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Zinnober

Begonnen von Heiko, April 09, 2016, 20:19:42 NACHMITTAGS

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Heiko


Hallo,

verwöhnt von den tollen Quarz-Interferenzen ...



... und neugierig geworden durch den Werbeslogan ,,...weist eine auffällig hohe Doppelbrechung auf, ... und zeigt eine sehr starke, den Quarz um das 15-fache übertreffende, zirkulare Polarisation", versuchte ich mich also am Cinnabarit mit absolut diffuser, aber gespannter Erwartungshaltung:



Der geringen Härte geschuldet, ist ein Quetsch-Streu-Präparat problemlos zu erhalten:



Aber nun wird Zinnober zu Klein Zaches – im Hoffmannschen Sinne. Ein Achsen-Phantom-Bild ist nur mit Ach und Krach zu erhalten – hier kontrastbetont schwarz/weiß:



Dergestalt ernüchtert frage ich mich, ob (da bin ich sicher) und wie (da bin ich ratlos) das besser geht.

Viele Grüße,
Heiko

Klaus Herrmann

Lieber Heiko,

ich hatte dir ja schon per PN geschrieben: es fehlt an Orientierung! So ein Trümmerpräparat bringt kein ordentliches Achsenbild. Mit meinem mikrigen Minipräparat habe ich zwar eines bekommen, aber bevor Olaf nicht ein Achsenbild von einem handtellergroßen Einkristall  ;D gezeigt hat trau ich mich nicht. Präparat könnte sogar von Steeg und Reuter sein ist aber nicht vermerkt.

Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


Vorstellung: hier klicken

olaf.med

Lieber Heiko,

da hast Du Dir ja wieder was besonders kompliziertes ausgesucht! Zinnober ist extrem schwer zu bearbeiten und planparallele Platten für gute Interferenzbilder herzustellen ist eine besondere Kunst. Das Problem ist die sehr geringe Härte und der extrem hohe Brechungsindex. Die Platten müssen für gute Achsenbilder poliert sein und das ist schwierig. Bei der Firma Steeg & Reuter verlangte man für Zinnober-Präparate die höchsten Preise - um 1900 bis zu 200,-Mark, das war etwa 1/4 des Preises eines Top-Forschungsmikroskops.

Hier der Beweis, dass man halbwegs gute Bilder bekommen kann. Leider ist die spektrale Absorption des (Zinnober)-roten Minerals so, dass der Sensor meiner Kamera das fast nicht darstellt - will sagen, die Original-Interferenzbilder sind sehr gut, aber das Foto schlecht, obwohl ich schon mit 3 Grünfiltern gearbeitet habe, um die sonst unerträgliche Überbelichtung zu reduzieren. Ich habe die politisch unverfängliche Variante gewählt.



Lieber Klaus,

Du bist ja bekanntlich ein Trüffelschwein. Dein historisches Präparta scheint hervorragend zu sein, und es ist ganz sicher von Steeg & Reuter! Glückwunsch :) Vielleicht sind Deine fotografischen Künste (oder Dein Sensor) besser, sodass Du ein besseres Bild einstellen kannst.

Herzliche Grüße,

Olaf
Gerne per Du!

Vorstellung: http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=4757.0

... und hier der Link zu meinen Beschreibungen historischer mineralogischer Apparaturen:
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=34049.0

Klaus Herrmann

#3
Lieber Olaf,

wenn das so ist... muss ich mir das Präparat doch nochmal vornehmen und Grünfilter einsetzen. Aber das 2. Bild ist doch ein exotisches Präparat mit 2 versetzten Platten?
In dem Kasten war auch der falsche Torbernit. Da schlummern vielleicht noch andere Schätze...
Ich erinnere mich nur, dass es schwierig war einigemaßen ordentliche Bilder zu erhalten. Der Kristall ist wohl nicht ein fehlerfreier Einkristall. Und stimmt die Schnittlage nicht ganz? Oder warum ist das Bild dezentriert?

A ist die Apertur des Objektivs und bei A=1,0 (Planapo 40x) habe ich das Deckglas aufgelegt.





Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


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Heiko

Danke, lieber Olaf,

historischer Kontext und Interferenz digital – eine sehr gelungene ,,Installation".  ;)

Und auch der Klaus könnte, nur ziert er sich noch ...  ;D

Viele Grüße,
Heiko

olaf.med

#5
Lieber Klaus,

...geht doch!


Die Zinnober-Kristalle sind sehr häufig in der unten gezeigten Form verzwillingt. Daher hat man an den Grenzflächen der Zwillinge die gleichen Effekte wie an zwei übereinander liegenden Platten und sieht die Airyschen Spiralen. Die Grenzflächen verlaufen allerdings sehr steil zur Schnittlage und sind daher im Präparat sehr schmal, deshalb ist die Einstellung sehr kritisch.

Die richtige Schnittlage für die orientierten Präparate ist im Bild eingezeichnet. Kleinste Fehlorientierungen ergeben ein exzentrisches Bild.

Zu der Zeit als die Präparate angefertigt wurden, war man auf die wenigen bekannten Vorkommen beschränkt (z.B. Moschel-Landsberg/Pfalz, Almaden/Spanien, Idria/Jugoslawien Mt.Amiata/Italien etc.), die zudem nur kleine Kristalle lieferten, die demgemäß schwer zu orientieren waren. Die sehr ergiebigen Vorkommen in Hunan/China wurde erst um 1970 richtig erschlossen. Diese liefern große Kristalle in Mengen, sodaß die Anfertigung guter Schliffe heute kein so großes Problem mehr wäre.



Herzliche Grüße,

Olaf
Gerne per Du!

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Heiko

Lieber Klaus, lieber Olaf,

auch erneutes ,,Streuseln" brachte – wie vorausgesagt – keinen Erfolg. Zwar sind Euere Fotos eh nicht zu toppen, allein der Ehrgeiz ...

Ob das Sublimieren eine Option darstellt?

Viele Grüße,
Heiko

Klaus Herrmann

ZitatOb das Sublimieren eine Option darstellt?

Lieber Heiko, wenn du damit schöne große Einkristalle erzielst... Ist aber seeehr unwahrscheinlich. Wenn, dann als feiner kristalliner Niederschlag
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


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olaf.med

Lieber Heiko,

wie Klaus schon schrieb ist Sublimieren aussichtslos. Vielleicht wäre es aber an der Zeit für eine neue Herausforderung. Du könntest ja einfach probieren, Dir einen orientierten Schliff selbst herzustellen. Es muss ja nicht (und wird nicht ;D) in der Steeg & Reuter-Qualität sein, aber Das erste Problem ist natürlich die kristallographisch richtige Orientierung für den Schnitt zu finden. Dann muss eine Seite der Scheibe thermoplastisch aufgekittet, feinst geschliffen und poliert werden. Nach dem Umkitten wird die zweite Seite in gleicher Weise behandelt - fertig :) - ein Projekt für einen verregneten Sonntag-Nachmittag.

Herzliche Grüße,

Olaf

Gerne per Du!

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Heiko

Lieber Klaus, lieber Olaf,

die eigene Erfahrung ist bekanntlich die oberste und einzige Instanz.
Deshalb ja, Sublimation ist aussichtslos ...
... und Streupräparate frustrieren:



Das Schmirgeln und Schleifen ist eine feste Nummer im Wunschkonzert, aber nicht in diesem Falle. Umso herzlicher mein Dank für Euere gelungenen Aufnahmen.

Viele Grüße,
Heiko