Graphocephala Auge Polarisation

Begonnen von Jürgen H., August 06, 2009, 21:50:42 NACHMITTAGS

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Jürgen H.

Liebe Mitmikroskopiker,

Vor drei Tagen konnte ich es nicht mehr abwarten und habe die neuen Leicaklingen von Klaus ausprobiert. Leider habe ich nicht den richtigen Halter dafür, so dass das Messer viel zu steil stand, alle Schnitte rollten sich, aber einer ist halbwegs gelungen, den ich hier zeige:


Schnittstärke 5 mü,  Färbung in Hämatoxylin Ehrlich und Eosin Y. Die Fixierung erfolgte in Bouin (Pikrinsäuregemisch) anschließend die Paraffineinbettung, nicht sonderlich gut gelungen, wie sich zum Beispiel an den Rissen im Bereich der Basalmembran beim Übergang in den ersten optischen Lobus des Gehirns vor allem aber an nicht abgebildeten Stellen des Präparats zeigt.  Die Ommatidien, das sind die braungepixelten Schläuche, in denen die Verwandlung des Lichts in ein neuronales Signal stattfindet, sind leicht schräg getroffen und zeigen daher zwischen dem basalen Grund und der Cornea - der Haut, die die Augen bedeckt - alles schräg angeschnittene Schlauchstückchen. Der nachfolgende Schnitt wärs wohl gewesen, aber der rollte sich so stark unter dem Messer, dass er nicht mehr verwertbar war. (Lieber Detlef, wenn Du das hier vielleicht lesen solltest: Ich würde mich s e h r freuen, wenn es bald etwas mit dem Messerhalter werden könnte... ) Die Ommatidien sind von der Cornea, rosa gefärbt, bedeckt. Davor liegt noch ein dünnes Häutchen, das nicht mit gefärbt ist.

Bereits in dieser Hellfeldaufnahme ist eine gewisse Kompartimentierung der Cornea zu sehen. Für jede Ommatidie scheint von dieser durchgehenden Cornea ein eigenes Feld, vergleichbar einer eigenen Linse zu bestehen - so wie ein Fliegenauge oder das zuletzt gezeigt Mückenauge für jede Ommatidie eine eigene Linse besitzt.

Deutlich wird diese Kompartimentierung aber im polarisierten Licht:


Abhängig von der Stellung des Polarisators leuchtet ein Teil der Cornea völlig hell auf, ein andere Teil zeigt hingegen ein Bild, als fiele das Licht seitlich ein und als würden dann die Abgrenzungen zwischen den Kompartimenten Schatten werfen.

Vermutlich rühren doch die Polarisationserscheinungen von der feinen regelmäßigen Schichtung der Cornea her, wobei bemerkungswert ist, dass das äußere Häutchen überhaupt nicht doppelbrechend ist. Diese Schichtung der Cornea, die zu dieser Kompartimenterscheinung führt, ist gewiss nicht zufällig.

Möglicherweise führt diese regelmäßige Schichtung zu einem Material, dass hinsichtlich der Brechzahl nicht einheitlich ist und damit Linsenwirkung zeigt, auch ohne wie eine Linse  geformt zu sein? Oder ermöglicht diese Ausformung der Cornea dem Insekt, das teilpolarisierte Licht des blauen Himmels wahrzunehmen?

Oder gibt es andere Ideen für diese Erscheinung?

Rätselnde Mikrogrüße

Jürgen Harst