Pol-Revolver Dialux zentrieren - Tipps & Tricks gesucht

Begonnen von Mikroman, März 01, 2019, 19:22:21 NACHMITTAGS

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

Mikroman

Guten Abend,

nachdem ich jetzt endlich ein passendes Okular mit Fadenkreuz (und Nase zum Einhaken) fand, wollte ich just for fun mehr hergehen und meine Polobjektive am Revolver zentrieren. Zwei passende Schlüssel besitze ich. ABER ich sitze an einem Objektiv mehr als eine Stunde; das Objektiv ist mehr schlecht als recht zentriert und das Genick tut mir weh.

Deshalb meine Frage: gibt es hier eine best practice Vorgehensweise? Wie ist Eure Strategie beim Justieren?

Dank im voraus und mit vielen Grüßen

Peter
Zu sehr auf sich selbst zu beharren,
ist ein unvernünftiges Vergeuden der Weltsubstanz (Juarroz, 9. Vertikale Poesie,1)

olaf.med

Lieber Peter,

ich habe immer mit meinen Studenten gewettet - und gewonnen - dass ich 5 Pol-Objektive innerhalb von 60 Sekunden hinreichend genau zentrieren kann. Mein Vorgehen ist anders als in den Lehrbüchern beschrieben. Ich verwende ein sehr fein strukturiertes Präparat (Dünnschliff eines feinkörnigen Gesteins), beginne mit dem stärksten Objektiv, suche den "Polarstern" als Drehzentrum und ziehe den mit den beiden Zentrierschlüsseln in den Fadenkreuz-Mittelpunkt. Dann stelle ich eine markante Objektstelle ins Zentrum, die dort bis zum Ende der Prozedur verbleibt. Dann wechsele zum nächstkleineren Objektiv ziehe meine markante Stelle mit den Zentrierschlüsseln ins Zentrum und wiederhole das für alle Objektive mit sinkender Vergrößerung - fertig.

Herzliche Grüße,

Olaf
Gerne per Du!

Vorstellung: http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=4757.0

... und hier der Link zu meinen Beschreibungen historischer mineralogischer Apparaturen:
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=34049.0

Peter V.

#2
Hallo Peter,

ich kann das eigentlich kaum beschreiben - ich mache das "intuitiv" und habe nie groß darüber nachgedacht. Ich versuche mal, mein Vorgehen in Worte zu fassen: Die optische Mitte siehst Du ja durch das Fadenkreuzokular. Ich drehe nun den Drehtisch mit einem beliebigen Präparat und schaue, wo denn das Zentrum der Drehbewegung ist bzw. um welche mehr oder weniger ortsfeste Stelle des Präparates sich der Rest dreht. Liegt diese Stelle zum Beispiel links unten, muss ich durch Drehung der beiden Zentrierschrauben diese Stelle in die tatsächliche Mitte bekommen. Ich stelle das erst in einer und dann in der anderen Achse ein. Die Feinabstimmung führe ich dann mit einem kleinen "Korn" durch. Wenn man "den Bogen raus" hat, ist es wirklich nicht schwer, aber ich weiss, dass das vielen Leuten Probleme bereitet. Irgendwie war das bei mir von Anfang an ein Automatismus. Am einfachsten ist es bei niedrig vergrößernden Objektiven, da man das Zentrum der Drehung immer gut lokalisieren kann. Bei den hohen Vergrößerungen tut man sich manchmal als Ungeübter etwas schwer, weil dieses "Zentrum" außerhalb des Sehfeldes liegt.
Ich hoffe, es einigernmaßen verständlich formuliert zu haben - bin mir aber nicht sicher  ;)

Herzliche Grüße
Peter

PS: Sehe gerade, dass Olaf zwischendurch auch schon geantwortet hat.

Zitat5 Pol-Objektive innerhalb von 60 Sekunden
...aber nicht die von ZEISS!!!  :D ;) Für d i e würdest auch Du 120 Sekunden benötigen - oder?
Dieses Post wurde CO2-neutral erstellt und ist vegan. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.

Mikroman

Wunderbar - Dank Euch beiden - Ihr habt vermutlich mein freies Wochenende verlängert.

Happy Weekend

Gruß
Peter
Zu sehr auf sich selbst zu beharren,
ist ein unvernünftiges Vergeuden der Weltsubstanz (Juarroz, 9. Vertikale Poesie,1)

Wutsdorff Peter

#4
Grüß Euch Ihr Experten!
Bei den Texten von Olaf und Peter habe ich Verständnisschwierigkeiten.
Ich mache das nach der Methode der  halben Auslenkung.
Bei meinem Poladun IV habe ich die Möglichkeit, den Tisch zu zentrieren.
             Zuerst wird der Ring, der das Objektiv  im RMS-Gew. hält,  unter dem STEMI zentriert.



Dann wird das schwächste Obj. eingeschraubt, dann weiß ich, daß das Objektiv bis auf das Gewindespiel zentrisch sitzt.
Das Objektiv wird in die Schwalbenschwanzführung gesteckt
Als Objekt nehme ich einen Kalibrier-Objekt-Träger, spanne ihn in den x-y-Schieber und benutze einen Punkt, den ich in die Mitte unter das Fadenkreuz schiebe.



Dann drehe ich den Poltisch bis ich die größter Auslenkung erhalte und verschiebe den Poltisch mit seinen Zentrierschrauben auf die halbe Auslenkung.
Mit dem x-y-Schieber positioniere ich den Punkt auf das Fadenkreuz .
Dann ist die Zentrierung  des Tisches ok..
Dabei wird die Zentrierung des Objektivs nicht verstellt!! Es wird nur die Zentrierung des Poltisches geändert.
Diese Prozedur braucht nur einmal vorgenommen zu werden
Anschließend werden alle  anderen Objektive mit Hilfe der Zentrierschrauben am Objektiv nach der gleichen Methode der halben Auslenkung zentriert.
Die RMS-Verschraubungen sollten nicht mehr gelöst werden, da sich sonst durch das Gewindespiel die Zentrierung ändert.
Beim Arbeiten brauche ich nur sehr geringe Veränderungen der Zentrierungen der Objektive vorzunehmen.

Übrigens: Eine Wasserwaage an einem Teodolithen wird ebenfalls auf halben Ausschlag justiert.

Gruß Peter



olaf.med

Lieber Peter,

ZitatAnschließend werden alle  anderen Objektive mit Hilfe der Zentrierschrauben am Objektiv nach der gleichen Methode der halben Auslenkung zentriert.

Klar, so steht's ja auch in jedem Lehrbuch! Trotzdem gehe ich jede Wette ein, dass ich schneller bin und nach fast 40 Berufsjahren und Erfahrung mit Studenten, weiß ich, dass die Methode mit dem "Sternenhimmel und dem Polarstern" leichter zu vermitteln ist.

Herzliche Grüße,

Olaf
Gerne per Du!

Vorstellung: http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=4757.0

... und hier der Link zu meinen Beschreibungen historischer mineralogischer Apparaturen:
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=34049.0

Bernhard Lebeda

Zitat von: olaf.med in März 03, 2019, 15:52:55 NACHMITTAGS
Lieber Peter,

ZitatAnschließend werden alle  anderen Objektive mit Hilfe der Zentrierschrauben am Objektiv nach der gleichen Methode der halben Auslenkung zentriert.

Klar, so steht's ja auch in jedem Lehrbuch! Trotzdem gehe ich jede Wette ein, dass ich schneller bin und nach fast 40 Berufsjahren und Erfahrung mit Studenten, weiß ich, dass die Methode mit dem "Sternenhimmel und dem Polarstern" leichter zu vermitteln ist.

Herzliche Grüße,

Olaf


...und ich erinnere mich noch sehr gut, dass ich mir vorkam wie ein Volldepp, als ich zusah wie Olaf mein Mikroskop in einer Minute(!) zentriert hatte. Nachdem ich vorher stundenlang....na ja ihr wißt schon.. :o

Viele Mikrogrüße

Bernhard
Ich bevorzuge das "DU"

Vorstellung