Frage zu Zeiss Objektiv UD 40/0,65 Ph 2

Begonnen von wilfried48, Juli 30, 2009, 11:22:17 VORMITTAG

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wilfried48

Hallo,

in meinem kürzlich erworbenen Zeiss Umkehrmikroskop IM 35 befand sich auch ein Objektiv mit der
Bezeichnung UD 40/0,65 Ph 2 das auf Deckglasdicke 0,17 korrigiert ist und die Zeiss Nr.462047 trägt, siehe Abbildungen:

http://i380.photobucket.com/albums/oo248/wilfried48/PICT0076.jpg

http://i380.photobucket.com/albums/oo248/wilfried48/PICT0075.jpg

http://i380.photobucket.com/albums/oo248/wilfried48/PICT0074.jpg

zunächst dachte ich an das UD 40/0,65  Zeiss Nr. 462046 das mit dem speziellen Polarisationstisch zu verwenden ist, aber was soll dann das Ph2 ?

Es funktioniert mit einem 12 mm Abstandsring parfokal zu den anderen Objektiven, hat also eine Abgleichlänge von 33 mm.

Ich kann dieses Objektiv in keiner Zeiss Liste finden.

Kennt jemand dieses Objektiv ?

Viele Grüsse

Wilfried

vorzugsweise per Du

Hobbymikroskope:
Zeiss Axiophot,  AL/DL/Ph/DIC/Epi-Fl
Zeiss Axiovert 35, DL/Ph/DIC/Epi-Fl
Zeiss Universal Pol,  AL/DL
Zeiss Stemi 2000 C
Nikon Labo-/Optiphot mit CF ELWD Objektiven

Sammlung Zeiss Mikroskope
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=107.0

Klaus Henkel

Zitat von: wilfried48 in Juli 30, 2009, 11:22:17 VORMITTAG
Hallo,

in meinem kürzlich erworbenen Zeiss Umkehrmikroskop IM 35 befand sich auch ein Objektiv mit der
Bezeichnung UD 40/0,65 Ph 2 das auf Deckglasdicke 0,17 korrigiert ist und die Zeiss Nr.462047 trägt, siehe Abbildungen:

http://i380.photobucket.com/albums/oo248/wilfried48/PICT0076.jpg

http://i380.photobucket.com/albums/oo248/wilfried48/PICT0075.jpg

http://i380.photobucket.com/albums/oo248/wilfried48/PICT0074.jpg

zunächst dachte ich an das UD 40/0,65  Zeiss Nr. 462046 das mit dem speziellen Polarisationstisch zu verwenden ist, aber was soll dann das Ph2 ?

Es funktioniert mit einem 12 mm Abstandsring parfokal zu den anderen Objektiven, hat also eine Abgleichlänge von 33 mm.

Ich kann dieses Objektiv in keiner Zeiss Liste finden.

Kennt jemand dieses Objektiv ?

Viele Grüsse

Wilfried



Alle UD-Objektive sind für die Verwendung mit dem Universal-Drehtisch bestimmt. Das letzte Mal, daß ich einen in einer Liste gefunden habe, war etwa 1980 in einer Leitz-Liste. Der Preis dafür lag bei etwa 15.000 DM. - KH

Apochromat

#2
An einem UNIVERSALDREHTISCH nach Fedorow wird der zur konoskopierende Kristall so eingestellt, das das Diffraktionsbild im polarisierten Licht gut sichtbar wird. Dies ist nur in bestimmten Ausrichtungen des zu untersuchenden Kristalls (Kipplagen in z und Winkellagen in x/y) relativ zur Schwingungs- und Ausbreitungsrichtung des ihn beleuchtenden polarisierten Lichtes möglich. Dies ist im Grunde die Hauptaufgabe eines Universaldrehtisches. Die besten mit den meisten Verstellmöglichkeiten wurden bei Ernst Leitz in Wetzlar gebaut, aber unsere waren auch nicht schlecht. Für die "Drehtischmethoden" werden spezielle LD- POL Hellfeld- Objektive, sogenannte UniversalDrehtisch Objektive benutzt, welche mit speziellen Kondensoren UD und Hilfsbeleuchtungslinsen beleuchtet werden müssen. Bei der Probe handelt es sich jedoch meistens um mineralogische Dünnschliffe. Man schaut also in der Regel auf ein Kristallgemenge/-gefüge mit vielen verschiedenen beieinander liegenden Kristallen, die jedoch nur einzeln, ein jeder Kristall für sich, analysiert werden können. Dazu muss die Leuchtfeldblende zur optischen Vereinzelung von Einzelkristallen stark zugezogen werden und der Kristall mittels UD-Tisch optimal ausgerichtet werden.
Es gibt aber auch Anwendungen (sehr selten) für die Auflicht-Pol Konoskopie. Dafür gab es zum Scharfstellen und zur Gegenkontrastierung Objektive UD Ph als Sonderanfertigung für Auflicht-Ph (z.B. ULTRAPHOT IIIb), die aber zur eigentlichen Messung gegen die Hellfeld UD- Objektiv- Variante ausgetauscht wurden (Wechselschlittenaufnahme).

Leider verschwinden die UD- Tische und die sie benutzen könnenden Mikroskopiker aus dieser Welt.

Gruss

MZ

wilfried48

Oh Herr Henkel,

da könnte ich abhelfen, siehe:



zum Schnäppchenpreis von 7000.- gibts hier bei mikroskope-online einen ungebrauchten inclusive aller  UD Objektive.

Aber leider ist hier auch das gesuchte UD 40/0,65 Ph2 0,17 nicht dabei.

Daher meine Frage, kennt jemand dieses Objektiv und wozu braucht man es ?

viele Grüsse,

W. Nisch
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wilfried48

#4
Hallo Herr Zölffel,

unsere beiden letzten mails haben sich überschnitten.

Vielen Dank für die ausführliche Erklärung !

Unglaublich für welche Spezialfälle Zeiss früher
Objektive aufgelegt hat. Ich werde versuchen es zu verstehen.



viele Grüsse
Wilfried

vorzugsweise per Du

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TPL

#5
Zitat von: Klaus Henkel in Juli 30, 2009, 12:17:16 NACHMITTAGSAlle UD-Objektive sind für die Verwendung mit dem Universal-Drehtisch bestimmt. Das letzte Mal, daß ich einen in einer Liste gefunden habe, war etwa 1980 in einer Leitz-Liste. Der Preis dafür lag bei etwa 15.000 DM.

Lieber Herr Henkel,
da gab es dann bei Zeiss ja ein richtiges Schnäppchen:
Der "U-Drehtisch, vierachsig mit Segmentgruppen nD = 1,55 und 1,649, mit Objekt- und Parallelführer im Behälter" kostete laut Preisliste von 1984 gerade mal 8887 DM ;D.
Dieser UD-Tisch, dessen Konstruktion aus den frühen 1960ern stammt, wurde ab Anfang der 1990er nicht mehr angeboten. Stattdessen wurde die Jenaer Konstruktion samt den (wesentlich leichter zu bedienenden) Objektiven ins Programm genommen, auf die Wilfried im Angebot von Herrn Woitzik verweist.

Schönen Gruß, TP

Robert Götz


Zitatzum Schnäppchenpreis von 7000.- gibts hier bei mikroskope-online einen ungebrauchten inclusive aller  UD Objektive.

wäre noch zu berücksichtigen, dass die Preise auf dieser Seite Nettopreise sind. Das gute Stück kostet also fast 8400€ bzw.
fast 17000 DM.


Apochromat

Ich habe in meinem Archiv noch etwas anderes entdeckt: Da die UD- Objektive sehr große Arbeitsabstände hatten, gab es noch eine Sonderanfertigung für die Limnologie, bei der diese eigentlich ja für Durchlicht gerechneten Objektive rein aufgrund ihres sehr großen freien Arbeitsabstandes als Durchlicht Ph2 Objektive gebaut wurden. Solche Objektive wurden z.B. für das Zytopherometer und vor allem auch auf Wunsch des Max-Planck Instituts für für Limnologie in Plön/ Holstein gebaut.

Es gab also 2 solche Exoten, wahrscheinlich gehören Ihre Objektive zur Erfüllung des letzteren Wunsches, in der Kammermikroskopie von Planktonorganismen und für die Zellkultur/ Zytopherometrie.

Gruss

MZ

Nomarski

#8
Hallo Apochromat,

ich hätte hier auch noch zwei Exoten anzubieten:



Wie man sieht, zwei LD-Plan-Objektive für die inverse Kammermikroskopie.
LD-Plan 40/0,60 160/1,1-1,5

Aber sie haben noch eine zusätzliche Gravur:


Z2 Plan Ph 63/0,60 250/1,1-1,5

Was könnte das bedeuten?

Gruß
B.W.

TPL

#9
Zitat von: Apochromat in Juli 30, 2009, 21:29:14 NACHMITTAGSDa die UD- Objektive sehr große Arbeitsabstände hatten, gab es noch eine Sonderanfertigung für die Limnologie, bei der diese eigentlich ja für Durchlicht gerechneten Objektive rein aufgrund ihres sehr großen freien Arbeitsabstandes als Durchlicht Ph2 Objektive gebaut wurden. Solche Objektive wurden z.B. für das Zytopherometer und vor allem auch auf Wunsch des Max-Planck Instituts für für Limnologie in Plön/ Holstein gebaut.
Es gab also 2 solche Exoten, wahrscheinlich gehören Ihre Objektive zur Erfüllung des letzteren Wunsches, in der Kammermikroskopie von Planktonorganismen und für die Zellkultur/ Zytopherometrie.

Hallo Herr Zölffel,
ich kenne nur die 'offiziellen' Broschüren über das "Plankton-Mikroskop" nach Utermöhl (Limnologe am MPI in Plön) und benutze selber ein solches. Ich bestreite zwar nicht, dass das hier gezeigte UD 40/0,65 Ph2 möglicherweise für das MPI gebaut wurde, aber zur Kammermikroskopie von Planktonorganismen würde man solch ein Spezial-Objektiv wohl nicht brauchen. Die angebotenen Kammern hatten ja Böden in Deckglas-Dicke (ähnlich wie die von Nomarski/B.W.) und erforderten keinen großen freien Arbeitsabstand (der in dieser Anordnung ganze 6,8 mm beträgt - allerdings hat das Objektiv dann die Eigenvergrößerung 25 und die nA 0,40). Vielleicht doch eher dickwandige Kulturgefäße??

Am Zytopherometer mit dem liegend montierten Auflichtmikroskop (das ich in der aufrechten Normalversion schon lange suche) und mit seiner dicken Durchflusskammer würde ich den extrem langen Arbeitsabstand des UD 40/0,65 Ph2 (1,5 mm Luft und 5,5 mm Glas) schon eher 'kapieren'.

Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie zu diesem und weiteren Themen noch mehr aus Ihrem Archiv mitteilen.

Schönen Gruß, TP

PS: Eine weitere Anwendung, bei der ich sowohl den extrem großen Arbeitsabstand, als auch den Phasenring als sehr nützlich kennen gelernt habe ist die die Untersuchung von Flüssigkeitseinschlüssen mit einem Heiz-/Kühltisch.

derda

Hallo Wilfried,

das UD-Ph-Objektiv diente zur Unterscheidung von Brechzahldifferenzen von Kristallen in Dünnschliffen bei Verwendung des U-Tisches . Durch die Nutzung des Phasenkontrastverfahrens ist dies sehr viel genauer möglich als mit herkömmlichen Methoden (bspw. Beckische Linienverschiebung).
Da zwischen den Kugelkalotten und dem Kristall ein Brechzahlunterschied besteht, muss man einen Korrekturfaktor einführen => sonst bestimmt man u.U. einen falschen Kippwinkel. Deshalb ist eine möglichst genaue Kenntnis über die Brechzahl des Kristalls notwendig.

Viele Grüße

Erik




Nomarski

Soso,
wenn man also die Brechzahldifferenz so schön genau damit bestimmen kann,
warum ist denn dieses Objektiv dann so eine Seltenheit?

Mir ist aufgefallen, daß es für die älteren Auflichtmikroskope von Zeiss zwar eine Phasenkontrast-Einrichtung gegeben hat, bei den neueren Modellen war sie jedoch nicht mehr im Programm.
Stattdessen scheint sich der DIC durchgesetzt zu haben, der im Gegensatz zum Durchlicht-DIC nur ein
Prisma benötigt. So ist es wesentlich einfacher auf dem Gebrauchtmarkt zu DIC für die Auflicht-Mikroskopie zu kommen als zum Phasenkontrast.

Vielleicht läßt sich über die Hintergründe noch etwas mehr erfahren.

Viele Grüße
B.W.

Apochromat

#12
Hallo,
richtig ist auch (ich hatte dies in der obigen Antwort unterschlagen), dass man mit Hilfe der Adam´schen Segmente (Glashalbkalotten definierter Brechzahl, zwischen denen der Gesteinsdünnschliff immergiert eingeschlossen wird) am UD- Tisch Brechzahlen bestimmen kann. Richtig ist auch, dass man mit der Einschlussmittelvariationsmethode (Imbibitionsverfahren) im Durchlicht- Phasenkontrast Brechzahlen gut messen kann. Das Problem ist aber, dass der Phasenkontrast mit den Segmenten am UD- Tisch praktisch nicht realisiert werden konnte, da 1. meines Wissens nach (ich mag mich hier irren) keine UD Kondensoren so großer Schnittweiten für Ph gebaut wurden und 2. die richtige Abbildung des Ph-Ringblendenbildes sehr schwierig ist und durch die Kalottenform der Segmente in den meisten Fällen aus praktischen Gründen (die eigentliche, interessierende Präparatstruktur befindet sich fast nie im aplanatischen Zentrum der Segmente) verhindert wird. Die Verwendung von UD Objektiven mit Ph am Heiztisch ist schon sehr wahrscheinlich und wurde mit dem geeigneten Kondensor langer Schnittweite auch häufig durchgeführt (z.B. Polymere, Waschmittelmikroskopie, Schmelzpunktbestimmung von Phasenobjekten).

Bzgl. der Kammern hatte ich mich nicht auf eine Dicke festgelegt, ich hatte hierüber auch in den Akten nichts gefunden, lediglich den Hinweis auf den Grund für diese Sonderanfertigung. Es gibt übrigens durchaus auch Kammern stärkerer Bodendicke die am inversen Mikroskop auch aufrecht verwendet wurden (obwohl eigentlich für aufrechte Mikroskope entwickelt), z.B. die Zählkammer nach LUND. Die sphärisch schlechte Bildkorrektur wurde häufig zum Zählen von Organismen bekannter taxonomischer Zuordnung in Kauf genommen. Es konnte dann wechselseitig aufrecht mikroskopiert werden (für genauere Beobachtungen auch von Objekten, die vom Kammerboden sehr weit entfernt waren) und die sedimentierten Partikel/ Zellen etc. genauer invers gezählt werden.
Was Z2 bedeutet weiss ich nicht, ich werde einen Kollegen befragen.

Gruss

MZ

derda

#13
ZitatDas Problem ist aber, dass der Phasenkontrast mit den Segmenten am UD- Tisch praktisch nicht realisiert werden konnte, da 1. meines Wissens nach (ich mag mich hier irren) keine UD Kondensoren so großer Schnittweiten für Ph gebaut wurden und 2. die richtige Abbildung des Ph-Ringblendenbildes sehr schwierig ist und durch die Kalottenform der Segmente in den meisten Fällen aus praktischen Gründen (die eigentliche, interessierende Präparatstruktur befindet sich fast nie im aplanatischen Zentrum der Segmente) verhindert wird.

Habe ein Jenalab-Pol mit kleiner Phasenkontrasteinrichtung. Für die Verwendung des U-Tisches gibt es eine zusätzliche Frontlinse für den Kondensor. Wenn ich mit ihr die Phasenkontrastblenden nutze, bekomme ich die Blenden im konoskopischen Strahlengang gut abgebildet. Mehr kann ich nicht ausprobieren => es gab ja keine U-Tisch-Phasenkontrastobjektive von Zeiss-Jena. Prinzipiell scheint der Phasenkontrast aber möglich zu sein.

ZitatSoso,
wenn man also die Brechzahldifferenz so schön genau damit bestimmen kann,
warum ist denn dieses Objektiv dann so eine Seltenheit?

Sind Phasenkontrastobjektive für Polmikroskope nicht immer selten?

VG

Erik

Nomarski

Hallo Erik,

wenn du schon so fragst, auch die UD-Objektive ohne den Phasenring sind ziemlich selten.

VG
Bernd