Der Koloss von Steglitz - Theodolit-Mikroskop XXXL von R. Fuess

Begonnen von olaf.med, Oktober 02, 2017, 18:39:29 NACHMITTAGS

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Wutsdorff Peter

Hallo Olaf,
ich bin ganz Deiner Meinung. Aber wie diese Diskussion in einen neuen Faden verschoben wird, weiß ich nicht.
Ob ich überhaubt dazu befugt bin ebenfalls nicht.

Hallo DFB,
daß es keine Möglichkeit beim Poladun VI zum Zentrieren des Tisches gibt, kann ich mir einfach nicht vorstellen.
Du hast eine PN von mir

Gruß Peter

Dünnschliffbohrer

Hallo Olaf und Peter,
ich wollte den Diskussionsfaden nicht kapern, es hat sich einfach so ergeben, nachdem das Thema auf die Rathenower Polmi´s kam. Wenn man das abtrennen könnte, d.h. die thematisch abdriftenden Beiträge herausfiltern und in einem neuen Faden wieder ablegen könnte, wäre ich auch dafür. Aber so etwas kommt hier im Forum öfters mal vor.

Das von dir zuletzt abgebildete U-Tischmikroskop erinnert mich mit seinem Fuss irgendwie an das Kleinmikroskop ST von Winkel-Zeiss. Fast als wäre dieser Fuss damals kurzzeitig Mode gewesen.

Viele Grüße, Dsb
"Und Gott sprach: Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei; und er schuf um ihn Laubmoose und Lebermoose und Flechten und ein Mikroskop!"
[aus: Kleeberg, Bernhard (2005): Theophysis, Ernst Haeckels Philosophie des Naturganzen,  S. 90]

olaf.med

#62
Liebe Freunde der Kuriositäten,

nun muss ich dieses alte Thema doch noch einmal hervorkramen, da sich plötzlich und völlig unerwartet etwas Unglaubliches ereignet hat.

Vor etwa zwei Wochen bekam ich, fast zeitgleich aber völlig unabhängig voneinander, von zwei lieben Freunden aus dem Forum den Hinweis, dass auf eBay etwas angeboten wird, das mich - möglicherweise, vielleicht, unter Umständen - interessieren könnte. Als ich das Angebot aufgerufen habe, konnte ich es nicht fassen. Es war ein kompletter Zubehör-Satz zu einem Theodolit-Mikroskop im Original-Kästchen, bestehend aus zwei Objektiven mit langem Arbeitsabstand, einem Satz von Halbkugelsegmenten und 4 Kompensatoren.

Dass so etwas jemals auf dem Markt auftauchen könnte hielt ich bis dahin für ganz ausgeschlossen, da die Gesamtzahl der bekannten Theodolit-Mikroskope ja sehr gering ist und die Dunkelziffer wahrscheinlich nicht hoch. Ich bin sicher, dass die Chance auf die berühmte 6 mit Zusatzzahl größer ist, als so einen Satz zu finden.

Natürlich bin ich mit einem unanständig hohen Gebot an die Auktion gegangen, da ich mir dieses Zubehör auf keinen Fall entgehen lassen wollte. Der Zuschlag erfolgte dann zwar nicht zum Schnäppchenpreis, aber doch noch ganz verträglich, und heute kam das Objekt der Begierde schließlich an - der Götterbote ist ja ziemlich flügellahm  ;D.

Es zeigte sich, dass sowohl die Einzelteile als auch das Kästchen in hervorragendem Zustand waren und damit eine perfekte Ergänzung zum Koloss sind, neben dem sie nun auch einen würdigen Platz in der Vitrine gefunden haben. Von diesem kann man nun mit Fug und Recht sagen, dass er komplett ist.





Heute Abend gönne ich mir noch einen ganz besonderen Schluck.....  :) :) :) :). Nochmals vielen, vielen Dank an die lieben Freunde, auf deren Wohl ich trinken werde.

Herzliche Grüße,

Olaf
Gerne per Du!

Vorstellung: http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=4757.0

... und hier der Link zu meinen Beschreibungen historischer mineralogischer Apparaturen:
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=34049.0

TPL

Lieber Olaf,

herzlichen Glückwunsch zu diesem unglaublichen Glücksfall! Ich erspare Dir mal denn XXXL-Daumen, aber Du weißt ja, wie's gemeint ist.

Übrigens hatte ich Deinen Eingangsbeitrag seltsamerweise übersehen. So sitze ich jetzt seit knapp 1 1/2 Stunden vor diesen Bildern und Texten und komme aus dem Staunen nich mehr heraus. Was für ein Glück, dass diese Geräte bei Dir nicht nur in kundigen Händen, sondern auch noch bei einem begnadeten Didakten stehen, der aus seiner Mission keinen Hehl macht!

Danke für's Zeigen, erklären, wieder zeigen und wieder erklären.

Herzliche Grüße
Thomas

Fahrenheit

Lieber Olaf,

herzlichen Glückwunsch zu dem Fang! Ich freue mich für Dich!

Liebe Grüße
Jörg
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Arbeitsmikroskop: Leica DMLS
Zum Mitnehmen: Leitz SM
Für draussen: Leitz HM

Florian D.

Zitat von: olaf.med in Oktober 04, 2017, 15:12:08 NACHMITTAGS
hier kannst Du eine Einführung in die U-Tisch-Mikroskopie herunterladen.

Lieber Olaf,

es kam hier ja schon die Frage, ob man dies auch mit einfacheren Mitteln bewerkstelligen kann. Ich habe mir das Buch, dass Du geschickt hat, daraufhin mal angesehen. Im Prinzip bekommt man doch alle benötigten Informationen auch mit einem Spindeltisch heraus, im speziellen die Lagen der Hauptachsen der Indikatrix. Man müsste halt einen Objektträger mit den Halbkugeln drauf montieren können.

Gruss,
Florian 

olaf.med

Lieber Florian,

so einfach ist es leider nicht. Spindeltisch- und U-Tich-Verfahren sind in der Meßmethode prinzipiell ganz unterschiedlich und daher auch für verschiedene Zielsetzungen geeignet. Die Schnittmenge ist sehr gering, die Verfahren ergänzen sich also und ersetzen nicht das jeweils andere.

Beim Spindeltisch ist man prinzipiell auf isolierte Einkristalle angewiesen. Die Bestimmung der Lage der Indikatrix erfolgt unproblematisch und der Achsenwinkel ergibt sich sehr genau aus den Auslöschungskurven. Manipulationen an der Umgebung der Kristalle sind einfach möglich, daher kann man die Brechungsindizes gut bestimmen. Kristallographische Bezugeselemente, wie z. B. Kristallflächen oder Zwillings-Verwachsungsebenen lassen sich aber schlecht oder garnicht einmessen.

Beim der Universal-Drehtisch-Methode untersucht man die Körner im Verband und hat daher auch eine genetische Information. Dafür kann man aber am Dünnschliff schlecht oder garnicht manipulieren, die Bestimmung der Brechungsindizes ist nicht ohne Weiteres möglich. Bei der Bestimmung der chemischen Zusammensetzung der Feldspäte (Plagioklase), und das ist ja die Domäne des U-Tischs, vermißt man die Lage der Indikatrix im Kristall und benutzt dabei die Zwillings-Verwachsungsflächen der eigentlich immer verwillingten Plagioklase als morphologisches Bezugselement. Das wäre ja z.B. am Spindeltisch nicht möglich, da man Zwillinge m.E. nicht messen kann.

Herzliche Grüße,

Olaf
Gerne per Du!

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Florian D.

Hallo Olaf,

meine Frage zielt eher darauf ab, wie viele Achsen man mindestens braucht, um mit einer "arme Leute" Version aus einem Dünnschliff dieselben Informationen herauszuholen wie am 3-5 achsigem U-Tisch.
Neben der normalen Drehtischachse scheint mir hier die K-Achse ausreichend, da man hiermit im Prinzip wie am Spindeltisch die Lage der optischen Hauptachsen sowie 2V etc. bestimmen kann. Das Aufsuchen irgendwelcher Zwillingsachsen und -ebenen oder Spaltflächen erfordert ja auch nur die K-Achse, da man damit (fast) jeden Vektor in die Drehtischebene bringen und damit präzise vermessen kann.

Gruss,
Florian 

olaf.med

#68
Lieber Florian,

zur Orientierung einer Raumrichtung genügen zwei Achsen: die Mikroskoptischachse und eine Achse senkrecht dazu, die Spindelachse am Spindeltisch. Mit der Spindelachse kann man die gewünschte Raumrichtung in die Tischebene stellen und dann mit der Mikroskoptischachse zur Messung parallel zu einem Polarisator.

Zur Orientierung einer Fläche im Raum benötigt man aber schon drei Achsen, eine zur Orientierung des Vektors in der Fläche senkrecht zur zweiten Achse (N-Achse am U-Tisch), die zweite Achse zum Einpendeln der Fläche senkrecht zum Mikroskoptisch (h-Achse am U-Tisch) und dann die K-Achse zur Kontrolle der richtigen Einstellung. Die Mikroskoptischachse hat hier nur die Hilfsfunktion um schnell in die Diagonalstellung zu wechseln. Bei Spaltflächen könnte man zur Not auf die K-Achse verzichten, da man an der Schärfe direkt erkennt, ob sie bereits richtig senkrecht zur Mikroskoptischachse orientiert ist, nicht jedoch bei den Symmetrieebenen der Indikatrix. Da ist die K-Achse zur Kontrolle unverzichtbar.

Herzliche Grüße,

Olaf
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Florian D.

Meine Idee ist Folgende:
Du misst den Drehtisch-Extinktionswinkel für mindestens 4 verschiedene Rotationswinkel um die K-Achse.
Mit diesen Winkeln gehst Du in Excalibr und bekommst neben 2V die Polarkoordinaten der optischen Achsen sowie der Hauptachsen der Indikatrix.
Spaltflächen, Zwillingsebenen etc. lassen sich durch Drehung um K in Vertikalposition bringen, d.h. man bekommt auch Ihre Lage in Polarkoordinaten.
Dies sind aber doch genau die Bestimmungsstücke, die man auch mit der dreiachsigen Pendelei bekommt.

Viele Grüsse,
Florian

olaf.med

#70
Lieber Florian,

die Dinger sehen so aus, und das ist schon ein ausgewähltes Exemplar mit relativ groben Zwillingslamellen, deren Verwachsungsebenen fast senkrecht zur Schliffeben stehen. Da hat man mit dem Spindeltisch natürlich gar keine Chance. Am U-Tisch hat die K-Achse ja die gleiche Orientierung wie die Spindel am Spindeltisch. Auch hier gibt es daher schon nach geringen Drehbeträgen Überlagerung durch die benachbarten Zwillingsindividuen. Ich glaube nicht, dass Dein Verfahren praktisch funktioniert.



Herzliche Grüße,

Olaf
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Florian D.

#71
Lieber Olaf,

verstehe. Das war auch meine Befürchtung. Aber die Überlagerung der Lamellen bei Verkippung des Präparats sollte sich doch bei der klassischen U-Tischmethode genauso störend bemerkbar machen?
Ausserdem könnte man den OT ja so montieren, dass die Lamellen senkrecht zur K-Achse stehen. An einem richtigen U-Tisch kannst Du das natürlich mit der N-Achse bequem einstellen.

Viele Grüsse,
Florian

PS: Jetzt, wo ich darüber nachdenke: Wenn man das wirklich an einem U-Tisch macht könnte man ja so vorgehen:
Man nutzt N und H, um die Zwillingsachse parallel zur K-Achse zu legen. Mit der K Achse kann man dann noch z.B. irgendwelche Spaltflächen senkrecht zur Tischebene bringen. Den entsprechenden K-Winkel gibt man als MR an.
Dann sind die Indikatrixachsen, die man mit Excalibr erhält, bereits perfekt am Kristallgebäude ausgerichtet.

olaf.med

Lieber Florian,

in den Dünnschliffen haben wir planparallele Scheibchen von nur 30 µm, da findet man eigentlich immer irgendeine Partie in den Lamellen, die nicht von anderen überlagert wird, wenn die Verzwillingung nicht zu feinscharig ist.

Dein Verfahren könnte man wirklich einmal ausprobieren, aber eine Messung kann ich erst nach der Kornrade durchführen. Wir sollten also iun zwei Wochen nochmals darüber reden.

Herzliche Grüße,

Olaf
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Florian D.


Florian D.

Zitat von: olaf.med in März 01, 2018, 19:27:24 NACHMITTAGS
Lieber Florian,

in den Dünnschliffen haben wir planparallele Scheibchen von nur 30 µm, da findet man eigentlich immer irgendeine Partie in den Lamellen, die nicht von anderen überlagert wird, wenn die Verzwillingung nicht zu feinscharig ist.

Dein Verfahren könnte man wirklich einmal ausprobieren, aber eine Messung kann ich erst nach der Kornrade durchführen. Wir sollten also iun zwei Wochen nochmals darüber reden.

Herzliche Grüße,

Olaf

Hallo Olaf,
ich wäre immer noch gespannt, ob das funktioniert. Hast Du Dich von der Kornrade inzwischen erholt?

Viele Grüße,
Florian