Welches MEOPTA-Mikroskop habe ich?

Begonnen von Philipp G, Dezember 30, 2016, 21:50:41 NACHMITTAGS

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Philipp G

Hallo zusammen,

wie der Titel schon sagt möchte ich herausbekommen welches MEOPTA-Mikroskop ich "geerbt" habe und im besten Fall eine Anleitung dazu finden.

Vielleicht kann es jemand anhand der Bilder erkennen.

Zusätzlich habe ich noch folgende Information:

- in der Box steht Apparatustyp: B 36 Bi (Wobei die 36 wahrscheinlich für die Standard Meopta Ableichlänge steht? Oder ist das bereits die Modellbezeichnung?)
- Wie am Bild sichtbar ist es ein Durchlichtmikroskop ohne eigene Lichtquelle, nur mit verstellbarem Spiegel.
- Objektive sind mit 10, 25, 25 und 100-facher Vergrößerung dabei, Okulare mit 6, 10, 15 und 20-facher Vergrößerung, Binokularstück mit Faktor 1,2x und ein Fototubus.
- Meiner Einschätzung nach wurde es um 1950/60 gebaut.
- Falls Teilenummern/Seriennummern(?) der Einzelteile helfen kann ich die nachreichen.







Danke schon mal jetzt für eure Hilfe.

Beste Grüße
Philipp

Hugo Halfmann

Das sieht wie ein Nachbau des Zeiss Jena L-Statives aus. Evtl. hat Meopta dieses Modell zu Ostblock / RGW Zeiten in Lizenz nachgebaut.
Viele Grüße aus dem Bergischen Land

Hugo Halfmann

plaenerdd

Hallo,
sieht wirklich sehr nach Lg-Stativ aus.
Wenn Du dafür eine Bedienungsanleitung brauchst, kann ich eine einscannen, aber so wahnsinnig viel einzustellen gibt es da ja nicht. Was man vielleicht mal an Deinem Modell ausprobieren könnte, ob sich der Grobtrieb in seiner Leicht-/Schwergängigkeit genauso wie am Lg-Stativ dadurch verstellen lässt, dass man die beiden Grobtriebknöpfe gegeneinander verdreht. Alles andere ist eher "allgemeine Mikroskopbedienung" und die findest Du auch in der Mikrofiebel, oben rechts unter dem Impressum in der Kopfzeile des Forums. Wichtig wäre noch, dass der Feintrieb einen oberen und einen unteren Endpunkt hat, über den man nicht mit Gewalt drüberfahren darf. Wenn es da irgendwann schwer geht, muss man den Grobtrieb bedienen und den Feintrieb dann in entgegengesetzter Richtung drehen, sonst macht man das so genannte Uhrwerk kaputt. Inwieweit die Optik was taugt, kann ich nicht sagen. Im allgemeinen hat Meopta ganz ordentliche Optiken gebaut. Wie die im konkreten Fall nach 50 bis 70 Jahren aussehen, hängt sehr davon ab, wie das Gerät gelagert und genutzt wurde. Da ist Ferndiagnose schwer. Wie laufen den die Triebe (Grob-, Fein- und Kondensortrieb) und die Kreuztischverstellungen? Könnte mir vorstellen, dass die ähnliche Probleme mit dem verharzenden Fett haben, wie die von Zeiss-Jena. Dann wäre eine Generalüberholung notwendig.
LG Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph

Philipp G

Hallo und danke für die schnellen und ausführlichen Antworten.
Sieht ähnlich aus aber nicht ganz gleich. Das Meopta hat einen eckigen Tisch im Vergleich zum runden am Zeiss Jena L. Ist aber schon ein Ansatzpunkt. Ich habe auch an Meopta geschrieben und bin gespannt ob ich eine (brauchbare) Antwort bekomme.

Die Grobtriebknöpfe lassen sich (nach ersten Versuchen) nicht gegeneinander verdrehen. Die Endpunkte für den Feintrieb sind auch eingraviert und wurde nicht zu viel verstellt.
Genutzt wurde es zumindest während der letzten 30 Jahre nicht und gelagert war es in der Original-Holzkiste.
Es lassen sich noch alle Triebe etc. bewegen, vermutlich aber zumindest die Kreuztischeinstellung etwas schwergängiger als gewollt. Habe leider keinen Vergleich aber eine Generalüberholung ist sicher nicht verkehrt.
Werde mich am Wochenende damit beschäftigen und über das Ergebnis berichten :)

Klaus Henkel

Zitat von: Philipp G in Januar 04, 2017, 18:46:09 NACHMITTAGS

Genutzt wurde es zumindest während der letzten 30 Jahre nicht und gelagert war es in der Original-Holzkiste.

Guten Tag Philipp!

Der Nach-Nachfolger des abgebildeten Mikroskops war das "Forschungsmikroskop DN 816 Bi, bei Jungner Instrument GmbH unter der Bestell-Nummer 64-30021-00; Preis 1.590,09 DM, ohne Mehrwertsteuer. Angeboten von Jungner, Hamburg, auf der Rückseite des Mikrokosmos 60. jahrgang, Heft 3, März 1971. Wenn wir von da 10 Jahre zurückrechnen, kommen wir für Ihr Modell auf etwa 1960 - oder noch viel früher.

Ein Zeiss(Jena)-Nachbau ist es bestimmt nicht, sondern eine eigene Meopta-Entwicklung, denn die M-Objektive waren derzeit - wie auch später noch - für 170 mm Tubuslänge berechnet. (Siehe Mikrofibel).

Grüße
KH


plaenerdd

#6
Hallo Phillip,
für die Lg-Mikroskope von Zeiss-Jena gab es einen sehr ähnlichen Tisch:

Für mich ist die Ähnlichkeit des Grundsstatives schon sehr auffällig, vom gänzlich anderen Bino-Tubus mal abgesehen. Sicher, wenn das stimmt, was Herr Henkel schreibt (und daran zweifele ich nicht) wird das Meopta sicher eine andere Tubuslänge haben.
Wenn Du Dich wirklich an eine Generalüberholung machen willst, kann ich Dir nur empfehlen, so wenig wie möglich und so viel wie (unbedingt) nötig zu machen. Wenn Du was zerlegst, immer schön fotografieren, damit Du die Teile gut wieder zusammen bringst. Niemals Gewalt anwenden. Es gibt vielleicht auch am Meopta die eine oder andere Linksgewindeschraube, die man nicht falsch herum "lösen" sollte. Für die mechanische Überholung immer zuerst die Optiken ausbauen, denn die sind am empfindlichsten. An der optikfreien Mechanik hilft oft etwas Warmluft (normaler Föhn), um altes Fett vorübergehend viskoser zu machen. Objektive nicht zerlegen! Nur Frontlinse und die hinterste Linse von außen reinigen. Wie das geht, steht in der Mikrofiebel.
Viel Erfolg!
Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph

liftboy

Hallo Phillip,

wie Gerd schon angemerkt hat, sehen sich alle Mikroskope aus dieser Zeit ähnlich (gleicher Zweck bedingt gleiches Aussehen).
Sieh Dir mal die Bauform der ersten Geräte in diesem Beitrag an:
http://www.mikroskopfreunde-nordhessen.de/dateien/LOMO.pdf

Grüße
Wolfgang
http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=785.msg3654#msg3654
LOMO-Service
Das Erstaunen bleibt unverändert- nur unser Mut wächst, das Erstaunliche zu verstehen.
Niels Bohr

Philipp G

Sehen sich wirklich alle sehr ähnlich.
Materialien über Meopta Mikroskope kann ich aber sowieso nicht viel finden, auch beim googeln auf englisch oder tschechisch.

Bei der Generalüberholung bin ich bisher auf 2 Schwierigkeiten gestoßen:
1. Wie lässt sich der Kreuztisch abnehmen? (sollte wahrscheinlich auch so funktionieren wie beim obigen Zeiss-Jena Lg)
2. Gibt es einen Trick um die drei Schrauben am Gleitblock aufzubekommen (Seite 10 in http://www.mikroskopfreunde-nordhessen.de/dateien/Lg-Rep.pdf)? Habe gestern schon etwas WD40 verwendet, lassen sich aber heute auch überhaupt nicht bewegen. Kann auch hier der Föhn helfen?

plaenerdd

Hallo Phillip,
ja das kannst Du gerne mal probieren. Da Metalle bei Temperaturänderungen Volumenänderungen ausführen und harzig gewordenes Fett beim Erwärmen meist wieder viskoser wird, hab ich auf diese Weise schon manchem trotzigen Gwinde meinen Willen aufgezwungen.
Mich würde das Innenleben von dem Meopta-Stativ sehr interessieren, z.B. ob das auch so ein Uhrwerk drin ist wie im Lg-Stativ. Du machst ja hoffentlich Fotos, schon, um am Ende alles wieder zusammen zu bringen. Würde mich freuen, wenn Du mal ein paar Fotos einstellst!
Beim Kreuztisch könnte diese Anleitung hilfreich sein, auch wenn das mal wieder Zeiss-Jena ist.
LG Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph

Philipp G

Hallo Gerd

Föhnen war erfolgreich und auch die Anleitung für den Kreuztisch hat sich als nützlich erwiesen, danke.

Ich konnte bisher noch keine Unterschiede zum Lg-Stativ feststellen, außer dass die Feintriebknöpfe mit einem Schräubchen gesichert sind.
Trotzdem schon mal ein Bild vom noch eingebauten Uhrwerk. Das konnte ich nämlich noch nicht herausziehen - ein Zahnrad scheint an der Feintriebwelle nicht vorbeizukommen.



Sollte Fett zwischen allen Teilen sein oder nur zwischen Beweglichen? Fettreste waren z.B. auch zwischen Standfuß und Aufbau.

LG Philipp

plaenerdd

Hallo Phillip,
das Uhrwerk muss fettfrei bleiben! Geht der Feintrieb denn zu schwer, oder warum willst Du das ausbauen? Mach nur so viel wie nötig! Ansonsten macht es natürlich vor allem zwischen beweglichen Teilen Sinn zu ölen oder zu fetten.
Danke für's zeigen des Bildes! Das hatte ich vermutet. Zeiss hat mit seinem 1934 erstmals gebauten L-Stativen für die nächsten 50 Jahre bestimmt, wie ein Mikroskop auszusehen hat, denn die Vorteile der bequemeren Arbeitsweise gegenüber den Hufeisenstativen der Vorära sind einfach zu offensichtlich. Vor allem der schräge Einblick, ohne den Tisch schräg stellen zu müssen war revolutionär.
Beste Grüße
Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph