Mineralogie: Pyrrhotite (Pyrrhotin) aus Norwegen im Anschliff

Begonnen von Ronald Schulte, Februar 13, 2017, 18:29:00 NACHMITTAGS

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Ronald Schulte

Pyrrhotite (auch Magnetopyrite, Pyrrhotin, Magnetkies) im Anschliff,



Heute möchte ich mal ein Mineral vorstellen die ich vorher noch nie gesehen habe. Meine Reflektionsmessung hat auch unmittelbar ausgewiesen das es sich um Pyrrhotite handeln muss.  Die Praxis von ein Reflektivitäts Messung wird in mein Beitrag von 27 Februar 2016 naher geklärt: https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=25181.0
,,Pyrrhotite ist ein häufig vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse Sulfide und Sulfosalze.
Es kristallisiert je nach Strukturtyp im monoklinen oder hexagonalen Kristallsystem mir der chemischen Zusammensetzung FeS bis Fe11S12.
Pyrrhotite ist in jeder Form undurchsichtig und entwickelt meist tafelige, pyramidale oder prismatische Kristalle, aber auch massige Aggregate von bronzegelber bis Messing artige Farbe bei grauschwarzer Strichfarbe."
(zitat, wikipedia).

Im Herbst von 2016 hat meine Arbeit sich für einige Zeit verlegt nach Nord Norwegen. Schlecht war das gar nicht. Weil ich ziemlich in die nahe war von die alten Kupfer Minen von Sulitjelma war selbstverständlich ein besuch einfach zu planen. Die Anreise auf sich war schon sehr interessant.
Hier einige Bilder so wie es da aussieht und wie einfach man da noch Erze finden kann.

Ein Schild am Langsvannsveien von das Langvatnet Fjord.





Eingang von eine Mine.





Ein kleinen Museum wurde in 1991 gestiftet.





Eine von vielen Halden die es in die Gegend gibt. Im Hintergrund ist das Langvatnet Fjord zu sehen.





Einfach mal durchschlagen um zu sehen wie es aussieht. Die Halden liegen voll mit Erze.





Später zu Hause habe ich dann einige Proben zersägt und zu anschliffe aufbereitet. Ein Beispiel wie man ein Erzanschliff herstellt wird hiergezeigt. So muss es nicht, so kann es!
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=26913.0


So sieht dann eins von die hergestellten Schliffe aus.







Am Leitz Orthoplan zeigt sich das wunderschöne Anisotrope leichtbraune Pyrrhotite.

Po = Pyrrhotite;
Sp = Sphalerite mit kleine Chalcopyrite einschlusse;
Ccp = Chalcopyrite.





Mit gekreuzte POL Filter (um fünf Grad dejustiert).





Im "Ore Minerals Under the Microscope von Bernhard Pracejus, zweite Ausgabe" wird das Pyrrhotite beschrieben:












Mit gekreuzte POL Filter (um fünf Grad dejustiert).





Oben ist ein Teil Creme weises Pyrite zu sehen.




Mit gekreuzte POL Filter (um fünf Grad dejustiert). Oben ist ein Teil Creme weises Pyrite zu sehen.




Grüße Ronald
Mikroskope:
Leitz Orthoplan (DL, AL-Fluoreszenz und Diskussionseinrichtung).
Leica/Wild M715 Stereomikroskop.
Mikrotom:
LKB 2218 Historange Rotationsmikrotom.

olaf.med

Lieber Ronald,

wieder eine sehr schöne Dokumentation, und vor allem, eine vorzügliche Politur. Meine Hochachtung!

Herzliche Grüße,

Olaf
Gerne per Du!

Vorstellung: http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=4757.0

... und hier der Link zu meinen Beschreibungen historischer mineralogischer Apparaturen:
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=34049.0

micromax

Lieber Ronald,

ich möchte mich Olaf anschließen. Deine Politur ist auf alle Fälle besser als die im Lehrbuch.

Meinen größten Respekt und weiterhin viel Spaß mit den Erzen!

Grüße
Thomas

Heiko

Liebe Mineralogen,

bitte vergesst mich nicht im Tal der Ahnungslosigkeit und verliert eine Wortgruppe zu der auffälligen Lamellierung im Zwölf-Uhr-Kristall der letzten, in Summe so wunderbar klar gezeichneten Aufnahmen.

Viele Grüße,
Heiko

Bob

Hallo Ronald,

vielen Dank für diesen schönen Bericht!

Ich habe auch eine Frage an die Mineralien-Fachleute: Vor drei und vier Jahren haben wir Urlaub auf einsamen ostschwedischen Inseln gemacht. Auf einer Insel haben meine Jungs ein ähnliches Mineral auf den Felsen liegend gefunden. Die kleinen Stücke lagen in unmittelbarer Nähe von einer Bitumen-artigen Pampe, bzw. waren darin eingeschlossen. Ich konnte mir keinen Reim darauf machen, wo die Bitumen-artige Substanz herkam, und was sie mit dem "Katzengold" zu tun hatte. Beides haben wir auf keiner anderen Insel gesehen. Auf dieser Insel gab es aber in dem Fels auch Streifen von Quartz-artigem Material, die wir sonst nirgends gesehen haben.

Kann jemand da einen Zusammenhang erkennen?

Viele Grüße,

Bob

Peter V.

#5
Hallo Ronald,

nun gib es schon zu: Du hast Deine Frau genötigt, in nächtelanger Photoshop-Sklavenarbeit die Polierkratzer zu entfernen  ;)

Im Ernst: Ich verstehe zwar wenig von dieser Materie, aber selbst ich erkenne die hohe Qualität dieser Anschliffe. Ich bin immer wieder überrascht und fasziniert: Wenn Ronald sich mit einer neuen Materie beschäftigt, entwickelt er in kurzer Zeit eine präparative Perfektion, die die professioneller Labore deutlich übersteigt. So war es auch schon bei der Histologie.

Glückwunsch zu diesen gelungenen Aufnahmen! Ich habe zwar Flugangst, aber in ein von Dir gewartetes Flugzeug würde ich mich setzen  ;)

Herzliche Grüße
Peter
Dieses Post wurde CO2-neutral erstellt und ist vegan. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.

Klaus Herrmann

ZitatIch konnte mir keinen Reim darauf machen, wo die Bitumen-artige Substanz herkam,

Hallo Bob, ich würde mal ganz profan allgegenwärtigen Teer am Meeresstrand vermuten!
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


Vorstellung: hier klicken

Bob

Hallo Klaus,

das Bitumen-Zeug lag etwa zwei Meter über dem Meeresspiegel, vielleicht 1 cm³ und genau nur an dieser Stelle auf dieser Insel. Und was hat das Bitumen-Zeug mit Katzengold zu tun? Großer Zufall?

Viele Grüße,

Bob

olaf.med

Lieber Heiko,

das ist sog. Gangart, also ein transparenter Begleiter des Erzes, der den Erzmikroskopiker nur peripher interessiert. Hier ist es ein lamellar verzwillingtes Carbonat, das durch eine extreme Doppelbrechung in unterschiedlicher Orientierung ganz unterschiedliches Reflektionsvermögen hat. Es könnte sich um Siderit (FeCO3) oder auch einfach Calcit (CaCO3) handeln.

Herzliche Grüße,

Olaf
Gerne per Du!

Vorstellung: http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=4757.0

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Ronald Schulte

@Alle,
Danke für euren Lob. Kratzenarm Polieren ist aber gar nicht so schwierig wie ihr denkt. Selbstverständlich sind wohl was Sachen die unbedingt müssen und weiter sollte man üben und noch mehr üben:
- nicht zu schnell herunter schleifen und polieren. Ich meine damit das ein schleifstufe von 20µm nicht verfolgt werden kann durch ein 1µm stufe. Meine ersten testen waren wirklich grausam und wie ich weitere stufen eingebaut habe wurde das Resultat schon besser.
- Eine endpolitur ist nicht nur ratsam, es ist notwendig und dann noch ist z.B. Chalcopyrit oder das weiche Galena nicht immer Kratzenfrei. Meine endpolitur hat 0,25µm Diamant Körner.
- Sehr sauber arbeiten, jede Politurscheibe hat seine eigene Lagerbeutel, wird getrocknet zwischen immer neues Papier usw;
- Ab 9µm wird immer mit Ultraschall gereinigt und immer in sauberes Wasser;
- Oberflachen immer mit viel Wasser und ein neues Watten Büchse sanft Reinigen;
- Hände sollte man mit Bürste waschen.

@Olaf, danke für deine erklärungen.

@Peter,

Nein nein, werde ich nie zugeben und ist auch nicht wahr.

ZitatSo war es auch schon bei der Histologie.

Hier sollte bitte nicht ,,war" sondern ,,ist" geschrieben werden. Die Histologie und Pathologie ist für mich noch immer Nummer eins und das wird nicht schnell anders werden. Diese Mineralogie spatzen ist nur ein seitlichen Ausflug um mal was anderes dazu zu machen. Ich kann ja nicht ewig Mause schneiden, werde dieses Jahr ein Insektentest machen mit Technovit 7100 und 8100.

Gruße Ronald
Mikroskope:
Leitz Orthoplan (DL, AL-Fluoreszenz und Diskussionseinrichtung).
Leica/Wild M715 Stereomikroskop.
Mikrotom:
LKB 2218 Historange Rotationsmikrotom.

Heiko

Danke Olaf,

im Durchlicht mit entsprechendem Verhalten, vermute ich ...

Viele Grüße,
Heiko

Klaus Herrmann

Hallo Bob,

ZitatUnd was hat das Bitumen-Zeug mit Katzengold zu tun?

Na ja, vielleicht auch was ganz anderes? Wo es Katzengold gibt könnte ja auch Katzensch.. in der Nähe sein? 8)

Im Ernst: an allen Küsten dieser Erde gibt es inzwischen Bitumen aus Tankern die die Welt umsegeln.
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


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olaf.med

Aber ja, lieber Heiko! Calcit hat eine Doppelbrechung von 0,17; also kanpp das 20-fache vom Quarz. Um im Dünnschliff nicht Weiß höherer Ornung zu erhalten, sondern bunte Farben, muss man schon dünner schleifen als normal.

Herzliche Grüße,

Olaf
Gerne per Du!

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