Dir ja die ersten drei Aufnahmen von Euplotes gelungen. Ich vermute, Du hast hierfür das Leitz-Objektiv 50/1,0 Öl genommen? Dann kann man offenbar bei dieser Variante des DIK besonders gut auch Objektive verwenden, die ursprünglich nicht vorgesehen waren.

Auf die Technik bezogen ist mir aufgefallen, dass insbesondere die Aufnahmen des Gastrotrichen - es wird irgend eine Chaetonotus-Art sein, man müsste noch weitere Aufnahmen der Schuppen haben - leichte violett-gelbliche Farbsäume an den Kanten zeigen. Auch bei Vorticella und bei der zweigeißeligen Alge im 3. Bild von unten (Extrusomen an den Geißelbasen, vermutlich aus der Gruppe der Cryptophyta) und den Diatomeen (2. Bild von unten) bemerkt man dies. Liegt dies an der Kamera-Adaptation oder ist dies auf den Korrekturgrad der Objektive zurück zu führen? Oder liegt es system-bedingt an dieser DIK-Konstruktion?

Besten Dank und viele Grüße

Ole

ImperatorRex

#3
Hallo Ralf,
auch ich schliesse mich Jorrit an, insbesondere die ersten drei Fotos beeindrucken durch die Details der Cirren und die Esthetik, welche durch den ausgeprägten Kantenkontrast entsteht. Das ist Dir wirklich hier sehr gut gelungen, und das alles ohne Blitz!
Die gezeigten Organismen des drittletzten Fotos scheinen mir in Form und Umriss sehr gut mit der Darstellung von Chilomonas oblonga im Wassertopfen übereinzustimmen (s. Kryptomonaden), aber diesem Kommentar kannst Du entnehmen, dass ich da selber nur schätze und nichts fundiertes beitragen kann.  :)

Es freut mich sehr, dass Du nach wie vor viel Freude an dem DIK uralt System hast. Ich habe zwischenzeitlich auch wieder ein solches erworben, um damit ein schwarzes WL auszustatten.

viele Grüße
Jochen


limno

Hallo Ralf,
Die Euplotes-Fotos setzen Maßstäbe, weshalb Du allen Bildern einen solchen gönnen solltest ;)(oder wenn das ästhetisch nicht passt, dazuschreiben!).Ich werde bzgl. der Euplotes mal im KAHL stöbern; die sind so gut fotografiert, dass ein Bestimmungsversuch sicher lohnt. Das Paramecium ist meinem Gefühl nach sicher P. caudatum.Leider wird der  typische schlanke, spindelförmige Körper unter dem Deckglas dicker und unförmiger, und man kann die Art nicht mehr so sicher ansprechen. Der schlanke Augenflagellat ist wahrscheinlich eine Leptoclinis spec..
Herzliche Mikrogrüße und Dank
Heinrich
So blickt man klar, wie selten nur,
Ins innre Walten der Natur.

liftboy

Hallo Ralf,

meine Hochachtung vor den Aufnahmen!
Ich bin ja nicht so scharf auf die Erstellung guter Fotos, aber das macht schon Appetit. Zur Zeit begnüge ich mich mit den knackscharfen Bildern bei der Direktbeobachtung; das "stacken" erledigt man dabei dann von Hand und live :-)
Es geht mir wie Dir, ich müsste mich in das Thema einlesen um dann zu prüfen, ob meine "Russentechnik" das hergibt; schön wärs schon.

Viele Grüße
Wolfgang
http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=785.msg3654#msg3654
LOMO-Service
Das Erstaunen bleibt unverändert- nur unser Mut wächst, das Erstaunliche zu verstehen.
Niels Bohr

Ralf Feller

Liebe Kollegen, danke für das Lob,
es sind die ersten DIK-Aufnahmen die ich ins Netz gestellt habe.

@ Ole
lieber Ole, Du hast recht die ersten Aufnahmen sind mit den Leitz 50 entstanden.
Die Coolpix ist über ein Leitz Periplan 10/18 adaptiert. Ich könnte mir vorstellen
das die Farbfehler bei den Zeissobjektiven im Zusammenspiel mit dem Leitzokular
entstehen. Visuell beobachte ich aber immer durch die Zeiss Kpls, die sind meiner
Erfahrung nach weniger Staubempfindlich, bei der Livebeobachtung fallen mir da
keine Farbränder auf, egal ob mit Leitz oder Zeiss Objektiven. Ich habe keinen
einfachen Leitz Planachromaten, mein 40x Planfluotar funktioniert auch, verursacht
aber genau so wie die 63x Panapos einen deutlichen hell-dunkel-Gradienten.
Daneben sehe ich ein Problem in der Eigenoptik der Coolpix, positiv empfinde ich
hier den Zoom, sehe aber deutliche Farbfehler bei meinen gefärbten Präparaten.
Ich habe bei den gefärbten Präparaten inzwischen den Vergleich mit einer Eos 700
die über ein 40mm Canon Pancake adaptiert ist. Das ist viel besser, nur wollte ich
diese Kamera bisher nicht auf das kleine Stativ mit dem DIK schrauben.

@ Jochen
ich habe mich oft gefragt warum Du dieses schöne System abgegeben hast.
Aber gut so, denn ohne Dich hätte ich keinen DIK denn es währe mir zu
mühsam all die Stühlchen und Schieber, oft delaminiert, zusammenzusuchen.
Bei den ganz neuen Systemen benötigt man doch glaube ich auch neben
speziellen Objektiven einen speziellen Revolver. So gesehen ist dieses alte
System für mich wirklich klasse.

@ limno
lieber Heinrich, danke für Lob und Hinweis. Die Sache mit den ästhetischen
Aufnahmen ist so eine Sache und erfordert viel Überwindung von Faulheit.
Manchmal habe ich Stunden darauf gewartet das ein solches Viech so lange
liegen blieb, das ich es ohne Blitz photographieren konnte. Und wenn es dann
soweit ist und man wechselt auf die Ölimmersion, dann ist oft alles weg.

@ Wolfgang
lieber Wolfgang, Du siehst ja dass es nicht immer die neuste Technik sein muss.
Manchmal lese ich etwas schmunzelnd Berichte über Probleme mit eingebauten
Platinen und Elektronik im Mikroskop und dann bin ich froh dass mir so etwas
nicht passieren kann. An deine ,,Russentechnik" passt doch bestimmt auch ein DIK.
Ich glaube einige Kollegen verwenden da den DIK nach Pluta von PZO.
Hatten die Russen eigentlich einen eigenen DIK?

@ alle
Erlaubt mir bitte noch eine vielleicht dumme Frage.
Oft lese ich dass solche Aufnahmen durch Stacking entstanden sind.
Ich habe früher oft mit CombineZM gearbeitet, allerdings nur an unbeweglichen
Objekten. Wie kann ich denn einen Einzeller, der ja nicht liegen bleibt dazu bewegen
Serienaufnahmen zuzulassen?



viele Grüße, Ralf

ImperatorRex

Hallo Ralf,
ja der DIK alt hat den Vorteil, dass er im Prinzip komplett ist und man sich keine Gedanken über weitere Schieberchen machen muss. Als nachteilig empfand ich seinerzeit, dass ich den DIK alt nicht zusammen mit einem Optovar am Zeiss Standard betreiben konnte. Aber auch am Zeiss Universal mit Großfeldrevolver und dem vertikalen IM35 funktioniert nur der neuere DIK.

viele Grüße
Jochen

Peter V.

Hallo Ralf,

schöne DIK-Bilder! Was mich erstaunt, ist die Tatsache, dass man den "alten" endlichen Zeiss-DIK  offenbar recht problemlos mit Fremdobjektiven verwenden kann! Und man sieht, dass die gute "alte" Coolpix immer noch nicht die allerschlechteste Lösung am Mikroskop ist!

Herzliche Grüße
Peter
Dieses Post wurde CO2-neutral erstellt und ist vegan. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.

reblaus

Lieber Peter -

auch beim uralten DIK muss man bei der Nutzung von nicht dafür vorgesehenen Objektiven herumprobieren und fremde Berichte stimmen dann oft nicht mit eigenen Erfahrungen überein.
Irgendwie ist das alte System für Experimentierwillige  aber angenehmer, denn es kommt nur ein  Schieber in Frage  und ein Satz fix montierter Nomarskiprismen im Kondensor. Das Einzige was man variieren kann ist die Frontlinse und das bringt mehr Ruhe in das System - im Gegensatz zu dem möglichen Chaos an Objektiven, Schieberchen, Kondensoren und Prismen in den neueren Systemen.

Viele Grüße

Rolf

Michael L.

Hallo Ralf,

prima Bilder da sieht man doch wie gut die alte Coolpix noch verwendbar Ist.

Viele Grüße,

Michael

ImperatorRex

Hallo Rolf,
dem kann ich zustimmen, beim Zeiss DIK neu habe ich - nach meinen Aufzeichungen - bislang 270 Kombinationen aus Objektiven, Schieberchen, Prismen und Kondensor-Frontlinsen getestet. Und das ist ja noch nicht das Ende der Fahnenstange.

viele Grüße
Jochen

Bernhard Lebeda

Lieber Ralf

Glückwunsch zu Deinem neuen DIK und den Bildern!!

Ich hätte nicht gedacht, daß der bot. Garten im Moment so ergiebig ist. Vielleicht trifft man sich mal da!

Zu Deinen Flagellaten:

ich würde beim ersten in Richtung Cyclidiopsis denken:

http://protist.i.hosei.ac.jp/pdb/images/mastigophora/Cyclidiopsis/sp_02.html

beim zweiten in Richtung Chroomonas

http://www.plingfactory.de/Science/Atlas/Kennkarten%20Algen/AndereAlgen/Source/Chroomonas%20nordstedtii.html

alles unter Ausschluss des Rechtsweges!  ;D



Viele cool gepixelte Mikrogrüße

Bernhard
Ich bevorzuge das "DU"

Vorstellung

Ralf Feller

Lieber Bernhard,
danke für Deine Bestimmungshilfe. Die Proben habe ich im November genommen. Es war ein ungemütlicher Tag mit starkem Regen, so dass ich keine Zuschauer hatte die sich über einen ,,Irren Kerl" mit Marmeladengläsern an Bindfäden gewundert hätten. Ich hatte Marmeladengläser an ein Tau gebunden um so Wasser- und Schlammproben vom Grund der Teiche zu gewinnen. Eine erste Untersuchung brachte gar nicht so viele Organismen. Ich hatte aber einiges Heu von der linken Seite der großen Eingangsstraße mitgenommen und als Nahrungsquelle in die Gläser gebracht. Im Laufe des Dezembers entwickelten sich dann bei Raumtemperatur zahlreiche unterschiedliche Organismen—durchaus sehr unterschiedlich je nach Stammwasserprobe. Die füttere ich ein mal pro Woche mit 1-2 Haferflocken. Bis heute sehe ich zahlreiche Ziliaten, Amöben, Rädertierchen und vieles mehr.
Ich war an der RUB einige Jahre zu Hause und fand den Botanischen Garten und das gesamte grüne Umland einfach toll. Als ich nach einigen Jahren wieder meine alte Uni besuchte, war ich aber entsetzt von all den Schlagbäumen die eine direkte Zufahrt für Normalos einschränken, aber es finden sich immer Wege. Neben den zahlreichen Außentümpeln gibt es ja noch die Wasserbecken in den Gewächshäusern. Weist Du ob da die Probenentnahme erlaubt ist. Als ich dort war, war alles offen zugänglich aber es war Niemand zum Fragen da.
Schön währe natürlich eine Führung mit Focus auf unser Hobby. Bei meinem nächsten Besuch kann ich Dir vorher ja eine PN schicken.

viele Grüße aus Mülheim, Ralf

Bernhard Lebeda

Hallo Ralf

im November hab ich wiederum die Saarner Ruhrauen kennengelernt und dort tagelang auf Eisvögel angesessen (erfolgreich! tolles Gebiet dort!!)

Na ja Probenentnahme im Garten: ich erinnere mich an Zeiten, wo dort alle zehn Meter ein weißes Schild aussagte " Probenentnahme jeglicher Art verboten" mit freundlichen Grüßen vom Rektor. Im Moment nehme ich die nicht mehr so wahr, vielleicht schau ich auch selektiver, jedenfalls guck ich immer, ob keiner guckt.  ;D Da schließe ich die Gewächshäuser ein. Ich bin da auch oft zum fotografieren, und dann hab ich wie zufällig eine Filmdose aus alten Zeiten dabei.  ;)

Deine Marmeladenglas Dredge würde mich tatsächlich interessieren. Wie hast Du denn das hingekriegt??

Treffen immer gerne, ich hab zehn Minuten von hier zum Bot. Garten.


Viele Mikrogrüße

Bernhard
Ich bevorzuge das "DU"

Vorstellung