Frage: Okularkamera am Ortholux Trinokulartubus

Begonnen von andr_brno, April 08, 2016, 20:42:15 NACHMITTAGS

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andr_brno

Liebe Mikrofreunde,
nach 100 Tagen im Forum, an denen ich viele Beiträge gelesen und viel gelernt habe (Danke für das beeindruckende Wissen und den angenehmen Ton hier) darf ich den Weisen vom Schwarm mal eine Frage stellen. Die Antwort liegt sicher schon 100fach hier begraben, aber wie Karl Valentin sagt: Es ist alles schon gesagt, aber noch nicht von allen...
Ich habe Anfang des Jahres ein Ortholux 1 von einem Forumsmitglied gekauft (von wem wohl?) und konnte mein altes, ererbtes und erbeutetes Leitz-Konvolut endlich an dem geeigneten Stativ einsetzen. Durch die vielen Tipps hier habe ich mein altes Hobby wiederbelebt und die Ausrüstung auf Vordermann gebracht. Jetzt möchte ich natürlich noch in die Mikrofotografie einsteigen, dazu meine Fragen:
(1) Mein Mikroskop ist ein Ortholux mit viel originaler Leitz-Optik, gerne verwende ich einen Revolver mit 45/170 NPL-Objektiven, 10 - 40fach und den Heine-Kondensor mit einem 37/170 Apo-Satz, 10 - 90fach. Mir gefällt's (ich mag's gerne schwarz), aber es ist natürlich nicht die zeitgemäße High-End-Optik. Ich habe aus den vielen Fototechnikbeiträgen gelesen, dass bei nicht allzu großen Ansprüchen eine 23.2 mm CMOS-Okularkamera eine gute Sache ist, vielleicht aus dem Internet von einem Bocholter Händler, wie gerade heute geschrieben. 5 MP oder 9 MP oder rät mir da jemand ganz ab?
(2) Montieren möchte ich das Teil auf meinen alten, schon etwas prismentrüben Trinokulartubus. Der hört oben mit der sicher hinlänglich bekannten 38mm Öffnung auf. Wie lang muss das Zwischenstück zu d=23.2mm sein, damit ich die Okularkamera parfokal aufstecken kann? Das wird ja sicher nicht fertig angeboten, die zeitgenössischen Kameraadapter M42 o.ä. werden da nichts bringen - ich muss mir wohl selber was drehen lassen, oder?
(3) Das könnte ich den Händler auch fragen, aber vielleicht weiß es jemand: Gibt es für eine solche "Billig"-Kamera Software für Windows 10?
(4)...und schließlich, wenn mich die Sache packen sollte: Gestackte Fotos kicken dann aber noch in einer ganz anderen Liga, oder?

Danke für die eine oder andere Antwort,
Andreas

JB

Hallo Andreas,

Bevor wir mit den Fragen weitermachen; haben Sie irgendeine andere Kamera, die Sie ggf. auch am Mikroskop verwenden koennten? DSLR, spiegellose, Kleinbildkamera oder hochwertiges Handy? Ist die Verbindung zum Computer unbedingt gewuenscht? Das nur um zu sehen, was Alternativen fuer Sie waeren.

Beste Gruesse,

Jon

andr_brno

Hallo Jon,
- Nein, nichts vorhanden. Eine DSR könnte man natürlich gebraucht bekommen, habe ich auch schon überdacht. Die recht komplizierten Adaptionen mit und ohne Okulare dafür haben mich eher abgestoßen.  Ein Forumsbeitrag benötigt gleich drei präzisionsgedrehte Adapter...
- Ja, der Computeranschluss wäre schon interessant, wenn ich mir von den Bilderverbesserern hier die Zähne lang machen lasse. Der PC steht auch gleich daneben.
Grüße,  Andreas

Peter V.

#3
Hallo,

Deine Fragen sind extrem schwer zu beantworten, weil leider - wie üblich - sehr viele Wege noch Rom führen. Fangen wir mal mit dem Anschluß einer Okularkamera an: Das entsprechende Adapterteil ist nicht wirklich selten, hast Du denn den damaligen Verkäufer (der vermutlich so heißt wie Dein Mikroskop  ;)) mal danach gefragt? Es würde mich schwer wundern, wenn er das nicht irgendwo in den Untiefen seiner Sammlung noch herumliegen und abzugeben hätte. Natürlich kann man das auch drehen lassen, aber da die Teile nicht so rar und nicht so teuer sind, lohnt sich die Einzelanfertigung kaum. Es taucht immer wieder mal bei Ebay auf.

Wenn Du eine Okularkamera kaufen möchtest, ist das Preis-Leistungs-Verhältnis der 5-MP-Tupotek von Uzman schon wirklich ok. Mehr Pixel bringen nichts, und auch teurere Okularkameras oder c-mount-Kamera bringen keine wesentlich bessere Leistung. Bei statischen Objekten (Schnittpräparaten) kann man damit sehr gut arbeiten und mit etwas Erfahrung damit zu erstaunlichen, durchaus auch preiswürdigen Ergebnissen kommen.
Beispiel: Schau Dir mal die Bilder von "Muschelblümchen"-Leopold an, der mit einer einfacher 3 MP DCM 310-Okularkamera arbeitet (die es so gar nicht mehr gibt und damals auch in der unteren Preisklasse lag - und sicher nicht besser ist als die 5 MP Touptek.

Hier weitere "Muschelblümchen"-Bilder, größtenteils gestitcht:

http://picasaweb.google.com/117049968871761169147/MikrofotosBotanik?feat=embedwebsite&gsessionid=SLYy9-lIB-rfguEuW7n9LQ

Bitte unbedingt herunterladen und in echter Auflösung ansehen! Und staunen!!!! Noch Fragen?  ;) (Wie gesagt, meines Wissens alle mit einer Okularkamera - und natürlich viel Software - entstanden).

Die wohl derzeit verbreitetste Lösung ist, eine Canon-DSLR anzuschließen. Das ist allerdings schon eine recht komplexe Sache und ohne einen "Dreher" an der Hand und möglichst einen Erfahrenen in der Materie der Kameraadaption nicht zu bewerkstelligen. Da gibt es keine einfache Lösung, wie man es dreht und wendet: Der DSLR-Anschluß bleibt eine für einen Unerfahrenen komplexe Sache.

Nach wie vor - allerdings mit einigen Einschränkenungen, gemessen an den üblichen Ansprüchen wie Fernsteeurung und direkte Übertragung auf den PC - finde ich die Lösung mit einer Collpix 990,995 oder 4500 und einem Periplan 10x/18 Brille-Okular mit Augenmuschelgewinde nicht uncharmant. Die fast 15 jahre alten Kameras gibt es nur noch bei Ebay, kosten so um 30 - 50 EUR, arbeiten mit Compact Flash-Karten und können mit einem normalen Steckernetzteil von Conard etc. statt des internen Akkus betreiebn werden. Die Bildqualität ist hervorragend, die Adaption denkbar simpel (das passende Periplanokular vorausgesetzt). ich finde die Lösung immer noch gut, wenngleich sie natürlich schon lange nicht mehr "en vogue" ist. Ach ja - die berühmten "Coolpx-Ringe" bei der Verwnedung von  100er-Objektiven dürfen einen natürlich nicht stören.

Herzliche Grüße
Peter


Dieses Post wurde CO2-neutral erstellt und ist vegan. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.

andr_brno

Vielen Dank Peter für die umfangreiche Antwort!
Ich liege also nicht ganz falsch. Ein Brillen-Periplan habe ich nicht in meiner Leitz-Teilesammlung, es wird zusammen mit der Coolpix eher teurer sein als die Okularkamera. Ob eine 15jährige Digitalkamera lange Freude bereitet?
Ich schau' mich um wegen dem Adapter und frag mal nach, danke für den Tipp. Dieses schwarze Teil macht also aus dem dritten Stutzen einen astreinen 170mm Tubus?
Fotografieren möchte ich aber auch Bewegtes, weil ich viel im Tümpel unterwegs bin und da viel sehe, was man zwecks Bestimmung und Dokumentation gerne festhalten würde.
Grüße, Andreas