Zeiss Fluoreszenz-Auflichtkondensor III RS am Phomi

Begonnen von alemanne, Juli 13, 2009, 22:06:57 NACHMITTAGS

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alemanne

Liebe Zeiss-Kenner,
ich arbeite mit einem Phomi I mit Sonderbeleuchtungseinrichtung. Letzte Woche erwarb ich nach langem Suchen auch den passenden Spiegeleinsatz mit der Aperturblende für Auflicht-Beleuchtung. Nun beschäftige ich mich mit den verschiedenen Auflichtkondensoren, u. a. mit dem Kondensor III RS. Irritiert bin ich darüber, dass im Gegensatz zum Universal beim Phomi die Auflicht-Aperturblende beim Kondensor III RS gar nicht verwendet wird, sondern das Licht wird seitlich in den III RS eingeleitet (laut Gebrauchsanleitung), obwohl Universal und Phomi bezüglich der Anschlußmöglichkeiten mechanisch identisch sind. Weiß jemand den Grund für die unterschiedliche Lichtführung beim Phomi und Universal? Könnte der Grund beim Phomi am längeren Lichtweg und viermaliger Reflexion bis zur Auflichtaperturblende liegen statt den direkten Weg zu nehmen wie beim Universal? Verursachen die Spiegel etwa Eigenfluoreszenz?
Herzlichen Gruß,
HG   

Jürgen Boschert

Hallo,

ich denke das Problem ist eher, dass man Auflichtfluoreszenz meist mit Durchlicht kombiniert, um innerhalb des Präparates Fluoreszenzen auch anatomisch bestimmten Strukturen zuordnen zu können. Eine solche Kombination ist beim Universal problemlos möglich, da zwei voneiander unabhängige Lichtwege und -quellen vorgesehen sind; hingegen bei den PhoMis gibt es ja nur eine Lichtquelle und eine Umschaltung zwischen Durch- und Auflicht, man musste also eine Alternative finden. Eine Aperturblende ist nun für die Untersuchungen, für welche die Ausrüstung vorgesehen war, nicht nötig, da man im Fluoreszenzstrahlengang aus Gründen der Lichtstärke eh immer mit der höchst möglichen Apertur arbeiten wollte.

Gruß !

JB
Beste Grüße !

JB

alemanne

Lieber Herr Boschert,
ähnliches habe ich auch schon gedacht. Die Lichtkombination könnte ich dadurch lösen, dass ich vom GFL den separaten Spiegel nehme und ihn auf die Leuchtfeldblendenmechanik des Phomis aufstecke und dann eine köhlerbare Mikroskopierleuchte verwende. Das ist zwar nicht so elegant, aber es würde funktionieren, wenn es nicht noch andere Gründe für die originale Lichtführung geben sollte, die ich aber nicht kenne.
Herzlichen Dank für Ihren Beitrag und viele Grüße,
HG   

Jürgen Boschert

Hallo,

müsste auch funtionieren. Ein weiterer Grund den ich mir vorstellen könnte, ist das für die Linsen verwendete Glas (das wäre dann aber beim Universal dasselbe Proble - ich weiß nicht, ob es spezielle Quarzglas-Auflicht-Einsätze gab): für UV- oder UV-nahes Erregungslichtes müsste Quarzglas verwendet werden, wie dies für die entsprechenden Lampenkollektoren und die Winkelzuführung für die PhoMis eingesetzt wurde - die Umlenkspiegel sind da nicht das Problem.

Gruß !

JB
Beste Grüße !

JB

TPL

#4
Hallo Herr Geiser, Jürgen,
nur die aller-allerersten Standard Universal (Bj. ca. 1960) hatten wirklich identische Anschlussmöglichkeiten und die selbe, komplexe Lichtführung über zwei (nicht vier) Spiegel vor der Aperturblende wie das Photomikroskop. Zu dieser Zeit war Fluoreszenzmikroskopie aber noch ein Durchlicht-Verfahren. Es wurden zwar auch Epifluoreszenz-Einrichtungen beschrieben, aber dies waren im Prinzip Kombinationen der vorwiegend für die Metallografie gebrauchten "Aufl. HD-" oder "Epiplan HD-" Objektive mit abenteuerlichen Beleuchtungseinrichtungen.

Übrigens war das "Große Fluoreszenzmikroskop" in der Anleitung von 1966 immer noch ein solch anachronistisches "Universal" mit dem umschaltbaren Strahlengang des Phomi und auch die "Phasenkontrast-Fluoreszenz-Beleuchtung" wurde damals noch ausschließlich über den Durchlicht-Strahlengang realisiert!

Ich kenne den Auflichtkondensor III RS nicht aus eigener Anschauung, aber seine Vorläufer (IIFL und IIIFL). Diese Beiden kann man ohne Weiteres auch am Phomi über die eingebaute Beleuchtung nutzen, aber die Verluste durch Reflexion sind einfach lästig, wenn man doch ansonsten jedem Photon fürsorglich auf die Probe hilft :D.

Erschwerend kommt auch noch die grenzwertige Transmission der Optik für UV dazu.

Schönen Gruß, Thomas

TPL

#5
Zitat von: alemanne in Juli 13, 2009, 22:41:08 NACHMITTAGSDie Lichtkombination könnte ich dadurch lösen, dass ich vom GFL den separaten Spiegel nehme und ihn auf die Leuchtfeldblendenmechanik des Phomis aufstecke und dann eine köhlerbare Mikroskopierleuchte verwende.

Lieber Herr Geiser,
ideal fände ich an dieser Stelle eine oder mehrere, kräftige LED mit einer Kollektor-Optik, die den Strahlenkegel in Richtung des Kondensors parallelisiert. Ich habe das provisorisch bereits mit mit einer billigen Fresnel-Scheibe (die "Cluedo"-Lupe, es funktionieren aber auch alte Blitz-Streuscheiben) ausprobiert. Da ist natürlich ein erheblicher Stilbruch, aber was tut man nicht Alles für kräftige Lumineszenz ;D

Schönen Gruß, Thomas

alemanne

#6
Lieber Thomas,
ich interpretiere Ihren obigen Beitrag so: Mit der Auflichtfluoreszenz würde es mit den angegebenen Gerätschaften leidlich funktionieren, aber zufrieden wird man nicht sein. Wenn meine Interpretation richtig ist, dann gibt es für mich nur zwei Möglichkeiten: Ich muss warten, bis mir ein III RS speziell für das Phomi "über den Weg läuft" (praktisch aussichtslos, fürs neuere Universal wird öfters einer angeboten) oder ich rüste mein GFL mit neueren Teilen entsprechend um (ziemlich Erfolg versprechend). Ihnen und Herrn Boschert herzlichen Dank.
Viele Grüße,
H. Geiser

PS: Ihr 2. Beitrag kommt zum Tragen, wenn "alle Stricke reißen" sollten...  

Apochromat

#7
Der Auflichtkondensor III RS ist nur in einer Grundversion (bis zur Folgenummer 46 62 49-9904), nämlich verwendbar am UNIVERSAL, Photomikroskop III und UEM, gebaut worden. Auch am ULTRAPHOT ist er ansetzbar, war aber dafür weniger gedacht. Eine besondere Auführung des Auflichtkondensors III RS für das Photomikroskop I gab es nicht.

Der Auflichtkondensor III RS enthält eine zentrierbare Leuchtfeldblende.
Möchte man im Auflicht-Fluoreszenzstrahlengang die Aperturblende benutzen, so muss der für die jeweiligen Stative geeignete Auflicht-Aperturblendeneinsatz verwendet werden. Es gab für die Stative UNIVERSAL, Photomikroskop I, Photomikroskop II und III, UEM und das ULTRAPHOT II, III, IIIb insgesamt 5 verschiedene Aperturblendeneinsätze, die mechanisch so aufgebaut sind, das keine Verwechslungsmöglichkeiten bestanden.
Am Phomi I mit Sonderbeleuchtung schaltet man auf HBO 200 Beleuchtung um und lenkt das Licht über die Auflicht-/ Durchlichtumschaltung zum Aperturblendeneinsatz (Auflichtbeleuchtung). Jetzt ist dann auch die Aperturblende wirksam.

Für diese Situation wurde der Kondensor III RS erstmalig 1973/ 74 vorgestellt. Dazu gab es für das UNIVERSAL und Phomi III auch eine grau lackierte Sonderbeleuchtung; in verschiedenen Ausführungen wurde diese bis etwa 1979 gebaut. Man kam dann um 1980 darauf, durch Einführung der Einrichtung für seitliche Lichteinspiegelung (46 70 34) in Verwendung mit der damals neuen Einrichtung HBO 100 deutlich bessere Lichtstärken in der Anregung bei erheblich kompakterer Gerätebauweise erreichen zu können. Diese Einrichtung hat keine Aperturblende. Sie kann auch am Phomi I, II und den älteren, sowie neueren Ausführungen des Mikroskops UNIVERSAL verwendet werden. Dies war insbesondere für die Fluoreszenzmikrofotografie am Photomikroskop III mit seiner damals einzigartigen auch fluoreszenztauglichen Belichtungsmessung wichtig und hat der Fluoreszenz-Dokumentation den Durchbruch in der Routine beschert.

Die Transmission des Strahlenganges mit seitlicher Lichteinspiegelung ist nur wenig verschieden von der der Sonderbeleuchtung, jedoch sind die Lichtwege erheblich kürzer und die Größe des Leuchtfleckes des HBO 100 Brennerbogens ist idealer für die Ausleuchtung des angeregten Objektfeldes in Verbindung mit den Kondensoren II FL und III RS. Die Stärke der Verwendung der Einrichtung für seitliche Lichteinspiegelung in Verbindung mit der Einrichtung HBO 100 liegt also in der hohen Leuchtdichte und allen damit verbundenen Vorteilen (kurze Belichtungszeiten, Beobachtung lichtschwacher Signale etc.). Die fehlende Aperturblende wurde aufgrund der damals vorherrschenden, meist schwächeren Emissionslichtstärke, auch gar nicht gebraucht.

Nomarski

Hallo,

die unterschiedliche Lichtführung bei Universal und Phomi hat konstruktive Gründe. Beim Universal kann man problemlos zwei getrennte Lichtquellen für Durch- und Auflicht verwenden.
Beim Phomi ist leider die Mechanik der eingebauten Kamera dazu im Wege, so daß das Licht von unten aus dem Fuß geholt werden muß. Aus diesem Grunde gibt es auch verschiedene Aperturblendeneinsätze für Universal und Phomi. Wenn man beim Phomi mit einer separaten Auflichtquelle arbeiten möchte, benötigt man einen speziellen Anschlußstutzen, der gewisse Ähnlichkeit mit dem Siphon unter dem Waschbecken hat.

Gruß
B.W.

alemanne

Liebe Zeiss-Kenner,
die Beantwortung meiner oben gestellten Frage hat alle meine Erwartungen bei weitem übertroffen. Hinzu kommen noch ein paar persönliche Nachrichten mit wertvollen Hinweisen. Für alle Beiträge möchte ich mich auf diesem Wege ganz herzlich bedanken.
Viele Grüße
Helmut