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Rogenstein

Begonnen von plaenerdd, Juli 16, 2018, 18:40:30 NACHMITTAGS

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plaenerdd

Hallo,
in Ilsenburg am Harz fand ich im Bauschutt am Rande eines Parklatzes oberhalb vom Kloster schöne Kalkoolithe. Im Klosterhof sind auch mehrere Mauern aus diesem Material erbaut. Das Gestein erinnert tatsächlich an Fischrogen, daher der althergebrachte Name "Rogenstein". Im Harzvorland ist dieses Gestein über Jahrhunderte als Werkstein abgebaut worden. Es stammt aus dem Unteren Bundsandstein. Die einzelnen Ooide haben hier bis ca. 5mm Durchmesser. Hier erstmal zwei Handstücke:


Während in dem linken Stück kaum halbierte Ooide zu finden sind, zeigt das rechte sehr schön angewitterte halbierte Kalkkügelchen, die sehr schön den konzentrischen Aufbau zeigen.


So richtig schön finde ich aber den stereoskopischen Anblick unter dem Bino, an dem ich leider keine ordentlichen Bilder machen kann. Darum hier nocheinmal der gleiche Stak aus 87 am VERTIVAL fotografierten Einzelfotos als Anaglyphenbild erzeugt mit PICOLAY. Leider ist das 4er Objektiv z.Z. mein kleinstes für Auflicht, so dass der Ausschnitt recht klein ausfällt. Hätte gerne mehrere von den Ooiden gleichzeitig im Bild.


Vielleicht bekomme ich mit etwas Hilfe ja auch noch einen schönen Dünnschliff zustande, wie den, den Dünnschliffbohrer hier vorgestellt hat und grob betrachtet aus der gleichen Gegend stammt.

Beste Grüße
Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph

Klaus Herrmann

Hallo Gerd,

gerade letzte Woche habe ich bei einem Freund  verschiedene Proben geschnitten und geschliffen darunter auch das letzte Stück dieser Probe, die ich hier gezeigt hatte:

https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=23061.0
Er hat Diamantschleifteller - ein Traum: die ziehen das Material in nullkommanix runter.
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


Vorstellung: hier klicken

plaenerdd

Hallo,
Dank der Hilfe von Thomas "mikromax" habe ich nun auch von dem oben gezeigten Stück einen Dünnschliff. Thomas hatte gerade noch einen von 3 Plätzen frei in seiner Topfschleifmaschine, so dass er mir zeitnah einen Dünnschliff herstellen konnte, den ich nur noch eindecken musste. Hier ein Übersichtsfoto (Panorama aus ca. 120 Fotos fotografiert mit dem Semiplan 3,2/0,10 von CZJ), das einen Ausschnitt von ca. 1,2cm zeigt, was fast dem ganzen Schliff entspricht.

Ist aber doch ganz schön anzusehen finde ich.
Beste Grüße
Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph

Reinhard

Hallo Gerd,

das ist ein sehr interessantes und ästhetisches Bild.
Wer weiß, welche Informationen noch in den "Jahresringen" verborgen sein könnten?

viele Grüße
Reinhard
seit wann ist Kunst ein Fehler ?



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www.mikrochemie.net

olaf.med

.... und bei gekreuzten Polarisatoren könnte es dann so aussehen (wenn man so mutig ist den Schliff auch so dünn zu machen, dass der Calcit in Farben niedriger Ordnung erscheint):



Herzliche Grüße,

Olaf
Gerne per Du!

Vorstellung: http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=4757.0

... und hier der Link zu meinen Beschreibungen historischer mineralogischer Apparaturen:
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=34049.0

Dünnschliffbohrer

Lieber Gerd,
ich antworte jetzt einfach mal hier in diesem Diskussionsfaden, um nicht hin und her zu springen: danke für die Information zu dem UV Kleber das war genau die Information die ich suchte. Ich werde versuchen das Zeugs zu kriegen, aber mit einem Glase könnte sehr schwierig werden. Das hatte ich gemerkt, als ich seinerzeit unter Glasscheiben für die Stereomikroskope suchte.Internet habe ich das Zeug zwar schon gefunden, aber es ist wohl nicht so einfach dort zu bestellen, da die Anbieter wohl zum Teil nur an Gewerbebetriebe abgeben. Ansonsten ist das Schiff ja sehr schön geworden! Bei deinem Rogenstein überwiegt wohl etwas das sandige Bindemittel gegenüber den Ooiden?

Lieber Olaf,
hat das denn etwas mit trauen zu tun? Ich hatte immer die Erfahrung gemacht, dass die Schliffe anfangen wegzubröseln, sobald man nur unter (geschätzt) 20my schleift. In der Keramikindustrie machen ja wohl erheblich dünnere Schliffe, aber mit anderen Methoden? Was nimmst du denn dafür für einen Kleber? Meine Vorstellung war, dass der Schliff spröder ist, als der nachgiebige Kleber zwischen Schliff und Objektträger, und so beim Schleifen der Schliff ab einer gewissen Dicke fragmentiert wird.
Aber hier mal eine ganz andere Frage, die ich schon lange stellen wollte: beim Kleber ist es ja nun üblicherweise wichtig, dass der Brechungsindex dem von Kanadabalsam entspricht. Aber bei der Kleberschicht zwischen dem Schliff und dem Objektträger sollte der Brechungsindex doch eigentlich egal sein, oder? Es müsste doch ausreichen, um den Brechungsindex der Mineralkörner einzuschätzen, wenn man entschließt mit Kanadabalsam oder dergleichen abdeckt. Was beleuchtungsseitig dazwischen ist,die sollte doch so egal sein, wie die genaue Dicke des Objektträgers, solange der Kleber selbst nicht doppeltbrechend ist. Das hieße, dass man zum Schleifen eigentlich irgendeinen beliebigen transparenten Kleber nehmen könnte, der sich gut verarbeiten lässt.
Ansonsten ist mir noch beim Betrachten deines Schiffes aufgefallen, dass die Sandkörnchen doch eigentlich die normalen Interferenzfarben, wie man sie bei der Standard-Schichtdicke erwarten würde, zeigen? Wie verträgt sich das mit den Interferenzfarben der ersten Ordnung des Kalzites?

Allen noch einen schönen Sonntagnachmittag!
"Und Gott sprach: Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei; und er schuf um ihn Laubmoose und Lebermoose und Flechten und ein Mikroskop!"
[aus: Kleeberg, Bernhard (2005): Theophysis, Ernst Haeckels Philosophie des Naturganzen,  S. 90]

olaf.med

Lieber DSB,

ich nehme garkeinen Kleber, sondern das Gesteinsstück, bringe es in die Präparations-Abteilung des Instituts, die einen ausgezeichneten Ruf genießt, und hole mir gelegentlich den fertigen Schliff ab  ;). Den letzten egenen Schliff habe ich vor ca. 40 Jahren gemacht. Daher kann ich dabei eigentlich nicht mitreden.

Die andere Frage kann ich aber sehr wohl beantworten. Es ist nicht egal welchen Brechungsindex der Kitt hat, denn er liegt ja nicht als planparallele Platte auf oder unter dem Schliff, sondern füllt natürlich die Unebenheiten, die beim Schleifen auf der Kristalloberfläche entstanden sind, aus. Entspricht der Brechungsindex des Kitts genau dem des Minerals, sind die Unebenheiten unsichtbar, je weiter er aber von dem des Kristalls entfernt ist um so deutliche werden sie. Dies bezeichnet man als Chagrin und es ist ein wesentliches diagnostisches Merkmal, das verfälscht wird, wenn man einen Kitt nimmt, der einen deutlich anderen Brechungsindex hat als 1,515.

Mein Schliff ist schon sehr viel dünner als die Standard-Schliffdicke. Die Quarze zeigen ja nur mittelgrau als maximale Interferenzfarbe. Nur ein Korn ist weiß, und dabei wird es sich wohl um ein anderes Mineral handeln. Ich denke dass die Schliffdicke bei maximal 15 µm liegt.

Herzliche Grüße,

Olaf
Gerne per Du!

Vorstellung: http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=4757.0

... und hier der Link zu meinen Beschreibungen historischer mineralogischer Apparaturen:
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Dünnschliffbohrer

Lieber Olaf,

ich glaube dir natürlich, wenn du schreibst, dass auch der Brechungsindex von der unteren Schicht Kleber relevant ist. Nur verstehe ich es nicht.
Die Tiefenschärfe zumindest eines 10er Objektives sollte doch so gering sein, dass die Rauigkeit der Unterseite des Gesteinsschliffes überhaupt nicht mehr abgebildet wird.
Mit dem Chagrin war mir das soweit eigentlich klar, nur dachte ich, dass wenn ich von oben (d.h. Deckglas-seitig) das Präparat hinein fokussiere, die Rauigkeit der oberen Seite des Schiffes einzig optisch relevant ist.
Meine Annahme war daher, dass man gewöhnlich nur für oben und unten den gleichen Kleber nimmt, damit ein Labor, welches nicht diese Kleber-Probleme hat, sich Arbeit und Materialbevorratung vereinfacht.

Mit fragenden Grüßen (ich bin nicht der einzige, der Frage interessiert)
"Und Gott sprach: Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei; und er schuf um ihn Laubmoose und Lebermoose und Flechten und ein Mikroskop!"
[aus: Kleeberg, Bernhard (2005): Theophysis, Ernst Haeckels Philosophie des Naturganzen,  S. 90]

olaf.med

Lieber DSB,

natürlich ist es nicht relevant ob das Chagrin von der Unterseite oder der Oberseite kommt, aber wenn ich von unten  durch die falsch Immersion schon Effekte bekomme überlagern sie das was ich eigentlich sehen möchte! Chagrin und Relief betrachtet man immer bei geringer Apertur (relativ weit zugezogener Aperturblende), und da hat auch das 10er Objektiv eine beträchtliche Tiefenschärfe, jedenfalls so viel, dass die Unterseite erheblich stört. Dazu kommt noch ein anderer Effekt. Bei Seriendünnschliffen werden in der Regel die Objektträger zunächst auf die gleiche Dicke geläppt. Sie haben dann natürlich einen Feinschliff auf der Seite, auf der das Gestein aufgekittet wird (was den angenehmen Nebeneffekt hat, dass der Kitt auch besser haftet). Daher muss der Kitt auch möglichst nahe an dem Brechungsindex des Glases  liegen (BK 7, n~1,515). Nur dann stört das Chagrin des Glases nicht.

Alles klar? Herzliche  Grüße,

Olaf

Gerne per Du!

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