Weide (Salix spec.) mit echtem Mehltau in Fluoreszenz

Begonnen von paramecium, Oktober 07, 2016, 21:26:43 NACHMITTAGS

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paramecium

Abgebildet ist der echte Mehltau an der Jungpflanze einer Weide, die nicht näher bestimmt wurde. Das Material wurde während der diesjährigen Mikroskopiewoche in Bodman gesammelt. Der echte Mehltau wächst auf der Blattoberseite als Aufsitzer. Der Pilz bildet Haustorien aus, Saugorgane die sich in der Epidermis des Wirts festsetzen, die Zellwand durchstoßen, jedoch nicht das Plasma der Wirtszellen.

Die Auflicht-Fluoreszenz erfordert keine besonderen handwerklichen Fertigkeiten beim Schneiden der Präparate. Die Blätter wurden auf dem Objektträger mit einer Rasierklinge in dünne Streifen "gehackt" und in einem Wassertropfen von ca. 30-50 µl eingebettet, der mit einem kleinen Tropfen (5 µl) Uvitex 2B Färbelösung vermischt wurde (1:10.000).

Uvitex 2B ist ein optischer Aufheller aus der Gruppe der Stilbene. Er färbt Chitine und Zellulose. Gewöhnlich werden die Aufheller auch in Bekleidung, Papier und Waschmitteln eingesetzt um "strahlendes Weiß" zu erhalten. Chitine sind in die Zellmembran der Pilze eingelagert. Somit kann der Farbstoff gut zum Pilznachweis verwendet werden. Gegenüber anderen Fluorochromen, wie Calcofluor White M2R, das ebenfalls Chitin und Zellulose färbt, zeigt Uvitex 2B eine geringeres Photobleaching (Ausbleichen) unter dem intensiven Fluoreszenzlicht.

Beobachtungen erfolgten mit einem Zeiss AxioLab.A1 FL LED. Anregung erfolgte mit einer selbst gefertigten UV Beleuchtung mit Nichia 3W UV LED 385 nm im LED Revolver sowie einem Tripel-Band Filtersatz der Firma AHF F66-L412 (Anregung: 385/470-490/550 nm).

Auch ohne weitere Färbung (z.B. Wacker) erscheinen unter UV Licht verschiedene Teile der Pflanze in Autofluoreszenz verschiedenfarbig gefärbt:

Xylem: blaue Autofluoreszenz
Zellulose: gelblich- bzw. weißlich-grüne Autofluoreszenz
Lignin: grüne Autofluoreszenz
Suberin: gelbgrüne Autofluoreszenz in der äußeren Cuticula.

Viel Spaß beim Betrachten.

Gruß

Thilo


Blattquerschnitte, Übersicht. Objektiv 10x.
Die Aufnahme zeigt den Mehltau am oberen Rand der Epidermis (blau). Die Blattquerschnitte zeigen Zellulose und Einwachsungen bzw Verletzungen in grüner Fluoreszenz sowie Suberin der Cuticula der Blattader.






Blattquerschnitt, äußere Bereiche des Blattes. Vergrößerung, Objektiv 20x bzw. 40x.









Aufsicht auf einen Blattschnitt, gut sichtbar sind die Pilzfäden und Kleistothezien, bei welchen eine strukturierte Oberfläche gefärbt erscheint. Vergrößerung, Objektiv 40x.


reblaus

Hallo Thilo -

das ist ja wie Weihnachten!
Aber schade, dass Kontrollfotos in normalem Licht fehlen, denn als "Konidien" würde ich die kugeligen Strukturen nicht interpretieren - die sind viel kleiner.
Es handelt sich vielmehr um die sexuellen Fruchtkörper dieses Mehltaus, die Kleistothezien. Sie sind am Anfang gelblich, dann braun und schließlich schwarz (hast Du noch ein Präparat bei dem Du das überprüfen kannst?), enthalten die Asci mit Ascosporen und dienen der Überwinterung, haben meist auch klettenartige Anhängsel, die angeblich für die Verbreitung gut sein sollen

Es gibt da natürlich Unterschiede, denn die Zahl der Mehltau-Spezies ist Legion, fast jede Pflanze hat sozusagen ihren eigenen.

Viele Grüße

Rolf

koestlfr

#2
Hallo Rolf!

Ich habe nur eine SW-Aufnahme einer dieser Kugeln, auf der Blattoberseite sitzend, aus dem Papierkorb gefischt und nachbearbeitet ...

Hilft diese Aufnahme?

(Uvitex 2B, 365nm); Orthoplan II, 40x Apo, Sony Alpha.



Liebe Grüße
Franz
Liebe Grüße
Franz

Klaus Herrmann

#3
Hallo,

ich hatte mal vor ca 2 Jahren Kleistothezien des Mehltaus hier gezeigt, finde wie so oft den Beitrag nicht, aber bei Wikipedia ist eine abgebildet:

https://de.wikipedia.org/wiki/Erysiphaceae

Titel könnte bei mir "microsphaera alphitoides" sein. Darunter finde ich aber nur einen alten von Felix Schumm.
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


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