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Strukturfrage

Begonnen von Heiko, Februar 27, 2016, 10:37:58 VORMITTAG

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Heiko


Liebe Struktur-Chemiker,

für das Mangan(II)-chlorid-Tetrahydrat finde ich keine Angabe der Kristallklasse. Diese sollte aber doch schon bestimmt worden sein, da der Komplex als ,,oktaedrisch mit cis-ständigen Wassermolekülen" beschrieben wird, was dann wohl so aussehen sollte:



Gibt es eine Literaturangabe?

Viele Grüße,
Heiko

Ulrich S

Moin moin,
auch wenn ich die Struktur erst mal auch so erwarten würde wie aufgezeichnet,
die Nomenklatur ist ....., nun sagen wir mal -ungewöhnlich.
cis-trans Isomerie erfordert eigentlich eine Doppelbindung, und wenn man es wohlwollend betrachtet, wäre die dargestellte Form definitiv trans (auf unterschiedlichen Seiten liegend)
Grüße
Ulrich
Es kommt immer anders wenn man denkt

Heiko

Hallo Ulrich,

habe auch erst gestutzt, aber wahrscheinlich beschreibt die Bezeichnung ,,oktaedrisch mit cis-ständigen Wassermolekülen" die Struktur doch eindeutig – die Quelle jedenfalls ist seriös: Hollemann/Wiberg.

Wenn zur Symmetrie tatsächlich keine weiteren Daten vorliegen, könnte dies der Hygroskopie der Substanz geschuldet sein.

Die Kristalle sind auf alle Fälle zweiachsig und 2V ist groß. Hier eine Aufnahme mit dem 100er:



Viele Grüße,
Heiko

Ulrich S

moin,
Zitatdie Quelle jedenfalls ist seriös: Hollemann/Wiberg.


definitiv!
wahrscheinlich war ich, als dieses Thema behandelt wurde Kreide holen  ;)
und wie wäre es, wenn das Chlor nebeneinander in der Ebene angeordnet ist, eben cis und die beiden Pole von den Wassermolekülen besetzt werden?
Zwar sträubt sich da etwas in mir, aber dann würde die Bezeichnung eher passen.
Ulrich
Es kommt immer anders wenn man denkt

treinisch

#4
Hallo,

ich würde mich da gern, auch wenn es vermessen ist, aus dem Fenster lehnen und sagen: Das ist falsch. Es muss cis-ständige Cl heißen.

vlg
Timm


Edit:
In-Chul Hwang; Kwang Ha
Refinement of crystal structure of tetraaquamanganese(II) dichloride, Mn(H2O)4Cl2
Zeitschrift für Kristallographie - New Crystal Structures, 2009, 224, 517

P 1 21/n 1


(Abb. aus 8103034.cif mit Mercury)
Gerne per Du!

Meine Vorstellung.

Heiko

Großartig Timm,

Fehler berichtigt und Strukturfrage beantwortet: monoklin.

Ich bedanke mit einigen Kristallsplitterchen:



Viele Grüße,
Heiko

olaf.med

Lieber Heiko,

stell' Dein Licht nicht unter den Scheffel! Das sind keine Splitterchen, sondern perfekte, idiomorphe Einkristalle :) :) :).

Hast Du das Achsenbild in dieser Kristallorientierung erhalten?

Herzliche Grüße,

Olaf
Gerne per Du!

Vorstellung: http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=4757.0

... und hier der Link zu meinen Beschreibungen historischer mineralogischer Apparaturen:
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=34049.0

Heiko

Die waren problemlos abzulichten, lieber Olaf, zu dünn aber, um Interferenz-Muster auszubilden.

Hier eine Montage aus Kristall und zugehörigem Achsenbild:



Viele Grüße,
Heiko

olaf.med

Lieber Heiko,

dann sieht die kristallographische Orientierung mit großer Sicherheit so aus:



Der Beweis dafür wäre die Beobachtung einer geneigten Dispersion im Interferenzbild, falls dieser Kristall überhaupt eine erkennbare Dispersion zeigt. Wo Du darüber etwas findest weißt Du  :).

Herzliche Grüße,

Olaf
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Heiko

Lieber Olaf,

sollte ich Deine ,,Arbeitsanweisung" richtig verstanden haben, wäre der Versuch zu unternehmen, (mittels Fotofilter) die Musterstruktur zu verändern:



Dem Druiden bleibt es vorbehalten, die Runen zu deuten.

Zum allgemeinen Verständnis: wir hoffen, die Gitterverzerrung durch die cis-ständigen Chlorid-Ionen konoskopisch nachweisen zu können?

Viele Grüße,
Heiko

olaf.med

Lieber Heiko,

sehr schöne Bildfolge, aber leider offenbart sie uns die (mögliche) Dispersion nicht, da sie - falls überhaupt sichtbar - so gering ist, dass man schon beide Achsenausstichpunkte gleichzeitig sehen und die zarten Farbderscheinungen in deren Umgebung wahrnehmen müßte.

Herzliche Grüße,

Olaf

Gerne per Du!

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Heiko

Dann werden, lieber Olaf, die Aufnahmen mit dem 50er vermutlich auch keine neue Interpretation ermöglichen:



Viele Grüße,
Heiko

olaf.med

Nein, leider nicht, lieber Heiko :(

Herzliche Grüße,

Olaf
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Heiko

Lieber Olaf,

Dank für Deine Expertise.
Auch wenn sich diesmal die Dispersion nicht geneigt zeigte, versöhnten die Mangan-Ionen doch noch mit einer hübschen trihydratischen Oxalatfällung:



Ist der ,,Gyps" die geeignete Substanz, um zu einer geneigten Primärerfahrung zu gelangen?

Und gleich noch eine Anschlussfrage: Rotes Blutlaugensalz lieferte diese Muster (40er und 50er):



Quelle ist allerdings ein Streupräparat gewesen – immerhin immergiert, aber schwer reproduzierbar. Einkristalle sind aus übersättigter Lösung zwar leicht zu erhalten, liegen aber ausschließlich ,,falsch". Übersicht mit dem 3,2er:



Nach meiner Medenbach-Sensibilisierung meine ich hier gekreuzte Dispersion unter den geschildert widrigen Bedingung schon an lediglich einem Achsenaustritt zu diagnostizieren.  ;D

Bitte den Zahn (mit Wurzel) ziehen, falls angebracht ...

Viele Grüße,
Heiko

olaf.med

Lieber Heiko,

wunderschöne Drillinge in Deinem letzten Beitrag!

Gips muss zwar nach der Orientierung eine geneigte Dispersion zeigen, aber ich habe mich gerade ein einem Präparat überzeugt, dass der Effekt zu klein ist, um wirklich diagnostisch hilfreich zu sein.

Den Symmetrie-Erkennungs-Zahn beim Blutlaugensalz muss ich Dir allerdings leider ziehen. Mit nur einem Achsenausstich geht es wirklich nicht! Ich krame später mal in meinem Archiv - vielleicht finde ich bei dem Lehrmaterial etwas, was Dir bei der monoklinen Dispersion weiterhilft.

Herzliche Grüße,

Olaf

Gerne per Du!

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