Botanik : Gewöhnliche Robinie, Robinia pseudoacacia *

Begonnen von Carsten Wieczorrek, März 04, 2017, 20:25:35 NACHMITTAGS

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Carsten Wieczorrek

Hallo,
Robinia pseudoacacia ist ein sommergrüner Laubbaum aus der Unterfamilie der Schmetterlingsblüher. Sie gehört zu den Hülsenfrüchtlern. Ursprünglich in Nordamerika beheimatet, wurde die Robinie schon vor über 300 Jahren in Europa eingeführt. An vielen Orten wächst sie mittlerweile wild.

Robinia pseudoacacia wird bis zu 30 Meter hoch. Die Borke des Baumes ist graubraun und charakteristisch tief gefurcht. Der Baum blüht etwa ende Mai mit großen weissen Blüten, derenwegen die Robinie auch "Silberregen" genannt wird. Aus befruchteten Blüten bilden sich etwa 5-10 cm lange Hülsenfrüchte. Alle Teile der Robinie gelten als stark giftig. Auch verfügen zumindes die jungen Äste über starke, spitze Dornen.

Bild 1 zeigt eine Robinie aus dem äußeren Kölner Grüngürtel, Bild 2 eine Nahaufnahme der Borke. Bild 3 zeigt die sarken Dornen und Bild 4 eine Hülsenfrucht des letzten Jahres.

Bild 1 : Robinia pseudoacacia Baum



Bild 2 : Robinia pseudoacacia Stamm und Borke



Bild 3 : Robinia pseudoacacia die Waffen



Bild 4 : Robinia pseudoacacia Hülsenfrucht aus  dem letzten Sommer



Präparation und Färbung
Ein etwa 5 mm dickes Aststück wurde sofort in AFE gelagert. Geschnitten habe ich auf dem Handmikrotom mit Leica-Einmalklingen im SHK-Klingenhalter. Die Schnittdicke beträgt rund 30 µm. Obwohl das Holz sehr hart ist ließ es sich gut und regelmäßig schneiden.

Die Schnitte wurden aus AFE heraus einmal 2 Minuten in 10% Chlorlauge gebadet und dann mit reichlich Wasser gespült. Anschließend wurde mit  mit Wacker ASIM I bei 60°C für etwa 6 Minuten gefärbt. Nach der Färbung wurde mehrmals mit Wasser gespült, bis keine sichtbare Farbe mehr abging. Anschließend wurden die Schnitte mehrfach mit 100% Isopropanol gespült/entwässert. Eingedeckt sind die Schnitte in Euparal, die Deckgläschen wurden 2 Tage beschwert.


Luftblasen
Leider zeigen alle Schnitte ärgerliche Luftblasen. Die Blasen treten bei mir immer wieder einmal auf:
- sie entstehen nicht durch unvorsichtiges Auflegen des Deckglases
- sie entstehen "über Nacht"
- sie entstehen nur bei Bestimmten Pflanze, bei diesen aber bei allen Schnitten
- sie entstehen nie verstreut, sondern immer nur über den Markzellen

Ich vermute, die Luft ist in den bzw. zwischen den Markzellen eingelagert oder wird dort beim Schneiden eingepresst. Später wird sie von dem Euparal verdrängt und sammelt sich unter dem Deckgläschen. Für die Zukunft habe ich mir einen Exsikkator plus Vakuumpumpe bestellt :-)


Aufnahmen
Die Aufnahmen wurden mit CZJ Apochromaten und dem Projektiv PK 2,5 mit meiner Samsung aufgenommen. Das Übersichtsbild und die Übersichts-Fluoreszenzaufnahme sind gestitched aus 39 Kacheln. Jede Kachel ist in voller Kameraauflösung und besteht aus 6 bis 12 Einzelaufnahmen, die mit PICOLAY gestackt wurden. Die gestackten Bilder wurden mit Helicon Filter optimiert (geputz, weißabgleich). Zum Stitchen habe ich Image Composit Editor im automatik-Modus verwendet.


Fluoreszenz
Für die Fluoreszenzaufnahmen wurde Auflicht einer 3 Watt 430 nm LED verwendet. Gefiltert wurde mit dem CZJ-Filterwürfel 450-3 (enthält Anregungs- und Sperrfilter). Zusätzliche Anregungs- und Sperrfilter wurden nicht verwendet.


Übersicht
Bild 5 zeigt die gestitchte Übersichtaufnahme in 900 Pixel Breite. Das Originalbild ist 24679 x 24534 Pixel groß und kann hier herunter geladen werden (156 MB):

http://www.rheinflut1995.de/Fotos/Mikroskop/Robinie/Robinie_stitch.jpg


Das Bild 5 als "begehbares Bild" mittels Silverlight gibt es hier:

http://www.rheinflut1995.de/Fotos/Mikroskop/Robinie/Robinie_stitch.html


Bild 5 : Übersicht über den Astquerschnitt




Details
Jetzt kommen einige Detailaufnahmen. Bei zweien habe ich eine Skize zugefügt, und versucht, alles zu Beschriften. Dabei sind mir als Laie sicherlich Fehler unterlaufen, Korrekturen sind willkommen.


Verwendete Abkürzungen

C Cuticula
E Epidermis
Ko Kork
Kca Kork-Cambium
RP Rindenparenchym
Ba Bast
Ph Phloem
Ca Cambium
Xyk Xylem
Ms Markstrahl, Holzstrahl
Px Protoxylem
Tr Trachee
Ol Ölzellen ?

Bild 6 zeigt den Übergang vom der Rinde zum Xylem. Zu sehen sind die Korkzellen (hellblau), das Kork-Cambium (rotbraun), Phloem (grün) und Xylem (rot-orange). Aufgenommen mit dem 16/0,40 Objektiv.

Bild 6 : Rinde, Phloem und Xylem (mit Skize)





Bild 7 zeigt das Xylem. Zu sehen sind Tracheen und Holzstrahlen. Aufgenommen mit dem 16/0,40 Objektiv.

Bild 7: Mark in Auflichtfluoreszenz



Bild 8 zeigt einen Ausschnitt mit einem inneren Leitbündel. Am linken Rand befinnt das Mark. Aufgenommen mit dem 16/0,40 Objektiv.

Bild 8: Leitbündel (mit Skize)





Bild 9 zeigt den Übergang aus dem Phloem (oben) zum Xylem (unten). Weiterhin zwei kleinere Tracheen.  Aufgenommen mit dem 40/0,95 Objektiv.

Bild 9: Übergang Phloem/Xylem



Bild 10 zeigt einen Holzstrahl. Dieser besteht hier aus zwei parallelen Zellreihen. Aufgenommen mit dem 40/0,95 Objektiv.

Bild 10: zweireihiger Holzstrahl



Zum Abschluss zeigen die Bilder 11 bis 13 noch ein paar psychedelische Farben. Aufgenommen in Auflicht-Fluoreszenz.


Bild 11: Leitbündel, wie Bild 8



Bild 12: Xylem



Bild 13: Rinde, Phloem und Xylem, wie Bild 6



Viel Spaß beim Betrachten,

Carsten
Für's grobe : GSZ 1
Zum Durchsehen : Amplival Hellfeld, Dunkelfeld, INKO, Phasenkontrast
Zum Draufsehen : Vertival Hellfeld, Dunkelfeld
Zum Polarisieren : Amplival Pol u Auf-/Durchlicht
Für psychedelische Farben : Fluoval 2 Auflichtfluoreszenz
Für farbige Streifen : Epival Interphako

Detlef Kramer

Hallo Carsten,

ich habe auf die Schnelle keinerlei Fehler in der Beschriftung erkennen können. Eine schöne, gründliche Abhandlung!

Herzliche Grüße
Detlef
Dr. Detlef Kramer, gerne per DU

Vorstellung: Hier klicken

Heiko

Hallo Carsten,

Robinia wird oft als Paradebeispiel für Thyllen genannt. Hast Du welche gefunden?

Meine Rasierklingen-Versuche scheiterten kläglich am Robinien-Holz. Fündig wurde ich dann bei Parthenocissus:



Gratuliere zu Schnitt-, Färbe- und Aufnahmetechnik.

Viele Grüße,
Heiko

Carsten Wieczorrek

Hallo Heiko,

ich musste erst mal Googlen, was Thyllen sind. Sind mir nicht aufgefallen, aber ich werde morgen mal danach suchen. Dass Du mit einer Rasierklinge Probleme hattest, glaube ich gerne.

Carsten
Für's grobe : GSZ 1
Zum Durchsehen : Amplival Hellfeld, Dunkelfeld, INKO, Phasenkontrast
Zum Draufsehen : Vertival Hellfeld, Dunkelfeld
Zum Polarisieren : Amplival Pol u Auf-/Durchlicht
Für psychedelische Farben : Fluoval 2 Auflichtfluoreszenz
Für farbige Streifen : Epival Interphako

Fahrenheit

Lieber Carsten,

schöne Schnitte durch hartes und öliges Holz. Die Blässchen sind schon seltsam, zumal sie nur im Mark entstehen. Bei mir tauchen die auf, wenn mein Isopropanol zu feucht geworden ist, aber dann wahllos über den ganzen Schnitt verteilt.
Eine andere Möglichkeit sind Öle oder Sekrete im Schnitt. Aber Du sagst, Du hast mit Chlorlauge gespült. Versuch' mal, den Schnitt zuerst schrittweise in Wasser zu überführen und dann zu bleichen - auch wenn Du dann nochmals sehr gründlich spülen musst.

Thyllen sind Einstülpungen der lebendigen Xylemparenchymzellen durch die Tüpfel in die abgestorbenen Tracheen oder Tracheiden. Dies passiert, um verletzte Stellen "abzudichten" und somit den Sog in den Leitgefäßen aufrecht zu erhalten. Im Bild 11 hast Du eine erwischt: sie ragt etwas links oberhalb der Bildmitte in eine Trachee hinein.

Herzliche Grüße
Jörg

p.s.
Gelistet! :)
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Arbeitsmikroskop: Leica DMLS
Zum Mitnehmen: Leitz SM
Für draussen: Leitz HM