Objektträger putzen mit Aceton

Begonnen von Nora, Januar 17, 2017, 10:59:24 VORMITTAG

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Hagen v.T.

Zitat von: Jenz in Januar 18, 2017, 20:49:54 NACHMITTAGS

(Die echten Profis benutzen anscheinend Nitriersäure zum Entfetten der Objektträger (Quelle: Das große Kosmos-Buch der Mikroskopie).... geht bestimmt total gut und ist bestimmt auch supereinfach zu handhaben..... nur bekommt man dabei gelbe Finger.)

*** BITTE *** BITTE *** BITTE ***

KEINE Nitriersäure !

1) Ihr werdet keine fertige Nitriersäure bekommen (zumindest nicht meines Wissens) und wenn ihr echte (!) Nitriersäure selbst herstellt und nicht GENAU wisst was ihr tut (-> Temperatur), dann geht schon mal in Deckung. Selbst unter Einhaltung der richtigen Temperatur: IMMER im Abzug mischen !  Das Mischen von niedrig-konzentrierten Salpeter- und Schwefelsäure ist zwar nicht sooo gefährlich (dennoch IMMER im Abzug), aber hier war ja offensichtlich die Rede von ECHTER Nitriersäure.

2) Der Kauf zumindest von hochkonzentrierter Salpetersäure ("rauchend") wird 'eh schwierig für Otto Normalverbraucher

3) Hochkonzentrierte Salpetersäure muss man wirklich nicht daheim haben - auch nicht in einem Labor, wenn man sie nicht wirklich braucht.

4) Der angesprochene Terrorverdacht ist natürlich etwas überspitzt, aber prinzipiell richtig !

Liebe Grüße vom

Nibelungen-Nils

(...der viel zu selten hier ist)


Wer glaubt im Besitz der alleinigen Wahrheit zu sein, scheitert am Gelächter der Götter.  frei nach Albert Einstein

RainerTeubner

Hallo,

ich würd mit Aceton aus dem Baumarkt keine Objektträger putzen, das ist zu sehr verunreinigt und allenfalls als Lösungsmittel für Nagellack zu gebrauchen.

Viele Grüße!

Rainer
Mikroskop: Carl Zeiss Standard Universal
Bildbearbeitung: Gimp, Helicon focus und picolay
Kamera: Canon EOS 5D II

momotaro

#17
Hat zwar nicht unmittelbar mit Objektträgerreinigung zu tun.

Organisch-Chemische Experimentierkunst II:
(http://www.uni-saarland.de/lehrstuhl/jauch/lehre/experimentierkunst-ii.html)

Zitat: "Wie reinigt man Glasgeräte??? In der Regel mit der Spülmaschine.

Zum porentiefen Reinigen von Glasgeräten gibt es nichts besseres, als ein Isopropanol/KOH-Bad (In einer geeigneten Wanne Isopropanol mit soviel KOH (oder auch NaOH) versetzen, dass Bodensatz bleibt; ein frisch angesetztes Isopropanol/KOH-Bad entfaltet erst dann seine volle Reinigungsskraft, wenn es bräunlich ist). Zu reinigende Glasgeräte sollten immer ganz von der Ba:dflüssigkeit bedeckt sein und keine Luftblasen mehr enthalten.

Nachdem man Glasgeräte aus dem KOH-Bad genommen hat, gründlich unter fließendem Wasser abspülen, dann kurz (!!!) in 0,1-1N HCl-Bad tauchen (NIIIIEEEE einige Stunden oder gar über Nacht darin liegen lassen, weil sonst die Glasoberfläche sauer wird!!!), herausnehmen und gründlich mit dest. Wasser abspülen, dann ab in den Trockenschrank (60-70 °C).

Warum das Ganze??? Glas ist ein Ionenaustauscher. Durch langes Liegen in Säure tauscht Glas Na+ durch H+ aus, so dass die Oberfläche sauer reagiert! Das kann dazu führen, dass Reaktionen mit Basen nicht gehen, weil diese durch die Neutralisation der Glasoberfläche verbraucht werden, bevor sie mit den Reaktionspartnern reagieren können!

Generell: Glasoberfläche kann auch Reaktionen beeinflussen!!! Nicht nur Na+, H+, sondern auch OH-Gruppen an der Oberfläche von ,,SiO2" (ähnlich wie Kieselgel).

Um eine inerte Glasoberfläche zu erzeugen, kann man Glas einfach silylieren. Dazu macht man eine ca. 5%ige Lösung von  Chlortrimethylsilan in Chloroform. Diese gießt man in den Kolben und schwenkt ihn damit gut aus. Überschuss der Silylierungslösung abgießen, Kolben trocknen, fertig."

Grüße Helmut
,,Die Kunst ist lang, das Leben kurz, das Urteil schwierig, die Gelegenheit flüchtig." — Johann Wolfgang von Goethe Wilhelm Meister's Lehrjahre (1786–1830)

mikromeister

Zitat von: Carsten Wieczorrek in Januar 18, 2017, 23:34:53 NACHMITTAGS
70% Spiritus (Baumarktqualität)
20% konz. Amoniak
10% Fensterreiniger (ich verzichte mal auf eine Marke, billig reicht)

Darin lagere ich meine Objekträger und Deckgläser (in Tupperdosen) und wische sie bei Benutzung unmittelbar vorher mit Küchenkrepp ab.
Dann lässt sich dein Ergebnis mit einem guten Mikrofasertuch (Brillenputztuch) nochmal deutlich verbessern.

Küchenkrepp fusselt wie die Hölle.
Vielen Dank und freundliche Grüße

Markus


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Nora

ZitatGenerell: Glasoberfläche kann auch Reaktionen beeinflussen!!!
Das ist ja mal tatsächlich interessant. Kann das der Grund sein, warum säureempfindliche Färbungen mit der Zeit verblassen, obwohl man sie eigentlich extra neutral eingedeckelt hat?

momotaro

#20
Hallo Nora,

noch andere Zitate:

Romeis, Mikroskopische Technik 16. Auflage, 1968, §§ 97 - 101:

https://www.magentacloud.de/lnk/LpMVBTL1

Romeis, Mikroskopische Technik 17. Auflage, 1989, p. 168:

https://www.magentacloud.de/lnk/cdMVBcFv.

Da steht doch: ... Nach Säurebehandlung müssen die Gläser
sorgfältigst in fließendem Wasser gespült werden;
geringste zurückbleibende Säurereste können die
Haltbarkeit der Färbung reduzieren...

Ich denke, dass da keine Säurespuren zurückbleiben, sondern die Glasoberfläche durch die Reaktion mit der Säure chemisch verändert wurde.

Ich würde auch unterscheiden zwischen Reinigen und Entfetten.

Ultra Clean Microscope Slides:

http://users.wfu.edu/bonin/Microscope/UltraCleanSlides.htm

Grüße Helmut
,,Die Kunst ist lang, das Leben kurz, das Urteil schwierig, die Gelegenheit flüchtig." — Johann Wolfgang von Goethe Wilhelm Meister's Lehrjahre (1786–1830)

mikromeister

#21
Viele Rezepte fokussieren sich auf geheimnisvolle Mittel und langes Spülen.
Maximal wird noch auf die Reinheit der Chemikalien geachtet.

Meine Erfahrung zeigt, dass selbst sehr hohe chemische Reinheit von Reagenzien nicht viel Aussage über deren Partikelgehalt macht.
Partikel verunreinigen aber hinterher die Objekte.
Genauso wird mit den tollsten Mitteln aber Küchenkrepp oder auch Kimwipes gearbeitet, die Partikelschleudern der Extraklasse sind.

Unterm Mikroskop stören aber meist die Partikel und nicht so oft chemische Rückstände.

Ein Objekt (Träger), kann nach angepasster Vorreinigung einfach sorgfältig mit gutem Spülmittel (besser basischer Reiniger) einer guten Nylonbürste oder erstklassigem Mikrofasertuch und unbedingt OP-Handschuhen gespült und unter fließendem Wasser bürstend abgespült werden.
Dann mit destilliertem Wasser für Injektionen (=sterilgefiltert und damit partikelfrei + billig) abspülen und mit einer gefilterten Druckluftpistole trockenblasen.

Das gelungene Ergebnis ist hinsichtlich visueller Sauberkeit mit Wischen nicht mehr zu verbessern.
Auch nicht mit Wundermitteln und hochwertigen Reinraumtüchern.

Will man Sauberkeit im Sinne von chemischer Reinheit der Oberfläche wuss man wohl anders rangehen.



Vielen Dank und freundliche Grüße

Markus


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