Interferierende Fragestellung

Begonnen von Heiko, Februar 11, 2016, 21:54:27 NACHMITTAGS

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Heiko

Liebe Kristallomantiker,  ;)

auf Erleuchtung hoffend, noch einmal zu folgender Substanz (endlich abgetrennt von Volkers schönem Glutamat-Beitrag).

Zur "Wertigkeit" der Achsenbilder von Kristallen ,,in der richtigen Lage" fehlt mir durchaus noch jegliches Verständnis:





Welches ist typischer bzw. aussagekräftiger? Ist der Achsenwinkel schon abschätzbar?

Und dieses hier? Welche Ursache löst die abgebildete Variante aus? Die nachfolgenden Fotos zeigen exakt den Sektor, der das Muster lieferte:







Die Gretchenfrage nach der Kristallklasse folgt auf dem Fuße. Kann der Kenner nun schon eine Aussage treffen? Zwei weitere Beispiele in ,,Achsenaustrittslage":





Viele hoffende Grüße,
Heiko

Berichtigung: Bild vier ist um 180° zu drehen.

olaf.med

Lieber Heiko,

im Prinzip kann Dir natürlich geholfen werden, aber das geht nur vernünftig an dreidimensionalen Modellen. Man braucht eine gute Portion räumlichen Vostellungsvermögens und Übung, und das können trockenen Erläuterungen an dieser Stelle schlecht ersetzen. Komm' doch einfach mal für einen Tag vorbei, da können wir bis zum Abwinken mit Indikatrizen und Achsenbildern spielen.

Übrigens waren Deine Beobachtungen am dem China-Zeugs sehr gut: zweiachsig, sehr großer Achsenwinkel nahe 90°. Zusätzlich habe ich noch gerade Auslöschung an allen Kristallen beobachtet, was auf rhombische Symmetrie hindeutet.

Herzliche Grüße,

Olaf
Gerne per Du!

Vorstellung: http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=4757.0

... und hier der Link zu meinen Beschreibungen historischer mineralogischer Apparaturen:
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=34049.0

Heiko

#2
Das China-Zeugs ist wahrscheinlich rhombisch – ist doch ein Wort, lieber Olaf!
Nach all den Querelen mit den hübschen, widerspenstigen Dingern ist das wie eine Katharsis.  :D

Des Gesetzes Warum,
Die Form um und um,
Das macht den Gelehrten so heiß und so stumm –
Er denkt und er denkt und versinket in sich:
,,Hat der Kristall ein Leben wie ich?"
Und auch der Kristall sieht über sich auf
Und schauet des Forschers blitzendes Aug –
Er denkt und er denkt und versinket in sich:
,,Hat denn dieses Ding ein Leben wie ich?"

aus Fritz Müller: Der Kristall


Was nun die oben gezeigten Fotos anbelangt, so bin ich in diesem Fall doch froh, dass auch der Blick des Spezialisten auf ein paar Bilder den Schleier wohl nicht problemlos zu lüften vermag.  ;D
Es handelt sich um Natriumthiosulfat-Pentahydrat. Das sollte in dieser Form monoklin sein. Da die Kristalle aus der Schmelze im eigenen Kristallwasser erhalten wurden, kann für das ,,Penta" nicht garantiert werden, zumal ich etwas rabiat vorging. Mal schauen, ob sich am Interferenzbild bei zunehmender Dehydratisierung etwas ändert.

Auf Deine Einladung komme ich spätestens bei hoffnungslosen Fällen gerne zurück – danke dafür. Im Augenblick bin ich mit Deinem ,,Tele-Kolleg" noch mehr als zufrieden.  :)

Vielen Dank für Deine Mühe,
Heiko


Nachtrag

Beim dritten Achsenbild war der Tisch nicht richtig orientiert: Diagonal-Normal-Stellungsmix.
Normalstellung hat so auszusehen:



Für die Dehydratation scheint zu gelten, dass der Wasserverlust das Gitter schwer ramponiert, SO2-Geruch entsteht. Interferenzen sind nicht mehr zu erhalten.

Heiko

Hallo Interferenzler,

das rhombische Resorcin ist in doppelter Hinsicht etwas störrisch. Nämlich liefert das Schmelz-Präparat keine, das Streu-P. fast keine und erst die Schmelze in Silicon brauchbare Muster. Zudem ist 2V wohl recht groß und erst mit dem 100/1,32 gerade so einzufangen:








Der polymorphe Ammonsalpeter ist umgänglicher, im rhombischen Schmelzpräparat sind die Achsenaustritte schon mit dem 50er abzubilden:





Leider nur makroskopisch, weil viel zu schnell verlaufend, zwei Phasenumwandlungen während des Abkühlens: View My Video

Einen Heiztisch sollte man haben ...

Viele Grüße,
Heiko