Insektenlarven im polarisiertem Licht, warum?

Begonnen von cabo, November 15, 2016, 15:28:25 NACHMITTAGS

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cabo

Hallo an die Runde,

bei manchen Larven ist die Region von (fotografischem) Interesse optisch zu dicht, sodass man diese im Hellfeld faktisch nicht fotografieren kann. Polarisiertes Licht kann hierbei hilfreich sein, da z.B. innerhalb der Köpfe doppelbrechende Strukturen vorliegen die diese dann im pol-Licht quasi von innen beleuchten. Interpretiere ich das so richtig?

Zwei Beispiele:

1. Nymphe der Eintagsfliege


2. Zuckmückenlarve




Das gleiche Phänomen dürfte auch bei den Muschelkrebsen von Frank Fox zur Geltung kommen und nicht, dass Frank zufällig immer frisch gehäutete fotografiert hat, wie später im Thread vermutet.

Grüße aus der grauen Suppe

Christian


Ernst Hippe

Hallo,
gut getroffen! Mit Pol. erkennt man besonders die Muskelstränge, auch bei Kleinkrebsen. Die Schalen der Muschelkrebse zeigen sich oft vielfarbig, was wiederum die Struktur besser erkennen lässt. Mit Hilfsobjekten ist das sehr wirkungsvoll.
Gruß Ernst Hippe
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Michael Müller

Hallo Christian,

Zitat... innerhalb der Köpfe doppelbrechende Strukturen vorliegen die diese dann im pol-Licht quasi von innen beleuchten. Interpretiere ich das so richtig?

Das interpretierst Du richtig. Bei streng gekreuzten Filtern kann nur Licht zur Kamera gelangen, dass durch die doppelbrechenden Strukturen (z.B. Muskeln) verändert wird. Dieses Licht durchläuft dann die darüber liegenden Schichten und wird da entsprechend absorbiert. Das Licht geht also von den doppelbrechenden Strukturen aus, als wären diese "Lampen". Natürlich wird kein zusätzliches Licht erzeugt. Da aber nur dieses Licht die Kamera erreicht, ist der Kontrast viel höher als bei einer "normalen" Beleuchtung.

Viele Grüße

Michael
Gerne per Du

cabo

Hallo Herr Hippe,

Blattfußkrebse konnte ich ja schon so einigermaßen ablichten, Muschelkrebse bisher noch nicht. Das könnte dann ein Thema für die kommenden langen Nächte werden. Tiere hab ich vorrätig.



Hallo Michael,

Danke für die Bestätigung meiner Vermutung.


Gruß aus dem Nebel

Christian

cabo

Nun hab ich noch ein Beispiel: Muschelkrebse. Im Hellfeld sieht man die nur als dunklen Umriss, aber im pol-Licht kann man (mehr oder weniger) schön die äußeren Strukturen des Carapax darstellen:




Abendlichen Gruß

Christian

Peter V.

#5
Hallo Christian,

Ostracoden habe ich immer als nervig-störenden und häßlichen Beifang beim Tümpel empfunden und sie nie für wert befunden, sie abzulichten. Deine Foto belehren mich gerade eines Besseren! Super-Bild!

Herzliche Grüße
Peter
Dieses Posting ist frei von kultureller Aneigung, vegan und wurde CO2-frei erstellt. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.

Michael Müller

Hallo Christian,
ich kann mich da Peter nur voll und ganz anschließen. Jeder, der schon mal versucht hat, Muschelkrebse zu untersuchen und sie dann als zu schwierig beiseite geschoben hat, wird sich bei Deinem Bild begeistert die Augen reiben.
Vielen Dank, dass Du uns so meisterhaft auf die Möglichkeiten der "inneren Beleuchtung" durch die doppelbrechenden Strukturen hingewiesen hast. Mir war das so zumindest nicht klar und ich werde wohl in Zukunft öfter einfach mal die Pol-Filter einschieben.

Viele Grüße

Michael
Gerne per Du

Ernst Hippe

#7
Ja, sie sind zu lebendig! Aber nach einer Häutung geht es mit den Hüllen einfacher, wenn auch bei mir nicht so herrlich klar wie auf dem letzten Bild:



(mit Hilfsobjekt 1230nm)

Gruß Ernst Hippe
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cabo

#8
Danke an Peter und Michael, dass euch mein Bild gefällt. Ich hab das eigentlich nur zur Demonstration schnell mal zusammengestapelt. Blöderweise hab ich vergessen ein reines Hellfeldbild zum Vergleich zu machen.

Hallo Herr Hippe,
da haben Sie ja eine erstaunliche Farbenpracht gezaubert. Ist das die Exuvie? Bei meinem Bildern habe ich bewusst auf Hilfsobjekte verzichtet, um diese  einigermassen in der natürlichen Farbe darzustellen. Hilfsobjekte muss ich mir mal "professionelle" besorgen, zur Zeit habe ich nur Tesafilm (auf Objektträger geklebt), eine Plastikkarte (von K.H.) und ein kleines Stück Glimmerplatte (auch von K.H.).

Gruß

Christian



Ernst Hippe

Ich nehme an, daß es eine Exuvie ist. Man findet auch einzelne Schalen, die zu solchen Farbenspielen reizen, auch mit Glimmerplättchen.
Um zum ursprünglichen Thema zurück zu kommen: gerade auch bei Insektenlarven (und Puppen) lassen solche Farben z.B. Muskelstränge gut hervortreten:



Gruß Ernst Hippe
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cabo

Hallo Herr Hippe,

eine schöne Aufnahme einer Büschelmückenlarve haben Sie da. Haben Sie hierzu ein Glimmerplättchen als Hilfobjekt verwendet?
Ich muss mich tatsächlich mehr mit Hilfobjekten befasssen, bisher nutze ich polarisiertes Licht immer recht sparsam, wie z.B. bei dieser Mückenlarve:




Viele Grüße

Christian

Ernst Hippe

Ja, mit Glimmer 1230nm, soweit ich mich erinnere. Aber diese Klarheit erreiche ich mit meinen Achromaten leider nicht. Tolles Bild!
Gruß Ernst Hippe
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cabo

Zitat von: Ernst Hippe in November 23, 2016, 15:52:18 NACHMITTAGS
Aber diese Klarheit erreiche ich mit meinen Achromaten leider nicht.

Die Mückenlarve wurde auch "nur" mit einem Achromaten aufgenommen. Einem Olympus SPlan 4. Es ist natürlich ein Stack aus ca. 80 - 100 Einzelbildern. Ich denke die "Klarheit" ist lediglich das Ergebnis des Stapelns und der relativ aufwendigen Nachbearbeitung im Photoshop. 

Gruß

Christian


A. Büschlen

Hallo Christian,

du schreibst:
Zitatbisher nutze ich polarisiertes Licht immer recht sparsam

Ich denke, dass gerade deshalb deine Bilder eine ganz besondere Ausstrahlung haben!

Ich bin immer wieder beeindruckt.

Gruss Arnold
Schwerpunkt z.Z.:
- Laub- und Lebermoose.
- Ascomyceten als Bryoparasiten.

Michael Müller

Hallo Hr. Hippe,
Sie geben dankenswerter Weise immer den "Wert" des Hilfsobjektes an. Dazu habe ich einige Anfängerfragen:
Ist der angegebene Wert die Wellenlänge des ausgelöschten Lichtes oder der optische Wegunterschied zwischen ordentlichen und außerordentlichem Strahl?
Kann man bei selbst hergestellten Hilfsobjekten diesen Wert auch ohne aufwändige spektroskopische Untersuchungen abschätzen? Ist es z.B. möglich, aus dem RGB-Wert eines Hintergrundpixels die ausgelöschte Wellenlänge abzuleiten?

Neugierige Grüße

Michael Müller
Gerne per Du