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Aufbau Zecken-Chitin?

Begonnen von GuenterW, Januar 09, 2017, 20:14:10 NACHMITTAGS

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GuenterW

Liebe Forumsmitglieder,

zunächst einmal allen ein gutes 2017!

Hier zwei Fotos von einer Zecken "Chitinhaut". Es war die "letzte Zecke des Sommers" und sie hatte sich meinen Sohn als Wirt gesucht. Zum Glück entfernte sie meine Frau sehr früh und in noch wenig vollgesaugtem Zustand. Trotzdem wollte sie überprüfen, ob die Zecke Borrelien "infiziert" war. Deshalb wurde ein Test aus der Apotheke besorgt. Dazu wird die Zecke in einem Eppendorf Cup zerkleinert und dann getestet. Der Test war negativ, aber die Zecke wurde durch meine über den Angriff auf unseren Sohn verärgerte Frau so zerquetscht, dass fürs Mikroskop nur noch Teile des Chitin-Exoskeletts übrig blieben. Was hier gezeigt ist, ist ein Stück des ventralen Chitins neben den Stigmen (Tracheenöffnungen). Das kleine Stück wurde von mir zum Aufhellen über Nacht mit  Chloralhydrat behandelt und dann in Polyvinyllactophenol eingelegt. Und jetzt an den freien Tagen mikroskopiert.
Bild 1: Zeiss Planapo 100x mit einer Canon EOS 600 / Adapter 1,6x; DIC, Durchlicht; Bild 2 das gleiche Bild mit DIC Farbkontast (durch die unterschiedliche Kantenausrichtung hübsch bunt, aber wenig wissenschaftlicher Zugewinn).
 

1.

2.



Ich finde die Bilder soweit recht schön, vor allem auch wie das "Haar" die Chitinschicht durchbricht, aber ich blicke den Aufbau nicht so ganz. Vielleicht wissen die Forums-Entomologen hier mehr: ist dieser ziehharmonikaartige Aufbau und solche verdickten Chitinleisten (?) üblich für Insekten-Chitin-Exoskelette oder ist das eine Besonderheit von Zecken? Gewährleistet diese "Ziehharmonika" eventuell die notwendige große Dehnbarkeit beim Vollsaugen mit Blut? Ist die ,,Haut" zwischen den Leisten einfach dünneres Chitin oder grundsätzlich anders im Aufbau (z.B. mehr "dehnbares" Protein...)?

Besten Dank.

Günter

GuenterW

Sorry, ich sehe gerade, dass ich Unsinn geschrieben habe. Ich meinte Aufbau der Zecken-Cuticula, nicht Aufbau Zecken-Chitin (Chitin ist Chitin...) Wobei meine laienhafte Vorstellung ist, dass die Cuticula bei Insekten und bei den Spinnentieren / Zecken zu einem großen Teil aus Chitin besteht...

Gruß
Günter

Michael

Hallo Günter,

ich habe mich in der letzten Zeit etwas mit wasserlebenden Hornmilben (Oribatei) - speziell mit Trhyochthoniellus longisetus - beschäftigt, die nur sehr weitläufig mit den Zecken verwandt sind. Hornmilben sind meist stark gepanzert und können sich deshalb nicht "ausdehnen". An ihnen konnte ich (dehalb?) nie die von Dir gezeigten, auffälligen Strukturen am Außen-Skelett beobachten.
Ein kutikularisiertes Organ der Hornmilben ist aber dehnbar: der Ovipositor ("Legeapparat"), durch den bei der Eiablage die Eier gepresst werden. Der Ovipositor liegt im Inneren der Milben und ist nur bei entsprechend aufgehellten Exemplaren sichtbar:


Ovipositor von T. longisetus; PL40

Leider liegt dieses Organ schief zur Schärfenebene, so dass nur ein kleiner Teil scharf abgebildet wird. Dennoch sind ähnlich Strukturen, wie die von Dir beobachteten, an der Außenfläche der Röhre zu sehen.

Natürlich sind solche Einzelbeobachtungen kein Beweis, aber ich halte es dennoch für plausibel, dass eine entsprechende "Fältelung" der Cuticula eine Expansion ermöglicht und deshalb bei Zecken auftritt. Interessant finde ich auch, dass bei dem Ovipositor die "Fältelung" parallel zur Röhre verläuft und so eine radiale Ausdehnung ermöglicht, während bei Deinem Beispiel die Geometrie der "Fältelung" eine Ausdehnung in alle Richtungen ermöglichen würde.

Ein schönes Wochenende

Michael
Gerne per Du

connie

Hallo Guenter,
fantastische Bilder. Was kostet so ein Set (Mikroskop, Adapter, Camera), wie Du es für diese Bilder benutzt hast ungefähr gebraucht?
BG Connie

Fahrenheit

Lieber Günter,

meines Wissens erlaubt die gewellte Cuticula der Zecke den erstaunliche Größenzuwachs bei der Nahrungsaufnahme. eine voll gesogene Zecke sollte eine glatte Cuticula haben.

Herzliche Grüße
Jörg
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Arbeitsmikroskop: Leica DMLS
Zum Mitnehmen: Leitz SM
Für draussen: Leitz HM

plaenerdd

Hallo Günther,
ja Du vermutest richtig: Die Falten erlauben das "Aufblasen". Siehe auch hier im Forum.
Und hier noch ein schöner Faden zum Thema Zecken.
LG Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph

Herbert Dietrich

Hallo,

da musste aber Günther fast drei Jahre auf die Antworten warten ;)

Herzliche Grüße
Herbert

Klaus Herrmann

Hallo Connie,

ZitatWas kostet so ein Set (Mikroskop, Adapter, Camera), wie Du es für diese Bilder benutzt hast ungefähr gebraucht?

na so ab 2000.-€ aufwärts
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


Vorstellung: hier klicken

Carlos

Hallo Klaus,
Nun mach mal halblang.
Zitatna so ab 2000.-€ aufwärts
So verschreckt man Leute! Natürlich hast Du recht, wenn Du die Angaben zur eingesetzten Technik berücksichtigst, aber ...
eine ,,schrumpelige Chitin-Haut" kann man auch mit wesentlich einfachen, mikroskopischen Mitteln mit wissenschaftlich gleichem Aussagewert darstellen!
Mit meinen Möglichkeiten, kein DIK, keine Plan-Objektive, alles alte endlich Optik-Leitz, traue ich mir zu, zu einem vergleichbaren Bild mit gleicher Aussagekraft kommen!
Nichts für ungut
Gruß Carlos

Klaus Herrmann

#9
Hallo Carlos,

dann bin ich mal gespannt wie du ein Bild machst, das mit dem 2. vergleichbar ist. ;D

Und die Frage von Connie bezog sich eindeutig auf diese Ausrüstung mit der Günther die Bilder gemacht hat!
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


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Peter Reil

Zitat von: Carlos in September 02, 2019, 23:12:10 NACHMITTAGS
Mit meinen Möglichkeiten, kein DIK, keine Plan-Objektive, alles alte endlich Optik-Leitz, traue ich mir zu, zu einem vergleichbaren Bild mit gleicher Aussagekraft kommen!
Nichts für ungut
Gruß Carlos

Hallo Carlos,

das Bild würde ich auch gerne sehen - nur so zum Vergleich ....  ;)

Freundliche Grüße
Peter
Meine Arbeitsgeräte: Olympus BHS, Olympus CHK, Olympus SZ 30

Jürgen Boschert

Hallo zusammen,

ja, und Klausens Schätzung mit 2´000.- € für eine komplette DIC-Einrichtung ist wohl eher noch konservativ-euphemistisch.

Gruß !

JB
Beste Grüße !

JB

Herbert Dietrich

Da melde ich mich auch gleich an:

Zeiss West  Mikroskop mit Planapos und Dic und Fotoausrüstung für EURO 2.000.--,
so ein Schnäppchen gibts nicht alle Tage :)

Herzliche Grüße
Herbert

Aber es gibt ja von Zeiss West noch das "poor man DIC"