Zeiss Plan Neofluar 100/1,3 - Präparateschutz blockiert

Begonnen von Ole Riemann, Juli 20, 2020, 21:47:16 NACHMITTAGS

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Ole Riemann

Liebe Zeiss-Kenner,

bei meinem Plan Neofluar 100/1,3 am Zeiss Axiophot ist der Federmechanismus für den Präparateschutz nicht funktionstüchtig. Das Objektiv ist in der Position mit eingeschobenem Frontteil arretiert und daher mit den übrigen Objektiven am Revolver nicht abgeglichen. Vermutlich ist der Mechanismus durch verharztes Fett blockiert.

Wenn ich die mit dem roten Pfeil markierte Schraube öffne, schaffe ich mir dann große Probleme? Ich vermute, es handelt sich lediglich um eine Schraube, die die Objektivhülle mit der Gravur fixiert. Nach dem Öffnen sollte ich eigentlich schon weiterkommen.

Gibt es hierzu Erfahrungen?

Danke und viele Grüße

Ole



TPL

Hallo Ole,

nur um sicherzugehen: hast Du den Frontteil schon zurückgedrückt und dann gedreht?

Viele Grüße,
Thomas

Stephan Hiller

Hallo Ole,

die Schraube kannst du getrost entfernen. Sie greift in eine Fräsrille ein, die den Linsenstack führt und wie Thomas schreibt durch Drehen in der zurückgezogenen Position arretiert.
Wie das Objektiv zu öffenen ist beschreibe ich dir später mit Bildern. Dazu benötgt man aber spezielles Werkzeug, dann ist es aber ganz einfach.

Gruß

Stephan

Stephan Hiller

#3
Hallo Ole,

hier kommen die Bilder.
Das Objektiv (wie alle dieser Baureihe) wird durch einen Schraubring zusammengehalten. Dieser Ring ist der Farbkodierring - also in deinem Fall der weisse Ring. Schraubt man diesen ab und hat vorher die Schraube, auf die du schon hingewiesen hast, entfernt kann man den Linsenstack vorsichtig herausziehen (wenn er nicht schon durch die dahinterliegende Feder von selbst herausgedrückt wird). Nach Entnahme des Linsenstacks reinigt man die Außenfläche vorsichtig mit Petrolether, ebenso das Innere der Objektivhülse. Ich habe bei Objektiven die dein beschriebenes Problem hatten (verharztes Fett) nicht mehr nachgefettet (wenn überhaubt dann nur mit einem niederviskosen Zeiss Instrumentenfett 15 - aber nur ganz leicht fetten). Ich bin der Meinung, hier muss eigentlich nicht gefettet werden. Beim Zusammenbau dann darauf achten, dass sich die Feder nicht zwischen Objektivstack und Hülse einklemmt und die Schraube nach Ausrichtung der Rille unter das Schraubloch wieder einschrauben. Damit sollte dein Probem dann behoben sein. Hier die Bilder eines teilzerlegten Plan Neofluars (etwas andere Bauart als dein Objektiv - es hat nicht die Führungsschraube).



Der Farbkodierring ist normalerweise ziemlich fest aufgeschraubt (manchmal lässt er sich schwer lösen). Aber mit den folgenden Werkzeugen sollte das probemlos gehen. Eine Mini Boa zum Umgreifen des Farbkodierrings (nur das Gummiband um den Ring legen und mit Handkraft halten und drehen). Die Holzglubbe nimmt mit der passenden Öffnung das Objektiv auf und wird über die Holzzange moderat geklemmt. Man kann noch zur besseren Reibung einen Streifen Gymnastikband in die Glubbe einlegen:



Und hier noch ein Bild eines zerlegten Plan Neofluars das exakt dem Bautyp deines Objektivs entspricht. Man erkennt die hakenförmige Ausfräsung in welche die Schraube eingreift um das Objektiv in der zurückgezogenen Position zu arretieren. Der Farbkodierring dieses Objektivs war mit Gewindesicherungslack gesichert und ging recht schwer auf, aber mit 2 Holzglubben hat es dann doch funktioniert. Die messingfarbene Gleitfläche ist vermutlich bei deinem Objektiv mit verharztem Fett belegt und muß gereinigt werden.



Viel Erfolg!

Stephan Hiller




Hagen v.T.

Hallo Ole,

aufgrund des anhand des Fotos zu erwartenden (guten) Zustands des Objektivs kann ich mir nur schwer vorstellen, dass  der Präparateschutz echt blockiert ist.

Viele Objektive haben eine "Präparateschutz-Verrasterung". Diese wird aktiviert durch leichtes Reindrücken und Drehen der Objektiv"spitze". Evtl. ist Dein Objektiv nur eingerastet (nicht eingerOstet  ;) ).

Wie TPL schon schrieb:   Bitte dreh mal vorsichtig am "distalen" also "unteren" Ende des Objektivs. Vielleicht kommt dann das Objektivende (wieder) weiter raus und ist wieder federnd.

Liebe Grüße
Nils
Wer glaubt im Besitz der alleinigen Wahrheit zu sein, scheitert am Gelächter der Götter.  frei nach Albert Einstein

Stephan Hiller

#5
Hallo Nils,

der äußere Zustand eines Objektivs sagt leider nichts über den inneren Zustand aus. Aus leidvoller Erfahrung kann ich dir sagen, dass selbst fabrikneu erscheinende Objektive bezüglich des Deckglaschutzes altersbedingt und auf Grund langer nicht Benutzung häufig nicht mehr korrekt funktionieren und klemmen.
Aber es ist natürlich richtig und legitim zu fragen, ob das Objektiv eventuell nur im eingerasteten Zustand ist und hier ein "Bedienfehler" vorliegt. Auf Grund von Ole's Erfahrung würde ich das aber mal ausschließen wollen.

Aber er wird uns sicher sagen ob er versucht hat das Objektiv zu entriegeln und ob es im entriegelten Zustand korrekt federt.

Die Passungen im Objektivzylinder sind sehr eng toleriert und ein Austrocknen des Fettes kann rel. leicht erfolgen. Daher meine Anmerkung dass ich nach einer Reinigung den Federmechanismus nicht mehr schmieren würde. Es besteht m. E. keine Gefahr dass er sich ohne Schmierung verklemmt zumal der Federmechanismus ja nicht ständig betätigt wird sondern allenfalls von Zeit zu Zeit. Falls es dann wirklich mal hakeln sollte ist das Objektiv wenn man es schon mal geöffnet hatte ja schnell nochmal zerlegt und mit etwas Fett geschmiert.
Das eigentliche Problem bei der Reparatur ist die Öffnung des Indexringes wozu man spezielles Werkzeug und ein gewisses "mechanisches Gefühl" braucht. Ein verbogener Indexring oder ein mechanisch beschädigter Zylinder wären die Folge von falschem Werkzeug und zu brutaler mechanischer Gewalt beim Öffnen. Der Rest ist dann ein Kinderspiel. Ich kann Ole auch anbieten hier zu unterstützen (z.B. Werkzeuge auszuleihen wenn er sich das selbst zutraut) oder auch versuchen (ohne Gewähr natürlich) sein Objektiv zu öffnen.

Das Objektiv das ich im letzten Bild gezeigt habe war noch nie geöffnet worden. Ich habe es gestern Abend extra für die Dokumentation hier zerlegt um das Innenleben und den Einhängemechanismus zu zeigen. Der Ring ging wie gesagt sehr schwer auf, weil Gewindeschutzlack benutzt wurde. Je nach Exemplar und Menge des Gewindeschutzlacks kann man hier mehr oder weniger Probeme haben. Ich denke das Öffnen sollte man nur mit entsprechendem Werkzeug und dem gewissen Gefühl (Erfahrung) machen.  Man sollte erkennen wann man besser aufhört bevor mit zu viel Gewalt so ein doch recht teures Objektiv irreversibel beschädigt wird.

Stephan Hiller

Ole Riemann

Liebe Kollegen, lieber Stephan,

ganz herzlichen Dank für die Beratung und die selbsterklärenden Bilder. Leider ist der Mechanismus wirklich verklebt/verharzt, nicht nur eingerastet. Ich war gleich heute morgen im Keller, musste aber bei meinen provisorischen Werkzeugen schnell einsehen, dass ich nicht die nötige Kraft an der richtigen Stelle einsetzen kann, um den Ring, der vermutlich mit Gewindeschutzlack gesichert ist, zu öffnen. Stephan, ich hätte gar keine Bedenken, das Objektiv mal auf die Reise zu schicken und Deinen kompetenten Händen anzuvertrauen, wenn das möglich wäre ... ich melde mich noch per PN.

Beste Grüße

Ole


Stephan Hiller

Hallo Ole,

kannst du den Optikzylinder von Hand noch bewegen, oder sitzt er komplett fest?

Grüße

Stephan