Winterlich stimmende Anthracen-Kristalle

Begonnen von Schrodt, November 22, 2016, 17:18:18 NACHMITTAGS

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Heiko

Hallo Jürgen,

ich darf noch einmal zwei Achsenbilder des Anthracens in der Hoffnung zeigen, ein Wissender tue seine Meinung dazu kund:



Viele Grüße,
Heiko



Schrodt

Hallo Heiko,

vielen Dank für deine schönen Achsenbilder. Ich bin gespannt, ob sie uns jemand genauer erklärt !

Viele Grüße
Jürgen aus Hemer

Schrodt

#17
Hallo Mikrofreunde,

da die schönen Anthracen-Schmelzbilder von Heiko sehr stark von meinen gezeigten Bildern abweichen, habe ich heute Nachmittag auch wieder
ein Anthracen-Schmelzpräparat angefertigt. Nachstehend beschreibe ich meine Vorgehensweise und zeige dazu 3 Bilder.

Ich streue auf den Objektträger einige Anthracen-Plättchen und decke sie mit einem großen Deckglas 24 x 40 mm ab. Dann klemme ich das Deckglas mit 2 Wäscheklammern an den Enden fest, damit es sich beim Schmelzen nicht verschiebt. Mein Schmelzvorgang ist in zwei Abschnitte
unterteilt.

!. Schmelzabschnitt

Erst schmelze ich das Anthracen vorsichtig über einem brennenden Teelicht an. Das Präparat halte mit den Wäscheklammern über das Teelicht
und bewege es hin und her, damit sich die Hitze besser verteilt. Das Schmelzergebnis beobachte ich immer wieder mit einer 10 x Lupe.
Wenn sich dabei plattenförmige Kristalle bilden, beende ich den Schmelzvorgang. Damit sich das Deckglas beim Mikroskopieren nicht verschiebt,
sichere ich die kurzen Ränder mit etwas Vaseline. Das Ergebnis zeigt beispielhaft das folgende Bild. POL + und Lambda  •  PL APO 16/0.40.




2. Schmelzabschnitt

Ich verstärke jetzt die Erhitzung des angeschmolzenen Präparates mit einer brennenden Kerze . Das Präparat halte ich mit den Wäscheklammern
über die Kerze und bewege es hin und her, damit sich die Hitze besser verteilt. Den Schmelzvorgang beobachte ich immer wieder mit einer 10 x
Lupe. Wenn dabei die plattenförmigen Kristalle verschwinden und stattdessen körnige und verzweigte Kristalle entstehen, beende ich den
Schmelzvorgang. Damit sich das Deckglas beim Mikroskopieren nicht verschiebt, sichere ich erneut die kurzen Ränder mit etwas Vaseline.
das Ergebnis zeigen beispielhaft die folgenden zwei Bilder. POL + und Lambda. •  PL APO 16/0.40.






Viel Vergnügen beim Nachschmelzen.

Jürgen aus Hemer

Sascha D. F.

Hallo,

schon sieht es aus.
Ihr wisst aber schon, dass Anthracen zu den PAK's gehört.
Die als Umweltgifte und teilweise krebserzeugende Stoffe überall geächtet werden.
Die Grenzwerte für diese Stoffe sind noch ohne Grund niedrig. Und Ihr spielt damit offen rum, erwärmt das alles noch schön. Ich hoffe Ihr habt ne geeignete Absaugung.
LG
Sascha

Schrodt

Hallo Sascha,

vielen Dank für deinen Gefahrenhinweis. Ich habe es versäumt auf die Gefährlichkeit hinzuweisen, weil ich gedacht habe, dass jeder von uns der
mit diesen Stoffen experimentiert, sich über die Gefahren informiert hat.
Ich arbeite bei Anthracen mit winzigen Mengen direkt neben einer geöffneten Fenstertür. Ich glaube , dass durch dieses Vorgehen die Gefahr
ausreichend gebannt ist. Zur besseren Information füge ich nachstehend noch die Sicherheitshinweise aus Wikipedia an.

Viele Grüße
Jürgen aus Hemer



Schrodt


Schrodt

Hallo Mikrofreunde,

ein kleiner Tipp: Auch ohne Lambda bekommt man beim Anthracen interessante Bilder !

Nachstehend zwei Mikrofotos ohne Kompensator Lambda  •  POL +  •  PL APO 16/0.40. •. Sehfeld ø ≈ 1,4 mm.

Viel Grüße
Jürgen aus Hemer




Heiko


Hallo Jürgen,

ja, das Anthracen ist in vielerlei Hinsicht interessant und eine Herausforderung.

Aus xylolischer Lösung sind gute Einkristalle zu erhalten:



Und dann diese auffallende Dispersion, am Einkristall, eingedeckt in Silicon:



?????????? 10x

Vorsichtshalber habe ich den ,,Gesundheitszustand" meines Systems noch einmal am Muskovit überprüft.



...

Viele Grüße,
Heiko

Schrodt

Guten Morgen Heiko,

vielen Dank für deine interessanten und schönen Bilder. Sie bereichern den Anthracen-Beitrag und machen Lust auf weitere Experimente !

Mit herzlichen Mikrogrüßen
Jürgen aus Hemer

olaf.med

Liebe Anthracen-verseuchte,

dieser Beitrag ist mir bisher durch die Lappen gegangen, möchte aber nun noch meinen Senf dazugeben, da Heiko ja mal wieder wunderschöne Achsenbilder gezeigt hat.

Anthracen ist für Konoskopiker eine dankbare Substanz, denn eine der optischen Achsen steht nahezu senkrecht auf der größten Kristallfläche, man findet also immer geeignete Schnitte für Achsenbilder.

Da Anthracen monoklin kristallisiert und die Achsenebene die (010)-Fläche ist, kann prinzipiell nur geneigte Dispersion und/oder eine Dispersion des Achsenwinkels auftreten. Ob es eine geneigte Dispersion gibt kann man nur prüfen wenn man beide Achsenausstichpunkte gleichzeitig sieht, und das gelingt bei dem großen Achsenwinkel des Anthracens nahe 90° auch bei höchstaperturigen Systemen leider nicht. Hier könnte noch eine Untersuchung an einer orientierten Kristallkugel oder einem Zylinder am Spindeltisch helfen, aber das ist ein erheblicher Aufwand. An Heikos Achsenbildern sieht man aber, dass der Achsenwinkel für violettes Licht deutlich größer ist als für rotes Licht (die hyperbelförmig gekrümmte Isogyre ist an der Innenseite rot und an der Außenseite blau gesäumt.

Herzliche Grüße,

Olaf
Gerne per Du!

Vorstellung: http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=4757.0

... und hier der Link zu meinen Beschreibungen historischer mineralogischer Apparaturen:
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=34049.0

Wutsdorff Peter

Guten Abend Olaf,
vor langer Zeit (?) hast Du einen Kurs in dieser Disziplin abgehalten.
Du hast auch die entsprechenden Bilder hier im Forum veröffentlicht.
Ich habe sie abgespeichert, sie sind aber nicht mehr auffindbar.
Beabsichtigst Du wieder einen Kurs zu halten, wann, wo ?
Hast Du die Bilder noch?
Würde es Dir Mühe machen, sie noch einmal zu zeigen?
Im Voraus vielen Dank für Deine Mühen.

                             Gruß Inschpeter

Rawfoto

Guten Abend

Tolle Gemeindschaftsproduktion, Jürgen, was ist denn das monochrome Bild auf der Einladung, das haut mich vom Hocker ...

Liebe Grüsse

Gerhard
Gerhard
http://www.naturfoto-zimmert.at

Rückmeldung sind willkommen, ich bin jederzeit an Weiterentwicklung interessiert, Vorschläge zur Verbesserungen und Varianten meiner eingestellten Bilder sind daher keinerlei Problem für mich ...

Schrodt

Guten Morgen Gerhard,

es freut mich, dass die Anthracen-Bilder weitere Antwort-Beiträge nach sich gezogen haben.
Das monochrome Bild eines Farnblattes auf der Einladung ist ein spezielles Fraktal von Michael Barnsley, das mit "Iterierten Funktionen Systemen IFS"
( Iterated Functions Systems IFS ) - Algorithmen der Chaostheorie - erzeugt worden ist.
Michael Barnsley hat die Grundlagen für dieses Verfahren entwickelt. Dabei werden natürliche Objekte näherungsweise durch fraktale Objekte dargestellt.
Das Fraktal auf der Einladung war als Hinweis auf den fraktalen Bereich der Ausstellung gedacht. Ich hatte damals mehrere Fraktale-Programme als
Ergänzung zur Verfügung gestellt, die von dem mir bekannten Informatiker R. Simanski mit einem Computer vorgeführt wurden, während ich mich
um die Erklärung der Mikrofotos und die Bedienung der von der Firma Rasche aus Hemer zur Verfügung gestellten Mikroskope gekümmert habe.
Nachstehend zeige ich noch etwas weitergehende Informationen über die interessanten Barnsley-Fraktale.

Mit herzlichen Mikrogrüßen
Jürgen aus Hemer











olaf.med

Lieber Peter,

nein, ein weiterer Kurs über Kristalloptik im Rahmen der Spindeltisch-Mikroskopie ist nicht geplant, aber die Informationen incl. der Bilder sind jederzeit über meine Homepage hier abrufbar. Dort findet man sie unter "Downloads zur Kristalloptik".

Herzliche Grüße,

Olaf
Gerne per Du!

Vorstellung: http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=4757.0

... und hier der Link zu meinen Beschreibungen historischer mineralogischer Apparaturen:
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=34049.0

Heiko


Gut nur, dass der Zaubermeister hier einmal nach dem Rechten geschaut hat.  :D

Die folgenden ,,Koloraturen" bringen keine weiteren Ergebnisse, machten aber etwas Mühe und sehen auch ganz nett aus ...






Viele Grüße,
Heiko