Wofür ist ein Gleittisch?

Begonnen von Werner, Juni 12, 2016, 22:19:08 NACHMITTAGS

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Werner

Guten Abend!

...was ich schon immer wissen wollte:
Wofür ist ein Gleittisch und was bietet er für Vorteile gegenüber dem XY-Tisch?

Danke schonmal   -   Werner

Detlef Kramer

Hallo Werner,

ganz einfach: der erfahrene Pathologe ist damit um ein Vielfaches schneller, als mit einem Kreuztisch. Man soll's nicht glauben!

Herzliche Grüße
Detlef
Dr. Detlef Kramer, gerne per DU

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reblaus

Hallo Werner -

wenn es nicht auf die Reproduzierbarkeit bzw. das Wiederfinden bestimmter Koordinaten auf dem Objektträger ankommt, kann man bekanntlich auch einen normalen, gutgeschmierten Tisch durch einfaches Schieben an die richtige Stelle bewegen. Die Triebknöpfe drehen sich dann einfach mit. Natürlich nur bei Zahnstangentrieben, gegen einen Schneckentrieb würde das nicht gehen.
Noch besser geht das, wenn die Triebe ganz weggelassen werden und die Tischplatte auf einer dünnen Ölschicht mit der richtigen Viskosität "schwimmt". Durch die Adhäsion wird die Platte dabei auch relativ fest auf der Unterlage festgehalten, sodass man sie nicht versehentlich abwerfen kann.

Durch leichten Fingerdruck kann der Tisch dann "sanftgeschmeidig" (nach Wilhelm Busch) und gut dosierbar in jegliche Richtung bewegt werden, sowohl sehr schnell über längere Strecken (z.B. bei der Verfolgung eines schnellen Tierchens) als auch zart langsam im Mikrometerbereich bei starken Objektiven.

Als Tümpler benutze ich mein Axioskop mit einem uralten Gleititsch und beim Axiovert habe ich den hängenden Kreuztrieb durch eine Knopf an der Tischplatte ersetzt, die sich fast so geschmeidig verschieben lässt wie ein echter Gleittisch.
Kurz, ich schwärme vom Gleittisch!
Ein leichter Nachteil ist, dass der Verschiebungsbereich beim Gleittisch in X-Richtung doch wesentlich geringer ist als beim Kreuztisch, auch darf der Tisch nicht schäggestellt werden, sonst wandert die Platte selbsttätig. Auch das systematische bahnenweise Absuchen von Schnittpräparaten ist damit nicht gut zu bewerkstelligen.

Viele Grüße

Rolf



reblaus

Hallo -

aus Detlefs Kommentar entnehme ich, dass ein geübter Pathologe selbst beim Absuchen von Präparaten manchmal einen Gleittisch vorzieht - man lernt immer dazu  ;)

Gruß

Rolf

Tausendblatt

#4
Moin,

ich habe mir mal einen Gleittisch (ohne Triebe) zum Zeiss Standard gekauft und benutze ihn nur noch.

Ideal zum Verfolgen von bewegten Motiven beim Filmen (z.B. hier https://www.youtube.com/watch?v=MbpQOar0sDA)... außerdem ist er auch ein Drehtisch, was das Feinjustieren der Motivausrichtung bei asymmetrischen Beleuchtungen oder Polarisation leicht macht.

Beste Grüße

Jens

Peter V.

#5
Hallo,

viele Pathologen arbeiten komplett ohne "Verschiebemöglichkeit" des Tisches, entfernen die Objektklammer und schieben das Präparat nur mit den Fingern hin und her.

Herzliche Grüße
Peter

PS: Gibt es eigentlich für moderne Mikroskope noch Gleittische?
Dieses Post wurde CO2-neutral erstellt und ist vegan. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.

Reinhard

Hallo Peter,

so sind'se eben! ;D ;D

viele Grüße
Reinhard
seit wann ist Kunst ein Fehler ?



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www.mikrochemie.net

Ulf Titze

Hallo,

Zitat von: Peter V. in Juni 13, 2016, 09:09:52 VORMITTAG
viele Pathologen arbeiten komplett ohne "Verschiebemöglichkeit" des Tisches, entfernen die Objektklammer und schieben da Präparat nur mit den Fingern hin und her.

.... Leute gibt's .... tss!  ;)
"Do not worry about your problems with mathematics, I assure you mine are far greater." (A. Einstein)

"Komm wir essen Opi!" - Satzzeichen können Leben retten!!!

Peter V.

Hallo Ulf,

und mich würde noch nicht einmal wundern, wenn die nicht einmal ordentlich köhlern!  :o

Herzliche Grüße
Peter
Dieses Post wurde CO2-neutral erstellt und ist vegan. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.

Herbert Dietrich

Hallo Peter,

warum auch köhlern, wenn man sowieso den Finger unter den Kondensor schiebt für schiefe Beleuchtung?
Ein Kreuztisch hebt den Wiederverkaufswert eines Mikroskops, behindert dafür die rasche Durchmusterung.
Wie oft hast Du schon die Koordinaten einer bestimmten Stelle im Präparat notiert?

Herzliche Grüße
Herbert

Ulf Titze

#10
Hallo Peter,

Zitat von: Peter V. in Juni 13, 2016, 12:32:12 NACHMITTAGS
... und mich würde noch nicht einmal wundern, wenn die nicht einmal ordentlich köhlern!  :o

... na ja, einmal im Quartal halt.  ;D Wenn der Glasbruch irgendwann derart nervt, dass man den Kondensor zum wegpinseln rausnehmen muss, wird bei der Remontage halt einmal mit dem 10er Objektiv geköhlert und die Aperturblende ganz aufgedreht. Das reicht dann wieder für ein Weilchen. Wenn man in der Pathologie bei jedem Objektivwechsel köhlern würde, hätte man die Blenden und den Kondensortrieb spätestens nach einem Jahr durchgenudelt.  ;D

Für die subjektive Beobachtung reicht der Kontrast der modernen Objektive locker aus (wohlgemerkt: ich spreche von gefärbten Histopräparaten!). Man kriegt auch keinen Augenkrebs, wenn das Leuchtfeld in den stärkeren Objektiven etwas dezentriert ist. Bei modernen Instrumenten sind die Abweichungen ziemlich gering und eigentlich kein Problem. Selbst beim Fotografieren muss man für die Histo im Allgemeinen nicht das ganze Auflösungsvermögen rauskitzeln. Ich hatte es erst einmal, dass ich für die Fotodokumentation wirklich sauber köhlern musste. Bei diesem Fall hat selbst eine DSLR im JPG-Modus versagt - erst im RAW-Modus konnte man die Feinheiten rausarbeiten. Aber sowas ist selten.

Wenn man allerdings Fotos für Publikationen macht, muss alles stimmen! Daher ist es ein Irrglaube, die Köhlersche Beleuchtung wäre obsolet. Ich würde mit keinem Mikroskop arbeiten, das man nicht köhlern kann.


Herzlich

Ulf
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Peter V.

Hallo Ulf,

das war auch ein Scherz! Ich bin erstaunt, dass Du überhaupt köhlerst. Ich würde mal frech behaupten, dass wahrscheinlich 80 % aller Pathologen so etwas noch nie gemacht habe und circa 50 Prozent mit dem Begriff allenfalls ihr letztes Grillfest oder einen ehemaligen Bundespräsidenten assoziieren.

Herzliche Grüße
Peter

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Ulf Titze

#12
Hallo Peter!

Zitat von: Peter V. in Juni 13, 2016, 16:04:18 NACHMITTAGS
... Ich würde mal frech behaupten, dass wahrscheinlich 80 % aller Pathologen so etwas noch nie gemacht habe und circa 50 Prozent mit dem Begriff allenfalls ihr letztes Grillfest oder einen ehemaligen Bundespräsidenten assoziieren.

... ich denke, da liegst Du falsch. Du darfst sie zwar nicht fragen, was sie da genau machen und warum - aber die einzelnen Schriite, wie sie ihr Instrument einstellen müssen, wissen sie in der Regel! Was den Seheindruck angeht, sind Pathologen nämlich ziemlich empfindlich! Viele werden sogar unsicher, wenn sie an dem Instrument eines Kollegen sitzen und lehnen es kategorisch ab, Schnellschnitte an einem anderen Mikroskop als dem Eigenen zu befunden!

Herzlich

Ulf
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