Fragen zur Auto-Fluoreszenz

Begonnen von cabo, Dezember 20, 2019, 19:02:57 NACHMITTAGS

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cabo

Hallo an die Runde


Angenommen man möchte mit billigen Mitteln (z.B. UV-Taschenlampen) ein  bisschen mit der Auflicht-Fluoreszenz spielen. Was braucht man da alles?

Soweit ich das kapiert habe, braucht man einen Anregungsfilter vor der Taschenlampe um sichtbare Reste auszusperren. Was wäre hierfür eine billige Lösung?

Weiter braucht man noch einen Sperrfilter nach dem Objektiv, der das Gegenteil macht und das Anregungslicht eliminiert. Was wäre hier eine billige Lösung und wie bekommt man sowas in einen BH2-Tubus?

Außerdem kapier ich nicht, wie das mit dem dichromatischen Spiegel und 160 mm Objektiven mit z.B. der BH2 Auflichtfluoreszenseinheit geht. Warum braucht man hier nicht unendlich Objektive wie bei normalem Auflicht? Da ist doch auch eine Glasfläche im Strahlengang?

Vielen Dank im Voraus und weihnachtliche Grüße

Christian

Bob

Hallo Christian,
das grundlegende Problem bei der Nutzung von Fluoreszenz ist, dass reflektiertes Anregungslicht viel stärker ist als die Fluoreszenz. Filtert man die Anregung also nicht sauber aus, kann man die Fluoreszenz kaum erkennen.
Mit UV-Fluoreszenz ist es so, dass eine normale Digitalkamera bereits einen Sperrfilter für die Anregung enthält (gut genug? - selbst testen). Das kann also mit einem normalen Mikroskop und UV-Taschenlampe funktionieren. Dabei die Gefahren des UV-Lichts beachten.

Ich hatte kürzlich mal einen Link zu einer guten und günstigen UV-Taschenlampe gepostet - sie hält was sie verspricht. Zusätzlich zur UV-LED ist ein Sperrfilter verbaut. Es bleibt etwas sichtbares violettes Licht übrig.

Hier gibt es z.B. ein Set Interferenzfilter mit Angaben zur Durchlässigkeit:https://www.ebay.de/itm/133223733959?ViewItem=&item=133223733959

Das Mikroskop bleibt ein ganz normales  endlich-Optik-Mikroskop, und dass Anregungslicht eingespiegel wird. Beim Zeiss III RS Kondensor ist eine Optik verbaut, die die Vergrößerung reduziert und so wohl etwas Platz für die zusätzlichen Komponenten schafft.

Viele Grüße,

Bob


JB

#2
Zitat von: cabo in Dezember 20, 2019, 19:02:57 NACHMITTAGS
Außerdem kapier ich nicht, wie das mit dem dichromatischen Spiegel und 160 mm Objektiven mit z.B. der BH2 Auflichtfluoreszenseinheit geht. Warum braucht man hier nicht unendlich Objektive wie bei normalem Auflicht? Da ist doch auch eine Glasfläche im Strahlengang?

Hallo Christian,

Einige Hersteller (Zeiss) benutzen ein System aus Sammel- und Zerstreuungslinsen (Telansystem) um in der Auflichtfluoreszenseinheit einen Unendlichraum zu schaffen. So lassen sich auch 160 mm Objektive benutzen. Bei den anderen Herstellern (bei denen der Zwischentubus einen 1.25x Tubusfaktor hat) ist mir nie so ganz klar was da gemacht wurde. Wahrscheinlich wurde der Bildfehler durch den Filter oder quer stehenden Spiegel einfach in Kauf genommen. http://microscope.database.free.fr/520_files/520-20b%20Equipment%20for%20Fluorescence%20Microscopy.pdf Mit dem Uebergang zu unendlich war das dann alles kein Problem mehr: Seite 5 http://www.alanwood.net/downloads/olympus-bhm-bh-2-brochure.pdf

Fluoreszenzmikroskopie ist auch in den einfachsten Anordnungen moeglich (Durchlichtanregung, nur ein Sperrfilter), wenn das Objekt sehr duenn und die Fluoreszenz sehr hell ist. Alle komplizierteren Anordnungen sind, aus gutem Grund, gemacht worden um Helligkeit und Kontrast zu verbessern:
https://www.amuseum.de/mikroskopie/Anleitungen/Leitz_FluoMik1.pdf
https://www.amuseum.de/mikroskopie/Anleitungen/Leitz_FluoMik2.pdf

Beste Gruesse,

Jon

Rawfoto

Hallo Christian

Wenn Du an Dein BH-2 eine Flouriszenzerweiterung suchst, da könnte ich helfen. Du brauchst aber zumindest ein D-Plan APO UV oder D-APO UV Objektiv ...

Liebe Grüße

Gerhard
Gerhard
http://www.naturfoto-zimmert.at

Rückmeldung sind willkommen, ich bin jederzeit an Weiterentwicklung interessiert, Vorschläge zur Verbesserungen und Varianten meiner eingestellten Bilder sind daher keinerlei Problem für mich ...

cabo

Vielen Dank für eure Hilfe soweit.

Und Danke Gerhard für dein Angebot. Leider bin ich momentan weit davon entfernt mir eine RFCA und die UV Objektive leisten zu können.

Ich peile so eine 100 Euro Lösung an.

Mittlerweile habe ich zwei ZWB2 UV Filter 365nm bestellt (aus China, 6 Euro für beide).

Als Sperrfilter könnte man doch diesen nutzen?:
https://www.edmundoptics.de/p/rg-1000-125mm-dia-longpass-filter/11335/

Gruß

Christian

cabo

Inspiriert nach einer einfachen UV-Lösung zu suchen hat mich übrigens der Altmeister, der leider die Mikrofotografie an den Nagel gehängt zu haben scheint:

https://www.photomacrography.net/forum/viewtopic.php?t=33844&highlight=flashlight&sid=058cee7e7e2c091f6914742466e8b3e0

peter-h

Hallo Christian,

ich will keine Träume zerstören, wie schön wäre es wenn man mit 100 € eine saubere Auflichtfluoreszenz bauen und betreiben könnte. Leider sind viele Hürden zu nehmen. Auf meiner HP habe ich einige Infos und Bilder dazu eingestellt. Vielleicht hilft es etwas.
http://www.mikroskopie-ph.de/Fluoreszenz.html

Noch weit aufwändiger wird es mit der UV-Auflicht-Fluoreszenz. Hier ist der erste Fallstrick das Objektiv. Auflicht UV-taugliches Objektiv ca. 500.-€ wenn man es findet.

Aber vielleicht findest Du einen für Dich gangbaren Weg.
Peter

im Bild Sporangien vom Wurmfarn mit Anregung bei 365nm


Peter Reil

#7
Hallo,

das Farnbild erinnert mich an meines.


Blauanregung mit LED ca. 450 nm, Olympus B-Filter (490?) und dichromatischem Teiler mit Sperrfilter (500?).

Lange Zeit habe ich mit allen möglichen Beleuchtungen herumexperimentiert, um Erfahrungen mit Fluoreszenz zu sammeln. Auch Durchlicht habe ich ausprobiert.
Der Durchbruch kam mit den original Olympus Teilen und der LED-Ansteuerung. Und ganz sooo teuer ist es auch nicht geworden.

Leider ist die "Ausbeute" bei Pilzen sehr mau.  :(

Freundliche Grüße
Peter

PS: Die Höbelsche Homepage hat mir beim Verständnis sehr geholfen - danke Peter!
Meine Arbeitsgeräte: Olympus BHS, Olympus CHK, Olympus SZ 30

cabo

Hallo

Danke für eure Antworten und Hilfe. Die BH2-RFCA werde ich mir erstmal nicht leisten. Ein HBO-Brenner kommt mir nicht ins Haus und ich wüsste auch gar nicht wer mir die auf LED umrüsten könnte (ich selber kann es nicht). Natürlich gibt es Lösungen zum Kaufen, aber wie schon geschrieben, kann ich mir das alles zur Zeit nicht leisten.

Was ich ausprobieren möchte wäre mit schwacher Vergrößerung (das schwächste UV Objektiv ist das DPlanApo 10). Ich hab hier noch mal Beispiele aus dem amerikanischen Forum:

https://www.photomacrography.net/forum/viewtopic.php?t=36950&sid=21df4b4e7d5ffd72a7c45ed053ab549b

https://www.photomacrography.net/forum/viewtopic.php?t=33293&highlight=flashlight

Beide mit UV-Taschenlampen realisiert:

https://www.photomacrography.net/forum/viewtopic.php?t=33123

@ Peter_H: Auf deiner interessanten Seite schreibst Du von einer 455nm LED. Klassisch wären doch 365 nm?

Ich warte nun mal ab bis alle Teile bei mir angekommen sind. Dann probier ich das aus, wenn es was wird werde ich berichten, wenn nicht dann nicht :)

Gruß

Christian



Peter Reil

Hallo Christian,

ich glaube hier werden UV-Anregung (<400 nm, Höbels Bild) und Blau-Anregung (um 450 nm, mein Bild) vermischt.

Beide Anregungen gibt es und viele mögliche Filterkombinationen. Beim "Herumexperimentieren" empfehle ich, sich zunächst auf blau zu beschränken.

In meinem Aufbau mit LED habe ich auch eine UV-LED. Aber die ist selten in Gebrauch. Zum Einen bringt sie weniger attraktive Ergebnisse bei meinen Präparaten und zum Andern lege ich mittlerweile doch mehr wert auf den Schutz meiner Augen.  8)

Freundliche Grüße
Peter

PS: http://www.mikroskopie.de/olydocs/BH2-RFL.pdf  ist ein interessantes Dokument zu OLYMPUS Fluoreszenz.
Meine Arbeitsgeräte: Olympus BHS, Olympus CHK, Olympus SZ 30

peter-h

Hallo Christian,

wie Peter Reil schon geschrieben hat darf man Blau- und UV-Anregung nicht vermischen. Mit der Blauanrgung bei ~ 450nm hat man viele Objekte die sehr interessant sind. UV-Anregung ist schon sehr eigenwillig und auch oft enttäuschend. Die UV-LED zu kaufen ist das Einfachste an der Sache. Leider ist aber der sichtbare Teil der LED-Strahlung auch noch über 400nm gut sichtbar und hinterläßt dann in den Bildern einen unschönen violetten Schleier. Um den auszublenden nehme ich noch ein Baader U-Filter vor die LED. Kostet leider > 200 €.  Dann der Würfel mit dem Strahlenteiler z.B. Zeiss oder Olympus. Und nicht vergessen, dass selbst Schott vor den Glasfilter als Sperrfilter warnt, da sie eine starke Eigenfluoreszenz haben und so das Bild verschleiern.
Der Vorteil der UV-Anregung liegt im breiten Spektrum der emittierten Strahlung von Blau bis Rot.
Bei Blauanregung habe ich das Spektrum eingeschränkt von Grün bis Rot.
Die begefügten Bilder sind selbsterklärend.

Grüße
Peter