Guten Tag Bernhard und Frank und alle anderen,
der Grund, warum in Mineralogiebüchern nichts über Mikroskopie mit zirkular polarisiertem Licht steht, dürfte der sein, dass das Verfahren vermutlich recht neu ist (ich schätze, dass Breitband-Zirkularpolarisatoren vor 30 Jahren noch nicht erhältlich oder bezahlbar waren). Und da das Verfahren wohl so neu ist, hatte es vermutlich kaum eine Chance, zu einem gebräuchlichen Mikroskopieverfahren zu werden, ist doch der Bedarf an neuen Verfahren gering (normale Polmikroskopie ist ja schon kompliziert genug), und die Blütezeit der optischen Mikroskopie ist wohl vorbei. Blieben vielleicht nur noch die Hersteller selbst, die sich um solche neuen Verfahren kümmern. Nur so eine Vermutung.
Versuch macht klug: Ich habe also die Zirkularpolfolie von Frank (danke!) durch eine Linearpolfolie betrachtet: Schnell gefunden war die Seite, aus der das Licht vermutlich linear polarisiert rauskommt. Denn wenn man diese Seite zur Linearpolfolie hält, so nimmt die Intensität alle 180° stark ab, geht allerdings nicht auf 0, wenn man die beiden Folien gegeneinander verdreht. Das ist freilich nicht so gut. Die andere Seite der Zirkularpolfolie ist dann also die, aus der das Licht zirkular rauskommt. Dreht man die beiden Folien in dieser Konstellation gegeneinander, so bleibt die Intensität scheinbar gleich, doch ändert sich die Farbe.
Diese Seite der Zirkularpolfolie nach oben weisend habe ich die Folie auf die Leuchtfeldblende gelegt, den normalen Polarisator rausgeschwenkt und ein Glimmerplättchen mit eingeschobenem Analysator (linear) betrachtet. Dreht man den Tisch, so bleibt das Objekt immer hell (genau wie in der Zeiss-Broschüre), allerdings änderte sich die Farbe (anders als bei Zeiss). Das ist wohl nicht überraschend, nach oben gesagtem.
Und dann habe ich Konoskopie gemacht, und man sieht in der Tat alle Isochromaten und keinen Isogyren. Man kann also, wie Frank schon schrieb, die optischen Achsen sehr viel besser sehen als bei linearer Polarisation. Zum Vergleich habe ich dann nämlich auch den normalen Polarisator eingeschwenkt, und siehe da, die Farben waren deutlich anders als bei zirkularer Polarisation. Fazit bis jetzt: Ich weiß auch nicht, was Zirkularpolarisation bei kleinen Kristallen IN DIESER KONFIGURATION bringt. Man kann zwar im konoskopischen Strahlengang das Objekt besser ausrichten (weil die Isogyren nicht stören), aber orthoskopisch kann man das doch eh noch besser. Vielleicht sollte ich mal 1000 € nehmen und zu einem Zeiss-Kursus gehen :-)