Mikro-Themen: Unendlich-Optik - wie funktioniert das?

Begonnen von Christian Linkenheld, November 05, 2008, 19:25:49 NACHMITTAGS

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

StephanBreuer

Hallo!

Ich habe mal Auflicht-Unendlichobjektive (Leitz-Metallux, ca. 50 Jahre alt) an einem normalen Durchlichtobjektiv ausprobiert (170 mm TL). Man sieht zumindest ein einigermaßen scharfes Bild, welches qualitativ allerdings schlechter ist, wie mit einfachsten Durchlichtobjetiven. Die Parfokalität geht völlig verloren. Zwischen dem 10x und 20x musste um mehrere Millimeter nachfokussiert werden.

Gruß Stephan

Detlef Kramer

Nein, natürlich nicht, denn das ∞ - Objektiv benötigt zwingend die Tubuslinse zur Korrektur von Farbfehlern und um überhaupt rin gutes reelles Bild erzeugen zu können.

D.K.
Dr. Detlef Kramer, gerne per DU

Vorstellung: Hier klicken

smashIt

@Christian Linkenheld:
danke für den thread!

Zitat von: Detlef Kramer in Dezember 02, 2010, 11:42:53 VORMITTAGdenn das ∞ - Objektiv benötigt zwingend die Tubuslinse zur Korrektur von Farbfehlern

hat das nen tieferen sinn das man die farbfehler nicht von anfang an auskorrigiert?


MfG,
Chris

Bildung ist das was uns vom Tier unterscheidet.

Funtech.org

Detlef Kramer

Dr. Detlef Kramer, gerne per DU

Vorstellung: Hier klicken

smashIt

Zitat von: Detlef Kramer in Dezember 02, 2010, 22:11:34 NACHMITTAGS
des hat en afachen Sinn: is billicher!

ich hätt da einfach nur bedenken sich hinterher schererein einzufangen, nur weils am anfang der bequemere weg war

oder is es bei der optikentwicklung schon egal ob man auf null-fehler oder einen-bestimmten-fehler hinbaut?
MfG,
Chris

Bildung ist das was uns vom Tier unterscheidet.

Funtech.org

Jürgen Boschert

Hallo,

das Problem bei Unendlich-Optik: Die Objektive haben sehr herstellerspezifisch Restfehler (chromatische, Bildfeldwölbung, etc.) die dann durch eine ebenso spezifische Tubuslinse korrigiert werden. Mir ist kein Unendlichsystem bekannt, bei dem dies nicht so ist, bzw. bei dem die Objektive (nahezu) vollständig auskorrigiert sind.
Nikon hatte in seiner Endlich-Serie die CF-Reihe, Objektive mit vollständig auskorrigiertem Zwischenbild. Man findet sie immer wieder einmal in der Bucht.

Beste Grüße !

JB
Beste Grüße !

JB

Werner Jülich

Hallo Herr Borchert,
wenn Sie sich die Tubuslinsen einmal anschauen, egal von welchem Hersteller, dann sind die recht einfach ausgeführt, da sollte man nicht zuviel Korrekturmöglichkeiten erwarten, also anders ausgedrückt, die modernen Objektive sind weitgehend auskorrigiert.
Werner Jülich

hinrich husemann

#22
Nur mal was mehr prinzipiell-historisches: Das "Unendlich-Mikroskop" arbeitet nach dem Prinzip der "Fernrohr-Lupe". Das Objektiv des Mikroskops arbeitet quasi als Lupe (darum wird seine Vergrößerung auch immer mit dem Zeichen X (mal) angegeben, z.B. 10X, bei Endlich-Objektiven heißt es ja korrekt "Abbildungsmaßstab", z.B. 10 : 1). Das Objekt liegt in deren unterer Brennebene, das von ihr entworfene Bild im Unendlichen. Die Tubuslinse bildet zusammen mit dem Okular ein (astronomisches) Fernrohr. Sie versetzt das Bild vom Unendlichen in ihre hintere Brennebene, wo es durch das Okular betrachtet wird. Wo man korrigiert und wie die Gesamtvergrößerung realisiert wird (Brennweiten der einzelnen Komponenten usw.) ist sehr flexibel und wird von den einzelnen Firmen sicher "individuell" vorgenommen. Ein Vorteil liegt, wie schon von Herrn Linkenheld erwähnt, darin, daß die Strahlenbündel zwischen Objektiv (Lupe) und Tubuslinse (Fernrohrobjektiv) in sich jeweils parallel sind.
Diese Aufteilung des Objektivs in Lupe und Tubuslinse als Fernrohr-Objektiv hat "auf dem Papier" auch schon Abbe vorgenommen. Mich wundert es schon immer, warum man es erst so spät realisiert hat.
Kleine Anmerkung: In den Siebzigern gab es zu den kleinen "zusammenfaltbaren" 8 X 20 binokularen Taschen-Ferngläsern ein kleines Stativ mit umlenkenden und strahlenteilenden Prismensystemen und einer vorgesetzten Lupe als Objektiv, mit denen man aus Beiden sehr einfach ein binokulares Mikroskop geringer Vergrößerung (25x oder so) zusammensetzen konnte.
Späte Mikrogrüsse
H. Husemann

hinrich husemann

Nur noch weil es schon so spät (oder besser früh) war noch eine kleine Ergänzung: Die Zwischen-Tuben des ZEISS-Standard-Systems  - z.B. das Optovar - "erzeugten" ja praktisch ein Unendlich-System. Die untere Linse, ein Negativ-System, verlegte das vom Endlich-Objektiv 10 mm unter dem oberen Ende des Tubus entworfene Bild nach Unendlich; machte also aus dem Endlich-Objektiv quasi ein Unendlich-Objektiv, also die "Lupe". Die obere Linse, ein Positiv-System, legte das Bild wieder aus unendlich an seine übliche Stelle in der Brennebene des Okulars zurück, hatte also die Funktion der Tubuslinse - "Fernrohr-Objektiv". Zwischen beiden war Parallelbündel-Strahlengang; günstig zum störungsfreien Eingreifen - z.B. mit Polfiltern - in den Strahlengang.
Wieder etwas morgendliche Mikrogrüsse
H. Husemann

Werner Jülich

Die Tubuslinse können Sie bei Leica bestellen oder aus einem aktuellen Binotubus ausbauen.
Im Gegensatz zu oft geäusserten Vermutungen ist der Arbeitsabstand dabei nicht völlig egal, aber für Ihre Versuche auch nicht kritisch.
Werner Jülich

Lothar Gutjahr

Hallo,

Zwischenfrage zu unendlichobjektiven: Bedeutet das S auf einem NIKON - Objektiv unendlich ? Und was heisst beim 100,er HI ? (Wasser-Imersion)?

LG Lothar

wilfried48

Zitat von: Werner Jülich in November 24, 2011, 22:11:18 NACHMITTAGS
Hallo Herr Borchert,
wenn Sie sich die Tubuslinsen einmal anschauen, egal von welchem Hersteller, dann sind die recht einfach ausgeführt, da sollte man nicht zuviel Korrekturmöglichkeiten erwarten, also anders ausgedrückt, die modernen Objektive sind weitgehend auskorrigiert.
Werner Jülich

Hallo Herr Jülich,

das würde ja bedeuten, dass man bei Unendlich Systemen die Objektive von verschiedenen Herstellern verwenden könnte.
Dem ist aber bei weitem nicht so. Ich hatte vor einer Woche ein 63er Zeiss Wasserimmersionsobjektiv an einem
Olympus CX 50 getestet. Das Ergebnis war ein furchtbar unplanes Bild mit extremer CVD.

viele Grüsse
Wilfried
vorzugsweise per Du

Hobbymikroskope:
Zeiss Axiophot,  AL/DL/Ph/DIC/Epi-Fl
Zeiss Axiovert 35, DL/Ph/DIC/Epi-Fl
Zeiss Universal Pol,  AL/DL
Zeiss Stemi 2000 C
Nikon Labo-/Optiphot mit CF ELWD Objektiven

Sammlung Zeiss Mikroskope
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=107.0

Werner Jülich

Hallo Wilfried48,
ich hatte mich nicht sorgfältig genug ausgedrückt. Besser hätte es heissen sollen, die modernen Unendlichsysteme sind objektivseitig besser auskorrigiert als die Endlichsysteme. Natürlich hat eine unterschiedliche Auslegung der Tubuslinsen auch den gewollten? Effekt der Markenbindung, wer einmal die Tubuslinsen der vier Großen gegeneinander testet, kann bestätigen, dass dieser Effekt unterschiedlich stark ist.
Werner Jülich

hinrich husemann

Hallo Herr Gutjahr,
das  HI   beim 100 er bedeutet  "homogene Immersion" , d.h. mit Öl (nicht Wasser), aber ohne Deckglas (obwohl es wahrscheinlich mit Deckglas auch noch geht).
Freundliche Mikrogrüsse
H. Husemann

Lothar Gutjahr

Vielen Dank Herr Husemann,

das hilft schon mal weiter. Bei der Inventur meiner Objektive fand ich überdies einige, besonders 10 bis 25 x fach, also im unteren Vergrößerungsbereich wo keine weiteren Angaben drauf sind. Kann man die als unendlich betrachten ? Zum Beispiel haben die ersten drei bis 20 x fach am Revolver meines Metalloplan keine Angabe und 40 und 100 fach sind mit unendlich gekennzeichnet.

Vielen Dank für eine weitere Aussage und einen schönen Sonntag !

Lothar Gutjahr