Botanik: Japanische Schnurbaum Styphnolobium japonicum syn. Sophora japonica

Begonnen von Hans-Jürgen Koch, Februar 26, 2017, 13:56:27 NACHMITTAGS

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Hans-Jürgen Koch

? Alle Pflanzenteile werden als stark giftig bezeichnet ?
Trotz der Artbezeichnung kommt der Schnurbaum nicht aus Japan.
Der Japanische Schnurbaum stammt ursprünglich aus Korea und aus den Trockenwäldern Chinas. Er gehört zu den Neophyten.
Neophyten = Pflanzen, die sich in Gebieten ansiedeln, in denen sie zuvor nicht heimisch waren.
Die Gattung Styphnolobium (Hülsenfrüchtler) ist in Deutschland nur mit einer Art vertreten.

Bild 01 Japanischer Schnurbaum (Styphnolobium japonicum) im Adenauerpark Speyer

Urheber: BlueBreezeWiki

Bild 02 Japanischer Schnurbaum (Styphnolobium japonicum)

Foto: H.-J_Koch
Meine Proben stammen aus dem Arboretum ,,Schloss Erbhof" Thedinghausen (Niedersachsen) vom 31.Mai 2016. http://www.schloss-erbhof.de/

Um 1747 schickte der als Missionar und Chinaforscher tätige Pierre Nicolas Le Chéron d'Incarville (21. August 1706 - 12. Juni 1757) die Samen des Baumes dem Botanischen Garten von Paris und damit gelangte der Baum nach Europa.
Der Japanische Schnurbaum ist ein bis zu 30 Meter hoher, sommergrüner, wärmeliebender, aber winterharter Laubbaum, mit einem meist recht kurzen Stamm und einer weit ausladenden, rundlichen, offenen Krone.

Seine Zweige tragen keine Dornen und bleiben auffallend lange glänzend dunkelgrün. Die wechselständig angeordneten, erst im späten Frühjahr erscheinenden, gestielten Blätter sind unpaarig gefiedert. Die insgesamt 7-17 Blättchen der bis zu 25 cm langen Fiederblätter sind eiförmig bis länglich und vorne zugespitzt.

Die Blättchenspreite ist obenauf glänzend dunkelgrün und unterseits dicht mit weißen bis bläulichen, enganliegenden Haaren besetzt. Im Herbst färben sich die Blätter manchmal leicht gelb. In der Regel fallen sie jedoch grün oder gelbgrün vom Baum.
Der Japanische Schnurbaum blüht von August bis September. Die Blüten werden in China als Zutat in Eierkuchen verarbeitet.
Die im Sommer sich öffnenden, 1 - 1,5 cm langen, gelblichweißen, duftenden Schmetterlingsblüten stehen in lockeren, endständigen, aufrechten oder überhängenden, bis 30 cm langen Rispen. Die Frucht ist eine bis 8 cm lange Hülse von der Form einer ,,Perlenschnur".
Im Spätherbst scheinen durch die trocken werdende Hülse die schwarzen Samen durch.
Die Früchte sind von September bis Oktober reif.
Instrumentenbauer schätzen das gut zu drechselnde Holz für Musikinstrumente.

Systematik:
Ordnung: Schmetterlingsblütenartige (Fabales)
Familie: Hülsenfrüchtler (Fabaceae)
Unterfamilie: Schmetterlingsblütler (Faboideae)
Gattung: Styphnolobium
Art: Japanischer Schnurbaum
Wissenschaftlicher Name: Styphnolobium japonicum syn. Sophora japonica
Volkstümliche Bezeichnung: Honigbaum, Schnurbaum, Perlschnurbaum, Japanischer Perlschnurbaum, Japanischer Pagodenbaum, Sauerschotenbaum, Chinesische Gelbbeere
Englischer Name: Japanese pagoda tree, Japanese design

Bild 03 Illustration

Dieses Bild ist gemeinfrei.
Quelle: Curtis's Botanical Magazine, London
Urheber: M.S. del., J.N.Fitch lith.

Bild 4 Früchte, Japanischer Schnurbaum (Styphnolobium japonicum)

Quelle: Flickr
Urheber: tracy aus north brookfield,Massachusetts, USA

Durch seine Früchte erhielt der Japanische Schnurbaum seinen Namen.
Diese bis zu acht Zentimeter langen Hülsenfrüchte haben, ähnlich wie bei dicken Bohnen, ein bis sechs Samen im Inneren und die Zwischenräume sind fest »geschnürt«. Die Samen des Japanischen Schnurbaums schmecken säuerlich. Aus diesem Grund wird er auch Sauerschotenbaum genannt.
Alle Pflanzenteile werden als stark giftig bezeichnet. Die Fruchtschale soll extrem giftig sein.
In den Blütenknospen findet man Flavonoide, darunter bis zu 30% Rutin (Rutosid).
Hierbei handelt es sich um eine Reihe sogenannter sekundärer Pflanzenstoffe, die Einfluss auf Farbe, Geschmack und Wirkung eines Nahrungsmittels auf den Menschen haben.
Flavonoide haben entzündungshemmende, antioxidative, antifungale, antivirale, antibakterielle, antimikrobielle und antikanzerogene Wirkungen. Kurz: Sie wirken gegen allerlei Erkrankungen. Die Forschung geht heute davon aus, dass Flavonoide von Pflanzen als Abwehrstoffe gebildet werden.
In der Rinde und den Samen findet man das Chinolizidinalkaloid Cytisin (Sorphorin), Lectine und Isoflavonoide.
Schnurbaumknospen sind als Teedroge nicht gebräuchlich. Sie dienen vor allem der industriellen Gewinnung von Rutin. Dieses Flavonoid wird in vielen Arzneimitteln (meist in Form des wasserlöslichen Troxerutins) gegen Venenerkrankungen eingesetzt.
Dank den Alkaloiden und Flavonoiden im Extrakt des Japanischen Schnurbaums wird die Fähigkeit der Haut zur Aufnahme von Vitaminen und Substanzen, die die Haut intensiv mit Nährstoffen und Feuchtigkeit versorgen, verbessert. Weiterhin helfen die heilenden und regenerierenden Eigenschaften des Japanischen Schnurbaums gegen Schäden des Hautgewebes.
Früher wurde die Droge in China unter dem Namen ,,Wai-Fa" zum Gelbfärben der Mandaringewänder genutzt.

Teil 1: Einjähriger Spross, Querschnitte 25 Mikrometer

Die Bilder 05 ,06, 07,08, 09 und 10 zeigen ungefärbte Schnitte.

Bild 05 Schnitte in einer Petrischale (Ethanol 70 %)


Bild 06 Übersicht, Japanischer Schnurbaum (Styphnolobium japonicum)


Bild 07 Jahresringgrenze, Japanischer Schnurbaum (Styphnolobium japonicum)


Bild 08 Xylem mit Tracheen, Japanischer Schnurbaum (Styphnolobium japonicum)


Bild 09 Strahlen, Japanischer Schnurbaum (Styphnolobium japonicum)


Bild 10 Markparenchym, Japanischer Schnurbaum (Styphnolobium japonicum)

Parenchymzellen, die über Tüpfel miteinander verbunden sind

W-3A-Färbung nach Wacker (Acridinrot-Acriflavin-Astrablau) modifiziert

Arbeitsablauf :
1. Probe liegt in 30 % Ethanol.
2. Aqua dest. 3x wechseln je 1 Minute.
3. Vorfärbung Acridinrotlösung 8 Min.
4. 1x auswaschen mit Aqua dest. .
5. Acriflavinlösung (differenzieren bis gerade keine Farbwolken mehr abgehen - Lupenkontrolle) ca. 12 Sekunden !!!.
6. 2 x auswaschen mit Aqua dest..
7. Nachfärbung Astrablaulösung 2 Minute.
Bei der Nachfärbung mit Astrablau eine Mischung aus Astrablau und Acriflavin im Verhältnis 3 : 1 verwendet (blau + gelb = grün).
Tipp:
Eine schöne Variante erhält man, wenn man in der letzten Färbestufe eine Mischung aus
Astrablau und Acriflavin im Verhältnis 3:1 verwendet. (3 Tropfen Astrablau und 1 Tropfen Acriflavin separat ansetzen und Gemisch mit der Pipette übertragen
8. Auswaschen mit Aqua dest. bis keine Farbstoffreste auf dem Objektträger verbleiben.
9. Entwässern mit 2x gewechseltem Isopropylalkohol ( 99,9 % )
10. Einschluss in Euparal.

Ergebnis:
Zellwände blaugrün bis grün, verholzte Zellwände leuchtend rot, Zellwände der äußeren Hypodermis orangerot, Cuticula gelb, Zellwände der innenliegenden Hypodermis tiefrot.

Bild 11 Übersicht, Japanischer Schnurbaum (Styphnolobium japonicum)

Die Zweige bleiben über Jahre hinweg grün, das Periderm wird erst später gebildet.
Im Jugendstadium ist der Spross behaart und weiß bereift.

Bild 12 Vergrößerung aus der Übersicht mit Beschriftung, Japanischer Schnurbaum (Styphnolobium japonicum)

St = Strahl, XY = Xylem, T = Trachee, J = Jahresringgrenze, K = Kambium, SK = Sklerenchym, S = Steinzellen, CU = Cuticula
Das Holz ist ringporig.
Ringporige Hölzer sind Hölzer, bei denen im Frühjahr (Frühholz) weitlumige Gefäße gebildet werden.

Bild 13 Markparenchym, Japanischer Schnurbaum (Styphnolobium japonicum)


Bild 14 Abschlussgewebe mit einer Lentizelle, Japanischer Schnurbaum (Styphnolobium japonicum)


Plants are the true rulers - Pflanzen sind die wahren Herrscher.

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Hans-Jürgen Koch

Bild 15 Kambium, Japanischer Schnurbaum (Styphnolobium japonicum)

Das Kambium ist für das sekundäre Dickenwachstum von entscheidender Bedeutung. Dadurch, dass das Kambium fortlaufend Zellen nach innen abgibt und der Stamm immer dicker wird, verschiebt sich auch das Kambium im Stamm immer weiter nach außen.

Bild 16 Jahresringgrenze, Japanischer Schnurbaum (Styphnolobium japonicum)


Bild 17 Vergrößerung, Japanischer Schnurbaum (Styphnolobium japonicum)


Bild 18 Auflicht – Fluoreszenzaufnahme, Japanischer Schnurbaum (Styphnolobium japonicum)

Fluoreszenzaufnahmen mit Anregungswellenlänge RoyalBlue mit 455 nm, 3 Watt LED, Sperrfilter LP 520, Erregerfilter BP 436/10

Bild 19  Auflicht – Fluoreszenzaufnahme, Japanischer Schnurbaum (Styphnolobium japonicum)

Fluoreszenzaufnahmen mit Anregungswellenlänge RoyalBlue mit 455 nm, 3 Watt LED, Sperrfilter LP 520, Erregerfilter BP 436/10
Hier handelt es sich nach meiner Meinung um eine mechanische Verletzung des Gewebes. Die Pflanze hat zum Schutz Periderm Zellen gebildet.

Bild 20 Auflicht – Fluoreszenzaufnahme, Japanischer Schnurbaum (Styphnolobium japonicum)

Fluoreszenzaufnahmen mit Anregungswellenlänge RoyalBlue mit 455 nm, 3 Watt LED, Sperrfilter LP 520, Erregerfilter BP 436/10

Bild 21 Auflicht – Fluoreszenzaufnahme, Japanischer Schnurbaum (Styphnolobium japonicum)

Fluoreszenzaufnahmen mit Anregungswellenlänge RoyalBlue mit 455 nm, 3 Watt LED, Sperrfilter LP 520, Erregerfilter BP 436/10

Teil 2: Einjähriger Spross, Längsschnitte 35 Mikrometer

Die Bilder 22, 23 und 24 zeigen ungefärbte Schnitte.

Bild 22 Übersicht, Japanischer Schnurbaum (Styphnolobium japonicum)


Bild 23 Vergrößerung, Japanischer Schnurbaum (Styphnolobium japonicum)


Bild 24 Vergrößerung aus der Übersicht, Japanischer Schnurbaum (Styphnolobium japonicum)


Bild 25 Übersicht, Japanischer Schnurbaum (Styphnolobium japonicum)


Bild 26 Vergrößerung, Japanischer Schnurbaum (Styphnolobium japonicum)


Bild 27 Vergrößerung, Japanischer Schnurbaum (Styphnolobium japonicum)


Bild 28 Auflicht – Fluoreszenzaufnahme, Japanischer Schnurbaum (Styphnolobium japonicum)

Fluoreszenzaufnahmen mit Anregungswellenlänge RoyalBlue mit 455 nm, 3 Watt LED, Sperrfilter LP 520, Erregerfilter BP 436/10

Bild 29 Auflicht – Fluoreszenzaufnahme, Japanischer Schnurbaum (Styphnolobium japonicum)

Fluoreszenzaufnahmen mit Anregungswellenlänge RoyalBlue mit 455 nm, 3 Watt LED, Sperrfilter LP 520, Erregerfilter BP 436/10

Quellen und weiterführende Informationen:

Wikipedia; Freie Enzyklopädie
Gregor Aas ,,Bäume", ISBN:3-7742-4058-2
,,Botanika" Das Abc der Pflanzen, ISBN: 3-8290-0868-6
Fritz Hans Schweingruber ,,Anatomie europäischer Hölzer", ISBN: 978-3-941300-51-4
Peter A. Schmidt ,,Taschenlexikon der Gehölze", ISBN: 978-3-494-01448-7
Kosmos Baumführer Europa, ISBN: 978-3-440-11741-5
Lexikon der Baum- und Straucharten, ISBN: 978-3-86820-123-9
,,Die große Enzyklopädie der Arzneipflanzen und Drogen", ISBN: 978-3-89996-508-7
,,Das neue Handbuch der Heilpflanzen", ISBN: 978-3-440-12932-6


Für konstruktive Kritik bin ich ebenso offen wie für lobende Worte.
Doch zunächst einmal wünsche ich viel Freude beim Lesen.

Hans-Jürgen
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Manfred Rath

Hallo Hans Jürgen,

ich verfolge jeden deiner Beiträge mit höchstem Interesse, es sind genau diese die mein Interesse an botanischen Schnitten erweckt haben,aber-
schon öfter kopiert, noch nie erreicht.

Liebe Grüße
Manfred
Ich lebe in der Region "Steirisches Vulkanland" - bin aber kein Vulkanier sondern waschechter Steirer.

Hans-Jürgen Koch

Hallo Manfred,

danke für dein Interesse.
Ich denke deine Beiträge zu Botanik z.B. die ,,Nadelblatt Querschnitte" sind hervorragend.

Gruß in die Steiermark.
Hans-Jürgen
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Fahrenheit

Lieber Hans-Jürgen,

wie immer eine sehr sorgfältige und informative Arbeit mit schönen Bildern!
Ich habe den Thread in der Liste "Botanik" aufgenommen.

Herzliche Grüße
Jörg
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Arbeitsmikroskop: Leica DMLS
Zum Mitnehmen: Leitz SM
Für draussen: Leitz HM

koestlfr

Moin Hans-Jürgen!

Tolle Doku, super Arbeit!

Spannend wie immer!

Liebe Grüße in den hohen Norden
Franz
Liebe Grüße
Franz

Hans-Jürgen Koch

Lieber Jörg, lieber Franz,

Es freut mich, dass euch meine Arbeit gefällt.

Gruß
Hans-Jürgen
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