Warum häufige Delamination bei Zeiss Optik?

Begonnen von Baldrian, Dezember 06, 2016, 00:44:45 VORMITTAG

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Baldrian

In diesem Jahr habe ich mich mit etlichen älteren Mikroskopen beschäftigt. Zunächst vor allem mit Leitz und später mehr mit Zeiss neben Einzelgängern von Olympus, Unitron, Euromex etc.

Mir fiel auf, dass Zeiss West Optiken relativ oft von Delamination betroffen waren, insbesondere die Okulare vom Zeiss Standard. Bei einigen Leitz Mikroskopen habe ich niemals Derartiges festgestellt. Ebenfalls nicht bei einigen Mikroskopen von Carl Zeiss Jena.

Auch bemerkte ich einmal, dass die Delamination bei Optiken von einem Zeiss Standard Mikroskope spontan auftrat. Das geschah bei einem Mikroskop, das von DHL bei Frost im sehr kalten Zustand geliefert wurde, gleich nach dem Auspacken im geheizten Zimmer bei zwei Okularen und einer Linsengruppe an einem Binokular. Ich konnte zusehen, wie die Delamination ausgehend vom Rand unregelmäßig wenige Millimeter in Richtung Zentrum stattfand. Offenbar war die Verkittung dem temperaturbedingten Schrumpfungs- und Ausdehnungsprozess nicht gewachsen.

Ist das von mir wahrgenommene überdurchschnittliche Auftreten der Delamination bei Optiken von Zeiss West eher dem Zufall zuzuschreiben oder sind sie tatsächlich mehr davon betroffen als jene von anderen Herstellern?

Tom

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Dr. Jekyll

Moin Tom,

Die häufigen Delaminationen bei der Zeiss Optik sind ein bekanntes Phänomen und hängen offenbar mit dem verwendeten Linsenkitt zusammen.
Es gibt Delaminationen die die Optik völlig unbrauchbar werden lässt. Es gibt aber auch Fälle in denen der Schaden keine Beeinträchtigungen bei der Verwendung bedeuten. Z. B. bei den DIC-Kondensatoren sind häufig die Prismen delaminiert, wobei oft keine spürbare Verschlechterung des Bildes zu bemerken ist.

Gruß
Harald
Beste Grüße
Harald

Herbert Dietrich

Hallo Tom,

einen Hauptgrund für Delamination bei (Zeiss) Optiken hast Du gerade beschrieben: starke Temperaturschwankungen verursachen Spannungen.
Meines Wissens verwendete Zeiss West früher für das Verkitten der Linsen Caedax, vielleicht reagiert der besonders sensibel auf Spannungen zwischen
den einzelnen Gläsern.
Eine Reparatur der Delamination von älteren Zeiss Okularen mittels Xylol und Caedax ist allerdings kein großes Problem.

Herzliche Grüße
Herbert

Dr. Jekyll

Hallo Herbert,

Zeiss hat wohl verschiedene Verkittungsmaterialien verwendet. Die Reparatur der Okulare ist leider nicht immer möglich, da Kleber dabei waren die sich nicht lösen lassen.

Beste Grüße
Harald
Beste Grüße
Harald

Peter V.

#4
Hallo,

ich habe gerade ein paar angesammelte "KPL"-.Briefbeschwerer an zwei Foristen versandt. Einer ist sich sicher, ein gute Verfahren für die "Re-Lamination" gefunden zu haben, ein weiterer versucht sich ebenfalls daran. Scheint zur Zeit ein "heißes Thema" zu sein. Ich hoffe, dass einer von beiden kein so großes Staatgeheimnis aus seiner Methode macht und seine Ergebnisse auch im Forum zeigt und das Verfahren vorstellt.

Leider geben ja nicht alle erfolgreichen Re-Laminatoren ihre "Geheimrezepte" preis...

Herzliche Grüße
Peter
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Baldrian

Zitat von: Herbert Dietrich in Dezember 06, 2016, 08:02:56 VORMITTAG...
Eine Reparatur der Delamination von älteren Zeiss Okularen mittels Xylol und Caedax ist allerdings kein großes Problem. ...

Hallo Herbert, hast du dazu nähere Infos? Meine eigenen Gedanken dazu gehen eher in Richtung Glaskleber wie Uhu Glas oder Epoxydharz.

Tom
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Baldrian

Es wundert mich, dass das Zeiss Standard so beliebt ist, wenn in dem System Delaminationen so oft auftreten. Habt ihr das bei den Carl Zeiss Jena Mirkoskopen auch festgestellt? Ich konnte dort noch nichts Ähnliches entdecken.

Tom   
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the_playstation

#7
Hallo.

Der Grund bei Temeraturwechseln können sein:
1.) Unelastisches Kitmaterial oder Kitmaterial, wo die Weichmacher entwichen sind.
2.) Keine plane Kitfläche und daher unterschiedliche Ausdehnungen der beiden verkitteten Linsen.
3.) Die Verwendung von thermisch nicht stabilen Glassorten. Bei Teleskopen nutzt man Glassorten, die sich möglichst nicht oder nur gering ausdehnen oder zusammenziehen.
4.) Die Nutzung verschiedener Glassorten und damit unterschiedlichen Ausdehnungskoeffizienten.
5.) Eine ungleichmässige Erwärmung oder Abkühlung der aussenliegenden Linsen im gegensatz zu den innenliegenden Linsen, die besser geschützt sind.
6.) Eine nicht spannungsfreie Montage
...

Edit:
CZW Standard Mikroskope sind beliebt, weil es nicht nur auf Delaminationen ankommt.
Ausbaufähigkeit.
Verfügbarkeit von Teilen.
Haptik/ Ergonomie (z.B. Gängigkeit des Fein- und Grobtriebes)
Preis/Leistungs-Verhältnis
Verharzte Triebe?
...
Man muß alle Vor- und Nachteile berücksichtigen. Die CZJ Optiken sind super. Aber ich würde ein CZW Stativ einem CZJ Stativ vorziehen weil der Trieb sehr angenehm ist.

Liebe Grüße Jorrit.
Die Realität wird bestimmt durch den Betrachter.

Herbert Dietrich

Hallo Peter, Hallo Tom,

wie heißt es so schön: wer lesen kann ist eindeutig im Vorteil.

Mein Geheimnis habe ich schon mehrmals im Forum beschrieben, aber das ist wohl zu einfach, da man keine Linsen trennen muss.

Okular aufschrauben, delaminiertes Linsenpaar einige Stunden bis Tage in Xylol legen(in einem Salznäpfchen o.ä.)
wenn das Xylol den Luftspalt vollständig ausfüllt träufle ich etwas mit Xylol verdünntes Caedax rings um die Trennrille der Linsen.
setze das Ganze in einem zweiten Salznäpfchen Xyloldämpfen aus, damit das Caedax langsam in den Luftspalt einziehen kann.
Anschließend überschüssiges Caedax mit etwas Xylol entfernen, Linsen säubern. Fertig.

Damit mein Zimmer nicht nach Xylol duftet, verschließe ich das Ganze in ein größeres Twist- off Glas.

Herzliche Grüße
Herbert

Peter V.

#9
Hallo Herbert,

Hast Du mal auf den Link in meinem Post geklickt?

DU warst doch gar nicht gemeint!!  :D

Aber wenn Du Dich schon meldest: Hast Du gewisse "Langzeiterfahrungen" mit Deiner Methode?

Wenn man die Beschreibung in meinem Post liest, dass 5-jährige Forschung dazu notwendig war, kann man sich ja kaum vorstellen, dass es so einfach sein soll.

Hast Du denn nur leicht randdelaminierte Okulare derart behandelt oder auch derartige Katastrophenxemplare?



Herzliche Grüße
Peter
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Herbert Dietrich

Hallo Peter,

ich habe mich auch gar nicht auf den Schlips getreten gefühlt, da ich ja schon einige Male meine "Weisheit" kundgetan hatte.

Also das erst gezeigte Okular dürfte mit meiner Methode zu retten sein, bei dem zweiten vermute ich, dass bereits ein Bastler sich daran versucht hat.
Wenn sich hier die Verklebung mit Xylol oder sonstigen Chemikalien lösen lässt, kann man vielleicht auch dieses noch retten.
Ich habe bestimmt schon einige Dutzend Okulare repariert, ich kann gar nicht mehr sagen, wann ich damit anfing, bestimmt schon vier, fünf Jahre.
Bis jetzt hat noch niemand reklamiert. Der Vorteil meiner Methode, sollte sich nach einigen Jahren doch nochmal eine Delamination zeigen, so lässt sich
die Methode problemlos wiederholen. Bei Glaskleber usw. wäre ich da skeptisch.

Ich habe schon einigen Foristen Okulare repariert, vielleicht erinnert sich der eine oder andere daran und kann seine Erfahrung kundtun.

Herzliche Grüße
Herbert

Baldrian

Herbert, danke für die Beschreibung. Bei Gelegenheit werde ich deine interessante Anleitung ausprobieren. Ich bin gespannt.

Seltsam finde ich, dass Xylol dazu geeignet ist, da man damit ja das Immersionsöl abwischt. Ist das nicht riskant, wenn es an den Kitt zwischen Linsen kommt?

Tom
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Herbert Dietrich

Hallo Tom,

wenn der Kitt Caedax oder ein anderer Canadabalsam ist, wird er durch das Xylol angelöst. Das beabsichtige ich ja auch.
Der nun zugegebenen Caedax verdrängt das Xylol, bzw. vermischt sich etwas mit diesem. Dadurch verbindet sich das neue Caedax nahtlos mit der bisherigen Verklebung.
Kürzlich habe ich ein Eile, das Xylol zu kurz einwirken lassen, Ergebnis: man konnte fotografisch die Nahtstellen alt-neu darstellen, mit bloßem Auge fiel das nicht auf.

Wie sind denn Deine Erfahrungen mit Glaskleber, Epoxidharz usw.?

Du wischst mit Xylol Immersionöl ab!!! Doch hoffentlich nur vom Deckglas bei einem Dauerpräparat. Oder?

Herzliche Grüße
Herbert

Baldrian

Hallo Herbert, ich habe bisher noch keine eigenen Versuche gemacht, sondern lediglich im Internet recherchiert, um die richtigen Inspirationen zu finden. Hat das von dir verwendete Caedax eine genaue Produktbezeichnung? Woher beziehst du es?

Xylol und Immersionsöl. Ich verwende Immersionsöl nur selten, aber wenn, dann gebe ich einige Tropfen Xylol auf ein Papiertaschentuch und säubere damit das Objektiv.

Tom     
   
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Herbert Dietrich

Hallo Tom,

Caedax ist nicht mehr im Handel erhältlich, ich habe gehört (?), dass glasklarer Kanadabalsam (zur Zeit bei ebay) auch gehen soll.

Xylol zum säubern des Objektiv's ??? Du schreibst selbst:
Seltsam finde ich, dass Xylol dazu geeignet ist, da man damit ja das Immersionsöl abwischt. Ist das nicht riskant, wenn es an den Kitt zwischen Linsen kommt?


Herzliche Grüße
Herbert