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Zwei Bauchhärlinge

Begonnen von Michael Plewka, Oktober 05, 2016, 21:20:13 NACHMITTAGS

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Michael Plewka

Hallo zusammen,

Hier möcht ich zwei Bauchhärlinge zeigen, die zwar schon im Forum gezeigt worden sind, aber doch relativ selten vorkommen.

1. Stylochaeta scirtetica wurde bereits neulich von Ole Riemann hier in hervorragender Weise vorgestellt.
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=26201.0
Wie schon von Ole erwähnt, besitzt S. scirtetica  im Gegensatz zu S. fusiformis seitlich Spezialstacheln. Einer davon ist hier zu erkennen (Pfeilspitze). Ebenfalls deutlich zu sehen sind die nach vorn gerichteten Setolae am Kopf.:




Hier noch ein Bild der Cilien von  der Bauchseite, welche in Gruppen zusammengefasst sind:



Fundort ist  Mariapeel, Griendtsveen, NL.



2. Aspidiophorus silvaticus ist in Deutschland noch nicht oft gefunden worden. Ich hatte diesen Gastrotrichen bereits hier im Forum vorgestellt, finde den thread aber nicht mehr. Fundort war seinerzeit hier in Hattingen im Wald.
http://www.plingfactory.de/Science/Atlas/KennkartenTiere/Gastrotricha/e-Gastrotricha/e-source/Stylochaeta%20fusiformis.html

Der neue Fund stammt aus einem Moor in Norwegen (es hat dort reichlich davon), innerhalb des Sphagnum-Bewuchses kam diese Art dort häufig vor:




Hier noch zwei Bilder vom Kopf, einmal die Dorsalansicht (links). Die Focusebene ist auf der Stachelbasis. Man erkennt, dass die Stacheln hohl sind.
Während bei dem einzigen deutschen Exemplar die Cilien auf der Kriechsohle des Kopfs gleichmäßig verteilt waren, sind sie bei den norwegischen Exemplaren in Gruppen angeordnet. (Bild rechts):




Vielleicht eine andere Art?

beste Grüße
Michael Plewka

Michael

Hallo Michael,

vielen Dank fürs Zeigen Deiner wundervollen Bilder und Gratulation zum Fund dieser eher selteneren Gastrotrichen.

Bei der großen Variabilität der Gastrotrichenarten ist es sehr schwer, Exemplare zu finden, die in allen Artmerkmalen mit den "Prototypen" übereinstimmen. Solange klassische Artabgrenzunge wie DNA oder Kreuzungsversuche fehlen, muss das Ziehen der Trennlinie zwischen den Arten wohl der Willkür der Taxonomen überlassen bleiben.
Mit wachsender Erfahrung und Beobachtungsfertigkeit ist es inzwischen bei mir so, dass ich praktische keinen Gastrotrichen finde, der in allen beschriebenen Einzelheiten den Artschlüsseln entspricht. So finde ich z.B. immer wieder Ch. maximus, bei dem die Halsbestachelung fehlt, während die Schuppenformen ansonsten ventral und dorsal eindeutig sind. Auch die Verzweigung der ventralen Zilienbänder am Kopf fehlt oft.
Es ist tröstlich, dass es auch einem so erfahrenen Beobachter wie Dir manchmal ähnlich ergeht.

Danke für den Beitrag

Michael
Gerne per Du

Ole Riemann

Hallo Michael,

vielen Dank für die schönen Fotos und seltenen Funde - ich freue mich immer sehr über Tümpler-Funde und insbesondere Gastrotrichen hier im Forum. Für Leute mit einem Schwerpunkt auf der Mikroskopie von Wasserorganismen ist die Forenwelt ja seit der Einrichtung des Tümplerforums zweigeteilt. Umso besser, dass auch hier dieses Teilgebiet der Mikroskopie noch vertreten ist.

Danke auch für Deine lobenden Worte zu meinem alten Beitrag. Aus der Distanz merke ich, wie mäßig die Farbkorrektur der einfachen Olympus SPlan Achromaten ist; nur gut, dass ich jetzt zumindest für die Objektive 10, 20 und 60 besser ausgerüstet bin.

Viele Grüße

Ole

Rawfoto

Hallo Michael

Toll was Du da zeigst, gefällt mir sehr gut und schaue ich die letzten Tage immer wieder an ...

Liebe Grüße

Gerhard
Gerhard
http://www.naturfoto-zimmert.at

Rückmeldung sind willkommen, ich bin jederzeit an Weiterentwicklung interessiert, Vorschläge zur Verbesserungen und Varianten meiner eingestellten Bilder sind daher keinerlei Problem für mich ...

Michael Plewka

#4
hallo zusammen,

zunächst einmal recht herzlichen Dank für die positive Resonanz!

@ Ole: die Zweiteilung der Tümplerfraktion bedaure ich sehr!

@ Michael:

dein Statement bringt es eigentlich sehr schön auf den Punkt:

Zitat:
ZitatSolange klassische Artabgrenzunge wie DNA oder Kreuzungsversuche fehlen,....

Ist das so? Ich kenne mich in der Gastrotrichenliteratur nicht wirklich aus; und seit dem Erscheinen des Klassikers von SCHWANK ist ja nun schon eine Weile verstrichen. Da sollte es doch neuere Literatur geben. Ich weiß, dass es beispielsweise bei den Rädertieren mittlerweile Unmengen an molekulargenetischen Untersuchungen zu allen möglichen Fragestellungen gibt. Ist das bei den Gastrotrichen anders?
Aktuell wird ja hier im Forum (mal wieder) darauf hingewiesen und bedauert, dass für ,,Grundlagenforschung" zuwenig Geld zur Verfügung steht. Sicherlich wäre es aus Sicht von ,,Tümplern" schön, wenn man mehr über die Biologie der Mikroinvertebraten wüsste. Aber es ist schon richtig, wenn Rene hier:
http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=26990.0
darauf hinweist, dass diese Grundlagenforschung (z.B. ökologische Fragestellungen oder aber die Variabilität von Arten)  ja nun (zumindest zum Teil) von den ,,Amateuren" d. h. also von uns betrieben werden kann.  Liest man die Beiträge in diesem Forum regelmäßig, dann stellt man fest, dass die technische und optische Ausrüstung von ca 90% der hier Schreibenden bei weitem besser ist als diejenige seinerzeit von Robert Koch oder Ernst Häckel, welche  unter Zuhilfenahme ihrer eigentlich unzureichenden Instrumente bahnbrechende Entdeckungen gemacht haben.

Insofern bin ich wirklich neugierig und würde ich mir wünschen, dass  Du zu der beschriebenen Variabilität der Gastrotrichenarten mal einige Beispielbilder zeigen könntest. Alle Tümpler könnten davon was lernen.

beste Grüße
Michael Plewka


liftboy

Hallo erstmal,

mit der Zweiteilung ist das so eine Sache.
Vorteil: der Tümpler muss nicht so lange suchen (man kann durchaus auf zwei Hochzeiten Tanzen).
Schön ist es, wenn der Tümpler seinen Beitrag in beide Foren stellt; so haben alle was davon!

Grüße
Wolfgang
http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=785.msg3654#msg3654
LOMO-Service
Das Erstaunen bleibt unverändert- nur unser Mut wächst, das Erstaunliche zu verstehen.
Niels Bohr

Michael

Hallo Michael,

Du hast recht - DNA-Untersuchungen wurden vereinzelt bereits durchgeführt. Sie wurden hauptsächlich verwendet um die systematische Stellung von (marinen) Gastrotrichen zu verifizieren. (Dankenswerter Weise wird eine Gastrotrichen-Bibliographie auf http://www.gastrotricha.unimore.it/news.htm gepflegt.) Leider nutzt uns Amateuren das wenig bei der Artbestimmung.
Kreuzungsversuche sind - meines Wissens - in Kulturen bis jetzt alle fehlgeschlagen. Es wurde die Vermutung geäußert, dass Gastrotrichen sich nur mit genetisch verschiedenen Partnern paaren und so in den i. A. monoclonalen Kulturen keinen Partner finden.

Zurecht mahnst Du an, einen Beitrag über mögliche Variationen einzelner Arten zu zeigen. Das ist aber gerade ein Beispiel, das aufzeigt warum ich ein Mikro-Tümpler-Forum für sinnvoll halte. Einen Beitrag über eine letztendlich fehlgeschlagene Artdiagnose mit einer detaillierten Liste von gefunden und vermissten Artmerkmalen mit miesen Fotos würde in dieser großen Runde bei den meisten Leser (zurecht) nur auf Unverständnis und Desinteresse stoßen. In einer kleineren, spezialisierten Runde dagegen kann er zu einer sinnvollen Diskussion führen.
Ich sehe das Mikro-Tümpler-Forum nicht als Konkurrenz zu diesem Forum. Es bietet eine Möglichkeit, Spezialthemen direkter und unbeschwerter zu diskutieren. Allgemein interessierende Themen wurden und werden wohl auch in Zukunft hier - zumindest als Zweitveröffentlichung - eingestellt.
Bei gefühlten 10 Beiträgen pro Woche halte ich auch den Aufwand, dieses zweite Forum zu verfolgen, für nicht zu groß. Ich denke, ich spreche für alle Mitglieder des Mikro-Tümpler-Forums, wenn ich sage, dass alle Interessenten an der "Tümpelwelt" herzlich eingeladen werden, sich bei den Fachdiskussionen zu beteiligen.

Viele Grüße

Michael



Gerne per Du

Michael Plewka

hallo Michael,

vielen Dank, vor allem für den Hinweis zur Gastrotrichen-Literatur. Der ist auf jeden Fall hilfreich!

,,Mahnen" hört sich so streng an!  Es geht mir lediglich um Erfahrungs-bzw. Informationsaustausch.

Erfahrung ist dabei auch, dass und wenn etwas nicht klappt. Auch und gerade bei Mikroskopikern. Das mit den ,,miesen" Fotos sehe ich anders. Bilder sind immer dann gelungen, wenn sie das, was der Autor sagen will, unterstützen.


beste Grüße
Michael Plewka