Frage zu zwei ungewöhlichen Objektiven

Begonnen von Muschelbluemchen, Februar 14, 2016, 11:28:01 VORMITTAG

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Muschelbluemchen

Hallo,

bei meinem letztem ebay-Besuch vielen mir folgende beiden Objektive auf:
http://www.ebay.at/itm/381537383154?_trksid=p2060353.m1438.l2649&ssPageName=STRK%3AMEBIDX%3AIT
diese Objektiv hat dort wo üblicherweise Zeiss steht die Bezeichnung "Ernst Abbe/Jena" eingraviert.

und dieses Objektiv ist auf eine bestimmte Wellenlänge limitiert:
http://www.ebay.at/itm/111895925808?_trksid=p2060353.m1438.l2649&ssPageName=STRK%3AMEBIDX%3AIT

Kann mir da jemand Nachhilfe geben? Ich denke da gibt es noch was zu lernen!
Herzlichen Dank für eure Informationen!
LG
Leo

Peter V.

Hallo Leopold,

vielleicht wissen die "üblichen Verdächtigen" wie Klaus Henkel mehr, ich kann nur vermuten: Möglicherweise hängt das mit Markenrechten zusammen und das war ein "Entwurf" für ein neues Markenlogo. Aus markenrechtlichen Gründen wurden ja auch später die Objektive der CF250-Serie unter der Marke "ausJena" und nicht unter "Carl Zeiss Jena" verkauft. Aber - wie gesagt: Nur eine Vermutung.

Herzliche Grüße
Peter
Dieses Post wurde CO2-neutral erstellt und ist vegan. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.

Rene

#2
Hi Leo, the 20x is an old zeiss design, also copied by LOMO. The coated versions (I have a prewar uncoated 8mm and a postwar coated 20x) are superb! Chromatic abberation in the axial direction is even less than with my Olympus splanapos at work: sponge needles and diatoms are really black instead of brownish-black. I'm not sure whether the design is exactly like the one from the <1900 Abbe series, but it could be. Otherwise, the lens looks exactly like my postwar CZJ. It's certainly not from the Abbe-era.
The monochromat is a rarity, designed for deep UV microscopy, not for the visible region.

Best wishes, Rene.

Thomas M

Hallo Leo,

Im ersten Fall handelt sich um einen ganz normalen Apochromat mit Objektivabgleichlänge von etwa 33 mm. Der Name weist auf eine kurze historische Phase aus der Nachkriegszeit hin. Nach dem zweiten Weltkrieg gab es auf internationaler Ebene eine ganze Reihe von Prozessen "Zeiss gegen Zeiss" (VEB Carl Zeiss Jena vs. Carl Zeiss Oberkochen). Es ging um die Nachfolge der Carl Zeiss Stiftung und um die Rechte auf Namen, Kennzeichnungen und Warenzeichen. In der zweiten Hälfte der 50er Jahre klagte Zeiss Oberkochen gegen den VEB Carl Zeiss Jena in Düsseldorf unter anderem um Namens- und Kennzeichnungsrechte in der Bundesrepublik und West-Berlin. Das war nicht der einzige Prozess in der Bundesrepublik und auch der VEB war Kläger in anderen Prozessen. Den Düsseldorfer Prozess verlor der VEB und begann danach seine Produkte mit "Ernst Abbe Jena" zu kennzeichnen, statt mit "Carl Zeiss Jena". Das dauerte aber wohl nur kurze Zeit, denn dagegen klagte dann erneut und wiederum erfolgreich Carl Zeiss Oberkochen, so dass auch diese Kennzeichnung wieder verschwand. Falls es Dich interessiert, kannst Du in den beiden Büchern "Nur der Name war geblieben" sowie "Und trotzdem Brüder" von Armin Hermann einiges zur Nachkriegsgeschichte beider Unternehmen nachlesen.

Bei dem zweiten Objektiv handelt es sich um einen sogenannten Monochromaten. Dieser Typ wurde für die Ultraviolett-Mikroskopie entwickelt und wurde nur für eine Wellenlänge berechnet. Die Wellenlänge ist auf dem Korpus eingraviert, im vorliegenden Fall also 257 nm. Vermutlich waren damals achromatische Objektive für die UV-Mikroskopie mangels geeigneter Glassorten nicht herstellbar. Für die "normale" Mikroskopie im sichtbaren Licht sind diese Objektive nicht vorgesehen. Vielleicht weiß Peter Höbel hier noch näheres.

Herzliche Grüße
Thomas

l'œil armé

Moin,

ich heiße zwar nicht Peter H., kann aber schon mal beitragen dass die Monochromate der Firma Zeiss auf Moritz v. Rohr zurückgehen. Einen wesentlichen Hinderungsgrund für deren vielversprechende Verwendung am Mikroskop könnte man heute vielleicht mit Kameratechnik beheben: das Bild lässt sich nicht visuell einfangen, weil wir nicht UV-Licht dieser Wellenlänge nicht sehen können, sondern vor Allem auch der bloße Versuch bleibende Schäden am Guck-Apparat verursacht. Seinerzeit benutzte man zur Einstellung des mikroskopischen Bildes einen fluoreszierenden Schirm. In jedem Fall glaube ich, dass es sich um ein vergleichsweise seltenes Objektiv handelt.

Um die Optik richtig ausnützen zu können wird allerdings ein komplett UV-gängiger Strahlengang von der Beleuchtung über Objektträger und Deckglas und Immersionsmittel bis hin zum UV-gängigen Projektiv und u.U. passenden Zwischenlinsen nötig. Gegeben hat es so etwas im Standard-Programm ...

... übrigens auch für den Axiomaten ...   dort sogar incl. UV-Monochromator, UV-Bildweiche und und Bildempfänger :)

Peter weiß sicher aus seiner Erfahrung mit den UV-LEDs und seinen Experimenten noch einiges mehr beizutragen. Ich selbst habe mir außer mehrmonatiger Einzelzell-Calcium-Messung im UV-Licht mit FURA II und Photometer weiteres Arbeiten mit UV-Licht verkniffen.

Freundliche Grüße zum Wochenbeginn

Freundliche Grüße

Wolfgang
"Du" fänd' ich absolut in Ordnung

das schönste: Zeiss Lumipan
das liebste: Leitz Ortholux/Panphot
das beste: Zeiss Axiomat

Ich bin übrigens keineswegs mit meinem Umfang an Intelligenz zufrieden; ich bin lediglich froh, mit meiner Dummheit so weit gekommen zu sein.