Ein paar Grundsatzfragen über Tümpeln und Fotografie

Begonnen von BigCookieTheory, März 27, 2016, 13:42:49 NACHMITTAGS

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BigCookieTheory

Hallo zusammen,

Da nun die grundsätzlichen Fragen zu meinem Mikroskop geklärt sind, geht es jetzt ans Mikroskopieren. Ich habe bis jetzt hauptsächlich Pflanzenschnitte gemacht und will jetzt auch mal ins Tümpeln einsteigen. Dazu hätte ich ein paar grundsätzliche Fragen:
Was für Orte eignen sich am besten für die Probensuche? Geht auch einfach die Pfütze vor dem Haus oder sollte es ein schon lange stehendes Gewässer sein?
Mit was nimmt man seine Proben am besten mit? Marmeladegläser? Spezielle Miniampullen?

Und weil ich dann doch nicht nur zeichnen möchte, ein paar Fragen zur Mikrofotografie:
Mach ich was falsch oder ist es einfach verdammt schwer ein Foto zu bekommen, wenn man nur seine Digitalkamera vors Okular hält?
Kann man die Digitalkamera auch einfacher (und vor allem auch günstiger) am Okular befestigen als mit den auf der Grundwissen-zur-Mikrofotografie-Seite beschriebenen Gewindeokularen mit speziellem Aufsatz für spezielle Kameras?

Schon mal vielen Dank im Voraus :)

Freundliche Grüße,
Sascha

Peter V.

#1
Hallo,

das hängt von der Digitalkamera ab. Wenn sie eine "Eintrittspupille" hat, die sehr tief im Kameraobjetkiv liegt, kann es sein, dass es nicht möglich ist, ein Bild "aufzufangen", wenn man sie über das Okular hält. Speziell, wenn es keine Brillenträgerokulare sind.
In den meisten Fällen funktioniert es aber, ist jedoch manchmal etwas "fummelig", die Kamera manuell und zitterfrei so über dem Okular zu positionieren, dass ein scharfes und ausgefülltes Bild entsteht. Man muss die Kamera bzw. am Smartphone das Kamerafenster halbwegs mittig, "parallel" zum Oberfläche der Augenlinse des Oklars und dann noch in der passenden Höhe über das Okular halten - das ist nicht immer einfach, funktioniert aber meistens irgendwann und mit etwas Übung immer flotter.

Welche Kamera hast Du denn?

Herzliche Grüße
Peter
Dieses Post wurde CO2-neutral erstellt und ist vegan. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.

Lupus

Hallo Sascha,

ZitatMach ich was falsch oder ist es einfach verdammt schwer ein Foto zu bekommen, wenn man nur seine Digitalkamera vors Okular hält?
hinhalten gibt kaum brauchbare Bilder, Du solltest schon ein Stativ nehmen, dann kannst Du den optimalen Objektiv-Okularabstand (falls Du eine geeignete Kamera und Brillenträgerokulare hast) und das Fluchten der optischen Achsen einjustieren. Allein schon um das Verwackeln während der Aufnahme zu verhindern. Für kleine Kompaktkameras und Smarphones gibt es mittlerweile zahlreiche Adapter zum Festklemmen am Okularauszug, z.B. sowas:
http://www.astroshop.de//smartphone-digicam-klemmen/william-optics-universal-digitalkamera-adapter-43-65mm/p,8931
http://www.astroshop.de//smartphone-digicam-klemmen/omegon-smartphone-adapter/p,46548

Notfalls geht auch etwas selbst gebasteltes in der Richtung:  ;)



oder so



Aber wie Peter schon gefragt hat: Man müsste wissen von welcher Kamera Du ausgehst.

Hubert

BigCookieTheory

Hallo,

Danke für den Universalstativtipp!
Also erstmal: ich hab erste verwackelte Bilder geschafft deswegen ist es wohl theoretisch möglich gute Bilder zu machen. Es ist eine Panasonic DMC - FS16. Und ja, ich habe Brillenträgerokulare.
Doch nun: Neues Problem:
Ich habe irgendwo ein Staubkorn in der Kamera! Ich habe mir mal die einsehbaren Linsen und Glasflächen mit meinem Stereo angeguckt und konnte keinerlei Verunureinigung feststellen. Hat irgendjemand eine Idee wo dieses Korn sitzen könnte und wie man das möglicherweise beheben könnte? Sonst hab ich jetzt immer einen schwarzen Punkt etwas links von der Bildmitte :-\

Freundliche Grüße,
Sascha

Lupus

Hallo Sascha,

wenn der Fleck halbwegs scharf ist dann ist er wahrscheinlich auf dem oder nahe dem Sensor (wenn es nicht sogar ein Sensordefekt ist). Da sehe ich "Schwarz"  ;), den wirst Du nicht entfernen können.
Aber die Kamera mit dem geringen 4x Zoom ist prinzipiell gut für die Adaption geeignet.

Hubert

Johannes Kropiunig

Hallo Sascha,

wenn beim drehen der Kamera dieses Staubkorn immer an der selben Bildposition ist, nur dann liegt es auch an der Kamera. Ist es bei dir so?

Viele Grüße,
Johannes
Biologische Mikroskop: Zeiss Standard 16
Stereomikroskop: Lomo MBS 10
Kameras:  EOS 1100D, EOS 1000D, EOS 1000Da, und EOS 350Da Peltier gekühlt

Sag es mir - und ich werde es vergessen. Zeige es mir - und ich werde mich daran erinnern. Beteilige mich - und ich werde es verstehen.
Laotse

BigCookieTheory

Hallo,

Ja der Punkt ist auch beim Drehen immer an der selben Bildposition.
Er ist allerdings bei minimalem Zoom nur als grauer Schleier zu sehen. Wenn man dagegen den höchsten Zoom einstellt ist es ein tiefschwarzer Punkt mit verschwommener Umrandung. Bei richtigem Licht und Zoom sieht man auf Fotos eine einigermaßen scharfe Umrandung eines Korns.

Freundliche Grüße,
Sascha

Lupus

Hallo Sascha,

die Zoomobjektive von Kompaktkameras sind relativ komplex aufgebaut, beim Zoomen verschieben sich Linsengruppen gegeneinander. Daher ist gut möglich dass auf einer Linse ein Teilchen liegt, das sich im Inneren abgelöst hat, und das je nach Zoomstellung unterschiedlich scharf auf dem Sensor abgebildet wird. Ich befürchte, dass man nur probieren kann, ob es sich durch Schütteln oder Vibrationen ablöst....

Hubert

Lupus

Hallo Sascha,

Du hast noch zum Tümpeln Fragen gestellt, aber der schwarze Punkt im Objektiv hat davon abgelenkt - der kommt vermutlich von zu viel Beschäftigung mit der Big Cookie Theorie, ich tippe auf einen Kuchenkrümel, oder einfach nur Backpulverreste durch unsaubere Theorieansätze.  ;D ;D

Das ist ein komplexes Thema. Klar ist dass du in einer einfachen Pfütze nicht viel findest sondern schon möglichst "alte" Gewässer suchen solltest. Und es genügt auch nicht, einfach eine Wasserprobe zu entnehmen, sondern Du solltest das Ganze z.B. durch Filtern (z.B. auch Kaffeefilter) aufkonzentrieren. Man kann Teichboden entnehmen, bewachsene Steine oder verrottenden Pfanzenteile usw. Es gibt auch spezielle Planktonnetze. Und man kann die Proben dann zuhause in Einmachgläsern zu Kulturen anlegen (Stichwort: Heuaufguss, Erdaufguss oder Milchkulturen).

Spezielle Behälter brauchst Du am Anfang nicht, ich würde einfach ein paar unterschiedlich große Gläser mit Schraubverschluss mitnehmen, um die verschiedensten Proben zu sammeln. Einfach probieren. Du solltest unbedingt ein einführendes Buch über die Mikroskopie besorgen, da ist auch immer ein Praxiskapitel über Wasserorganismen drin. Meine Lieblingsempfehlung für das Mikroskopieren ist das schon lange vergriffene, aber antiquarisch erhältliche Buch von Werner Nachtigall "Mikroskopieren - Geräte, Objekte, Praxis". Da sind auch zahlreiche Praxistipps enthalten. In dem "moderneren" aber meiner Meinung nach zu sehr auf bunte Fotos ausgelegte Kosmos-Buch "Mikroskopieren ganz einfach" von Bruno Kremer steht auch etwas zu dem Thema drin.

Hubert


Bernhard Lebeda

#9
Zitat von: BigCookieTheory in März 27, 2016, 13:42:49 NACHMITTAGS

Was für Orte eignen sich am besten für die Probensuche? Geht auch einfach die Pfütze vor dem Haus oder sollte es ein schon lange stehendes Gewässer sein?
Mit was nimmt man seine Proben am besten mit? Marmeladegläser? Spezielle Miniampullen?


Moin Sascha

dazu vielleicht ein wenig Senf von mir:

grundsätzlich bin ich der Auffassung, daß man sich von seiner eigenen Neugierde bzw. Forscherdrang leiten lassen sollte und ÜBERALL suchen und Proben sammeln. Man wird sehr schnell lernen, wo es sich lohnt und wo weniger. Das kann sich übrigens dann jeweils auch periodisch ändern, ich hab schon interessante Sachen in Pfützen auf Waldwegen gefunden und in verkrauteten oder mit Wasserlinsen bedeckten Tümpeln gar nichts! Wer nicht bis zu Hause warten möchte, ob die Probe etwas enthält, kann vor Ort schon mal ein Probengläschen mit der Lupe untersuchen. Bei intensiveren Tümpeltouren sogar mit einem Feldmikroskop.

An dieser Stelle sind vielleicht Hinweise zum einlesen in die Thematik angebracht:

Das Standardbuch zum Tümpeln ist bekanntlich "Das Leben Im Wassertropfen" von Streble/Krauter. Es enthält im einleitenden Teil wertvolle Hinweise zur Beprobung von Gewässern.

Die Mikrofibel von Klaus Henkel hält in Kapitel 5 sehr schöne Tipps aus der Praxis für Tümpler: http://www.klaus-henkel.de/mikrofibel.pdf


Wenn Dich die englische Sprache nicht schreckt: ich mag folgende beiden Bücher sehr gerne

http://www.amazon.com/Guide-Microlife-Science-Life-Environmental/dp/0531112667

http://www.blurb.com/b/6428555-the-freshwater-microscopist



Welche Probengefäße Du mitnimmst, hängt ein bißchen davon ab, ob Du voll aufgerödelt zu einer Tümpeltour losziehst, oder ob es eher eine Wanderung (bei mir gerne Fototour) mit gelegentlicher Probenentnahme in vielversprechenden Wasserstellen sein soll.

Im ersteren Fall bieten sich größere Gefässe wie wie Laborplastikflaschen (http://www.ebay.de/itm/10-Laborflaschen-LDPE-weithals-m-Schraubversch-Inh-1000ml-/381548079623?hash=item58d609aa07:g:HhkAAOSw8cNURgpc ) Schnappdeckelgläser http://www.biologie-bedarf.de/products/203351/ , alte Filmdosen, oder auch http://www.ebay.de/itm/390982850345?_trksid=p2060353.m1438.l2649&ssPageName=STRK%3AMEBIDX%3AIT  an


Im Sommer sollte das in einer Kühlbox nach Hause gebracht werden, ich verwende für Plankton gerne auch eine Thermosflasche.


Für das Sammeln bzw. Probenziehen verwende ich verschiedenste Geräte (meist aus dem Haushalt): solche Spritzen http://www.cls-med.de/Injektion-und-Infusion/Injektion/Einmal-Spritzen/Standard-und-sonstige-Spritzen/Injekt-Einmalspritzen-2-ml-100-Stueck-Luer-Konus-2-teilig::3278.html?gclid=CJfqndr-4ssCFRATGwod-skOdA

gerne auch in der Version  https://www.shop-apotheke.com/arzneimittel/1521333/klistierspritze-ohrenball-groesse-2.htm



Schöpfkellen, langstielige Löffel zum abschaben von schleimigen Belägen an Steinen und Pflanzen (das geht auch gut mit einer alten Kreditkarte o.ä.).

Eines meiner Lieblingsgeräte ist seit einiger Zeit so eine Bratenspritze   http://www.amazon.de/dp/B00606GH4Q/ref=asc_df_B00606GH4Q32849385?smid=A3JWKAKR8XB7XF&tag=bdsyn_cmd_vis1-21&ascsubtag=s_962d_98464c_2675t_1459155006370i_499519956h_3o_0&linkCode=df0&creative=22494&creativeASIN=B00606GH4Q&childASIN=B00606GH4Q

An Teichufern zwischen altem verfaulendem Laub wird man damit fast immer fündig (Ciliaten!).


Dann käme natürlich das Kapitel "Plankton". Wenn Du ein Netz anschaffen möchtest, empfehle ich diese Firma:

http://www.pokorny-netze.at/?de_planktonnetze,106


Da wäre dann auch die Anschaffung einer Handzentrifuge ratsam, die tauchen immer mal bei ebay auf!



Das wärs, was mir im Moment einfällt. Das von Hubert erwähnte Buch von Werner Nachtigall mag ich übrigens auch sehr gerne!


Viele Mikrogrüße

Bernhard



Ich bevorzuge das "DU"

Vorstellung

BigCookieTheory

Hallo,

Danke für die Tümpeltipps! :D
Ich war gerade auf der Website meiner Bücherei und durfte feststellen, dass diese äußerst gut zum Thema Mikroskopie ausgestattet sind! Beide empfohlene Bücher sind vorhanden. Ich denke ich werde dieser Bücherei bald mal wieder einen Besuch abstatten  :)

Freundliche Grüße
Sascha